Fraunhofer stellt neue Codecs für Radioübertragungen vor

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Der Radiotor

Benutzer
Das Fraunhofer-Institut hat auf dem gestrigen DAB-Symposium in Kaiserslautern neue Codecs und Kompressionssysteme für Radioübertragungen vorgestellt. Dabei wurde demonstriert dass es inzwischen möglich ist Audiostreams mit 8 bzw. 12 kbit/s in fürs menschliche Ohr akzeptabler Qualität anzubieten. Die Möglichkeiten hier sind für Radiosender attraktiv:

- In einen DAB-Multiplex passen mit dem neuen Codec bis zu 200 Hörfunksender, die Kosten würden für den einzelnen Sender spotbillig werden (ab 50 Euro im Monat bei voller Muxx-Auslastung bei einem Single-Standort wie Berlin).
- Interessant auch beim Internetradio: Die Streaming-Kosten werden erheblich reduziert. Für den Kunden ist der minimale Datenverbrauch zu berücksichtigen, das Highspeed-Volumen würde nicht mehr so stark wie bisher angegriffen.

Nachteil: Es sind im terrestrischen Bereich wieder neue Empfänger nötig (quasi DAB++-Geräte), beim Internetradio bzw. mobil neue Player, die den Codec unterstützen. Letztere wird man aber einfach herunterladen können, Dienste wie TuneIn können den neuen Codec zudem in künftige Software implementieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für den Webradioempfang spielt die Bitrate angesichts von Highspeed-Flatrates eine immer geringere Rolle.
Interessant dürfte der neue Codec daher in erster Linie für Rundfunk-Übertragungen in Mobilfunknetzen sein, wo es allein schon aus physikalischen Gründen keine beliebige Anzahl an Frequenzen gibt.
Theoretisch könnte man damit auch ein terrestrisches Rundfunksystem ausstatten, allerdings glaube ich, dass man es dem Verbraucher schlichtweg nicht mehr zumuten kann, wenn jetzt wieder ein neuer digitaler Übertragungsstand eingeführt wird, der den Neuerwerb von Radiogeräten erfordert, nachdem DAB+ noch nicht mal richtig angelaufen ist.
Künftige Codecs sollten m.E. vor allem abwärtskompatibel sein, m.a.W.: Ein 48-kbps-Stream, den man problemlos in einem heutigen DAB+-tauglichen Radio abspielen kann, sollte in Geräten einer neueren Generation einen besseren Klang aufweisen.
Auf keinen Fall darf eine Verunsicherung beim Verbraucher entstehen, dass möglicherwiese heutige DAB+-Radios in einigen Jahren genauso wertlos sein werden, wie ältere DAB-Geräte. Der Rundfunk hat hierzulande einfach nicht mehr den nötigen Stellenwert, dass sich Kunden alle paar Jahre ein neues Gerät zulegen (ganz anders dagegen Smartphones, die inzwischen so etwas wie ein Statussymbol darstellen).
 
Zuletzt bearbeitet:
Neue Codecs brauchen in der Regel Jahre bis sie sich im Netzradio verbreiten, falls sie es überhaupt tun. MP3pro oder die Vorbis-Codecs waren da z.B. nur mässig erfolgreich. Das gilt übrigens auch für mobile Musikplayer. AAC können etliche, Vorbis muss man schon suchen. Für die Nutzung in DAB kommt er definitiv zu spät. Da sind die Weichen schon gestellt, und wieder bei Null anfangen ist keine Option. Man hat es verpennt, DAB+ mit einem Datenkanal auszustatten, mit denen man Geräte ähnlich DVB-C Receiver mit neuer Firmware oder Codecs versorgen kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
So schlecht klangen die Codecs gar nicht. Man sieht, dass da noch vieles möglich ist. Denn das Volk schreit ja nach Masse und der Anbieter nach billig. So kommt zusammen, was zusammenkommen will.
 
@FrankSch: Ich glaube kaum, dass man dem Endnutzer mehrmals vermitteln können wird, dass er nun wieder neue Hardware braucht (DVB-S -> DVB-S2, DAB -> DAB+ -> ?). Und die Hersteller werden einen Teufel tun, neue Firmware zu entwickeln, die Geräte habe ja schließlich ihren Umsatz gebracht (siehe Updates für Android-Geräte).
 
In einen DAB-Multiplex passen mit dem neuen Codec bis zu 200 Hörfunksender, die Kosten würden für den einzelnen Sender spotbillig werden (ab 50 Euro im Monat bei voller Muxx-Auslastung bei einem Single-Standort wie Berlin).
Na den Rundfunkveranstalter möchte ich sehen, der das gut findet. Der Werbekuchen ist nur einmal aufteilbar. Und der Privatfunk scheut DAB+ jetzt schon wie der Teufel das Weihwasser. Aber für noch mehr Webradios, die im Grunde genauso wenig gebraucht werden, ist der Codec bestimmt ganz nett.
 
Zuletzt bearbeitet:
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben