Hallo
@VERZW.RADIOFREUND
einen TV-Kabelanbieter kannst Du normalerweise nicht frei wählen. Das ist anders als beim Stromanschluss oder auch beim VDSL-Anschluss, wo es freie bzw. eingeschränkt freie Auswahl gibt. Den Kabelanschluss bespielt normalerweise genau ein Anbieter - der, der den Hausanschlus versorgt. Du kannst also nur den Dich derzeit versorgenden Kabelanbieter buchen - oder es bleiben lassen. Wer ist das eigentlich bei Dir? Vodafone oder PYUR sind in Berlin ja weit verbreitet.
Weil Du was von 192 kBit/s geschrieben hast, vermute ich Vodafone. Die haben tatsächlich die ARD-Programme und die D-Radios lange Zeit auf 192 kBit/s reduziert. Ursache waren Streits um Einspeise-Entgelte (ja, die Programmanbieter müssen in Deutschland beim Kabelnetzbetreiber dafür zahlen, dass sie dessen Kabelnetz mit Inhalt füllen dürfen und damit überhaupt erst das Kabelnetz rechtfertigen).
Das Thema hat sich bei den ARD-Programme Mitte November 2021 erledigt, die ARD hat da von MP2 auf LC-AAC umgestellt (bzw. die Vodafone hat diese Umstellung zu diesem Zeitpunkt vorgenommen, da existierten noch 320 kBit/s MP2 seitens der ARD als bisherige Signalbereitstellung und das neue LC-AAC-System parallel). Seitdem kommen die ARD-Radioprogramme in LC-AAC und die Vodafone lässt nun das durch, was die ARD bereitstellt. Eine weiter qualitätsmindernde Umwandlung findet da nicht mehr statt, so sich seit meinen Tests 11/2021 nichts geändert hat.
Die Dich ggf. interessierenden Kulturwellen haben folgende Bitraten:
Bayern 2 - 160 kBit/s
BR Klassik - 160 kBit/s dauerhaft stereo und 320 kBit/s meist stereo / stundenweise 5.1
SR2 - 256 kBit/s
SWR 2 - 160 kBit/s
WDR 3 - 256 kBit/s
hr2 - 256 kBit/s
MDR Kultur - 256 kBit/s
MDR Klassik - 256 kBit/s
rbb Kultur - 256 kBit/s
Bremen 2 - 128 kBit/s (!)
NDR Kultur - 448 kBit/s AC-3 (!)
Von den eher niedrigen Bitraten nicht erschrecken lassen, es ist LC-AAC und nicht MP2. Die nur 128 kBit/s LC-AAC bei Bremen 2 sind qualitativ etwa mit "leicht besser als 192 kBit/s MP2" zu vergleichen. Die 160 kBit/s von Bayern 2 und SWR 2 sind etwas schlechter als 256 kBit/s MP2, aber bei nicht extremen Ansprüchen auch "wohnzimmergeeignet". Die 256 kBit/s LC-AAC von SR 2, WDR 3, hr3, MDR Kultur, MDR Klassik und rbb Kultur reichen keinesfalls an die 320 kBit/s MP2 heran, die die ARD einst selbst anbot, sind aber auch sehr wohl "wohnzimmertauglich". Vor allem der Frequenzgang ist eingeschränkt bei den Kulturprogrammen. Aber UKW-Frequenzgang erreichen sie alle.
Die 448 kBit/s AC-3 von NDR Kultur sind aber die einzige wirklich hochwertige Variante.
Problem ist: viele DVB-Receiver spielen LC-AAC entweder gar nicht oder massiv fehlerhaft, regeln an Lautstärke und Dynamik herum, komprimieren das Audio, "pumpen" hörbar, klingen blechern oder verzerren (alles Rückmeldungen gewesen damals). Wenn man nicht weiß, was man zu suchen hat, geht das u.U. schief.
DLF, DLF Kultur und DLF Nova wurden irgendwann bei der Vodafone auf die originalen, vom DRadio selbst angebotenen 256 kBit/s MP2 umgestellt.
Aber: ab 2025 will das DRadio keine Einspeiseentgelte mehr zahlen. Nach aktuellem Stand werden die Programme dann nicht mehr im Vodafone-Kabelnetz zu empfangen sein.
Das Deutschlandradio stellt zum Jahresende die Verbreitung seiner Programme in den Kabelnetzen ein.
www.teltarif.de
Das solltest Du wissen, bevor Du einen Vertrag mit der Vodafone abschließt.
Ich sehe 3 varianten:
1.
Du hast auch Internet über die Vodafone. Da kommt das DVB-Kabelradio zwangsläufig mit durch, solange man Dir kein Sperrfilter in die Wohnungszuleitung installiert, das die für TV und Radio genutzten Kanäle rausfiltert und nur die für Internet benutzten Kanalbereiche durchlässt. Dann kann man es also provozieren und einfach untätig bleiben, weiterhin für Internet zahlen und DVB-Radio nutzen, solange sich die Vodafone nicht die Mühe macht, das zu sperren.
Sofort sperren kann man, wenn eine Glasfaserleitung bis in die Wohnung liegt und dort neben echtem Glasfaser-Internet auch DVB und ggf. sogar UKW angeboten wird. Dann kann der "Kabelanschluss" gezielt fernabgeschaltet werden. Das bietet die Vodafone aber meines Wissens nach nicht an. Bei der Vodafone hat man die klassische "Antennendose" und da müsste zum Sperren von Rundfunk und TV jemand kommen und ein Sperrfilter in die Wohnungszuleitung einbauen oder eine Sperrblende auf die Dose setzen, so dass nur noch der Modem-Anschluss zugänglich ist. Letztere Lösung wäre dann aber auch noch nicht zwangsläufig das Ende.
