RBB will Radio Multikulti einstellen

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AW: RBB: Presseberichte zu möglicher Schließung von Radio Multikulti

PM der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus:
Entscheidung zu Radio Multikulti nochmal prüfen
Die medienpolitische Sprecherin Gabriele Hiller erklärt:

Mit Unverständnis nehme ich die geplante Einstellung der Hörfunkwelle Radiomultikulti zur Kenntnis. Keine andere Stadt Deutschlands ist so multikulturell wie Berlin, gerade hier gibt es große Erfolge aber auch Probleme bei der Integration von Menschen nichtdeutscher Herkunft. Die Welle Radiomultikulti hat für das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur viel geleistet und bietet vielen Neu-Berlinern die Chance, sich in ihrer Muttersprache mit Problemen auseinanderzusetzen. Auch als Arbeitsplatz und Ausgangspunkt für die berufliche Entwicklung von Menschen mit Migrationshintergrund hat sich die Hörfunkwelle bewährt.

Es ist sehr bedauerlich, dass der RBB vorhat, gerade bei dieser Welle Einschränkungen in seiner Verpflichtung gegenüber den Hörern zu machen, denn die Integration und das Vermitteln unterschiedlicher Kulturen gehören zu den Kernaufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Mir sind Sparzwänge des RBB durchaus bewusst, an dieser Stelle halte ich deren Umsetzung allerdings für politisch falsch. Der RBB sollte nicht auf dem Rücken der Schwächsten dieser Gesellschaft seine Probleme lösen. Die Diskussion zum Finanzausgleich der Sender der ARD ist noch nicht beendet und sollte nicht durch voreilige Entscheidungen im RBB ad absurdum geführt werden. Auch interne Sparmöglichkeiten scheinen noch lange nicht erschöpft. Ich erwarte von den Gremien des RBB, dass sie diese Entscheidung genau prüfen und möglichst eine andere Lösung finden.

Was mich zu der Frage bringt: Wie integrativ können solche Programme überhaupt sein? Können sie tatsächlich die Integration vorantreiben helfen? Oder hören die halbwegs und mehr integrierten Ausländer nicht sowieso die ortsüblichen (möglicherweise auch weniger anspruchvoll gestalteten) Programme und die integrationsunwilligen ihre Heimatsender über Satellit oder (im speziellen Fall von Berlin) Metropol FM? Immerhin - 37.000 Hörer pro Tag bei mehr als 300.000 Ausländern in der Stadt sind nicht eben viele...
 
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Wie integrativ können solche Programme überhaupt sein?

Allein? Nicht sehr. Sie sind ein Angebot, wie z.B. Sprachkurse auch. Ein nicht einfaches Angebot noch dazu.

Oder hören die halbwegs und mehr integrierten Ausländer nicht sowieso die ortsüblichen (möglicherweise auch weniger anspruchvoll gestalteten) Programme und die integrationsunwilligen ihre Heimatsender über Satellit oder (im speziellen Fall von Berlin) Metropol FM?

Davon gehe ich aus, ehrlich gesagt. Multikulti & FH Europa sind anspruchsvollere Einschaltprogramme.

Gab es dazu nicht irgendwann mal Untersuchungen?

Immerhin - 37.000 Hörer pro Tag bei mehr als 300.000 Ausländern in der Stadt sind nicht eben viele...

Es sind knapp eine halbe Million. Und von den 37.000 dürften auch etliche Deutsche sein, die sich für Weltmusik interessieren zum Beispiel. Die Nutzung ist also erwartungsgemäß nicht gerade dolle.
 
