Dieter Thomas Heck gestorben

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Die 70er und 80er waren noch geprägt vom Musikfernsehen.

Heck war der Schlagerkönig, und die ZDF Hitparade war das Riesending für den Samstagabend. Das Herunterbeten der Sendungsverantwortlichen ganz am Ende war in den 80ern aber bereits "Kult" und wirkte ein wenig lächerlich.

Auf mich wirkte der Mann immer ein wenig zu aufdringlich. Wie ein Versicherungsvertreter. Wie seltsam, daß ihm ein Victor Worms folgte, dem ich nicht mal meinen Hund anvertraut hätte, weil er so kindisch wirkte.

Ich denke, Heck hat polarisiert. Und das kann nicht schaden.
 
@Kassalla wie ein Versicherungsvertreter vielleicht nicht aber vor seiner Entdeckung war Dieter Thomas Heck Autoverkäufer.

Ich kann mich aber noch erinnern dass ich die Hitparade als Kind immer am Samstag nach dem Baden geschaut hatte. Mit Viktor Worms kamm die Hitparade unter der Woche und es kammen auch Englischsprachige Titeln.
 
Nur ganz ehrlich, dieser ganze Schlagerkram, war schon damals ganz schrecklich. meiner Meinung nach. Was irgendwelche kleinen Kinder da gehört haben interessierte mich nicht.
Das sagt ein Radioprofi, der es professionell nicht verstanden zu haben scheint, dass es in den 60er Jahren und - da mag die ZDF-Hitparade dazu beigetragen haben - in den 70ern einen immens großen Markt mit Millionen von Musikkonsumenten gegeben hat. Im Radio wurden damals sehr erfolgreich deutsche Schlager à la Cindy & Bert, Chris Roberts, Roland Kaiser, Howard Carpendale, Bernd Clüver und unzähligen anderen mit großer Zustimmung der Hörerschaft gesendet. In den Tanzcafés und Discotheken wurde in diesen Zeiten zur Freude von Teens und Twens Schlagermusik gespielt. Abwechselnd mit Pop, Rock, Underground, Soul, Bubblegum, Glammerpop und mehr.
"Schlagerkram"-Hasser von einst sitzen mit ihrem Unvermögen, eigenen Geschmack bei Dienstbeginn abzulegen, heute in den verantwortungsvollen Musikredakteurspositionen der Sender. Gegen unprofessionelle Ablehnung aufgrund eigener Geschmacksbremse hat schon damals Dieter Thomas Heck gekämpft.
 
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Ich kann mich aber noch erinnern dass ich die Hitparade als Kind immer am Samstag nach dem Baden geschaut hatte. Mit Viktor Worms kamm die Hitparade unter der Woche und es kammen auch Englischsprachige Titeln.
Die Hitparade lief von 1978 bis einschließlich 1983 montags. Nur im letzten Heck-Jahr kam sie nochmal zurück auf den Samstag.
 
"Schlagerkram"-Hasser von einst sitzen mit ihrem Unvermögen, eigenen Geschmack bei Dienstbeginn abzulegen, heute in den verantwortungsvollen Musikredakteurspositionen der Sender

Und wie hoch ist ihr Stellenwert heute? Wie groß ihre Gefolgschaft, ganz zu schweigen von der zukünftigen Perspektive ihres Wirkens?

Siehst du, es gibt doch eine ausgleichende Gerechtigkeit.
 
Das sagt ein Radioprofi, der es professionell nicht verstanden zu haben scheint, dass es in den 60er Jahren und - da mag die ZDF-Hitparade dazu beigetragen haben - in den 70ern einen immens großen Markt mit Millionen von Musikkonsumenten gegeben hat..
Ach Gott Musik in Diskotheken. Genau genommen gab es zwei Klassen:
- Diese unzähligen Bauern- und Kleinstadtdiskos in den Disko-Fox getanzt wurde
- Genau das Gegenteil, wenn dort ein Deutscher Titel gelaufen wäre, hätten die Gäste den Laden sofort verlassen. Erst mit der NDW, Musik die Heck nicht mochte, hat sich das geändert.
-Lindenberg hatte zwar in den 1970er viel Erfolg, aber dass er nicht auf Englisch hat es ihm an Anfang schwer gemacht.
- Klar haben jede Menge Menschen Schlager gekauft. Damals war auch Grundig eine große Marke. Nur, wer etwas auf sich hielt, der hätte sich nie eine Grundig-Anlage gekauft. Die es vll tate, womöglich noch eine Kombianlage, die haben sich als Mensch ohne Ahnung geoutet. Ich will jetzt nicht aufzählen welche Marken angesagt waren. Aus Deutschland war es nur Braun (konnte sich keiner leisten + irgendwie elitär) oder UHER, war auch schweineteuer. Ein Plattenspieler musste mindestens von LENCO sein. Obwohl gab auch eine DUAL-Fraktion.

Es haben auch jede Menge Leute die HB, Ernte 23, Lord Extra, Peer 100, Peter Stuyvesant gequalmt haben. Wer was auf sich hielt, griff zu Camel, Marlboro, Gauloises, Gitanes, Roth Händle, Prince, Dunhill (wen er ein Snob war) oder drehte selbst.

Es wurde auch lieber Rotwein + Lambrusco aus der 2 Liter Granate für 4 - 5 Mark gebechert. Von der Deutschen Rheinhessen-Zuckerplörre hielt kein Mensch aus meinen Freundeskreis was. Das haben die Eltern + Onkel/Tanten auf Familienfesten (die man gern vermieden hat) getrunken.

Also, nur weil viele etwas kaufen ist es noch lange nicht gut. Der Käfer war auch eine elende Mühle, nur gebraucht hat man die für e00 - 800 DM bekommen. Dafür war's immer arschkalt im Winter und die Scheiben beschlugen.

Wer sich als Schlagerhörer outete war einfach ein Spießer und wurde nicht mehr für voll genommen. Deshalb hat man auch die Holländer, 208, BFBS oder AFN (kam bei uns nicht rein, nur auf Urlaubsreisen) so gern gehört. Eine Moderation, die Namen Moderation verdiente und eben NULL Schlager!

Tanzcafes in den 1970ern? Wenn es die noch gab, traf sich die reife Jugend entweder mit merkwürdigen Alleinunterhaltern an der Hammondorgel oder mit pomadigen Typen, die eine rollende Diskothek hatten und getanzt wurde der unsägliche Diskofox.

Das Schlager so gern gespielt wurde, beim NDR nicht unbedingt. Ansonsten nur eine handvoll Musikredakteure bestimmte damals das Programm. Entsprechend waren die Maßnahmen, mit denen die Plattengesellschaften die "Landschaft" gepflegt haben. Denn verdient wurde damals bombig. Auch eine Platzierung in der Hitparade war Gold wert.

Die Zeiten waren damals nicht besser, sie waren anders und man war ein paar Jahre jünger. Auf jeden Fall war das Leben gefährlicher und sind verdammt viele Leute bei Verkehrsunfällen umgekommen. Ich habe früher keine Schlager gehört und warum soll ich mir heute so'n Kram reinziehen?
 
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Ja, ich kannte solche Leute, wie oben geschildert, auch. Aus der Ferne.
Die waren alle sehr damit beschäftigt, möglichst hip und cool zu wirken, Klamotten bestimmter Marken zu tragen, Musik bestimmter Genres zu hören und Magazine bestimmter Verlage zu lesen (also eher gut sichtbar mit sich rumzutragen). Reden konnte man mit denen meist nur über Belanglosigkeiten, denn ihre Magazine hatten sie wohl tatsächlich nur zum Rumzeigen und Wichtigtun dabei, aber nie gelesen. Naja, Hauptsache AFN gehört. Konnte man nicht für voll nehmen, obwohl ihnen das natürlich ganz besonders wichtig war.

Hach, waren das noch Zeiten. :)
 
Viel verwässerndes Gerede, Doktor. Enttäuscht mich. egal.

