Deutsche Radiosender: Ein Armutszeugnis

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AW: Deutsche Radiosender: Ein Armutszeugnis

Dagegen sind die größten deutschen Städte doch einwohnerzahlenmäßig bestenfalls Kuhdörfer.

Na ja, das ist so ja auch nicht ganz korrekt!
Fakt ist: Rundfunk ist bei uns sache der Länder und nicht des Bundes!
Fakt ist aber auch: dass Frankreich ein Zentralstaat und keine Bundesrepublik ist.

Wenn bei uns nun der Rundfunk Sache des Bundes wäre, würden beispielsweise am Standort Hamburg eine ganze Reihe Sender einfach wegfallen, daraus würden am Standort Hamburg viele leistungsstarke Frequenzen frei werden, die jetzt auf einmal mit Sendern aus Berlin bestückt werden können. Da hätten wir Formatradios, Jazz FM, KissFM, StarFM und da hätten wir ein Kultur, ein Informations, ein Jugend und ein Pop-Programm.

So, jetzt habe ich ein bißchen meiner Phantasie freien Lauf gelassen, bevor ich hier einen zwischen die Hörner kriege! Aber ich denke, dass ist das große Problem!:wall:
 
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Na ja, das ist so ja auch nicht ganz korrekt!
Fakt ist: Rundfunk ist bei uns sache der Länder und nicht des Bundes!
Fakt ist aber auch: dass Frankreich ein Zentralstaat und keine Bundesrepublik ist.

Rundfunk ist keine Sache der Länder oder des Bundes... Rundfunk ist eine Sache der Hörer!

In Hamburg oder Berlin würden sich Nischenprogramme nicht halten. Schlicht, weil es für sie kein Publikum gibt.

In London oder Paris ist das eher kein Problem, weil es allein aufgrund der sehr viel größeren Einwohnerzahl auch ein sehr viel größeres Publikum für Nischenprogramme gibt.

Es hat nichts mit irgendwelchen Zulassungen oder Regulierungen zu tun.
 
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Erstaunlich, mit welchem Eifer diese Diskussion zum 200+x-ten Mal geführt wird!
Von mir dazu nur so viel: Die Metropolen-Theorie ist schon allein deswegen nicht haltbar, weil es auch in anderen Ländern mit der Formatvielfalt funktioniert, zum Beispiel in Italien, Spanien, Skandinavien, Griechenland..., wobei vor allem in Südeuropa viele Sender gerade mal für einen Landkreis senden.
Hätten wir, wie in Frankreich, meinetwegen fünf oder sechs bundesweite Privatsender, würden die mit Sicherheit auch nicht alle dasselbe Format senden, sondern höchstens zwei davon. Ein deutschlandweit terrestrisch via UKW empfangbarer Rock- oder Dancesender würde sich ohne Frage in jedem Fall rechnen, auch wenn er höchstwahrscheinlich niemals die Quoten eines bundesweit fungierenden Hitradios erreichen würde.
Das reicht jetzt aber auch wieder, wurde doch schon alles besprochen hier.

In Hamburg oder Berlin würden sich Nischenprogramme nicht halten. Schlicht, weil es für sie kein Publikum gibt.

In London oder Paris ist das eher kein Problem, weil es allein aufgrund der sehr viel größeren Einwohnerzahl auch ein sehr viel größeres Publikum für Nischenprogramme gibt.
Käse! Nirgendwo in Europa gibt es so viele Städte mit über einer halben Million Einwohner wie in Deutschland. Und dann machst du einzelne Metropolen, wie du sie in Abgrenzung zu Berlin nennst, dafür verantwortlich, dass in ganz Frankreich oder Großbritannien Nischenformate zu empfangen sind? Blödsinn.

Wenn ihr schon detaillierte Ursachenforschung betreiben wollt, dann dürft ihr Deutschland nicht als großes Ganzes betrachten, sondern müsst den Blick auf die einzelnen Bundesländer werfen.

Bei dieser Gelegenheit:
Rundfunk ist keine Sache der Länder oder des Bundes... Rundfunk ist eine Sache der Hörer!
Was 'n Schwachfug.

