Musikredaktionelle Arbeit mal transparent

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Wenn ich den ironischen Unterton richtig interpretiere, machst auch du dich über mich lustig. Dann erkläre mir bitte, welche von mir getätigte Aussage nicht der Wahrheit und Realität entspricht...!

Zu deiner Erklärungs-Bitte:
weil auch du schreibst, dass "Radiomacher das nicht wollen" - nochmal: meinst du ernsthaft, es gefällt Radiomoderatoren, alle zweieinhalb Stunden dasselbe Lied zu spielen? Glaubst du ernsthaft, einem Musikredakteur würde es nicht mehr Spaß machen, unbekannte Bands zu fördern und ein handverlesenes Musikprogramm zu gestalten? Es interessiert aber keinen. Es gibt nicht einen einzigen Radiosender im deutschsprachigen Raum, der mit großer Rotation Quote macht. Privatsender stehen vor der Pleite, wenn sie keine Quote machen. Und hör dir mal an, was der Rundfunkrat sagt, wenn in deinem ÖR-Radio die Quote drastisch nach unten geht. Ein einziges Wort beschreibt 90 Prozent aller Post hier: realitätsfremd. Ich selbst höre fast ausschließlich Bayern 2 oder Radio Eins in Berlin, wenn ich dort bin. Aber ich (und auch die meisten hier) sind nicht die Bäckereifachverkäuferin, die Sekretärin, der Student oder der Bauarbeiter. Es ist abenteuerlich, was hier in diesem Forum gefordert wird und wie Menschen, die die Realität beschreiben (es nicht besser wissen, aber aus ihrem Radioalltag die Realität beschreiben) hier niedergemacht werden. Aus diesem Grund werde ich auf die Posts von #ricochet auch nicht mehr antworten. Ich hoffe, das reicht dir als Erklärung und du akzeptierst meine Meinung und machst sie (wie andere) nicht gleich wieder lächerlich. Danke.

Ist es realitätsfremd vom ÖR mal 2 Stunden die Woche anspruchsvolle Programmsendungen einzufordern? Manchmal weiss der ÖR vor lauter Aroganz nicht mehr, von wem er die vielen Millionen bekommt und für was er sich dafür verpflichtet.

@Dave: ich mag arte, weil er Wege abseits vom ausgelatschten Mainstream begeht, nie langweilt und weil er einer der wenigen Gründe ist, die Gebühren zu überweisen.
 
Das ist ja ein ziemlich starkes Stück, das als Antwort zu geben. Du beschimpft mich, ich gebe dir eine ausführliche ernstgemeinte Antwort und dann dieser Post? Mmmhhhh.... wenn das mit dem Waldreinrufen auch für die Realität 2015 gilt und hier endlich mal Schluss ist, seine privat-freakigen Meinungen mit der Realität zu verwechseln, dann bin ich dabei... Leider hast du die Frage nicht beantwortet, was an meiner Aussage falsch war, die du dann ins lächerliche gezogen hast???
 
Und hör dir mal an, was der Rundfunkrat sagt, wenn in deinem ÖR-Radio die Quote drastisch nach unten geht.

Also mit anderen Worten, öffentlich-rechtliches Radio kann sich nicht mehr von privatem, quotengesteuertem Radio unterscheiden und macht deswegen die Spirale nach unten, was die Qualität betrifft, fröhlich mit.

Wofür brauchen wir denn dann noch gebührenfinanziertes Radio?
 
Es gibt nicht einen einzigen Radiosender im deutschsprachigen Raum, der mit großer Rotation Quote macht.
Naja, so ganz pauschal lässt sich dies meiner Meinung nach nicht feststellen. Man müsste jetzt "große Rotation" klar definieren, wenn es aber in etwa bedeutet, dass nicht dieselben Lieder zweimal oder noch öfter innerhalb eines Tages gespielt werden und wenigstens sporadisch auch Ausgefallenes gesendet wird, findet man einige Beispiele: Schauen wir uns doch mal das Exempel SWR1 an. Gewiss ginge es noch abwechslungsreicher und vielfältiger, ich finde das Musikprogramm aber relativ ordentlich - im Vergleich mit anderen Programmen schon vertretbar und im oberen Drittel. Und die Hörerzahlen halten sich auf einem konstant existenzsichernden Niveau. Schwankungen gibt es immer mal, mal nach oben, mal nach unten, aber man hält sich stabil. Bremen Eins ist ein ähnlicher Fall: musikalisch ziemlich breit aufgestellt und auch für uns Dauernörgler meistens gut hörbar, bei SR 3 sieht es ähnlich aus.
Nur mit unbekannten Musiktiteln kommt man sicherlich nicht über die Runden, aber ein sinnvolles Mischungsverhältnis kann durchaus funktionieren. Es gibt auch Privatfunk-Beispiele dafür, die sind zwar rar, aber es gibt sie: Hier fällt mir spontan das Offenburger Schwarzwaldradio mit seinem groß-rotierenden Oldieprogramm ein - und der Sender hält sich. Natürlich könnte man hier berechtigt einwenden, dass die Schwarzwald Tourismus GmbH finanziell den Sender unterstützt. Die aber muss ja auch ein großes Interesse daran besitzen, dass das von ihr alimentierte Programm gehört wird. Und das Modell funktioniert wohl.