Abwechselnd Pop, Rock, Underground, Soul, Bubblegum, Glammerpop und Schlager im gleichen Laden am gleichen Tag, jeweils zur richtigen Zeit, das war auch in angesagten Großstadtschuppen so. Regelmäßige Schlagerveranstaltungen von Radiosendern waren die Regel in der Zeit, in der Dieter Thomas Heck für die Schlagermusik unbeirrt eintrat.
Diejenigen, die sich damals wie heute bemüßigt fühlten und fühlen, zwischen angeblich schlechter und angeblich guter Musik unterscheiden zu müssen, sollen mir mit Verlaub gestohlen bleiben. Am Sender haben sie nichts zu suchen, weder als Musikredakteur noch als dessen Empfehlungsbeauftragter.
 
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Ich gehöre eigentlich zu den
- Genau das Gegenteil
-Discothekengängern, aber die Hitparade mit DTH habe ich auch so manches Mal gesehen. Wir hatten ja sonst nix. Manchmal war ein Titel dort sogar mal ausnahmsweise gut und witzig oder hintersinnig, der Rest wurde zur Kenntnis genommen. Freiwillig würde ich bis heute nichts von letzteren wiederhören mögen. Der Kassettenrekorder vor dem TV-Lautsprecher kam selten zum Einsatz. DTH als Moderator war aber schon echt 'ne Marke. Hörenswert! Unvergessen!

In dieser meiner
- Genau das Gegenteil
-Discothek, mein früheres zweites Wohnzimmer direkt hinterm Deich, hatte übrigens
Howard Carpendale
seine ersten Auftritte in Deutschland. Das aber noch als Beat/Rockmusiker.
 
Die waren alle sehr damit beschäftigt, möglichst hip und cool zu wirken, Klamotten bestimmter Marken zu tragen, Musik bestimmter Genres zu hören und Magazine bestimmter Verlage zu lesen...

Für diese Typen war alles "Schiet" was sich aufdem deutschen Muikmarkt tummelte, ganz unabhängig von der Machart oder Anmutung. Geil war alles was im Rock'n'Roll-Fachblatt und in der Popsparte des Billboard-Magazines prominent platziert war, und was in London (Stichwort "BBC One") groß rauskam war sowieso mega, ganz unabhängig vom eigenen Geschmacksempfinden. Das hatte sich ohnedies strikt nach den angelsächsischen Hitlisten zu richten, und wer auch nur in Nuancen davon abwich war ein "Spacko".

Da lob' ich mir die neuen Zeiten, in denen jeder hört was ihm in den Kram passt und kein Musikchef oder Obermufti-Superberater sich mehr zum musikalischen Flaschenhals oder Geschmacksfilter der Nation hochschwingen kann. Für die Rockpopas von heute war ja sogar Nena 'ne Schlagertusse, deren Absonderungen die Bierzeltbrigaden nur deswegen so heiß und innig lieben weil sie im Suff so schön dabei mitgrölen können.

Der Zynismus kannte keine Grenzen. So was wurde natürlich auch sofort in den Abguss gekippt, war ja alles nur "deutsche Grütze", die einem höchstens mal ein Heck vorsetzte:

 
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Naja, die Amerikaner haben auch ein teilweise sehr ambivalentes Verhältnis zu ihre Country Musik, trotzdem - oder gerade deshalb ist sie so sehr erfolgreich. Es ist eben auch ein fettes Geschäft.

Mit fiel auf Udo Jürgens verstarb wie DTH mit 80 Jahren. Das scheint auch der durchschnittlichen Lebenserwartung bei Männern in unseren Sphären zu entsprechen.
Dabei war Udo Jürgens 4 Jahre älter, sah aber jünger aus. als Heck. Ein Rätsel der Genetik.
 
Stimmt, ich habe mich auch ein bisschen erschrocken, als ich Heck auf Fotos von 1984 sah und zweimal nachrechnete, ob er da wirklich erst knapp 47 Jahre alt war...
 