Wie man am Berliner Markt sehen kann, kann durchaus auch in deutschen Landen eine vielfältige Radiolandschaft entstehen, wenn denn nur die Rahmenbedingungen stimmen. Natürlich hat die Hauptstadt auch ihre Dudler, aber auch einige Nischen sind erfolgreich besetzt (Rock, Black, Jazz, Kinder, Alternative, Softgedudel...). Und warum ist das so? Weil die Rahmenbedingungen stimmen. Es sind so viele Sender am Markt, dass es sich für einige eher lohnt, sich eine Nische zu suchen, als mit den anderen AC-Sendern um die Hörer zu wetteifern. Außerdem konkurriert die örtliche ARD-Anstalt nicht mit den schlimmsten Dudlern, so wie es in einigen anderen Märkten der Fall ist - zumindest nicht in diesem Ausmaß.
 
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In Hamburg oder Berlin würden sich Nischenprogramme nicht halten. Schlicht, weil es für sie kein Publikum gibt.

Woher nimmst Du diese Behauptung? Dann müßte es doch nach Deiner Logik in Amsterdam nur schlechte Programme geben, wenn Du das kleine Amsterdam jedoch mit dem großen Hamburg oder dem riesigen Berlin vergleichst, welches laut Einwohnerzahl und Fläche größer als Paris (nur die Stadt) ist, stellst Du fest dass Radio eben nicht nur nach Einwohnerzahl sondern auch nach Regulierungen unterworfen ist. Bei uns ist es einfach so, dass sich die großen Privatsender in kleinen Ländern starke Frequenzen gesichert haben und somit auch einen Quotendruck erfüllen müßen. Somit ist das UKW Band überfüllt und kaum Platz für ein Nischenprogramm. Und Nordrhein-Westfahlen liegt auch Radiotechnisch brach, weil die Landesregierung es bis heute nicht hinbekommen ein landesweites Privatradio lizensieren zu lassen.

Sehr wohl hat die Politik großen Einfluss auf das Radiogeschehen.:rolleyes:
 
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Aus zwei Wochen Urlaub in Norditalien und den noch frischen Eindrücken von den dortigen Sendern im Autoradio kann ich nur sagen: Internationale Titel, (engl. frz. und ital.) die ich in Deutschland noch nie gehört habe, die aber jeden Sender schmücken würden. Abwechslung. Namen, die hier kein Rotationsprogramm kennt - Musikredakteure gibt es ja nicht mehr. Wer hat schon mal was von Giuseppa Gaetana Ferreri gehört? Da schließe ich eine Wette ab, dass die bald über die Alpen rollen wird. Jedenfalls soviel zum Urlaubseindruck: Es gibt noch eine völlig andere Welt, als die der deutschen Radios. Und sie ist besser!
 
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Dagegen sind die größten deutschen Städte doch einwohnerzahlenmäßig bestenfalls Kuhdörfer.

Wir reden hier eh nicht von Städten sondern von Metropolregionen, Z.B. Köln/Bonn oder das Ruhrgebiet. Da können wir dann locker mit den Großstädten anderer europäischer Länder mithalten. Nrw hat so viele Einwohner wie NL (auch irgendwie eine große Stadt :)) - es herrscht der WDR und ein privates Nrw Mantelprogramm.

Toll.:rolleyes:

Es würde sich lohnen und rechnen, wenn die Lma(a)s nicht immer auf Lokalpatriotismus machen würden.
 
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In Belgien hat es mal eine Reihe kleiner Dance/Techno Sender gegeben. Sind die verschwunden oder haben die sich zu einer ständigen Subkultur entwickelt?
Und was ist aus Radio3FM (Holland) und 21 (Frankreich) geworden, qualitativ und musikalisch?
Muss nachfragen, weil ich schon länger keine Gelegenheit mehr habe, selbst mal nachzuhören. Habe aber noch gute Erinnerungen und mich immer wieder gefragt, warum so etwas in Deutschland nicht geht.
 
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Ich denke auch nicht, dass es ein Sache der fehlenden Metropolen in Deutschland ist.
Es gibt auf jeden Fall mehr Großstädte oder Ballungszentren als in Holland z.B. und trotzdem haben wir nur Dudler.

Allerdings liegt es wahrscheinlich wirklich an der Organisation der Sender.
Würde es eine große Anzahl von bundenweiten Sendern geben, so gäbe es sicherlich auch mehr Vielfalt.
Bundesweit gibt es für alle Musikrichtungen ehe eine akzeptable Klientel, so dass sich ein Betrieb auch wirtschaftlich rechnen würde, als begrenzt auf die Bundesländer.

