AW: SWF1: Schallplatten ohne Knistern; wie ging das?
Nachtrag: Damit die neuen "Hits" auch pünktlich zur Handelsveröffentlichung im Rundfunk gespielt werden konnten, musste die Musiksitzung, die Anfrage, die Zusendung und der Ankauf der Titel auf Band (Marke Agfa PER528 oder BASF LGR50) durch das jeweilige Schallarchiv so früh erfolgen, damit nach Ende der Prozedur und Erfassung der Titel bei Handelsveröffentlichung sendebereit war.
Die Bemusterung der Vinyl-Schallplatten an die diversen Musikredakteure diente dann gewissermaßen nur noch als Erinnerungseffekt, einen Song einzusetzen, den der Sender bereits drei oder vier Wochen vorher eingekauft hatte.
Vinyl selbst sollte und durfte zum Teil überhaupt nicht gesendet werden, eben weil es durch eventuelles Knacken und Knistern nicht dem Sendestandard entsprach.
Das Aufführen von Vinyl-Schallplatten setzte sich erst durch, als für aktuelle Neuerscheinungs- und Spezialsendungen - in denen auch mal ein nicht archivierter LP-Track gespielt wurde - "Discotheken-Pulte" eingerichtet wurden, deren angeschlossene zwei Plattenspieler (EMT948 zumeist) und zwei Mikrofone (die legendäre Sennheiser-"Banane") für Mod und Gast von vereinzelten Musikmoderatoren selbst bedient und ausgesteuert wurden.
Meine Güte, was hatten wir damals viel Zeit: Ich erinnere mich, dass im Rundfunkprogrammteil der Hörzu oftmals Interpreten- und Titelangaben standen. So konnte ich mich darauf vorbereiten, dass Mittwoch in einer Woche zwischen 14 und 15 Uhr von Herb Alpert der Titel "The Work Song" laufen würde, den ich noch dringend mit meinem Heimtonbandgerät aufnehmen musste... Da wiederum hat für eine Monoaufnahme billiges "Tripleband" von Permaton und eine Geschwingigkeit von 9,5cm/s gereicht. Dafür, dass ich mit meinem tollen Grundig 2-Spur-TK47 nicht grundsätzlich in 19cm/s stereo aufgenommen habe, könnte ich mir noch heute in denselben beißen...