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Frage bringt: Wie integrativ können solche Programme überhaupt sein? Können sie tatsächlich die Integration vorantreiben helfen? Oder hören die halbwegs und mehr integrierten Ausländer nicht sowieso die ortsüblichen (möglicherweise auch weniger anspruchvoll gestalteten) Programme und die integrationsunwilligen ihre Heimatsender über Satellit oder (im speziellen Fall von Berlin) Metropol FM?
Der SWR hat sein Ausländerprogramm 2002 mit genau dieser Begründung eingestellt. Ich würde aber gerade andersherum argumentieren, gerade um ein Gegenangebot zu den "Heimatsendern" zu bieten, das speziell für die Menschen mit Migrationshintergrund hierzulande gemacht wird, ist ein Programm die Multikulti und Funkhaus Europa notwendig. Und selbst wenn man mit dem Programm nur eine Minderheit der erdachten Zielgruppe erreicht, so erreicht man diese immerhin. Du würdest ja auch nicht vorschlagen, das Inforadio einzustellen, weil die meisten Menschen in Berlin ohnehin rs2 oder RTL hören, und die Informationshungrigen sich auch eine Zeitung kaufen können, oder?

Welche Wellen des RBB der "Medienexperte" meint, "deren Programme sich kaum von den Angeboten privater Anstalten unterscheiden", würde mich allerdings mal interessieren. Selbst das deformierte Radio Berlin liegt immer noch Welten vor dem intelligentesten Privatdudler des Doppelbundeslandes.
Felix Borussia Berolinaque!
 
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Welche Spielräume beim Senderangebot räumt der Rundfunkstaatsvertrag, des rbb mit den Ländern B & BRB, eigentlich der Anstalt ein bzw. welche Begrenzungen oder Forderungen stehen dort drin?

Mich interessiert konkret, ob der rbb einen Sender wie Multikulti so einfach von der Welle nehmen darf? Ob er nicht vielmehr dazu verpflichtet ist, solch ein Angebot - in Eigenregie - anzubieten?

Und weiterhin, was enthält dieser Staatsvertrag an Auflagen für die Sendergestaltung in Punkto Zielpublikum, Breitenwirkung etc.?

Sprich, woraus leitet der rbb eigentlich seine Sendervielfalt ab? Die ja allein schon zwei massenkompatible Pop-Wellen beinhaltet (Antenne und 88,8). (Mir ist klar, dass diese Wellen jeweils für ein Bundesland stehen sollen. Allerdings schert man sich darum ja nach 22 Uhr auch nicht mehr und schaltet beide zusammen.)

Inwiefern ist der rbb nach Staatsvertrag verpflichtet, eine eigene Kulturwelle zu unterhalten; ein Info-Programm; ein Jugendradio; ein...ja, wo will man radioeins eigentlich einsortieren?

Wer kennt dieses Dokument bzw. wo gibts das nachzulesen?
 
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Mal eine Frage: Bedeutet die heutige Pressemitteilung, das sich bei Radio Berlin - zumindest mittelfristig - nicht ändert, weder in die eine (Antenne) noch die andere (EINS) Richtung?

Polylux einzustellen hat für den rbb den Vorteil, dass die Sendung extern produziert wird, und dass man daher keine Leute entlassen muss. Dass man sie nicht selbst entlassen muss.
 
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PM der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus:

Was mich zu der Frage bringt: Wie integrativ können solche Programme überhaupt sein? Können sie tatsächlich die Integration vorantreiben helfen? Oder hören die halbwegs und mehr integrierten Ausländer nicht sowieso die ortsüblichen (möglicherweise auch weniger anspruchvoll gestalteten) Programme und die integrationsunwilligen ihre Heimatsender über Satellit oder (im speziellen Fall von Berlin) Metropol FM? Immerhin - 37.000 Hörer pro Tag bei mehr als 300.000 Ausländern in der Stadt sind nicht eben viele...

Lieber M. genau das ist die Frage. Objektiv bewertet wird der Integrationsbetrag sehr niedrig sein. Die Sendereigenforschung wird natürlich genau das Gegenteil herausstellen. Nur, die ist leider nicht besonders objektiv. Multikulti ist ein typisches Kulturgremienprodukt für und von Gutmenschen.
Gerade Menschen die sich nicht integrieren wollen erreicht der Sender nicht einmal ansatzweise. In einem Berliner Dönerladen habe ich noch nie Multikulti gehört, da läuft entweder Metropol oder irgendwelche türkische TV-Sender.
Mag sein, dass es welche gibt.

Integration schafft man nicht durch verkopfte Radiobeiträge und politisch korrekte Berichterstattung. Integration heißt die Landessprache zu lernen, die Gesetze zu respektieren und mental in seinem neuen Heimatland ankommen. Die Bundesmittel, die für Multikulti eingesetzt worden sind, hätte man wesentlich besser und effektiver einsetzen können, z.B. für Sprachkurse und für den Schutz von Frauen die von den sogenannten "Ehrenmorden" bedroht sind. Diese unsere Gesellschaft (besonders die übertolerante Justiz) lässt es zu, das viele Frauen um ihr Leben fürchten müssen nur weil sie wie eine "normale" Frau leben wollen. Das ist der Skandal und beschämend für unsere
Demokratie und Kultur.
 
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Es ist eine schlimme Entwicklung, für die nun längst noch nicht der letzte Akt angeklingelt ist.

Schon als SFB und ORB übereilt (ohne wirkliches Konzept!) zusammengezwungen worden sind, war der Scherbenhaufen absehbar, unter dem nun zunehmend die Leistungen und die Hoffnungen engagierter Mitarbeiter begraben werden. Dieses Erdbeben ist kein Naturereignis, sondern politisch so gewollt. Das darf man nun nicht einfach so hinnehmen.

Umbenennungsvorschlag

Makeitsos Anregung schließe ich mich nachdrücklich an.

Die Entwicklung hat den Threadtitel längst überholt. Es geht hier um die Zukunft der Programmvielfalt in Berlin-Brandenburg - und vielleicht am Ende noch gar nicht mal um Radio Multikulti.
 
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Schade, dass die Frequenz für das Weltverbessererprogramm vom WDR verschwendet wird und nicht an einen privaten Rundfunkveranstalter geht :(
 
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Tja Johann,

durch Leute wie Dich, mit ihrer verqueren Meinung, wird der Dummdudelfunk noch mehr gepuscht. Lies doch einfach die weiter die Blödzeitung und sonder hier nicht Deine Überflüssigen Parolen ab.
 
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Laut RBB-Pressemitteilung wird die Masurenallee für die Geburtstagsfeier am Samstag, 24. Mai, zur "Festmeile". Tita von Hardenberg soll nach dem Auftritt von "Los Multikultis" um 13 Uhr ihr Polylux feiern. Kurz danach will die Intendantin persönlich auftreten.

:wow:

Ist das nicht ein wenig geschmacklos?
Wer (außer Johann...) will da nun noch sich oder wen oder was im Ernst feiern?
Leider kann ich nicht dabei sein. Vielleicht berichtet hier ja jemand, wie die Party in eine Trauerveranstaltung umkippt.

Wie geht überhaupt das eigene Programm mit der Entwicklung um? Ich habe auf Radioeins nur einen verlegenen Hinweis gehört - und eine Kurzmeldung am Nachmittag, die dann aber in späteren Nachrichten und Schlagzeilen gestrichen worden ist. Was ist da los? Gibt es einen Maulkorb? Ringt man noch um Sprachregelung? Oder sind alle sprachlos?
 
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Man darf auf das "Medienmagazin" am Sonnabend gespannt sein...
 
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Um den "Polylux" ist es sehr schade, eines der besten Magazine, die das "Erste" zu bieten hatte. Leider sehr spät gesendet.
 
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Nun, über Geschmack lässt sich streiten. Ich persönlich zelebriere in Bezug auf Polylux einen der sehr seltenen Momente uneingeschränkter Einigkeit mit dem Forenglatzkopf.
 
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Ihr tut ja alle so, als sei Multikulti euer Lieblingssender gewesen.
Es ist bedauerlich, aber ich kann den Äußerungen von Fu Man Chu nur zustimmen.
 
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radiohexe schrieb:
Ich persönlich zelebriere in Bezug auf Polylux einen der sehr seltenen Momente uneingeschränkter Einigkeit mit dem Forenglatzkopf.
Daß ich das noch erleben darf... ;)

Übrigens: Glückwunsch zum 1000.!


Nachtrag (aus dem heutigen "Tagesspiegel"):
Für die türkischen Hörer machte Bekir Yilmaz, Präsident der Türkischen Gemeinde zu Berlin, seinem Ärger Luft: „Das ist natürlich nicht das richtige Signal an die türkische Community“, sagte Yilmaz. Das Programm spiele für die Berliner Türken eine wichtige Rolle
Das darf man wohl ohne jede Häme für ein Märchen halten...

Ebenfalls laut "Tagesspiegel" sehen die Einsparungseffekte wie folgt aus:
Das Aus für Radio Multikulti wird drei Millionen Euro per anno einsparen, das Ende von „Polylux“ ungefähr 1,5 Millionen Euro.
 
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Kobalt, die Produktionsfirma von Polylux, will übrigens die Webseite polylog.tv in Eigenregie weiterführen, kündigte Tita von Hardenberg heute ab.

Da die festen Mitarbeiter von Multikulti im RBB bleiben, dort aber andere Aufgaben übernehmen werden, werden auch freie RBB-Mitarbeiter betroffen sein, die bislang nicht für Multikulti gearbeitet haben. Dabei hat der RBB gerade hier schon massiv in der Vergangenheit gespart.

Ebenfalls laut "Tagesspiegel" sehen die Einsparungseffekte wie folgt aus:
Dem RBB zufolge (Hörfunkdirex S.) sind es vier Millionen für Multikulti (16 Millionen über die Gebührenperiode). Zur Orientierung: Vier Millionen Euro ist soviel Geld, wie ARD&ZDF bei der Fußball-EM (durchgerechnet) pro Spiel an Fernsehrechten gezahlt haben.
 
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Wie geht überhaupt das eigene Programm mit der Entwicklung um? Ich habe auf Radioeins nur einen verlegenen Hinweis gehört - und eine Kurzmeldung am Nachmittag, die dann aber in späteren Nachrichten und Schlagzeilen gestrichen worden ist. Was ist da los? Gibt es einen Maulkorb? Ringt man noch um Sprachregelung? Oder sind alle sprachlos?
Also bei Inforadio lief das Thema in den Nachrichten über viele Stunden. In den moderierten Strecken gab es auch O-Töne von Reim und Singelnstein.
 
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Ihr tut ja alle so, als sei Multikulti euer Lieblingssender gewesen.

Ja, das ist er. Immer noch.

Ich bin übrigens kein Ausländer (das fremdsprachige Programm beginnt ohnehin erst um 17:00 Uhr). Ich höre Radiomultikulti, weil ich Radio schon immer dazu genutzt habe, neue Musik kennenzulernen, etwas über interessante Konzerte und Veranstaltungen in meiner Stadt zu erfahren, Moderatoren ohne Profilneurose zuzuhören und weil es mir einfach gute Laune bereitet.

Berlin ist nicht nur ein Schmelztigel unterschiedlicher Kulturen, hier gibt es auch unzählige Künstler abseits vom Mainstream, die nun eine wichtige Plattform verlieren und die bei den Mainstream-Wellen Radio Berlin und Radio Eins keine Chance haben, überhaupt erwähnt zu werden.

Funkhaus Europa ist kein Ersatz für diesen Sender.

Ab Januar 2009 werde ich meine Radiogebühren nur noch widerwillig zahlen.
 
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Doch, das ist es, weil es sämtliche Deiner genannten Anforderungen absolut erfüllt.

Nein, erfüllt es nicht. Funkhaus Europa ist vom WDR (und meinetwegen Radio Bremen), ich sehe keinen Bezug zum Sendegebiet des RBB. Wird Funkhaus Europa etwa im nächsten Jahr live vom Karneval der Kulturen berichten? :confused:
 
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