AW: Private- und ÖR-Mainstreamsender
Man kann die Diskussion immer wieder aus zwei Perspektiven führen, die meiner Meinung nach beide ihre Berechtigung haben. Nummer 1: Warum soll der Bürger Gebührengelder zahlen für ein Programm wie Jump, das die Privaten genau so anbieten? Ergo: Die Öffis sollten sich nicht am Massengeschmack orientieren! Nummer 2: Warum sollen alle Bürger Gebührengelder bezahlen für Programme, die nicht die Masse ansprechen, d.h. von denen der Großteil der Bürger nix hat? Ergo: Die Öffis dürfen den Massengeschmack nicht aus den Augen verlieren! So kann man zum Beispiel MDR Info gut heißen (die nehmen ihren Auftrag ernst) oder verdammen (die verschleudern Gebührengelder, die die breite Masse bezahlen muss, für ein Spartenprogramm, das nur wenige hören). Das ist eine Henne-Ei-Diskussion. Die Öffis müssen gleichermaßen Mehrheiten und Minderheiten ansprechen. Jetzt könnte einer kommen und sagen: Jump hat fallende Zahlen, spricht also immer weniger die Mehrheit an. Gegenargument: Dann muss es sich also noch mehr dem Mainstream anpassen, um wieder mehr (Mainstream-)Hörer zu finden. Das will aber ja auch keiner. Könnte wieder ein anderer kommen und sagen: Jump muss ein anspruchsvolleres Programm machen. Gegenfrage: Würde das zu mehr Hörern führen? Nö, eher zum Spartenradio für anspruchsvolle Hörer. Und, ihr dürft mich gern dafür verteufeln, ich glaube nicht, dass Radio Eins im MDR-Gebiet Erfolg hätte. Sowas geht in Berlin, aber nicht hier. Zum Brötchenbeispiel: Klar, eine gebührenfinanzierte Brötchenverteilstelle hat keine Berechtigung neben einem Bäcker, der damit Geld verdienen muss, wenn sie die gleichen Brötchen verkauft. Dafür braucht sie keine Gebühren. Wenn aber die Brötchenverteilstelle sich vom Mainstream-Bäcker bewusst dadurch abgrenzt, dass sie spezielle Brötchen verkauft, die nur einer kleinen Minderheit schmecken, dann fragt sich die Mehrheit auch, warum sie die Verteilstelle subventionieren muss. Und zu den Flachpfeifen: Wenn es nun aber im Lande ein Vielfaches mehr Flachpfeifen als ordentliche Hörer gibt, dann kann der ordentliche Hörer nicht in gleichem Maße berücksichtigt werden, weil nun mal auch ein Vielfaches mehr Flachpfeifen Gebührengelder bezahlen. Also, man kann die Diskussion fröhlich im Kreis drehen. Natürlich wäre es mir auch lieber, wenn Jump deutlich mehr Anspruch hätte und sich vom Dödelfunk merklich unterscheiden würde, aber deswegen sollte man nicht anfangen, einseitig zu diskutieren. Ein wirklich erfolgreiches Massenprogramm, das unsere Ansprüche erfüllt, wird es in diesem Leben nicht geben.