Wulff: ARD-Radios käuen nur wieder

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Ich habe in den letzten Jahren immer mehr den Eindruck bekommen, dass es mittlerweile bei einigen Blättern Usus ist, wie Hyänen in der Vergangenheit von Politikern und (Möchtegern)Promis mit der Gewissheit zu wühlen, garantiert bei jedem etwas zu finden! Danach wird selbstverständlich tagelang vorverurteilt. Nicht nur der Fall Kachelmann war da ein gutes Beispiel.

Also wo bitte ist jetzt im Aktuellen Fall Wulff der konkrete Skandal (äh, der Gesetzesbruch)? Hat Geerkens (nachweislich!) einen geschäftlichen Vorteil via Ministerpräsident Wulff erhalten?

Wenn Wulff jetzt wie sein Vorgänger beleidigt sein Amt hinwirft, ist das Ansehen des Bundespräsidenten erst mal angekratzt. Ich wüsste auch keinen, der atok einspringen könnte. Wulff könnte es danach übrigens egal sein, er bezieht lebenslang 200.000€ plus Zulagen und Dienstfahrzeug. Aus der Sicht eines 51-Jährigen käme dies einem Lottogewinn gleich. Und eins ist sicher: sobald ein/e neuer/neue Bundespräsident/in auserkoren ist, schachern die Hyänen wieder mit den Hufen: wer kann als erstes Pikantes aus der Vergangenheit bieten?

Wulff soll sich schnellstens (am besten vor seiner Rede zum Jahreswechsel) erklären und ggf. entschuldigen, damit wir alle wieder beruhigt schlafen können...
 
makeitso hat in #15 einige interessante Details geliefert. Eines bleibt: Wulff hat mit seiner Aussage getrickst. Es bleibt ein Nachgeschmack.

Und diese Aussage war jetzt. Als er schon Bundespräsident war. Es bleibt ein Nachgeschmack.
 
Tweety schrieb:
Das er jetzt auch noch das Amt des BP beschädigt hat ist schade (...) Allerdings sind die Verfehlungen ja nicht während seiner BP-Amtszeit passiert, sondern als Ministerpräsident.
Na, was denn nun?

Tweety schrieb:
Politiker sind numal korrupt bis zum geht nicht mehr
*gähn* Normalbürger natürlich nicht.

Keek schrieb:
Zumindest gab es aber Verquickungen zwischen der privaten Freundschaft und der politischen Tätigkeit von Wulff als MP
Inwiefern?
 
Was ich immer ablehne sind Pauschalverurteilungen. Alle Politiker sind korrupt bis zum geht nicht mehr. Aha.
Alle Radiostationen sind flach. Alle Neuerscheinungen Scheiße. Aha. Die Liste ließe sich beliebig weiterführen.
Auf einer derartigen Grundlage kann man keine ergiebige Diskussion führen.

@heavy rotation: Mit atok war wohl ad hoc gemeint. 7. Satz von oben, erstes Wort, #26
Ist lateinisch und wird so geschrieben. Merken, abspeichern!
 
Was ich immer ablehne sind Pauschalverurteilungen. Alle Politiker sind korrupt bis zum geht nicht mehr. Aha.
Ausnahmen bestätigen nur die Regel und dass es so ist, zweifelt wohl wirklich niemand an.


Politiker sind numal korrupt bis zum geht nicht mehr
*gähn* Normalbürger natürlich nicht.

Also ich lass mich nicht von "Geschäftsfreunden" in den Urlaub einladen und auch sonst kommt man als "Normalbürger" eher weniger in Versuchung korrumpiert zu werden.[/quote]
 
Anspruch un Wirklichkeit. 1999/2000 geriet einer von Wulffs Vorgängern im Amt des Bundespräsidenten, Johannes Rau, unter schweren Beschuss, weil er sich Flugreisen spendieren ließ. Damals äußerte sich der Oppositionspolitiker Christian Wulff:
Der von der Spendenaffäre getroffene CDU-Parteivize Christian Wulff: „Ich leide physisch darunter, dass wir keinen unbefangenen Bundespräsidenten haben.“ Die Sozialdemokraten, so Wulff, sollten „Johannes Rau zurückziehen“ und „den Weg frei machen“ für Richard Schröder oder Dagmar Schipanski.

rp-online bemerkt dazu:
Nun muss juristischer Beistand her - sagte sich Johannes Rau vor knapp zwölf Jahren und beauftragte Gernot Lehr mit der Wahrnehmung seiner Interessen. Auf den selben Rechtsanwalt baut nun auch Bundespräsident Christian Wulff in seiner Kreditaffäre. Das ist schon ein politisches Signal.
 
Ein Versuch, die Diskussion auf eine sachliche Ebene zu führen:
Also wo bitte ist jetzt im Aktuellen Fall Wulff der konkrete Skandal (äh, der Gesetzesbruch)? Hat Geerkens (nachweislich!) einen geschäftlichen Vorteil via Ministerpräsident Wulff erhalten?

Die aktuellen Vorwürfe beziehen sich auf den Bruch des niedersächsischen Ministergesetzes in der Konkretisierung durch den Erlaß über das „Verbot der Annahme von Belohnungen und Geschenken“, siehe z B hier.

Im angegebenen Link heißt es, der Staatsrechtler Hans Herbert von Arnim vertrete den Standpunkt, daß der Amtsbezug im Fall des Kredits gegeben sei, weil Egon Geerkens den Bundespräsidenten auf mehreren Auslandsreisen begleitet habe. Die Entscheidung, wer mitfahren dürfe, sei eine Amtshandlung.

Sicher ist das eine Auslegungssache, aber durchaus eine, über die es eine öffentliche Diskussion geben darf.
 
Hans Herbert von Arnims Sichtweise ist in der Regel ungefähr so diferenziert wie die von Tweety: "Alle Politiker sind korrupt." Das will also nichts heißen. Und aus der bloßen Begleitung bei Reisen, die Geerkens zudem selbst bezahlt hat, einen Amtsbezug zu konstruieren, das ist schon reichlich an den Haaren herbeigezogen.

Tweety schrieb:
Ausnahmen bestätigen nur die Regel und dass es so ist, zweifelt wohl wirklich niemand an.
Doch, ich. Und bestimmt auch noch ein paar andere. Es mag zwar kuschelig sein, seine Meinung für die allgemeingültige zu halten, man fühlt sich so wichtig dadurch, aber in nahezu allen Fällen ist dies ein Irrtum.

Also ich lass mich nicht von "Geschäftsfreunden" in den Urlaub einladen
Hat es Dir schon mal einer angeboten? Aha.
Außerdem handelt es sich nicht um "Geschäftsfreunde" Wulffs, sondern um Freunde. Wer welche hat, kennt den Unterschied.

auch sonst kommt man als "Normalbürger" eher weniger in Versuchung korrumpiert zu werden
Tja, so'n Pech. Aber selbst wenn er in Versuchung käme, der Normalbürger, er würde selbstverständlich widerstehen. Weil, so sind sie ja, die Normalbürger: Unbestechlich und moralisch einwandfrei. Geld und andere materielle Güter interessieren sie nicht die Bohne. Wer anders ist, ist Politiker. Oder im Zweifel Bänker.

Ist klar...
 
Hans Herbert von Arnims Sichtweise ist in der Regel ungefähr so diferenziert wie die von Tweety: "Alle Politiker sind korrupt." Das will also nichts heißen. Und aus der bloßen Begleitung bei Reisen, die Geerkens zudem selbst bezahlt hat, einen Amtsbezug zu konstruieren, das ist schon reichlich an den Haaren herbeigezogen.

Was so nicht stimmt, bei der ersten von drei Reisen war Geerkens auf Einladung Wulffs dabei, somit eine Amtshandlung, nur bei den zwei folgenden hat er aus eigener Tasche gezahlt.

Und gespannt bin ich darauf, wie du jetzt aiuch noch die nächsten Enthüllungen bezüglich der Kampagnenfinanzierung durch Carsten Maschmeyer relativierst.
 