2.
Du hast die Möglichkeit, eine mindestens 40 cm große Satantenne Richtung Südosten mit freiem Blick unter einem Winkel von etwa 30° nach oben schauend zu installieren. Damit gehen nach bisherigem Kenntnisstand die ARD-Radios und die DLF-Programme weiterhin in der genannten Qualität, die DLF-Programme bleiben wohl auch ab 2025 bestehen (sie haben Geld dafür bei der KEF beantragt) und zusätzlich bekommst Du noch Österreich 1 sowie einige frnazösische Programme, die zumindest vom Namen her interessant sein könnten: TSF JAZZ, JAZZ RADIO (nur 192 kBit/s MP2), France Culture (dito).
3.
Du verabschiedest Dich vom DVB-Radio und setzt auf Internetradio. Das braucht gar keine Installation und keinen weiteren Vertrag, das läuft über Deine Internetverbindung.
Problem ist hier, ein gut funktionierendes (fehlerfreies) Gerät zu finden, das die freie Eingabe von Streamadressen ermöglicht. Internetradios beziehen die Information, unter welcher Adresse ein Programm zu erreichen ist, normalerweise aus einer Datenbank, die online von einem Betreiber (einer Firma) gepflegt wird. Da drin sind dann zehntausende Radioprogramme (und möchtegern-Radioprogramme) geführt, die Links werden (hoffentlich) immer aktuell gehalten, "Leichen" werden entfernt usw. Diese für die Funktion der Geräte extrem wichtige Datenbank kann aber auch von heute auf morgen ihren Dienst einstellen oder für Geräte Deines Herstellers nicht mehr zur Verfügung stehen. Und dann schweigen einen die Geräte an - das ist bereits mehrfach passiert in der Vergangenheit.
Auch kann es sein, dass in einer solchen Datenbank, mit der das Gerät arbeitet, nicht die höchstwertigen Streamadressen eines Programms geführt werden. Da hat man dann vielleicht 128 kBit/s MP3 für den DLF und nicht 192 kBit/s LC-AAC. Und kann nichts dagegen machen.
Deswegen ist die Möglichkeit zur freien Eingabe von Streamadressen wichtig. Nur wenige Geräte können das - und disqualifizieren sich u.U. durch andere Macken.
Aber wenn man diesen Weg verfolgt, bekommt man inzwischen die ARD-Kulturprogramme und die D-Radios meist in (fast) gleichwertiger Qualität zu DVB-Sat/Kabel:
Bayern 2 - 128 kBit/s MP3 - das ist Schrott, das ist die eine noch verbliebene Negativ-Ausnahme
BR Klassik - 256 kBit/s MP3
SR2 - 256 kBit/s MP3
SWR 2 - 256 kBit/s MP3
WDR 3 - 256 kBit/s MP3
hr2 - 256 kBit/s MP3
MDR Kultur - 256 kBit/s LC-AAC
MDR Klassik - 256 kBit/s LC-AAC
rbb Kultur - 192 kBit/s MP3 - das ist grenzwertig
Bremen 2 - 128 kBit/s MP3 - das ist die zweite Negativ-Ausnahme
NDR Kultur - 192 kBit/s LC-AAC
DLF - 192 kBit/s LC-AAC
DLF Kultur - 192 kBit/s LC-AAC
Auch zu haben sind dann freilich europäische und internationale Programme in riesiger Auswahl - so sie denn in der Datenbank stehen (die man auch nach Genres durchsuchen lassen sollte) oder solange man die Streamadressen kennt und selbst einspeichern kann.
Angesichts der Tatsache, dass die ARD ihre Kulturprogramme zunehmend abschmelzen und abends zusammenlegen will (womit zwangsläufig Vielfalt bei den Themensendungen verloren gehen muss), rate ich dringend, entweder erstmal das DVB-Radio ohne Kabel-TV-Vertrag laufen zu lassen (im Falle eines Internet-Vertrages über die Vodafone, womit der Anschluss ja bestehen bliebe) bzw. perspektivisch auf Internetradio zu setzen.
Aus Deutschland ist zunehmend weniger Hörfunkkultur zu erwarten, das Land fährt sich ja unnötigerweise generell soziokulturell in den Abgrund, offenbar um nicht zukunftsfähig werden zu müssen. Aus der ARD werden aktuell eifrig Beiträge dazu geleistet, so nun auch die Einstellung des Deutschen Hörspielpreises, die Durchmagazinierung nebst Inhalteentsorgung bei Bayern 2, perspektivisch auch der Abriss des Studiobaus des BR mit höchstwertigen Sälen und Studios, die man halt nicht mehr braucht, wenn man kaum noch Inhalte produzieren will.
Ich vermute, dass sich z.B. in den USA Programme finden lassen, die Deine Präferenzen teils abdecken - und dann vielleicht sogar engagierte, "community-based"-Programme sind, die ihren HörerInnen dankbar sind (weil auch genug von ihnen Geld geben für das Programm), statt ihr Zahlvieh zu verachten, wie es die ARD zunehmend tut. Das ist dann gleich ein ganz anderes Klima.
UKW übrigens in Berlin seit langem so: rbb Kultur vom Scholzplatz - das ist in der Sonnenallee "Fernempfang" aus Westen. DLF und DLF Kultur vom Alexanderplatz (also aus Norden), DLF Kultur deutlich schwächer als DLF. Mit einer Richtantenne hat man immer nur einen Standort brauchbar, den anderen beinahe in der Maximaldämpfung bei ca. 60° seitlichem Einfall. In Britz steht kein mast mehr, diese Landmarken sind seit Jahren verschwunden.