Ich habe manchmal den Eindruck, dass vonseiten der Programmverantwortlichen oft an der Musik zuallererst geschraubt wird, wenn die Quote nicht mehr stimmt. Die muss jedoch auch nicht immer der wichtigste Grund sein: hr4 z.B. verliert nun seit mehreren Jahren in den Media Analysen kontinuierlich. Diese Verluste nahmen erst dann richtig an Fahrt auf, als man die Regionalberichterstattung von täglich gut zwei Stunden auf 20 Minuten zusammenstrich. Und Regionalität zieht nun einmal, wenn sie auch nur vorgegaukelt wird (vgl. hierzu die Erfolge von Antenne Bayern und FFH).
Und schließlich wären da noch die Sender, die die (nicht nur musikalischen) Regeln des Quotemachens mit dem Löffel gefressen zu haben scheinen, aber trotzdem Verluste hinnehmen müssen: WDR 4 scheint gerade einen derartigen Weg einzuschlagen.
 
Ich habe manchmal den Eindruck, dass vonseiten der Programmverantwortlichen oft an der Musik zuallererst geschraubt wird
Ein richtiger Eindruck. Die Wirkung von gestalteter Musik im Programm ist am ehesten angreifbar, weil durch keine Erhebung der Welt die emotionale Wirkung von Musik mit dem Messschieber gemessen werden kann. Das weiß auch die Wortfraktion und wappnet sich dementsprechend.
 
Naja, so ganz pauschal lässt sich dies meiner Meinung nach nicht feststellen. Man müsste jetzt "große Rotation" klar definieren, wenn es aber in etwa bedeutet, dass nicht dieselben Lieder zweimal oder noch öfter innerhalb eines Tages gespielt werden und wenigstens sporadisch auch Ausgefallenes gesendet wird, findet man einige Beispiele: Schauen wir uns doch mal das Exempel SWR1 an. Gewiss ginge es noch abwechslungsreicher und vielfältiger, ich finde das Musikprogramm aber relativ ordentlich - im Vergleich mit anderen Programmen schon vertretbar und im oberen Drittel. Und die Hörerzahlen halten sich auf einem konstant existenzsichernden Niveau. Schwankungen gibt es immer mal, mal nach oben, mal nach unten, aber man hält sich stabil. Bremen Eins ist ein ähnlicher Fall: musikalisch ziemlich breit aufgestellt und auch für uns Dauernörgler meistens gut hörbar, bei SR 3 sieht es ähnlich aus.
Nur mit unbekannten Musiktiteln kommt man sicherlich nicht über die Runden, aber ein sinnvolles Mischungsverhältnis kann durchaus funktionieren. Es gibt auch Privatfunk-Beispiele dafür, die sind zwar rar, aber es gibt sie: Hier fällt mir spontan das Offenburger Schwarzwaldradio mit seinem groß-rotierenden Oldieprogramm ein - und der Sender hält sich. Natürlich könnte man hier berechtigt einwenden, dass die Schwarzwald Tourismus GmbH finanziell den Sender unterstützt. Die aber muss ja auch ein großes Interesse daran besitzen, dass das von ihr alimentierte Programm gehört wird. Und das Modell funktioniert wohl.

Leider hat der Sender keine Playlist, anhand der man es nachprüfen könnte: aber Radio Hannover hat auch ne große und vielfältige Rotation!
 
Mit einem Unterschied: Jeder einzelne der verkauften Artikel wird gezählt. Anders als bei der MA, bei der hochgerechnet und für gültig erklärt wird.
Richtig, die GEMA Gebühren bleiben gleich. Allerdings wird anhand der Playlisten auch das Geld an die Rechteinhaber verteilt. Das bedeutet, wenn 3x pro Tag Bruno Mars, James Blunt oder Shanaya Twain (sind ja nicht wirklich Hits...) gespielt wird, dann bekommen die Rechteinhaber dieser Titel (Plattenfirmen) einen ganz ordentlichen Betrag überwisen.

Auch wenn auf dem Dorffest Fancy oder Cora gespielt wird, bekommen eben nicht die Rechteinhaber von Fancy oder Cora Geld, sondern die von Bruno Mars usw.

Denn bei solchen Veranstaltungen (Dorffeste, 90er Jahre Partys, Clubs, Gastronomie, Arzt, Supermarkt) werden keine Playlisten abgefragt...

Es zählen die der Radiostationen.
Ich habe mich mal damit beschäftigt, weil wir selbst 1x pro Jahr eine Veranstaltung fahren und die GEMA die höchsten Kosten verursacht. Da hat es mich einfach mal interessiert, wohin der dreistellige Betrag eigentlich fließt...