Was mich an Wulff am meisten stört, ist, dass er scheinheilig ist. Er ist ja nun DER Politiker, der am meisten durch seine Moralpredigten auftritt. Offensichtlich ist er aber nicht in der Lage, die Maßstäbe, die er an andere ansetzt, selbst zu erfüllen.
Ich erinnere mich noch sehr gut an die Zeit, die seiner Scheidung vorausging. Er veröffentlichte gleich zwei Bücher über den Wert von Ehe und Familie, nur um dann mit der nächstbesten Blondine durchzubrennen, die sie flachlegen ließ. Nun, steht es niemanden zu, über seine Betggeschichten zu urteilen, es steht aber der Öffentlichkeit schon zu, dass Politiker handeln, wie sie reden.

Und ähnlich verhält es sich auch in diesem Fall: Irgendwas muss er sich doch dabei gedacht haben, den Vertrag über die Frau abzuschließen, die selbst kein Vermögen hat, also unmöglich der eigentliche Kreditgeber gewesen sein konnte. Ihm wird schon bewusst gewesen sein, dass ein solcher Vertrag mit dem Mann einen Nachgeschmack hätte. Anstatt aber davon abzusehen (oder es über den Mann zu machen und dazu zu stehen) entscheidet er sich ein Scheingeschäft mit der Frau abzuschließen, um den eigentlichen Sachverhalt zu vertuschen. Unabhägnig davon, ob das nun jursitisch zu beanstanden ist oder nicht, erscheint mir diese Form des Handelns, für jemanden der selbst gerne vom hohen moralischen Ross predigt, einfach nur falsch und verlogen. Und ein solcher Mensch gehört nicht in ein solches Amt!

Was die Nachfolge betrifft: Es ist jetzt schon abzusehen, dass Wulff als derjenige Bundespräsident in die Geschichte eingehen wird, der am wenigsten geeignet für dieses Amt war. Es sollte nicht schwer sein, einen Kandidaten zu finden, der dieses Amt besser ausfüllt!
 
Keek schrieb:
Und gespannt bin ich darauf, wie du jetzt aiuch noch die nächsten Enthüllungen bezüglich der Kampagnenfinanzierung durch Carsten Maschmeyer relativierst.
Muß ich gar nicht. Wulff sagt, er wußte davon nichts. Maschmeyer sagt, Wulff wußte davon nichts. Nichts zu relativieren.

Nighttalker schrieb:
Nun, steht es niemanden zu, über seine Betggeschichten zu urteilen
... schreibt der, der im Satz vorher noch schmierte
um dann mit der nächstbesten Blondine durchzubrennen, die sie flachlegen ließ
um dann zu verkünden
es steht aber der Öffentlichkeit schon zu, dass Politiker handeln, wie sie reden
Und die Forumsnutzer haben ein Recht darauf, daß andere Nutzer sich im ersten Satz nicht anders verhalten als sie es im zweiten Satz postulieren. Ist offenbar gar nicht so einfach, das mit der Kongruenz von Reden und Handeln, wenn man selbst betroffen ist, läßt sich aber leicht von anderen einfordern.

Irgendwas muss er sich doch dabei gedacht haben, den Vertrag über die Frau abzuschließen, die selbst kein Vermögen hat
Wer sagt denn bitte, daß die Frau kein Vermögen hat? Sie mag ohne Vermögen in die Ehe gegangen sein. In manchen Meldungen heißt es, die Geerkens hätten Gütergemeinschaft, in anderen, sie hätten Gütertrennung, genau weiß das offenbar keiner.

Aber selbst, wenn sie Gütertrennung vereinbart haben, weiß niemand von den (allesamt weit außenstehenden) Kritikern, welche Vermögenswerte die Frau im Laufe der Zeit von ihrem Mann übereignet bekommen hat. Die Behauptung, sie sei vermögenslos und könne daher das Darlehen gar nicht ausgereicht haben, ist somit nur das: Eine Behauptung. Belege? Fehlanzeige.


