Wetten aufs Öffi-Werbeverbot

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radiohexe

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Da war es wieder, das heikle Thema.

Öffi-Werbeverbot?

Wie lange gebt Ihr der Sache noch? Die "graue Eminenz" Brüssel macht schon mal Druck in puncto kommerzielle Tätigkeiten, ein Teilerfolg, die in Aussicht gestellte Einigung dürfte die Grundsatzdebatte kaum dauerhaft beenden. Die 1,50 Euro schocken nicht, im Gegenteil. Die wettbewerberübergreifende Front der Privaten (immense Kommunikationskraft...) drückt sowieso, der Werbemarkt dürfte sich kaum entspannen, vor allem das CDU-Lager ist nicht abgeneigt - und bald sind bekanntlich Wahlen. Ich tippe auf die nächste Gebührenrunde.
 
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Verflixt, jetzt hat das Ändern nicht vollständig geklappt. Hinter den letzten Satz muss noch: Dann ist die Öffentlichkeit reif für die Kampagne zum Weichklopfen. Danach geht's zur Sache.
 
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und was wirds den privaten bringen?
die öffis konzentrieren sich auf die hauptwellen und die werden dann dank werbefreiheit noch attraktiver für die hörer.

die privaten radiomacher kommen mir immer so vor wie fußballer die schlecht spielen, verlieren und dann über den schiedsrichter schimpfen.
macht anständiges programm, dann kommen die hörer und damit auch die werbekunden.
 
AW: Wetten auf's Öffi-Werbeverbot

1,50 Euro mehr für die Werbefreiheit aller Öffis ist doch gar nicht so viel!

Wenn sich dann der Werbekuchen nur noch auf alle Privatsender aufteilt, müssten die doch locker mehr als ausgebucht sein?
Oder glaubt Ihr, die Kunden verzichteten auf Ihre Werbeausgaben, weil
sie nicht mehr öffentlich-rechtlich buchen dürfen?
Die Privatsender würden sich doch freuen, wenn sie auch mit weniger Quote mehr Werbeeinnahmen lukrieren können. Denn wo sollen die bestehenden Werbeetats sonst hinfliessen?

Aber das ist ja sowieso alles nur eine theoretische Überlegung... :rolleyes:
 
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Geht es denn um quantitativ messbare soundsoviele Schalten pro privatem Sender mehr oder weniger? Wohl kaum.
 
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Was auf den ersten Blick so sinnvoll erscheint, ist in Wahrheit doch ein Schuss nach hinten für die ganze Radiobranche.

Wie sehr soll denn die Gattung Radio in ihre Bedeutungslosigkeit versinken?

Werbe- und Mediaplanungsagenturen investieren doch mit ihren großen Kampagnen nicht mehr in Radio, wenn sie damit nur noch maximal 50% der werberelevanten Zielgruppe erreichen. Die Folge: der Anteil von Radio am Werbekuchen wird immer geringer und geringer. Schließlich gibt es genug andere Medien, mit denen eine weitaus höhere Abdeckung möglich ist. Ganz abgesehen vom Imageschaden für das Werbemedium Radio an sich.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das die Privaten tatsächlich wollen.
 
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Die ARD hat sich noch nicht geäußert, ob sie vors Bundesverfassungsgericht zieht wegen des aktuellen Gebührenverfahrens, bei dem die KEF von den Ministerpräsidenten ausgehebelt wurde. Und während die ARD noch überlegt, macht Kurt Beck ganz zufällig die Tür vom Giftschrank auf. Guten Tag!

Hier wurde vermutet, dass werbefreie Wellen viel attraktiver für die Hörer werden. Ich glaube nicht daran, dass Werbefreiheit ein großer Produktvorteil ist. Natürlich hat es Vorteile, keine Frage. Aber „24 Stunden ohne Werbung“ ist nicht der Killer-USP, der die Hörer bindet. Insofern glaube ich auch nicht an größere Quotenverschiebungen alleine wegen eines Werbeverbots. Das Werbeverbot wird viel mehr andere Entwicklungen anstoßen und Folgen haben, die langfristig zu einer (ÜBERRASCHUNG) Verringerung der öffentlich-rechtlichen Quoten führen werden.