Tja, somit sehe ich schwarz für Radio in Deutschland.
Da bleibt einem nur den ausländischen Sendern zuzuhören, auch wenn man meistens kein Wort versteht.
Aber für Wortprogramme haben wir ja die bundesweiten Sender DLF und DR Kultur.
 
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Da bleibt einem nur den ausländischen Sendern zuzuhören, auch wenn man meistens kein Wort versteht.
Aber für Wortprogramme haben wir ja die bundesweiten Sender DLF und DR Kultur.

Und deswegen lerne ich auch fleißig Niederländisch, auch wenn ich das meiste dort Gesprochene mittlerweile durchaus verstehe. ;)
 
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Das Stichwort heisst Angst. Angst, etwas neues zu machen. Angst, Moderatoren mehr Freiheit zu geben. Angst, die Rotation größer zu gestalten. Angst, Programm mit mehr Seele auf die Beine zu stellen.

Das gab's alles schon mal. Ist eigentlich also auch nix Neues, was man machen könnte. Ehrlich gesagt hat Radiomachen früher echt Spass gemacht, heute geht es nur noch um das Kohlemachen.
 
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Meine Theorie ist eine ganz andere. Die große Zahl von inhaltlich sehr unterschiedlichen Sendern im Ausland ist meiner Meinung nach darin begründet, daß sich im Ausland das Leben in den Zentren abspielt.

Man schaue sich London an...
Man schaue sich Paris an...

Dagegen sind die größten deutschen Städte doch einwohnerzahlenmäßig bestenfalls Kuhdörfer.

Kann mich da nur Max Power anschliesssen. Guck dir bitte mal Amsterdam oder auch Brüssel an. Das sind verglichen mit Berlin oder dem Ruhrgebiet auch Kuhdörfer, aber die Radiolandschaft dort sieht sehr viel besser aus. Das kann es also nicht sein.

Bundesweit gibt es für alle Musikrichtungen ehe eine akzeptable Klientel, so dass sich ein Betrieb auch wirtschaftlich rechnen würde, als begrenzt auf die Bundesländer.

Und vor alles wären dann viel mehr Frequenzen frei.
 
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Vielleicht liegt's ja doch nicht an den Machern, sondern am Publikum, das offensichtlich nur mit Dummstfunk zu binden ist.

Das Problem ist aber anscheinend nicht neu, wie dieses Gedicht von Kurt Tucholsky aus den frühen 30er-Jahren zeigt:
An das Publikum

O hochverehrtes Publikum,
sag mal: Bist du wirklich so dumm,
wie uns das an allen Tagen
alle Unternehmer sagen?

Jeder Direktor mit dickem Popo
spricht: "Das Publikum will es so!"
Jeder Filmfritze sagt: "Was soll ich machen?
Das Publikum wünscht diese zuckrigen Sachen!"
Jeder Verleger zuckt die Achseln und spricht:
"Gute Bücher gehn eben nicht!"
Sag mal, verehrtes Publikum:
Bist du wirklich so dumm?

So dumm, daß in Zeitungen, früh und spät,
immer weniger zu lesen steht?
Aus lauter Furcht, du könntest verletzt sein;
aus lauter Angst, es soll niemand verhetzt sein;
aus lauter Besorgnis, Müller und Cohn
könnten mit Abbestellung drohn?
Aus Bangigkeit, es käme am Ende
einer der zahllosen Reichsverbände
und protestierte und denunzierte
und demonstrierte und prozessierte...
Sag mal, verehrtes Publikum:
Bist du wirklich so dumm?
Ja dann...

Es lastet auf dieser Zeit
der Fluch der Mittelmässigkeit.
Hast du so einen schwachen Magen?
Kannst du keine Wahrheit vertragen?
Bist also nur ein Griesbrei-Fresser-?
Ja, dann...
Ja, dann verdienst dus nicht besser
 
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NDR2 - Und die Langeweile beginnt.

Ganz vorn mit dabei dabei: Holger Ponik - die morgendliche Schlaftablette des NDR2-Nordens...

Das NDR2-Musikprogramm verdient mittlerweile auch nur noch die Auszeichnung "UNERTRÄGLICH". Denn wer einen schon morgens mit "Schlummer-, Schmuse- und Schmalzgedudel" wecken will - und das in Kooperation mit einem Moderator, dem man die dazu unpassende "gespielte Fröhlichkeit" zehn Meilen gegen den Wind anhört, sollte sich lieber selbst zum Mond schießen.

Die "Permanentlieblinge" der NDR2-Rotation, wie "Söhne Mannheims", "Xavier Naidoo", "Herbert Grönemeyer" & Co. können einen schon früh morgens in die Depression führen.... :wall:
Ob wohl die Selbstmordrate im Norden durch NDR2 drastisch gestiegen ist...? :confused:

Ich weiß nicht ob es nur mir so geht: Mittlerweile kann ich auf NDR 2 die Moderatoren nicht mehr auseinander halten. Ist für den Einsatz dieser Damen und Herren Voraussetzung, dass Sie so lange durch die hauseingene Gleichmacherschule gehen, bis sie alle die gleiche Aussprache, Klangfarbe und NDR-typische Monotonität haben? Ist es gewollt, dass die Moderatoren mittlerweile so austauschbar sind, dass der Hörer gar nicht mehr merken soll, wer da eigentlich am Mikro sitzt? :wall:

Was waren das noch für Zeiten, als NDR2 seinen Moderatoren noch ein "Gesicht" zugestand. Und da war auch noch "Pfeffer" im Musikprogramm! Leider lange, lange vorbei... :mad:

NDR2 - und der Norden pennt... :D

Allerdings sind die anderen Regionen auch nicht viel besser. Ich fahre zweimal im Monat von Nord nach Süd und zurück. Mittlerweile nehme ich stapelweise CD's mit, damit ich unterwegs im Auto nicht von den jeweiligen "Haussendern" wie HR3, FFH, SWR3, B3 oder gar Antenne Bayern genervt werde...

Gruß
WL
 
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Vielleicht liegt's ja doch nicht an den Machern, sondern am Publikum, das offensichtlich nur mit Dummstfunk zu binden ist.

Das Problem ist aber anscheinend nicht neu, wie dieses Gedicht von Kurt Tucholsky aus den frühen 30er-Jahren zeigt:


*clap*

mit so wenigen worten ein solch starkes argument zu liefern.. respekt. :)

bdl
 
AW: Deutsche Radiosender: Ein Armutszeugnis

Kurt Tucholsky hat eben nicht nur recht, er kann es auch noch besonders schön ausdrücken...

Im Übrigen erinnert mich das an den Vergleich von Jugend und Alten: Schon bei den alten Griechen haben die Alten über die Verderbtheit der Jugend geklagt und ungefähr die selben Missstände und Fehlverhalten angeprangert, wie sie heute die ältere Generation an der Jugend beklagt.

Analog: Schon immer hat die intellektuelle Elite sich über die Seichtheit der Medien echauffiert...
 
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@ Makeitso:

Dieses Gedicht spricht mir aus der Seele.

Wenn man sich die Menschheit so ansieht, fällt doch auf, dass ca. neun von zehn Menschen doch belogen werden wollen oder wie erklärt sich die Tatsache (um den Radiobezug wieder herzustellen), dass soviele Menschen tatsächlich glauben, sie hätten die größte Abwechslung und die besten Informationen, nur weil ihr Dudelsender ihnen das immer wieder unter die Nase reibt?

Eigene Gedanken macht sich doch kaum jemand. Wenn ich mir ansehe, wie viele Menschen sich von der Meinung oder Ansicht einzelner lenken lassen, frage ich mich, wo sie ihren eigenen Kopf gelassen haben. Aber es stimmt, es könnte ja anstrengend sein, also lasse ich das lieber, werden viele denken, auch wenn sie es nicht aussprechen. Viele sind einfach zu bequem, um ihren eigenen Weg zu gehen. Deswegen müssen sie sich nicht wundern, wenn ihnen entsprechendes vorgesetzt wird. Solange die Menschen nicht eigenständiger und kritischer werden bzw. dies nicht äußern, wird sich nichts ändern (auch in der Radiowelt nicht).
 
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Ich hoffe, dass es auch dem letzten Radioredakteur und Chef mal dämmert, dass nicht das Publikum das Programm macht, sondern wir die Kreateure sind, die sich etwas einfallen lassen müssen. "Das Publikum will es so." ist der Spruch der Leute, die keine Verantwortung dafür übernehmen wollen, was sie anordnen bzw. tun.
 
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@ Makeitso:
Wenn man sich die Menschheit so ansieht, fällt doch auf, dass ca. neun von zehn Menschen doch belogen werden wollen oder wie erklärt sich die Tatsache (um den Radiobezug wieder herzustellen), dass soviele Menschen tatsächlich glauben, sie hätten die größte Abwechslung und die besten Informationen, nur weil ihr Dudelsender ihnen das immer wieder unter die Nase reibt?

