Also: Die RTL Group muss sich doch fragen lassen, warum im Radiobereich in Frankreich geklotzt und in Deutschland nur der Status Quo verwaltet wird.
Wo wird denn in Frankreich geklotzt? Die goldenen Zeiten von Radio sind in Frankreich für RTL schon länger vorbei. Zudem hat RTL 2016 für 216 Mio. Euro die 100%-Radiotochter in Frankreich an M6 verkauft, an denen RTL rund 48,26% hält. Die Zusammenlegung von TV und Radio soll Synergien bei Kosten und Vermarktung erzeugen. Zudem ist man das Problem los. Guillaume de Poche gilt zudem nicht unbedingt als Radiofan. In Deutschland ist aber auf Grund der kleinen Anteile dieser Weg versperrt. Da muss eine andere Lösung her.
Natürlich ist der Profit im Fernsehbereich größer. Nur Radio im "Entwicklungsland NRW" machen zu können wäre so schlecht nicht. Das Potential in diesem unterversorgten, geradezu bedürftigen Land ist, da hast Du recht, riesengroß. Ist doch geradezu ein Argument dafür, neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Und es ist ja nicht so, dass sie mit den Einbrüchen seit den 80er Jahren nicht ständig hin- und herformatiert hätten, also auf der Suche nach einer Lösung für ihr Radiogeschaft waren. .
Doch. Sie waren in den letzten 10-15 Jahren immer wieder auf der Suche nach einer Lösung für den deutschen Radiobereich. Verkaufsversuche gab es genug, scheiterten aber immer wieder an unterschiedlichen Gründen, aber auch an den Preisvorstellungen. Und so sieht die Lösung wohl so aus, dass man es laufen lässt und Holding halt im Jahr einen einstelligen Millionenbetrag von Berlin nach Köln überweist. Im Verhältnis zu den Umsätzen und Gewinnen im übrigen Geschäft ist das für die RTL Group wie für Bertelsmann faktisch nichts.
Außerdem ist es sehr seltsam, dass sie fürs Fernsehen Frequenzen in NRW bekommen haben, fürs Radio nicht. Wenn die SPD seinerzeit den "elektronisch versendeten Kommerz" aus NRW verbannen wollte, warum hat sie dann ausgerechnet das auf längere Sicht "gefährlichere" RTL-TV protegiert? .
Verstehe nicht so recht den Zusammenhang. Wer sagt denn, dass die SPD den Kommerzfunk verbannen wollte? Erzähl das mal Wolfgang Clement, damals SPD und Medienstaatssekretär und späterer MP. Ohne den wäre RTL nicht in Köln gelandet, wäre VOX nicht zustande gekommen, hätte es Hürth und die Produzenten in NRW nicht gegeben. Nannte sich in den 90igern Medienstandort NRW und war die Jobmaschine schlechthin. Zumindest in der Außendarstellung. Insofern, steile These. Damals haben SAT1 und RTL terrestrische Übertragungskapazitäten bekommen. Andere gab es auch nicht (zumindest nicht von den großen Sendern). Auch weil sie Vollprogramme und zudem ein regionales Fenster anboten. So lief das aber nicht nur in NRW, sondern in ganz Deutschland. Insofern verstehe ich nicht, was Du mit "protegiert" meinst.
Das könnte die RTL Group aus ihrer Portokasse bezahlen.
Ja, könnte sie. Aber ein börsennotiertes Wirtschaftsunternehmen funktioniert nicht nach der Devise, ob ich etwas aus der Portokasse bezahlen kann. Am Ende muss sich das Handeln auf Umsatz und Ergebnis auswirken und diese beiden Kennziffern treiben. Und zwar signifikant. Die gesamte RTL Group setzt rund 6,5 Mrd. Euro um. National macht die RMS für den gesamten Privatfunk zwischen 190-240 Mio. je nach Jahr. Selbst wenn man einen Marktanteil von 50% unterstellen würde, würde dieser Beitrag weder Umsatz noch Ergebnis treiben. Und Du schlägst vor, dass RTL in NRW den Markt mit Radio bearbeitet? Ob zudem eine Gattung, die mit denselben Problemen wie analoges TV kämpfen muss, eine Investitionsstory für Aktionäre ist, halte ich auch für etwas gewagt.
In der Markenwelt von RTL hätte es nur eine Option gegeben: Eine nationaler Rollout von Programmen, die die Marken und Formate von RTL Fernsehen transportieren. Zentral aus Köln gesteuert, mit der TV-Personality und der Vermarktung der IP. Am Ende aber nur ein Marketingtool für das TV-Programm. Das wäre der erste Mux und der zweite Mux als Chance für RTL gewesen. Aber hätte, hätte, Fahrradkette. Und ob das der Gattung so gut bekommen wäre, weiß ich nicht.