Ich phantasiere mal:
- In ein paar Jahren ist Schluss mit klassischer Sportwerbung auf ö.r. Wellen. Natürlich wird es (zumindest für eine langjährige Übergangszeit) weiterhin Sponsoring geben. Das wird großzügigst ausgereizt, so dass alles Mögliche „präsentiert“ und „gepowert“ wird und dort praktisch kleine Werbespots laufen. Außerdem wird extra Programm generiert wird, was sich als Sponsorumfeld eignet. Abgeschaffte Kinotipps und Veranstaltungshinweise werden wieder eingeführt, Web-Tipps, Mode-Trends, Promi-Infos, Szene-Rubriken, Cooking-Specials, Thementage, Promotionaktionen… Diese Möglichkeiten übernimmt man plötzlich gerne vom Privatfunk. Man wird sagen, hey, ist doch keine klassische Werbung, also alles null Problemo.

- Ausgehend vom Fernsehen wird es eine Debatte um Sendungen geben, die bislang als reines Werbeumfeld produziert wurden. Verbotene Liebe und Marienhof, die von Werbetochterfirmen der ARD produziert werden, sind nicht mehr haltbar. Plötzlich wird man sich auch beim Radio ungeliebte Fragen stellen und das wird zur Folge haben, dass die Programme weniger massenattraktiv werden (müssen) und geringere Quoten haben (durch mehr Wort, mehr Info, mehr Kultur, Musik für Liebhaber, die keiner kennt).

- Sollte die werbetreibende Wirtschaft mit den privaten Wellen noch guten Werbedruck in ihren Zielgruppen aufbauen können, gibt es keine Probleme für die Werbegattung Radio. Schaffen sie es mit den Privaten alleine nicht, wird Geld abfließen in andere Werbemedien. Und? Ist das ein Problem? Die Blütezeit des Werbemediums Radio, war nicht die Blütezeit des Radios in Deutschland. Die Werbemillionen diktieren Quote, nicht Qualität, fordern Kommunikationskraft zu Konsumentenzielgruppen, nicht das Zufriedenstellen von Hörern, programmieren gleichgeschaltete Formate, nicht Vielfalt. Die Beispiele aus der Realität sind bekannt.

- In der nächsten oder übernächsten Gebührenperiode wird es eine verschärfte Diskussion um die Werbefreiheit geben. Spätestens in 10 Jahren ist es soweit, phantasiert ganz subjektiv die Jasemine.
 
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Ich tausche ein des in ein dem und bete ein Glaubensbekenntnis für dem Dativ. Und im dritten Absatz heißt es natürlich "klassische Spotwerbung" nicht "Sportwerbung". *hüstel*
 
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Werbemillionen diktieren Quote, nicht Qualität...
Gut formuliert, Jasemine!

Ich frage mich immer wieder, wie der Sender mit dem größten Etat Europas (WDR: 1,349 Milliarden Euro) einmal ohne Werbung ausgekommen ist. In NRW war in den 80er Jahren Hörfunkwerbung noch fast unbekannt mit der Ausnahme des "OMO-Senders" aus Luxemburg.

Ich war in meiner Jugend einmal ganz überrascht beim Besuch meiner Oma in Süddeutschland Werbung im Radio zu hören, die ich nur aus dem Fernsehen kannte. Damals gab es noch ganze Sendungen am Vormittag mit "leichter Musik", die alle 10 Minuten von Spots unterbrochen wurde (SDR 1).


Link-Tipp: WDR beklagt "Klimawechsel" in Nordrhein-Westfalens Rundfunkpolitik

Gruss

J.B.
 
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Naja, wenn man sich ansieht, wonach 'die Werbewirtschaft' immer mehr fragt und wonach nicht, dann stellt man ganz schnell fest, daß der Wert der 'Kontakte pro Zeiteinheit'-Währung inzwischen immer mehr auch durch die Art dieser Kontakte bestimmt wird. Wer wirbt schon gern in einem Programm für sein teures Produkt, wenn da praktisch nur ALG II - Empfänger zuhören??
Somit bestimmt die Werbung eben dann nicht nur die Quote - sondern auch eine gewisse Qualität der Inhalte, die eine gewisse Qualität der Hörer (-Kontakte) garantiert. OK, das ist recht komplex, und die Einsicht auf besseren Werbeeffekt bei Qualität-fordernden Hörern folgt jetzt erst mit einiger Verspätung (Werbung ist nicht mehr nur Abschreibungsobjekt, seit es kaum noch Steuern zu zahlen gibt, jetzt muß sie sich langsam auch wieder rechnen...) . Daß einige Private inzwischen wieder etwas Geld in ihre Programme investieren (Aufbohren der Rotation z.B.) hängt vor allem damit zusammen. Auch neun Live nimmt mehr Geld mit den verwendeten Telefonsondertarifen ein als mit der Werbung...
Und das ist auch der Grund, warum es die Werbewirtschaft so sehr auch in die Öffi-Programme zieht ...
 
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moin, moin.