Aber um Fakten geht es in der Angelegenheit auch gar nicht. Es geht darum, daß die Calvinisten von der Presse die Chance sehen, mal wieder einen der Oberen zu Fall zu bringen. Da können sie sich dann bei Kalbsfilet und Hummerschwänzen mit brüsten auf dem parlamentarischen Abend, zu dem sie der Interessenverband XY eingeladen hat, oder beim Cocktail an der Bar in dem Luxushotel in Portugal, wohin der Autohersteller AB sie zur Vorstellung eines neuen Modells hat einfliegen lassen, und sich nicht nur moralisch überlegen, sondern auch toll und wichtig fühlen.

Das übertönt vielleicht für eine Weile die kleine, nervige innere Stimme, die sie immer wieder daran erinnert, daß sie nur Außenstehende sind, die lediglich berichten, daß sie niemals wirklich dazugehören werden, auch wenn sie stets dabei sind.

Zur der Moraldiskussion, die hier mal wieder abgefeiert wird, ist auch dies lesenswert. Auszug:
Die Schnellgerichtsbarkeit ist in Deutschland seit längerem aus der Mode, außer bei Tugendvergehen. Da liegen Anklage und Urteilsfindung in einer Hand, was das Verfahren ungemein beschleunigt. Nicht einmal 48 Stunden brauchte es im Fall Wulff für die Beweisaufnahme, dann stand das Urteil fest. Der Bundespräsident habe seinen "Kredit verspielt", befand die "Zeit" und verhängte über das Staatsoberhaupt eine unbefristete "Bewährungsaufsicht". Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" erteilte ihm Auftrittsverbot ("Der Bundespräsident wird künftig schweigen müssen") und machte sich in ihrer politischen Redaktion schon einmal auf die Suche nach möglichen Nachfolgern. Bislang ist nicht klar, gegen welches Gesetz Christian Wulff verstoßen haben soll. Formal sei ihm kein Vorwurf zu machen, war der erste Befund; sein Verhalten sei zwar juristisch wohl nicht anfechtbar, dafür aber moralisch. Das ist allerdings ein Vorwurf, gegen den sich nur schwer eine Verteidigung aufbauen lässt. Wie sollte diese aussehen? Die moralischen Normen, für deren Übertretung sich der Präsident verantworten muss, sind nirgendwo kodifiziert.
 
Aber selbst wenn er in Versuchung käme, der Normalbürger, er würde selbstverständlich widerstehen. Weil, so sind sie ja, die Normalbürger: Unbestechlich und moralisch einwandfrei. Geld und andere materielle Güter interessieren sie nicht die Bohne. Wer anders ist, ist Politiker. Oder im Zweifel Bänker.
Das spielt überhaupt keine Rolle, gerade die Person im Amt des Bundespräsidenten muss Vorbildcharakter für die Bürger haben und moralisch ohne Tadel sein. Sicher nicht leicht zu finden, aber man hatte ja eine vielleicht bessere Alternative, die Merkel ihren taktischen Interessen opfern musste.

Dieses Geschacher um das höchste repräsentative Amt war seinerzeit schon widerlich, nun kommen das Taktieren der vermeintlichen Unterstützer und die Salamitaktik Wulffs noch obendrauf. Das Volk tut Recht dran, im kleinen korrupt, vorteilsheischend und steuerhinterziehend zu leben, wenn die Eliten in Politik und Wirtschaft es ihm so unverschämt vorleben. Oder andersrum gedacht: Jedes Volk hat die Elite, die es verdient.
 
@ Mannis Fan: Wenn Du das Gegenteil beweisen kannst - ich höre. Ansonsten gilt Dieter Nuhr.

Grenzwelle schrieb:
gerade die Person im Amt des Bundespräsidenten muss Vorbildcharakter für die Bürger haben und moralisch ohne Tadel sein
Das ist, mit Verlaub, gequirlte Scheiße. Klar möchte ich keinen verurteilten Straftäter in diesem oder ähnlichen Ämtern sehen. Aber "moralisch ohne Tadel" ist eine dämliche und unerfüllbare Forderung, zumal "Moral", wie Fleischauer auf SPON ganz richtig anmerkt, nirgendwo kodifiziert ist. Wer bestimmt, was "moralisch" ist? Das "gesunde Volksempfinden"?
 
