Hier meine Erfahrung zum Thema:
In meinem Studio zuhause habe ich ein Broadcast-Mischpult SAC 200 von Soundcraft. Das habe ich 1987 nagelneu gekauft, kurz nachdem es auf der damaligen Tonmeistertagung als neues Produkt vorgestellt worden war.
Bis vor 3 Jahren habe ich neben meinem Hauptberuf eine eigene Sendung beim Lokalradio gehabt, bevor ich aus gesundheitlichen Gründen mit Radio aufgehört habe. Während meiner Radio-Zeit habe ich in meinem Studio die Sendung vorbereitet, Interviews und Telefoninterviews aufgezeichnet und geschnitten, Beiträge, Jingles, Ton-Schnipsel und -Effekte, Einspieler und vieles mehr produziert. In der Zeit vor Einführung der Sendeautomationen habe ich auch ganze Sendungen voraufgezeichnet. Das alles ging anfangs mit dem Tonband, später mit dem Computer. Daher war ich oft in meiner Freitzeit im Studio und habe es deshalb nur ganz selten ausgeschaltet.
Das Mischpult geht seinem 30. Geburtstag entgegen, ist noch nie ausgefallen und hat immer zuverlässig funktioniert. Ich habe lediglich in längeren Zeitabständen eine Wartung durch einen befreundeten Rundfunktechniker durchführen lassen. Selbst viel beanspruchte Regler musste ich bislang nur selten austauschen lassen. Die einzigen Teile, die ich etwas häufiger ersetzen muss(te), sind die Lämpchen der VU-Meter-Beleutchung, aber das sind "Pfennigartikel". Alles in Allem ein haltbares Produkt, was ich aber von einem solchen Gerät auch erwarte. Allerdings ist hierbei zu berücksichtigen, dass ich im Regelfall der einzige Benutzer war und alle Geräte entsprechend pfleglich behandelt habe. Das ist in Radiostationen anders.
Seit ich meine Radiotätigkeit aufgegeben habe, ist mein Studio die meiste Zeit abgeschaltet und stromlos. Ich schalte mein Studio nur noch ein, wenn ich mal eine Produktion mache (z. B. Auftrittsmusik für Faschingsgarden zusammenschneiden).
[Einschub] Im Sommerurlaub habe ich mir an einem Regentag den Spaß gegönnt, nach vielen Jahren eine Sendung ausschließlich mit Schallplatten, Carts und Tonbändern zu fahren. Nicht einmal die CD-Spieler habe ich verwendet. Auch, wenn es niemand gehört hat, war es ein ungemeiner Spaß und hat jede Menge Freude gemacht, endlich mal wieder eine 100 % handgemachte Sendung zu fahren. Ich habe mir vorgenommen, das bald zu wiederholen. Die Jungspunde, die heute im Radio arbeiten, wissen gar nicht, welcher Spaß am Sendungfahren ihnen entgeht ... aber das ist ein anderes Thema.[Ende Einschub]
Das SAC 200 wird schon sehr lange nicht mehr hergestellt und inzwischen dürfte es schwierig sein, jemanden zu finden, der es reparieren könnte, falls mal was kaputtgeht, obwohl ich alle Manuals und Schaltpläne im Original vorliegen habe. Also verlasse ich mich darauf, dass das Mischpult auch die nächsten 30 Jahre hält .
Das SAC 200 war in vielen Radiostationen im Einsatz, beispielsweise auch bei Antenne Bayern im Mobilstudio. Vor einiger Zeit habe ich bei der Durchsicht alter Fotos welche von Anfang der 90er Jahre gefunden, auf denen ich das Mobilstudio von Antenne Bayern auf einer Messe fotografiert habe. Darauf ist ebenfalls ein SAC 200 zu sehen, die Platten wurden auf Technics-SL1200-Plattenspielern abgespielt.
Bei den Sendern, bei denen ich im Laufe meiner rund 30jähren Radiotätigkeit (immer neben dem Hauptberuf) gearbeitet habe, wurden die Studios lediglich für große Wartungen und Umbauarbeiten ausgeschaltet. Ansonsten liefen sie durch, nicht nur die Sendestudios, im Regelfall auch die Produktionsstudios. Wenn beim Lokalsender das Rahmenprogramm oder später die Automation lief, wurde das Sendestudio von der Sendeleitung getrennt und es wurden Vorproduktionen oder Aufzeichnungen darin gemacht.
Lediglich Zuspieler (CD-Player, Plattenspieler, Tonbandmaschinen, Minidisc-Player usw.), die einen erreichbaren Ausschaltknopf hatten, wurden über Nacht ausgeschaltet. Als später nur noch von Computer gesendet wurde, liefen auch die Rechner permanent durch und lediglich die Bildschirme wurden abgeschaltet, vor allen Dingen im Zeitalter der Röhrenbildschirme (wegen "Einbrennen"). Innerhalb relativ kurzer Zeit gingen die Schalter an den Bildschirmen kaputt, so dass auch diese eingeschaltet blieben, vor allen Dingen dann die modernen Flachbildschirme.
Meine Erfahrung deckt sich also weitgehend mit dem von meinem Namenskollegen Matthias in Post #2 dargestellten Sachverhalt und auch mit den Aussagen von marillenfreund und Radiowahn.