Ich kenne keinen, der gern belogen werden möchte. Das möchten ganz sicher die wenigsten.

Eigene Gedanken macht sich doch kaum jemand. Wenn ich mir ansehe, wie viele Menschen sich von der Meinung oder Ansicht einzelner lenken lassen, frage ich mich, wo sie ihren eigenen Kopf gelassen haben. Aber es stimmt, es könnte ja anstrengend sein, also lasse ich das lieber, werden viele denken, auch wenn sie es nicht aussprechen. Viele sind einfach zu bequem, um ihren eigenen Weg zu gehen. Deswegen müssen sie sich nicht wundern, wenn ihnen entsprechendes vorgesetzt wird. Solange die Menschen nicht eigenständiger und kritischer werden bzw. dies nicht äußern, wird sich nichts ändern (auch in der Radiowelt nicht).

Die manipulative Kraft der Medien! Die Verantwortung müssen allerdings die Radiomacher übernehmen! "Das Publikum" will unterhalten werden, aber nicht belogen! Du machst es Dir mit der Nummer "dumme Leute versus machtlose Radiomacher" mehr als nur einfach.
 
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Ich kenne keinen, der gern belogen werden möchte. Das möchten ganz sicher die wenigsten.
Sicher nicht?
Dann sag den Menschen, denen Du tagtaeglich begegnest mal regelmaessig ehrlich, wie es Dir wirklich geht, anstatt die alltaegliche Floskel
Danke, gut. - Und Dir?
zu verwenden.
Was meinst Du, wie oft Du diesen Menschen noch begegnen wirst? - Wie oft diese Menschen Dich noch (freiwillig) fragen werden wie es Dir geht?

Anfangs werden sie noch "Anteil" nehmen und/oder Dich bemitleiden, weil es Dir armen Menschlein ja so schlecht geht, mit der Zeit werden sie sich von Dir abwenden, weil sie genug mit ihren eigenen Problemen am Hut haben.

Was solls? - Du reagierst mit 100%iger Sicherheit auch nicht anders!
Und wieso sollte es mit den Medien nun anders sein?
Schau Dir die Schlagerwelt an:
Alles ist toll und schoen und alle leben in einer heilen bunten Familie und schauen durch eine rosarote Brille. - Auch hier werden die Menschen bewusst belogen. - Ebenso wie in den Medien ringsrum. - Warum denn auch nicht? - Es ist doch auch schoen! :)
Ich will nicht immer nur das negative hoeren! - Ich will gelobt werden! Ich will hoeren dass alles um mich rum bunt und schoen und toll ist! :D

Die manipulative Kraft der Medien! Die Verantwortung müssen allerdings die Radiomacher übernehmen! "Das Publikum" will unterhalten werden, aber nicht belogen! Du machst es Dir mit der Nummer "dumme Leute versus machtlose Radiomacher" mehr als nur einfach.
siehe oben ...
Will das Publikum absolut!
Alles andere ist Quatsch. Oder will einer von euch den ganzen Tag wirklich ausschliesslich nur Meldungen ueber Schicksale, Morde, Kriege, etc. hoeren?
 
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Ist Euch schonmal der Gedanke gekommen, daß die Crux vielleicht wo ganz anders liegen könnte? Ich glaube weder, das Publikum sei dumm, noch folge ich der Ansicht, es wolle belogen werden - ich bin eher der Meinung, daß es das Publikum schlichtweg nicht interessiert.

Schockschwerenot, Skandal, sie war's! Sie war's... äääh... er war's! Er war's!.

Aber nehmen wir uns doch mal den "typischen" Radiohörer genauer unter die Lupe - dabei dürfen wir aber nicht vergessen, daß das auch schon so eine vermaledeite Verallgemeinerung ist. "Otto Normalverbraucher" gibt es ja in dem Sinne nicht, da jeder schließlich ein Individuum ist mit seinen ganz persönlichen Vorlieben und Abneigungen, Bedürfnissen und Desinteressen. Aber da man schlechterdings alle Möglichkeiten in einem Beitrag erfassen kann, scheren wir halt mal alle über einen Kamm.