@fischzuechter.
ich bin ganz deiner ansicht.
nur eine komplette abdeckung (zumindest die möglichkeit dazu) ist für nationale kunden interessant.
etwas anderes ist es im lokalen markt. da werden dann wohl in der tat töpfe innerhalb der sender umgeschichtet.
ein weiterer irrglauben:
die (nationalen) kunden werden nicht die eventuell freiwerdenden budgets on the top bei den privaten radiosendern buchen, sondern aus o. g. gründen sogar eher weniger radio buchen.
warum sollten sie auch zusätzliche werbezeiten bei einem sender buchen, bei dem sie ohnehin schon sind?
laut deren mediaplanungen buchen die kunden doch jetzt schon den maximalen werbedruck (oder das was sie dafür halten).
on-top buchungen würden daher, aus strategischer sicht, keinen zusätzlichen nutzen für den kunden bringen.
radio wird dann noch mehr zum nebenbei- und, schlimmer noch, zum ergänzungsmedium der werbeindustrie, denn die kunden wollen (fast) immer das gleiche:
möglichst hohe reichweiten (zum günstigsten etat).
radio hat lange um die akzeptanz ale werbemedium gerungen (und tut es immer noch) und für eine möglichst hohe reichweite diverse, sogar vermarkter übergreifende, kombis entwickelt.
und ich denke, diese option sollte bestehen bleiben bzw. sogar weiter ausgebaut werden.
radio muss von der platzhirsch denke endlich zur senderübergreifenden vermarktung übergehen. auch über sender- und vermarktungsketten hinweg.
im sinne des radios.
alles andere ist nur kurzfristig gedacht.
getreu dem motto:
wir verringern die anzahl der fußballbundesligisten von 18 auf 5 mannschaften, dann hat wenigstens jeder einen uefa-cup platz sicher bzw. gibt es nur spitzenspiele.
funktioniert auch nicht wirklich, weil ganze zielgruppen wegbrechen würden und damit die attraktivität und so weiter und so weiter.

ich denke, die diskussion wird vor allem vom privatfernsehen geführt, dass so an die zusätzlich frei werdenden etats/töpfe will.
denn im tv würde der kunde das bei der ard frei werdende geld tatsächlich abladen. darum geht es doch in der ganzen diskussion.

im schlimmsten fall sparen die kunden die frei werdenden etats sogar ganz ein (geiz ist halt auch beim kunden g**l). einsparpotential ist immer gesucht und wird gern genommen.

und was jasemine sagt (hintertür sponsoring) wird eine noch stärkere nachfrage erhalten. und auch das momentan so gescholtene product-placement. und zwar vor allem bei den ard-tv anstalten, aber dann auch im radio.

und ach ja:
meine Meinung zu der ganzen disukssion:
streicht die gesamten gez-gebühren.
dann müssen die ard-dickschiffe sich dem freien markt stellen und anständig wirtschaften.
dann fallen die ganzen prachtbauten weg und auch im bereich personal ist genug einsparpotential vorhanden.
und der zwang zur innovation und zum unternehmerischen denken wird den markt genauso mitregulieren wie die entshendenen und tatsächlichen kundenwünsche.
wir leben schließlich in einer freien marktwirtschaft.
 
AW: Wetten auf's Öffi-Werbeverbot

honk schrieb:
moin, moin.
meine Meinung zu der ganzen disukssion:
streicht die gesamten gez-gebühren.
dann müssen die ard-dickschiffe sich dem freien markt stellen und anständig wirtschaften.
dann fallen die ganzen prachtbauten weg und auch im bereich personal ist genug einsparpotential vorhanden.
und der zwang zur innovation und zum unternehmerischen denken wird den markt genauso mitregulieren wie die entshendenen und tatsächlichen kundenwünsche.
wir leben schließlich in einer freien marktwirtschaft.

Daß ein mit überwältigender Infrastruktur und milliardenschwerer Finanzdecke ausgestatteter Medienriese privatisiert und auf den Mittelstand losgelassen wird, wäre aber in einer "freien" Marktwirtschaft kaum denkbar, in Deutschland allerdings schon (siehe Bahn und Post).

Konsequenterweise gäbe es nur zwei ehrliche Alternativen:
- Abschaffung der Gebühren, Codierung der öff.-rechtl. Programme.
- Abschaffung der Anstalten. Das entstehende Vakuum wird durch neue Anbieter gefüllt (wohin dann die freigewordenen Werbeeuros der Vermarkter wieder fließen könnten).

Beides wird nicht passieren, da wir hierzulande stets alles unternehmen, um verkrustete und überholte Strukturen so lange als möglich aufrechtzuerhalten.
 
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