AW: MW-Frequenzen
Bei der WARC 75 in Genf gab es um die 585 kHz heftige Streitereien, weil speziell Spanien seine Leistung von 125 auf 500 kW erhöhen wollte (heute sind es 600 kW). Als dann der ORF von 600 auf 1200 ging, protestierte Tunesien heftig und wollte seine 350 kW erhöhen, was wiederum Spanien nicht gefiel. Ich kann mich noch an jene Zeit ereinnern, als der ORF auf 585 kHz abends mit 240 kW sendete. Selbst hier in OÖ konnte man im Hintergrund meist Madrid und Gafsa/Tunesien hören.
Empfangsschwankungen spielen bei DRM keine Rolle...
Doch, wenn nämlich das Nutzsignal unter einen gewissen Pegel fällt. Und Fading ist bei MW nachts sehr häufig. Außerdem kann es durch Pegelschwankungen dazu kommen, dass Gleichkanalsender zeitweise annähernd so stark werden wie das Nutzsignal. Auch auf niedrigeren Frequenzen gibt es bei sehr starken Sendern in 200 bis 500 km um den Sender herum eine Zone mit sehr wechselhaften Empfangsbedinungen. Seit den 20er-Jahren war das das größte Problem der Antennenbauer, das man aber nie ganz in Griff bekommen konnte.
Beim BR in Ismaning benutzte man z.B. einen in Segmente geteilten Mast, mit dem mit Phasenverschiebung der Abstrahlwinkel geändert werden konnte, womit tagsüber flach (Bodenwelle) und nacht steil (Raumwelle) abgetrahlt wurde. Ismaning sendet damals übrigens auf 1602 kHz. Dank der guten Bodenleitfähigkeit in Ismaning war die Bodenwelle trotz der hohen Frequenz sehr weit reichend. In der Nacht war der Sender fast täglich bis Südafrika zu hören.
In der Schweiz wurde überhaupt tags und nachts getrennt gesendet: Tagsüber auf 531 kHz aus Beromünster und nachts aus Sarnen auf 1566 kHz mit einer horizontal polarisierten steil strahlenden Antenne. Das funktioneirte auch ganz gut.
Wieder anders verfuhr RTL. Hier sendete man die 1200 kW auf 1440 kHz nachts nach UK (Wer kennt noch "2-0-8" und "The Big L") über einen kleinen Stummelmast, der einen Achtelwellenstrahler darstellte. Dadurch ergab sich eine steile Abstrahlung mit optimaler Raumwelle. Tagsüber wurde über eine aus 5 (später nur 3) je 105 m hohen Masten bestehenden Richtantenne in Richtung Ruhrgebiet gesendet.
Fazit: Bei Verwendung normaler Viertelwellenstrahler taugt DRM nur etwas für den Nahbereich. Für Fernempfang im überfüllten MW-Band ist es zu unzuverlässig, außer man verwendet extrem aufwändige Antennen.
Sendemasten in Dobl /Graz, Linz und Lauterach.
In Linz hat man die Isolatoren von den Pardunen entfernt und ich glaube auch, dass der Fußpunktisolator weg ist. Der Standort war generell nie optimal (schlechte Bodenleitfähigkeit, topographisch kaum Platz für ein ordentliches Erdnetz) . Man wollte den Linzer Sender ursprünglich auch in der Gegend von Asten oder bei Traun errichten, doch die 1924 genehmigten 500 Watt hätten dann selbst im Zentrum von Linz keinen befreidigenden Empfang ermöglicht. Heute ist das Gelände runderherum dicht verbaut. Der Freinberg ist eine noble Wohngegend. Gleich neben dem Mast ist außerdem das Gebäude der Funküberwachung der Telekom, die mit einer hohen MW-Feldstärkre auch keine Freude hätten.
Dobl ließe sich prinzipiell reaktivieren. Allerdings müssten die Mobilfunkdienste, die den Mast benützen, ihre Anlagen komplett umbauen und isolieren. Das Antennenabstimmhaus ist ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude (so wie die ganze Anlage einschl. des alten MW-Senders von Lorenz). Man müsste den Sender also daneben in einem Container unterbringen. In Dobl ist aber hinderlich, dass das Gelände um den Sender inzwischen dicht mit Einfamilienhäusern verbaut wurde. Bezüglich Elektrosmog würde das sicher Probleme geben.
Insgesamt wäre es wohl billiger, neue Anlagen zu errichten.
@Radiator
Meinen Segen hat er. Der Gang zum Konkursrichter wird ihm aber auch nicht erspart bleiben.