Dazu wäre noch zu sagen, daß "Radio DDR 1" vermutlich der "Küchensender" in der DDR war, zumindest dort, wo DDR-Rundfunk lief. Der Grund: eine gute Mittelwellen-Abdeckung.
Wie schon Georg Thieß wußte...
http://www.jans-radioseiten.de/ra/radioddr.m3u
Ich saß als Kind mal wartend in einem Weh fuffzich. Da drehte ich dem Kollegen dann die 1044 raus und die 95,4 rein. Ich habe nie erfahren, ob ihm etwas aufgefallen ist.
Unvergessen für mich (damals Kind) die legendären "Wasserstände und Tauchtiefen" (langsam vorgetragene Wasserstandsmeldungen für die Binnenschiffahrt, immer 6:55 Uhr (?) und 11:55 Uhr.
Die erste Kurzfassung lief um 7.58 Uhr, nach „Radio DDR gratuliert“ (Siegfried Loyda) ab 7.45 Uhr. Und montags wurde von 8.00 bis eben 11.55 Uhr immer der ganze Mittelwellenzoo abgeschaltet, da durfte dann der Lehrling die Apparaturen putzen.
Es geht das Wort, Sprecher seien immer stolz darauf gewesen, sich ihre allerersten Sporen mit den Wasserständen und Tauchtiefen verdient zu haben. Ich entsinne mich allerdings, daß die schlicht vom diensthabenden Nachrichtensprecher zum Vortrag gebracht wurden, so wie es bei den mindestens genauso schönen Seewetterberichten des Schlandfunks (so etwas hatte Stimme der DDR auf Langwelle auch) heute noch ist.
Es bleibt "Halle Trotha Oberpegel... Halle Trotha Unterpegel" im Kopf hängen und die Familie pilgerte anläßlich eines Besuches in Halle auch mal dorthin, um die Schleuse zu besichtigen. Daß die
so klein war, war selbst für mich als Kind enttäuschend. Und natürlich: "Děčín... nicht gemeldet"
Gab es zu Halle-Trotha, wo sich das
Radio im Kopf immer sonstwas ausgemalt hatte, wirklich noch eine gesonderte Oberpegel-Nennung? Und die Strolche mit der fehlenden Meldedisziplin saßen in Ustí.
Die Pilgertour nach Trotha scheint übrigens kein Einzelfall gewesen zu sein.
"Alte Liebe rostet nicht". Lief bei Muttern immer beim Mittagessenkochen.
Um '88 eierte ein Mitschöler mal halb beschämt drumherum, als er versehentlich anfing, davon zu erzählen, wie er sich die Wiederholung im Nachtprogramm reingepfiffen hatte. Zu der Zeit ignorierte der coole DDR-Jugendliche ja die einheimischen Medien, nicht nur auch, sondern eher sogar gerade als Bonzenkind.
Grueslig am Mittwoch, die "Liveübertragung" des großen Wachaufzuges unter den Linden. Da lief aber natürlich immer die gleiche Aufzeichnung und ich frage mich, wer sich das angehört haben mag.
Soweit die Erinnerung besagt, wurde da zu Beginn gaaaaaaaaaaaanz langsam der Regler aufgezogen. Man konnte da immer die lustige Beobachtung machen, wie das irgendwo bei -40 dB oder so einsetzende Getröte aus dem Rauschen und Brummen auftauchte, wenn man den Kasten ganz weit aufdrehte.
Ansonsten besagt die Erinnerung noch, daß es insgesamt keinerlei Straßengeräusche gegeben und das Kind die Show deshalb als Studiofake angesehen habe, der tutti kompletti, beginnend mit der mit dröhnender Stimme deklamierten Ansage („Radio DDR übertragt aus Berlin Unter den Linden!! Den großen Wachaufzug vor dem Maaahnmaaahl für die Opfer des Faschismus und Militarismus!!“), vom Teller lief. Blieb der Karton mit diesem Politstuß eigentlich gleich im K-Raum liegen...?
In den Wendewirren war DDR 1, das dann ab Oktober 1990 "Radio aktuell" hieß
Vorher „DDR 1 – Radio Aktuell“, wobei der zweite Teil etwas für die Freunde der gesungenen Jingles war. Ich glaube, so einen hatten sie da auch für die 5778.
Und Ende 1991 erlosch halt das gesamte Programm, das in der Berliner Nalepastraße produziert wurde. Die letzte Sendung war dann eine lustlos wirkende (wen wunderts) Comedy-Schnipsel-durchsetzte Popmusiksendung bis ran an null Uhr.
Zuvor gab es allerdings noch eine sehr beachtliche Abschiedsansprache. Wie groß können eigentlich inzwischen Dateien sein, um sie hier eingestellt zu bekommen? Sind reichlich 9 MB, wenn das nicht geht, fällt das hier eben flach ...
In der DDR waren die UKW-Frequenzen ähnlich wie in Großbritannien nach Programmen gruppiert.
Nicht wirklich. Da gibt es zu viele Abweichungen, um das mit dem BBC-System vergleichen zu können. In Berlin z.B. lief Radio DDR 1 / Radio Aktuell auf der... na? Na?!
Und hier kann man nun ganz genau erfahren, wie das 1991 war:
http://www.jans-radioseiten.de/ra/aktuell.m3u
Zu der erwähnten Gruß- und Wunschsendung ist dann wieder die Person von Hans-Georg Knörich zu nennen.
Vielleicht sollte man wirklich mal wieder etwas intensiver in den Annalen stöbern. Könnte immer noch interessanter sein, als im Detail zu verfolgen, wie der „Zwerg Rundfunk“ (Alfred Eichhorn) oft nur noch lallt und herumgröhlt. Muß man halt aufpassen, nicht auch so wie die Anoraks zu werden ...