Das ist, mit Verlaub, gequirlte Scheiße.
Aber "moralisch ohne Tadel" ist eine dämliche und unerfüllbare Forderung

Dann steht es sehr sehr schlecht um dieses Land, wenn erklärte Konservative Werte wie einwandfreies moralisches Verhalten mit wörtlich 'gequirlte Scheiße' betiteln. Und das nicht nur im Allgemeinen, sondern bezogen aufs höchste politische Amt.

Ich habe normalerweise auch nichts gegen Fleischauer. Aber gerade er sollte es besser wissen.

Wer bestimmt, was "moralisch" ist? Das "gesunde Volksempfinden"?
Warum nicht? Man kann aber auch bis zu den zehn Geboten zruückgehen. Sollte der C-Partei ja nicht so schwer fallen.
 
Lieber Makeitso,

ich weiß jetzt nicht, warum du Wulff so löwenhaft verteidigst, gerade in der Geerkens-Sache ist ja schon durch "Bubi" Geerkens selbst enthüllt worden, dass Wulff hier die Unwahrheit gesagt hat. Nämlich dass er selbst das Darlehen mit Wulff verhandelt habe etc.

Nun kann man natürlich vortrefflich darüber spekulieren, warum Christian Wulff einen sechstelligen Kredit anstatt direkt über seinen jahrzehntealten Unternehmerfreund über dessen Frau einstielt. Und im Sinne des Angeklagten und der Unschuldsvermutung kann man auch immer von den besten Absichten ausgehen, dass diese nach Verschleierung aussehenden Manöver und Äußerungen einfach nur mißverstanden wurden. Denn Hey, ich hab neulich auch mal vergessen, dass mir ein Kollege fünf Euro geliehen hatte. Ist mir erst nach ein paar Erinnerungen wieder eingefallen. Das kann einem bei so ner Pillepalle-Summe ja auch mal durchgehen, gerade bei einer Befragung vlor dem Landtag.

Ob man deshalb aber alle Leute hier angreifen muß, die der Meinung sind, dass das für einen Bundespräsidenten ein wenig arg viele Ungereimtheiten und Unwahrheiten sind, weiß ich nicht.

Übrigens weiß ich nicht, wer die Moral bestimmt. Ich kann für mich nur sagen: Wäre es nur um den Umstand des Darlehens gegangen, hätte ich für mich gesagt "so what". Es geht aber um den Umgang mit dieser Geschichte durch Christian Wulff, um Verschleierung, um das Verschweigen von wesentlichen Fakten (was in meinen Augen einer Lüge gleichkommt) und dem damit einhergehenden Vertrauensverlust. Der ist für mich gegeben und beim Amt des BP weitaus maßgeblicher als in anderen Positionen.

Es gibt auch manche Elfmeter, die man nicht geben muß, und dann sagt man so schön, 'allein für die Dummheit darf man den geben". Das gilt auch in diesem Fall. Und ich fürchte, dass es nicht Dummheit allein ist.
 
Wolfgang Lieb auf nachdenkseiten.de schrieb:
Denn politische Korruption ist ein deutliches Anzeichen für eine faulende Demokratie und ein Alarmsignal dafür, wie zynisch und amoralisch die politische Klasse geworden ist. Ein Beispiel dafür, wie die Eliten selbst Wein trinken und Wasser für die breite Masse predigen. Deshalb wird auch die Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten – wenn er sie denn noch halten darf – diesmal besonders spannend….

