multicult.fm (Berlin)

Sprollywood.

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Es steht offensichtlich nicht gerade zum Besten für die kleine Station (sendet auf 91MHz und im Web) , die als inoffizieller Nachfolger des 2009 eingestellten RBB RadioMultiKulti galt und vielen, die seinerzeit ihre Arbeit verloren haben, eine neue Perspektive gegeben hatte...

Das damals aus Protest gegründete Radio Multiculti strahlte zuletzt rund um die Uhr im Web aus und morgens auch auf dem Offenen Kanal Alex UKW 91,0. Das Programm des Senders besteht aus Weltmusik und Nachrichten.
Wird der Sendebetrieb eingestellt, verlieren fünf Vollzeitangestellte, vier Honorarkräfte und zwei Praktikanten und Praktikantinnen ihren Arbeitsplatz. Drei der Vollzeitstellen wurden durch das Jobcenter gefördert, zwei aus Eigenmitteln finanziert.

 
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Schade.

Für mich ergeben sich mehrere Erkenntnisse aus Multicult FM.

Als das Programm seinen Sendebetrieb aufnahm (soweit ich mich erinnere aus dem Bauch eines der beiden nebeneinander liegenden Schiffe "Heiterkeit" und "Frohsinn" am Treptower Park), lief mein Internetzugang in meiner Berliner Wohnung noch via analoges Modem. Aus beruflichen Gründen normalerweise nur alle 14 Tage am Wochenende zu Hause, schloss ich keinen Festnetz-Internetvertrag ab, den ich sowieso kaum hätte nutzen können. Schon gar nicht, nachdem ich 2012 meinen qualifizierten Job verlor, weil die Branche, in der ich spezialisiert war, politisch gewollt vernichtet wurde. Seitdem bin ich mehr als nur knapp bei Kasse.

Während ich das Ende von rbb Multikulti noch via Satellit mitschnitt (und das Ende bedauerte, für mich war das das "berlinste" aller rbb-Programme, einzigartig, kieztypisch, wichtig), blieb mir der Zugang zu Multicult FM also erstmal verwehrt. Als ich mir dann 2013 einen UMTS-Stick geholt hatte, war an Streaming auch nicht zu denken - die 15 GByte monatlichen Traffic hatte ich nach 2-3 Wochen für normales Arbeiten und Forennutzung aufgebraucht.

Nachdem ich dann seit ca. 2018 in Berlin auch Breitbandzugang in der Wohnung hatte, war das Programm für mich weitgehend vergessen, ich erinnerte mich nur manchmal kurz an seine Existenz, wenn ich mitm Rad am Treptower Park langfuhr und die beiden Schiffe liegen sah.

Erkenntnis 1: Hörfunkprogramme, die es nur online gibt, existieren für mich eigentlich nicht. Ich brauchte bis zuletzt, als ich Ende 2021 mit dem Radiohören weitgehend komplett aufgehört habe, immer den Zugang über ein dediziertes Gerät, und da hatte ich DVB und UKW.

Erkenntnis 2: wenn das Program jetzt in finanziellen Nöten ist, zeigt mir das wieder einmal, wie wichtig der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seiner Beitragsausstattung wäre, um die Gesamtgesellschaft im Hörfunk zu repräsentieren, statt sich weitgehend auf Mainstream und Dudelflotten mit inhaltlich weitgehend "gute-Laune-Kurzmoderation" zu beschränken. Genau dafür - für das Abbilden der kulturellen Nischen und regionalen Besonderheiten, für Integrationsarbeit, für Bildung - sähe ich eigentlich einen deutlichen Anteil des Rundfunkbeitrags gut verwendet. Berlin hat ca. 811.000 Menschen aus dem Ausland und 570.000 Deutsche mit Migrationshintergrund in seiner Bevölkerung. Mehr als 1/3 der Berliner Bevölkerung hat ausländische Wurzeln. Wie hoch ist gleich noch mal der Anteil an entsprechender Kultur und zugehörigen gesellschaftlichen Themen im rbb-Hörfunk?
 
Also das ist so eine Sache mit Multicult.FM. Meiner Meinung nach, wurde an der Spitze des Senders auch einiges verhindert bzw. verschlafen. Ich konnte mir schon ein paar Mal einen eigenen Eindruck machen und war echt enttäuscht. Vielleicht ist das ja eine Möglichkeit, dort mal einen ordentlichen Neuanfang zu gestalten. Ich schalte da öfters ein und wäre wirklich traurig, wenn es nun mit dem Sender zu Ende gehen würde. Da gibt es echt tolle Sendungen zu hören! Hoffen wir mal das Beste für diesen Sender.

Hoffnung auf Rettung in der Insolvenz?
WIE STEHT ES UM DEN RADIOSENDER "MULTICULT.FM"?
 
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Also ich war heute mal da und hab ein Interview aufgenommen. Es war sehr interessant ein paar Hintergründe dazu zu erfahren. Wie so oft, ist man doch hinterher schlauer. Ich ziehe meinen Hut, das ist ja bis jetzt ein riesen Drahtseilakt gewesen. Da muss ich schon meinen großen Respekt dafür aussprechen. Ich drücke dem Sender ganz Fest die Daumen!

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@Adolar
Ich kann mich gut daran erinnern, wie oft die auch unten was gemacht haben. Dann wurde eine kleine Bühne aufgebaut und Musik gespielt. Auch oben kam es schon vor, dass dann die Büromöbel bei Seite gestellt wurden und dann man mit Musik das Ganze nach Außen hin geöffnet hat.

 
Wenn man ehrlich ist, muss man konstatieren, dass dieser Sender eher Bürgerfunk/offener Kanal - Niveau hat. Ich hab da mehrmals reingehört und war nicht gerade begeistert.
 
Im Grunde genommen war’s ja auch so! Ohne Rundfunkgebühren wie Radio Multikulti sie erhielt, dafür mit Herzblut und genauso viel Know How!
 
Mich würde mal interessieren, was mit den Fördergeldern passiert ist, die man angeblich lt. dieser Pressemeldung der MABB noch im November erhalten hat:

Die Berliner Veranstalter [...] multicult.fm, [...] können mit Hilfe der Förderung ihre technische Ausstattung ausbauen bzw. erneuern und die Programmverbreitung verbessern.
(15. November 2022)

Drei Monate später war dann plötzlich Schluss mit dem Sendebetrieb.

Wurden diese Gelder ausgezahlt? Wurde bereits in Technik investiert?
Wurden bereits Anschaffungen getätigt? Wo ist die Summe geblieben?

"Mittel des Landes Berlin" sind nach meinem Verständnis Steuergelder.
 
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Na vielleicht kann man davon noch etwas veräußern, um evtl. angehäufte Schulden zu tilgen? Wäre schade drum...

Bei einem anderen Berliner Sender haben sie das ganze Zeug seinerzeit einfach auf die Straße gestellt.
 
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@chapri Am 10.2 war das. Keine Sorge von den Sachen kommt nix auf den Müll. Man kann sich ja auch nochmal das Interview mit Brigitta Gabrin anhören, sie erklärt doch recht genau, woran es gelegen hat.
 
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