"State of the art" war damals MP2 (Musicam) und für DAB waren üblicherweise 192 kbps stereo vorgesehen. Das klingt, wenn der Codec nicht verbugged ist, auch ordentlich, für "unterwegs" sowieso, fürs Wohnzimmer ist es eine Art Untergrenze. Doch fürs Wohnzimmer hatte man ja DSR vorgesehen. Noch heute (so sich nicht in den letzten Monaten was geändert haben sollte) führt Deutschlandradio Kultur seinen UKW-Standorten das Signal via 192 kbps MP2 zu. Stört es jemanden? Fällt es auf? Als ich 2012 mal einen Techniker vom DRadio fragte, warum man die Berliner UKW-Frequenz (damals noch aus Britz) mal via diese 192 kbps von Satellit zuführe und dann auch wieder über eine unreduzierte Zuführung, war er erschrocken, daß ich das gehört hatte. Er bestätigte das, wollte mir aber keinen Grund nennen.
Willkommen beim ursprünglichen DAB.
Alle Stereoprogramme in 192 kbps MP2, Bayern 4 Klassik in fetten 256 kbps MP2 (Qualität wie DLF und DKultur auf Astra), reine Infoprogramme gerne in 128 kbps MP2 mono.
Geht mir auch so. Die muß DAB+ bieten, wenn es keinen Rückschritt geben soll. Und die bietet es oft nicht. Künftig ist ähnliches auch auf Satellit zu erwarten.
Ich bin gerade dran an einer Klärung der "offenen Punkte" (für mich offenen), was die Klangqualität von AAC (DAB+ Audiocodec) betrifft. Es ist schon auffällig, daß 96 kbps LC-AAC aus einem Software-Codec auf dem PC (Fraunhofer-Codec sogar) für mich klanglich nicht von 192 kbps MP2 linear stereo aus einem Software-Codec einer "amtlichen" Rundfunk-Software auseinandergehalten werden kann. Bislang getestet mit Klassik (eine sehr räumliche, transparente, schlanke Aufnahme des "Bolero" aus der Dresdner Lukaskirche), normalem Pop, hart komprimiertem und geclipptem Electro-Pop sowie sparsam arrangiertem Singer/Songwriter.
Diese 96 kbps kann man aber nicht mit der den 96 kbps vergleichen, die für bestimmte DAB-Programme angegeben werden, z.B. für die des BR mit ausnahme BR Heimat und BR Klassik.
Bei DAB kommt zusätzlich eine Reed-Solomon-Codierung zum Einsatz, die es ermöglicht, 5 zufällige Fehler-Bytes je empfangenem Datenwort von 120 Byte zu korrigieren. Das ist zusätzlicher Schutz für die Empfangssicherheit, bringt aber 10 Byte Partity zu jeden 110 Byte Audio Super Frame. Also bläst sich alles auf 120/110 auf oder umgekehrt: von den 96 kbps kann ich schonmal gedanklich 8 kbps abziehen und habe nur noch 88 kbps Daten. Davon geht dann noch alles ab, was an Zusatzdaten gesendet wird: Texttafeln als Grafik etc. Wenn das auf 8 kbps begrenzt wird (eine "Briefmarke" von 16 kByte lädt dann schon 16 Sekunden!), haben wir schon nur noch ca. 80 kbps Audio. Und das ist, da wir im Magerbitraten-Bereich hantieren, doch schon spürbar. Der SRF in der Schweiz operiert nun mit so mickrigen Bitraten, daß sie auf Zusatzdaten komplett verzichten, um nicht noch erbärmlicher zu tröten.
Aber selbst ein DAB-Programm mit 120 kbps LC-AAC weist bereits schlechtere Audioparameter auf als das eingangs zitierte 96er LC-AAC aus dem Software-Codec. Und da gibt es für mich Klärungsbedarf. Wäre die DAB-Realität so gut wie der Software-Codec, hätten wir bei 96 kbps LC-AAC eine UKW-vergleichbare Qualität, also bei 112 bis 120 kbps für das jeweilige Programm. Damit gingen in EEP 3-A 9 bis 10 Programme in einen Mux. Kalkuliert wird meist mit 12 bis 17 (!) Programmen - wer das tut, schließt UKW-Qualität von vornherein aus.