Viel interessanter für das allgemeine Interesse wäre es jedoch, herauszufinden, was seine Freundschaft mit dem in schwere Wasser geratenen Finanzhai Maschmeyer mit dem politischen Einsatz Wulffs für die Privatisierung der gesetzlichen Rente zu tun hatte. Oder ob Wulff z.B. von den Drückermethoden seines Freundes wusste, bevor er auf dessen Protz-Villa auf Mallorca urlaubte. Spannend wäre auch zu erfahren, was das Upgrade bei einem Urlaubsflug persönlich durch den damaligen Chef von Air-Berlin, Joachim Hunold, mit der Steuerprivilegierung von Flugbenzin oder damit zu tun hat, dass dem autokratischen Manager politisch nachgesehen wurde, dass in seinem Unternehmen die Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmer mit Füßen getreten werden konnten. Wichtiger wäre auch, einmal nachzuforschen, welche Rolle die „Skatbrüderschaft“ Wulffs mit dem bulligen RWE-Vorstandsvorsitzenden Jürgen Großmann für die damalige Durchsetzung der Verlängerung der Laufzeit für AKWs gespielt hat. Bei allen politischen Entscheidungen die Wulff als Ministerpräsident getroffen hat oder auch bei der Frage, welche Netzwerke ihn in das Amt des Bundespräsidenten gehievt haben, hätten Journalisten fragen können, welchen Einfluss dabei seine Unternehmerfreunde genommen haben – nicht nur durch offensichtliche Vergünstigungen, sondern schon allein dadurch, dass man privaten Umgang pflegte. Wären solche „Freundschaften“ überhaupt entstanden, wenn sich die Geschäftsleute damit nicht wenigstens einen direkten Zugang zur Politik hätten verschaffen können – im Falle Wulffs bis in den Vorstand und ins Präsidium der CDU und über dessen frühere Zugehörigkeit zum sog. Andenpakt (einer einflussreichen konservativen Männerriege innerhalb der Christdemokraten) bis hin zur Kanzlerin?
Gerade in diesen Kreisen gilt doch das Prinzip, eine Hand wäscht die andere.
 
Grenzwelle schrieb:
MemyselfandI schrieb:
Wer bestimmt, was "moralisch" ist? Das "gesunde Volksempfinden"?
Warum nicht?
Weil erstens auch das nicht kodifiziert ist. Da kann jeder reininterpretieren, was ihm gerade paßt. Und weil zweitens die Erfahrungen, die mit dem "gesunden Volksempfinden" hierzulande gemacht wurden, nicht eben dazu angetan sind, dieses erneut als Maßstab heranzuziehen.

@ Mannis Fan:
Wenn man Liebs Logik folgt, dürfen Politiker keinerlei private Freundschaften haben, jedenfalls nicht zu Führungskräften oder *huch* reichen Leuten; unterhalten sie doch solche welche, stehen diese per se unter Korruptionsverdacht. Schöne neue Welt...


Keek schrieb:
ich weiß jetzt nicht, warum du Wulff so löwenhaft verteidigst
Ich verteidige ihn nicht, ich kritisiere die Art, wie seine "Kritiker" mit Unterstellungen, Halbwahrheiten, Insinuierungen und Moralinszenierungen arbeiten, während ihm, zumindest nach derzeitigem Wissensstand, kein sachlicher oder gar rechtlich relevanter Vorwurf gemacht werden kann. Ich kritisiere diese mit dem großen Wort der "Moral" aufgeladene Hetzjagd genauso, wie ich immer die moralisch aufgeladenen Tribunale der Political Correcten kritisiert habe.

Vielleicht hat Wulff gegen das niedersächsische Ministergesetz verstoßen. Vielleicht. Das herauszufinden, ist Aufgabe des Landtags. Bis zu dessen Urteil gibt es nichts als Vermutungen, die um die oben genannten Kampfmittel ergänzt werden.

Selbst Beate Zschäpe wird in der Regel, zu Recht, als "mutmaßliche Rechtsterroristin" bezeichnet (wobei auffällt, daß die Mutmaßlichkeit in manchen Medien in diesem Fall nicht ganz so hoch gehängt wird wie bei anderen Mutmaßlichen, aber das ist ein anderes Thema), aber daß Wulff schuldig ist, das wissen anscheinend schon alle. Das ist unrechtsstaatlich und verlogen und hat in fetten Lettern "Kampagne" auf der Stirn stehen.

Dagegen wende ich mich und dagegen sollte sich, um auch mal mit der Moral zu kommen, jeder anständige Mensch und erst recht jeder anständige Journalist (Oxymoron?) wenden.
 