Starten wir doch mal mit der Frage, wie so ein "typischer" Tag in Deutschland aussehen könnte und was für Bedürfnisse die Menschen so haben. Die allermeisten werden morgens aufstehen, ihre Körper pflegen, eventuell etwas frühstücken, sich dann auf den Weg zur Arbeit oder Schule oder was auch immer machen. Der Nachmittag ist meistens ebenfalls der Arbeit oder eventuell noch Hausaufgaben gewidmet. Danach ist dann irgendwann mal Zeit für Hobbies, Vereine, Freunde...

Auch, wenn das mit Sicherheit nicht repräsentativ ist, dürfte Klar sein, daß die allermeiste Zeit des Tages der allermeisten Menschen *nicht* damit verbracht wird, *aktiv* Radio zu hören. Früher, als das Medium neu und etwas besonderes war, war das sicherlich anders, da setzte man sich um den Kasten herum und lauschte der Stimme, die da rauskam - das ging so weit, daß ein Hörspiel (War Of The Worlds) für bare Münze genommen wurde und die Menschen glaubten, die Marsmännchen griffen tatsächlich an. Spätestens, seit es Fernsehen gibt, hat das Radio sein großes Alleinstellungsmerkmal, seine sofortige Verfügbarkeit von Information, verloren. Dazu gibt es heute noch das Internet in dem die Information genau so schnell verfügbar ist und dazu noch genau so dosiert, wie ich ich sie brauche...

Ich will damit das Radio keineswegs schlecht machen und auch nicht Fernsehen oder Internet besser oder schlechter darstellen, als das Radio - ich möchte nur darauf aufmerksam machen, daß Radio mit anderen Medien konkurrieren muß, die die Aufgaben des Radios durchaus ebenfalls wahrnehmen können - ob besser oder schlechter soll an dieser Stelle mal gar nicht interessieren.

Was bedeutet das aber für unseren Otto Normalhörer? Er hat *Auswahl* und das Medium, das er auswählt, muß sich also auf irgendeine Weise gegen die anderen durchsetzen können. Bedenken wir jetzt noch dazu, daß die allermeisten Menschen Radio höchstens nebenbei konsumieren (ich höre auch gerade Radio, während ich mich eigentlich darauf konzentriere, diesen Beitrag zu verfassen), kommt es auf genau die frevlerische Aussage, die ich Eingangs benutzte um die geschätzte Aufmerksamkeit des Lesers zu erringen: Die allermeisten Menschen interessieren sich nicht *wirklich* für das, was im Radio läuft.

Das ist tragisch für uns, die wir - das unterstelle ich mal den meisten, die in diesem Forum lesen und schreiben - unser Herzblut in dieses Medium stecken, weil es uns fasziniert, Freude macht, ernährt - was auch immer es für Gründe hier gibt. Aber dieser Realität müssen wir nunmal ins Auge sehen.

Radio, Fernsehen, Internet, Kinofilme, Zeitungen - all das sind nicht wirklich menschliche *Bedürfnisse*, auch wenn es durchaus wünschenswert wäre, wenn sie es wären, weil das das bedeutete, daß die Grundbedürfnisse (Essen, Trinken, ein Dach über dem Kopf - Ihr erinnert Euch an die Bedürfnispyramide?) erfüllt wären. Aber die meisten Menschen sind unglücklicherweise zu sehr damit beschäftigt, ihren Grundbedürfnissen und - wenn sie das erreicht haben - anderen Bedürfnissen nachzugehen, als ausgerechnet Radio zu hören.

Was bedeutet das aber in Konsequenz?

a) Solange man keinen Abschaltimpuls erzeugt, kann man alles senden, und wenn es der letzte Schrott ist
b) Da Radio überwiegend "nebenbei" konsumiert wird, aber Leute Geld damit verdienen wollen, müssen wir die Werbung darin ertragen, ob wir wollen oder nicht (werbefreie ÖR und Internetradios mal ausgenommen)
c) man kann die "Schuld" für das Dilemma perfekt auf die Hörer schieben - oder auf die Radios, aber wirklich Schuld ist eigentlich gar niemand, weil das einfach Mechanismen sind, die nunmal menschlich sind.

Was für Auswege gibt es aus diesem Dilemma? Ich denke gar keine. Das einzige, was wir Radiobegeisterte tun können, ist, unser Medium da, wo wir können, so zu gestalten, wie wir es für richtig erachten und das Lob der wenigen, die genauso denken, genießen, uns mit der Kritik, die wir bekommen, auseinandersetzen und für alle die, die Radio eh nur nebenbei konsumieren, weiter eine Geräuschkulisse bieten.