Und wie hoch ist ihr Stellenwert heute? Wie groß ihre Gefolgschaft, ganz zu schweigen von der zukünftigen Perspektive ihres Wirkens?

Siehst du, es gibt doch eine ausgleichende Gerechtigkeit.

Wieso? Sie haben doch ganze Arbeit geleistet? Der Schlager ist seit Anfang des Jahrtausends tot und aus alles großen Sender verbannt, bzw ganz knapp vor der Verbannung.
 
Ich bin die Pro-Contra-Diskussion Schlager leid. Sie wird dem Schaffen und dem Lebenswerk von Dieter Thomas Heck nicht gerecht.

Sie wird auch nicht gerecht in ihrer Bewertung in den Radiosendern. Ich habe noch heute mit vielen Künstlern, Labels, Managements und anderen zu tun, die bei Publikum - sagen wir ab zwanzig - keinerlei Berührungsängste mit diesem Genre haben. Draußen. Zuhause. In den Kneipen. Auf Konzerten. Es gibt bei jungen Leuten kein Imageproblem beim Genre Schlager. Wohl leider aber bei unprofessionellen Musikredakteuren oder anderen Empfehlungsbeauftragten innerhalb der Häuser oder der von außen.

Eine gute Freundin hat letztens zu mir gesagt: aus soziologischer Perspektive kann man diskutieren, was an Massenunterhaltung kritisch ist, aber das wäre eine ganz andere Ebene als zu sagen: alle Schlager sind scheiße.

Herzliche Grüße in die angeschlossenen Anstalten, vor allem an die Besitzer mit akademischen Grad in diesem Forum.


Wieso? Sie haben doch ganze Arbeit geleistet? Der Schlager ist seit Anfang des Jahrtausends tot und aus alles großen Sender verbannt, bzw ganz knapp vor der Verbannung.
Versuch einer Klärung: Rico meint, dass Radio eh (und dadurch) keine zukünftige Perspektive ihres Wirkens mehr habe...
 
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Ich bitte um Beachtung:
Ich bin die Pro-Contra-Diskussion Schlager leid. Sie wird dem Schaffen und dem Lebenswerk von Dieter Thomas Heck nicht gerecht.

Folgebeiträge, die sich ausschließlich den Grundsatzdiskussionen über deutsche Musik und den Zustand des deutschen Radios widmen, wurden und werden hier in diesem Thread entfernt.
 
Ich würde behaupten der deutsche Schlager hat seit dem Millennium einen wahren Boom bekommen, zuerst mit Ballermann, Après-Ski Hits und Helene Fischer, Amigos usw. DTH aber auch zu seiner Zeit sehr dafür eingesetzt, er war überhaupt nicht d'accord mit englischsprachige Musik in die Hitparade. Das kam dann später nach seiner Zeit. Besonders viel Engagement zu Gunsten des deutschen Pops im Radio hatte Günter Krenz von WDR4. Das ist aber lange. Es gab mal eine Radiosendung bei Bayern 2, dort wurden regelmäßig und mit großer Leidenschaft deutschen Schlager Pop abgewertet. Das kann man hier nachhören:
https://www.mixcloud.com/AircheXX/radio-bayern-2-top-ten-talk-28-juli-2015/
Nun jedem sei seine Meinung und auch seine Musik gestattet.
 
@Guessi zu #70
Sehr gut! Jetzt mag ich auch endlich etwas hier hinschreiben. Ich habe nämlich seit Tagen den Thread von Außen gelesen und mir ist wirklich komplett die Lust vergangen wegen dieser vermaledeiten Grundsatzdiskussionen.

Mich hat die Nachricht über den Tod von Dieter Thomas Heck sehr angefasst. Ich bin mit ihm in der ZDF Hitparade groß geworden und jetzt ist ein weiteres Stück Kindheit verabschiedet. Das schmerzt.
Er war ein großer Unterhalter, ein Profi und ich mochte seine besondere Weise der Betonung. Das war kernig und anders. Eben keine durchschnittliche Art.

Möge er in Frieden ruhen. Ich werde ihn in guter Erinnerung behalten.
 
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