Wie so oft: vieles, was die Öffentlich-Rechtlichen machen, unterscheidet sich nur marginal von den Privaten. Aber anspruchsvolle Inhalte finden praktisch ausschließlich bei den Öffentlich-Rechtlichen statt. Würde man die Öffentlich-Rechtlichen wegen ersterem schleifen, würde man auch letzteres verlieren.
Ein meinungsbildendes Medium in einer großen zentralen Anstalt zu bündeln, ist in einer Demokratie immer brandgefährlich. Egal ob "öffentlich-rechtlich", staatlich oder privat. "BBC! BBC!" rufen diejenigen gerne, die eine Zentralanstalt als Lösung der Reibungsverluste und Orientierungslosigkeit der deutschen Anstalten propagieren. Und dabei übersehen, dass die BBC weder perfekt noch unumstritten ist. Und dass sie auf einer spezifisch britischen politischen Kultur aufbaut, die sich, selbst wenn man es wollte, nicht so einfach exportieren lässt. Schon mal nach Polen geschaut? Dort gibt es die zentrale Fernsehanstalt. Und dort wird, traditionellerweise gleich nach dem Regierungswechsel, als erstes der Intendant gegen einen treuen Parteigänger ausgetauscht. In Spanien genauso, und in vielen anderen (v.a. süd-)europäischen Ländern ist es kaum besser.
Bei den Privaten ist eine Zentralisierung natürlich kaum besser. Die Konzentration des einst zersplitterten deutschen Privat-TV-Markts auf zwei private Gruppen (RTL/Bertelsmann und Kirch) wurde von der Politik ja nicht nur zugelassen, sondern aktiv befördert, gerade weil sich Rote und Schwarze davon (partei-)politische Vorteile erhofften. Wenn der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk erst einmal zurückgedrängt worden ist, wird die Folge nicht sein, dass wir einen staatsferneren Rundfunk bekämen, sondern dass bestimmte politische Kreise ihren Einfluss bequem in Hinterzimmern durchsetzen können, statt den umständlichen und, vor allem, öffentlichen Weg über die Rundfunkgesetze und Rundfunkräte gehen zu müssen.
Nicht zuletzt bewahrt ein föderal aufgestellter öffentlich-rechtlicher Rundfunk auch die kulturelle Freiheit. Ja, es gibt Bayern 2, "der Tag" von hr2, Radio Eins, den NDR-Info-Nachtclub usw. nur im jeweiligen Sendegebiet (es sei denn, man verfügt über Internet, Kabelanschluss oder Satellit). Aber es gibt sie! Dass es sie auch in einer bundeseinheitlichen Anstalt gäbe, ist zweifelhaft. Es ist ja nicht mal sicher, dass es dann den DLF in der heutigen Form weiter gäbe. "Aber," so schallt es dann wieder aus dem Kreis der Erleuchteten, "die neue Zentralanstalt hätte doch sooo viel Geld, die könnte sich doch ein Bayern 2 mit Links leisten, und ein Radio Eins ohnehin!" Als ob das das Kriterium wäre! WDR und SWR hätten auch heute schon mehr als genug Geld, um sich ein Radio Eins oder ein Bayern 2 zu leisten. (Der WDR leistet sich ein WDR 5, was zumindest im Wort an Bayern 2 herankommt.) Das Problem ist nicht das Geld. Das Problem sind die Präferenzen der jeweiligen Direktion, und dieses Problem würde in einer zentralen Anstalt genauso auftreten - bzw. wäre es noch schlimmer, weil es dann keine Fremdanstalt zum Ausweichen gäbe.
Debatten durch die CSU und über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk werden meist nicht mit Fakten, sondern auf Basis von simplizistischen Weltbildern, Vorurteilen und Machtgehabe geführt. Das hier ist keine Ausnahme.