Ergänzung:
@Inselkobi: Das würde ich nicht unbedingt als "belogen" titulieren wollen - ich unterstelle den meisten Menschen, daß ihnen - so wie Dir ja auch - durchaus irgendwo (und wenn es ins hinterletzte Eck verdrängt ist) bewußt ist, daß die heile Welt der Schlager und 50er-Jahre-Heimatfilme (:D) und ebenfalls das "Danke, gut" durchaus eine sehr geschönte Darstellung ist oder zumindest sein kann. Unter "belogen" verstehe ich eher dieses "Rufen Sie jetzt an, um diesen tollen Preis zu gewinnen", obwohl es gar keinen Preis gibt oder der Gewinner längst feststeht.

Abschließend möchte ich noch ein Zitat von Adolph Freiherr von Knigge erwähnen, das diese Gründe recht schön beleuchtet: "Man soll nie vergessen, daß die Gesellschaft lieber unterhalten als unterrichtet sein will."

LG

McCavity
 
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Im Nachgang zum Beitrag von Makeitso.
Am 14. August jährte sich der Todestag von Kuli.
Im WDR-Zeitzeichen wurde auch dieser Ausschnitt aus seinen Nachtgedanken zu Gehör gebracht.
Anhang anzeigen Kuli_liest_Tucholsky.mp3
Bemerkenswert, weil gerade auch Kuli für Unterhaltung auf höherem Niveau stand.
 
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@McCavity
Auch wenn es schön formuliert ist spricht ein Trend gegen das Nebenbeimedium, welches aber vom Radio in D stark vernachlässigt wird, auch wenn die ÖR daran gut verdienen: das Hörbuch.

Nie wurden soviele Hörbücher und Hörspiele verkauft bzw. augeliehen wie heute. Fragt man nach wo gehört wird erhält man nicht selten die Antwort: im Auto, beim Bügeln, beim Hobby im Haus, etc.

Die vielen Singlehaushalte fördern das sicher noch unbewusst. Da wird geredet und diskutiert, bzw. es wird einem vorgelesen.

Das Radio verschläft hier einen großen Trend. Man hört gerne zu, gerade wenn man etwas nebenbei macht, was den Geist nicht fördert. Das Geschichten erzählen ist eine jahrtausendealte Tradition - das ändert sich nicht mal eben in 50 Jahren.

Auch wenn das Radio nebenbei läuft kann es einen sehr stark beschäftigen.
 
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Das Radio verschläft hier einen großen Trend. Man hört gerne zu, gerade wenn man etwas nebenbei macht, was den Geist nicht fördert. Das Geschichten erzählen ist eine jahrtausendealte Tradition - das ändert sich nicht mal eben in 50 Jahren.
Auch wenn das Radio nebenbei läuft kann es einen sehr stark beschäftigen.

Vergiss aber nicht, Hörbub, dass diese Form des Vorlesens ursprünglich im Radio entwickelt wurde. Fast alle Kulturwellen haben auch heute noch Lesungen im Programm, die sich in der Qualität deutlich von manchen dahingeschluderten Hörbuchproduktionen unterscheiden. Insofern hat nicht "das Radio" einen Trend verpennt, sondern bestimmte Programme, die höllisch Furcht vor langen Wortstrecken haben.
 
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Psst: Noch bis Freitag, den 29.08.2008 im Sommerradio von Bayern2: 15:30 - 16:00 Uhr: Lesesommer. Sehr schön vorletzte Woche: Die Kindheitserinnerungen von André Heller, letzte Woche die von Hugo Hamilton. Sehr angenehm zu hören, wenn man 3 Stunden Zugfahrt nach Passau absolviert. (Aufzeichnen lohnt sich!)
 
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Hier in Hamburg sieht es auch nicht wirklich besser oder gar interessant aus.

stimmt, das einzige was uns im Norden bleibt ist die CD oder der Mp3-Player. Vorallem weil sich hier auch alles gegenseitig stört, ich würde hier gern Bremen4 hören oder die Ostseewelle, leider ist dies kaum möglich durch deltaradio, Radio Nora und Antenne MV...Außerdem gibt es in Hamburg zu viele unsinnige Frequenzverteilungen, ich spreche hier von RHH, RSH, delta, Alsterradio...wozu brauchen die eigene City-Frequenzen >.>
 
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