Makeitso schrieb:
Wenn man Liebs Logik folgt, dürfen Politiker keinerlei private Freundschaften haben, jedenfalls nicht zu Führungskräften

Ich habe Liebs Einlassungen nicht so verstanden, dass er grundsätzlich etwas gegen derartige privaten Freundschaften hat. Er lenkt lediglich die Aufmerksamkeit darauf, dass hochrangige Politiker an relevanter Stelle an Entscheidungen mitwirken, die manchmal auffällig jenen zugute kommen, mit denen sie private Freundschaften pflegen. Und da hat er ein paar Beispiele rund um den Ministerpräsidenten Wulff angeführt, bei denen sich vielleicht gründliche Recherche der Entscheidungszusammenhänge lohnte. Statt der prinzipiellen Unschuldsvermutung steht hierbei zwar eine Schuldvermutung am Anfang aller Überlegungen, aber das ist wie bei der Wettmafia: Wenn bei bestimmten Fußballpaarungen die Quoten auf Außenseitersiege plötzlich auffällig in die Höhe schnellen, ist auch erhöhte Aufmerksamkeit angebracht.
 
Ich kann mir kaum vorstellen, dass es hochrangige Politiker in Deutschland gibt die nicht mit einflussreichen Leuten mehr oder weniger befreundet sind! Was aber auch noch nicht verwerflich ist. Wenn Gauck damals statt Wulff BP geworden wäre, hätte man heute auch schon irgendwelche Pikanten Storys aus seinem Leben herausgefunden. Wenn sich manche Medien mal richtig auf einen Promi oder Politiker eingschossen haben, dann gibt es kein Halten mehr!Man könnte den Eindruck bekommen, dass man Wulff ohne Rücksicht auf Verluste demontieren will.

Egal wie die Sache Wulff endet: man muss gestehen, dass es in Hannover einen "Klüngel" gibt, der nicht zu unterschätzen ist (das SWR3 Topthema befasst sich gegen 17.40 Uhr damit). Aber auch damit steht Hannover nicht alleine da, in München, Hamburg, Köln, etc. wäscht ebenso eine Hand die andere.
 
Zur "Spende" von Maschmeyer. Wulff ist demzufolge gar nicht der Autor des Buches, sondern der Journalist (!) Hugo Müller-Vogg. Demzufolge hat Wulff auch kein Honorar erhalten. Demzufolge hat er von Maschmeyers Spende keinerlei Vorteil gehabt. Demzufolge ist das eine Luftnummer. Aber wen interssieren schon Fakten?

Sehr lustig dieser aus dem SPON-Forum entliehene Beitrag:
Weiterer Skandal !
Auswertungen von Überwachungskameras aus dem Jahre 2007 belegen eindeutig, dass der Familie Wulff beim Besuch eines Cinemaxx-Kinos die Popkornbecher weit über den Füllstrich gefüllt wurden. Nach Meinung von Experten könnte der dadurch enstandene Vorteil bei bis zu 15% der Gesamtmenge liegen. Besonders pikant wird der Vorfall dadurch, dass die Cinemaxx-Gruppe ursprünglich von dem "Hannoverschen Kino König" Hans-Joachim Flebbe gegründet wurde.​
Die statistischen Abteilungen des SPIEGEL und der BILD-Zeitung haben eine Arbeitsgruppe gebildet um den geldwerten Vorteil dieses Ereignisses zu berechnen.​
Ein unbekannter Staatsrechtler der Volkshochschule Gelsenkirchen bezeichnete Wulff als nunmehr untragbar für das Amt.​
Die Grünen im Niedersächsische Landtag wollen ihrerseits diesen Vorgang sofort auf die Tagesordnung der Sitzung des Ältestenrates bringen.​
Unter anderem soll geklärt werden, ob die Familie Wulff möglicherweise auch bei den Getränken bevorzugt wurde. Ferner sei zu überprüfen, welche Vorteile Wulff, in seiner Funktion als Oppositionsführer, dem Unternehmer Flebbe vor dessem Umzug nach Hamburg eventuell habe zukommen lassen.​
 
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