Es ist also für die Rechteinhaber nicht uninteressant, wie oft ihre Titel im Radio gespielt werden.

Soweit meine Erkundungen. Es werden ja auch nicht die aktuellen Charts runtergeleiert, sondern Titel, die 2,3 Jahre alt sind, werden immer noch als neue/aktuelle Musik vermarktet.
 
Denn bei solchen Veranstaltungen (Dorffeste, 90er Jahre Partys, Clubs, Gastronomie, Arzt, Supermarkt) werden keine Playlisten abgefragt...
So? Was steht hier?

GEMA Tarif für Unterhaltungsmusik bei Bürger-, Straßen-, Dorf-und Stadtfesten, die im Freien stattfinden

IV. Einreichung von Musikfolgen

Gemäß § 13 b Absatz 2 Satz 1 UrhWG sind Veranstalter von Live-Musik verpflichtet, nach der Veranstaltungeine Aufstellung über die bei der Veranstaltung benutzten Werke (Musikfolge) zu übersenden. Kommt derVeranstalter dieser Pflicht innerhalb von 6 Wochennach der Veranstaltungnicht nach, werden zusätzlich 10 % der für die Veranstaltung zu zahlenden Vergütung in Rechnung gestellt. Der Anspruch der GEMA auf Einreichung der Musikfolge bleibt hiervon unberührt.

Quelle
 
Diese im GEMA-Tarif genannte Verpflichtung zur Einreichung von Musikfolgen bezieht sich jedoch nur und ausschließlich auf Live-Musik, d.h. wenn die Musik von Interpreten/Darstellern auch live bzw. im (Halb-)Playback gesungen/vorgetragen wird.

Siehe dazu auch den 2. Absatz des von der GEMA angeführten § 13 b UrhWG:

(2) Nach der Veranstaltung hat der Veranstalter der Verwertungsgesellschaft eine Aufstellung über die bei der Veranstaltung benutzten Werke zu übersenden. Dies gilt nicht für die Wiedergabe eines Werkes mittels Tonträger, für Wiedergaben von Funksendungen eines Werkes und für Veranstaltungen, auf denen in der Regel nicht geschützte oder nur unwesentlich bearbeitete Werke der Musik aufgeführt werden.
 
Oops, das war mir jetzt neu. Danke für den Hinweis. Das heißt, die GEMA-Abgaben fließen pauschal in den großen Topf und werden an die nach den eingereichten Radiospiellisten verteilt. Oder kurz: Der Teufel sch...t immer auf den größten Haufen.
 
Das hieße ja im Umkehrschluss, dass alle Programme, die mit "ihre Lieblingsmusik" oder "Hits" und "Lieder" werben, unter "ihre" nicht die Hörer sondern die Consulter oder sonst wen verstehen und zu einem großen Teil Musik am Hörer vorbei versenden.
 
@Ammerlaender, Sender wollen sicher nicht an ihren Hörern vorbei senden, sondern handeln bei gleichzeitiger Verlagerung der Programmverantwortlichkeit nach den Empfehlungen der beauftragten Consulter. Meine zugegeben provokante Behauptung, dass Besttester-Titel inzwischen zu Um- und Abschaltimpulsen führen und bei den beratenden Agenturen noch nicht angekommen sei, ist m.E. eine neue Wechselwirkung bei ungeschickt eingeplanten "Lieblingsmusiken".

Bisher haben die Beraterfirmen immer nur Titel-Pools und Empfehlungen geliefert, nicht aber ausgefeilte Stundenuhren. Auch die Bestimmung des Burnout-Faktors bei Oldies ist nicht erforscht, lässt sich übrigens nur ausschließlich im Kontext des gesamten Programms erfühlen. Eigentlich Bauchsache des verantwortlichen Musikchefs. Aber Letztere hat ja der Consulter.
 
Das hieße ja im Umkehrschluss, dass alle Programme, die mit "ihre Lieblingsmusik" oder "Hits" und "Lieder" werben, unter "ihre" nicht die Hörer sondern die Consulter oder sonst wen verstehen und zu einem großen Teil Musik am Hörer vorbei versenden.

Ganz genau.

Oder kennst Du irgendwen, der bei solchen Programmen noch wirklich hinhört und sie aktiv und bewußt konsumiert?
 
Was mir immer mehr auffällt, ist dass zwischen den Airplay Charts und den Charts auf ITunes, und erst recht auf denen der Streaming Dienste eine gehörige Lücke klafft. Die Songs, die gekauft oder gestreamt werden spiegeln doch den Geschmack der Nutzer. Warum wird das von Musikredakteuren so penetrant ignoriert ?
 
Das hat leider sehr viel mit political correctness zu tun. Es gibt Songs und Interpreten, die spielt "man" einfach nicht. Da können die Bohlen-Schützlinge oder die Amigos noch so viel verkaufen, man profiliert sich lieber damit, solche Acts nicht zu spielen.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben