Ganz langsam schleicht sich Florian Webers Gesicht in die Köpfe der deutschen
Fernsehzuschauer. Er ist der Mann, der oftmals in diversen ARD-Filmen wie 'Zwei am großen See',
'Utta Danella' oder 'Unter weißen Segeln' in der hinteren Reihe mitspielt - gerne besetzt als
vierte Nebenrolle. 'Die Schauspielerei macht mir Freude, ist aber nicht mein Hauptjob',
kommentiert der 28-Jährige. Und nun sein erstes eigenes Format: 'Wombaz' - eine Tiersendung für
Kinder, die zu einer unpopulären Uhrzeit läuft: sonntags, 8.35 Uhr (ZDF). Nein, er sehe das
nicht als Sprungbrett, sagt der Moderator, der bereits bei der Konzeption der 14-teiligen Reihe
(eine Fortsetzung ist wahrscheinlich) dabei war. Wenn Weber spricht, wirkt er überzeugend. Er
sitzt am Tisch eines Münchner Cafés, hat eine Limo in der Hand und redet mit ruhiger, fester
Stimme über seine Ideen.
Florian Webers Lebenslauf ist bereits prall gefüllt mit Erfahrungen in der Medien-Branche:
Ressortleiter beim Studentenradio M 94,5, Hospitation bei der 'Süddeutschen', Moderation bei NDR
2, ... Auch ein abgeschlossenes Politik-Studium kann er vorweisen. Und dann Kinderfernsehen?
Passt das? 'Ich glaube, das haben schon einige missverstanden. ´Wombaz´ ist keine
Zwischenstation. Die Sendung deckt sich mit meinem Geschmack. Ich bin nicht der
Dudel-Didel-Doof-Onkel, der in einer Blöd-Sprache die Kinder unterhält. Nein, ich nehme meine
Zuschauer ernst. Ich bin locker, lustig, gut gelaunt und zeige den Kids die unterschiedlichsten
Tiere.' Sein größter Kritiker: Halbbruder Paul, zehn Jahre alt. 'Nach der ersten Sendung rief er
an und sagte: ´Du machst das gut, mach´ weiter so.'
Dennoch: Florian Weber möchte höher hinaus, das ist klar. Spätestens mit 35 Jahren wird er raus
sein aus dem Kinderfernsehen-Alter, findet er. Insofern ist das Format dann doch ein Einstieg.
'Bei den Öffentlich-Rechtlichen gibt es für junge Menschen zunächst keine Chance, ein Magazin zu
übernehmen. Moderiert werden diese Formate von den jeweiligen Redaktionsleitern, die im Schnitt
20 Jahre älter sind als ich sind.'
Vor einigen Wochen stand er beim BR kurz davor, einen größeren Coup zu landen: 'Ich erreichte
die Endrunde des ´Herzblatt´-Castings. Bei einem Testlauf mussten sich die Zuschauer zwischen
Alexander Mazza und mir entscheiden. Die Leute kannten Mazza bereits, mich jedoch nicht. Klar,
dass sie bei ihm das Kreuzchen machten.' Egal, meint er. 'Ich bin glücklich, wo ich jetzt bin.
Bei ´Wombaz´ hab´ ich die Fäden in der Hand und muss keine Moderationskärtchen ablesen.' Keine
Reue, kein Neid, kein Konkurrenzdenken. Über so etwas ist Weber hinaus.
Der begeisterte Bergwanderer und Skifahrer weiß sich einzuschätzen. Falsche Bescheidenheit ist
ihm ebenso fremd wie Übermut. Dass ihn die Kellnerin, die eine zweite Orangenlimo bringt, eine
Spur zu lange anschaut, spürt er durchaus. 'Ich wirke wie eine Mischung aus nett und charming,
sehe ganz gut aus, habe einigermaßen etwas in der Birne.' Vorraussetzungen, die sicher 10.000
andere Gleichaltrige, die beim Fernsehen herumgeistern, erfüllen, meint der Sohn des
Drehbuchautors Georg Weber. Mit einem gewaltigen Unterschied: 'Locker flockig moderieren könnten
sicher auch noch viele. Doch sobald Themen inhaltlich in die Tiefe gehen oder ein
Gesprächspartner gegenübersitzt, kann ich mich weiter vortrauen als andere.'
Ein Kultur- und Politmagazin schwebt ihm vor, etwas für die Generation zwischen 25 und 35
Jahren. Zusammen mit Hans Meiser und dessen Firma creatv entwickelte er bereits einige Sendungen
dieser Art. 'Inzwischen weiß ich: Fernsehen ist keine Moralanstalt, es funktioniert nach
Marktprinzipien.' Will heißen: Keiner wollte die Konzepte kaufen. 'Lieber werden irgendwelche
Shows zum x-ten Mal abgekupfert. Das ist ärgerlich. In dieser Hinsicht habe ich resigniert. Aber
ich weiß auch, dass ich einfach locker bleiben muss. Eine neue Chance fällt vielleicht einmal
vom Himmel, aber ich laufe nicht hinter ihr her.'
Und die Schauspielerei? Weber winkt ab. 'Ich bin Moderator. Da steckt mein Herzblut drin! Nur
zufällig wurde ich als Darsteller entdeckt. Bei meiner Agentur wurde ein Produzent auf meine
Fotos aufmerksam, der genau meinen Typ suche. Als meine Stiefmutter, die Schauspielerin Ulrike
Kriener, mitbekam, dass ich verschiedene Rollen übernahm, ermutigte sie mich weiterzumachen.'
Florian Weber - seit dem Studium überzeugter Münchner - ist mit seiner jüngeren Schwester bei
seiner Mutter, einer Lehrerin, in der Nähe von Heidelberg aufgewachsen - ohne Fernseher
übrigens. 'Das war in den 80er-Jahren. Meine Eltern waren Körnerfresser. Wenn heute meine
Freunde von irgendwelchen alten Serien sprechen, kann ich nicht mitreden.' Der Wunsch, selbst im
Fernsehen aktiv zu werden, kam über Umwege. 'Ich wollte Journalist werden. Als ich 16 war, sah
ich den Film ´El Salvador´ von Oliver Stone: Ein Reporter kommt völlig abgebrannt nach
Zentralamerika und erlebt die Anfänge des Bürgerkriegs. Ich dachte: ´Super, das will ich auch
machen!' Zielstrebig wie er ist, gründete er in der nächsten Woche eine Schülerzeitung.
'Ich bin nie angetreten und sagte: ´Ey, ich will vor die Kamera.´ Das ist mir zuwider. Und doch
wäre es sicher ein erhabenes Gefühl, in die Dortmunder Westfalen-Halle zu kommen und zu sagen:
´Einen schönen guten Abend in die Schweiz, nach Österreich und auch nach Deutschland. Tut mir
leid, Thomas Gottschalk ist heute leider verhindert.' Florian Weber grinst, fast scheint es, als
wüsste er ganz genau, dass die große Chance irgendwann einmal kommt. Nachdem er sein Glas
ausgetrunken hat, macht der Single dann noch deutlich, was ihm im Leben wichtig ist: 'Ich genoss
mein Leben bislang in vollen Zügen. Ich verpasste nichts - weder das Reisen, noch Girls. In den
letzten Jahren habe ich vor allen eins gelernt: Familie, Freunde und Beziehungen sind das
Wichtigste. Egal, was beruflich passiert, die Familie steht ganz oben auf der Liste. Das weiß
ich 100-prozentig.'