AW: Nicht nur der ERF, auch der SWR- Es ist ein Trauerspiel...
Wäre es nicht auch blöd, jetzt wie wild für DAB+ zu werben, obwohl noch kein Sender in der Luft ist? Einzig beim ERF wird mit dem DABplus-Start auch ein bisheriger Verbreitungsweg gestrichen, worauf die Hörerschaft nun vorbereitet wird.
Stimmt nicht. Der SWR beendet hier im "wilden Süden" demnächst seine Mittelwelle-Ausstrahlung des Programms "Cont.ra", auf dem unter anderem Bundestagsdebatten und Länderspiele und viele interessante Wortbeiträge live gesendet wurden - als alleiniger Verbreitungsweg im terrestrischen Radio. Wer diese Sendungen weiterhin per Radio empfangen will, ist gewzungen, ein DAB-Gerät zu kaufen, nicht sicher wissend, ob er überhaupt Empfang hat.
Nicht nur der ERF, sondern auch der SWR interessiert sich nicht für einzelne Hörer, die schlicht nicht das Geld haben, sich so ein Gerät zu leisten. Auf fünfzig Euro können schon sehr viel Geld sein, für jemanden, der schon bei der Kleidung und beim Essen geizen muss...
Schöne, immer wieder neue Medienwelt...
Übrigens finde ich die einfache Mittelwellenausstrahlung für Sendungen ins Ausland und auch in sehr arme Gebiete fast unverzichtbar, denn einen primitiven Mittelwellenempfänger kann mit wenigen Bauteilen fast jeder bauen. Einen DAB-Empfänger niemand.
Diese ganzen Neuerungen, so viele Vorteile sie auch haben mögen, haben ihre größten Nachteile mal wieder bei jenen, die sich am wenigsten dagegen wehren können.
Wie will der ERF zum Beispiel seine Zielgruppen in Entwicklungsländern ohne die robusten Techniken der Mittelwelle großflächig erreichen? Dort gibt es ganz gewiss keine DAB-Netze. Ich höre den ERF bisher morgens immer beim Aufstehen, aber wenn die Mittelwelle abgeschaltet ist, werde ich darauf verzichten müssen, da mir das Geld für die Anschaffung eines geeigneten (Weckfunktion) DAB+-Empfängers fehlt, zumal ich vorher nicht weiß, ob ich bei mir (traditionelles Funkloch) überhaupt einen Mux empfangen kann.
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass man das traditionelle Radio mit Gewalt beseitigen will. Fragt sich nur, wer "man" ist.
Ich trauere den Zeiten nach, in denen noch das "Herz des Südens" schlug und man samstags den großen Radio-Unterhaltungssendungen entgegenfieberte...
"Die Heidelberger Palette", "Wer die Zahl hat, hat die Wahl", "Vom Telefon zum Mikrofon" mittwochs (Das Rückkopplungspfeifen bei Livetelefonaten wird endgültig von einem nervigen Echoeffekt abgelöst werden), "Gäste im großen Sendesaal der Villa Berg", "Um Antwort wird gebeten", "Ruf Heidelberg 27167 - die Wissenschaftsredaktion" und viele andere Hörfunk-Höhepunkte sind schon längst Vergangenheit und einem nerv- und geisttötendem Einheitsbrei gewichen, in dem den Hörern nichts wirklich Aufregendes mehr zugemutet wird.
Schade. DAS war noch wirklich eine schöne, kreative und anregende Epoche des Radios. Heute gibt es überhaupt keine Sendungen mehr, sondern einen gut durchgerührten Dauer-Dudel-Brei, in dem ab und zu eingestreute Kurzbeiträge auftauchen, die aber dann auch gleich mehrmals über den Tag verteilt wiederholt werden... Die letzten Wunschkonzerte hat man im SWR mittlerweile komplett abgeschafft. Man kann sich zwar noch etwas wünschen, hat aber Glück, wenn er von der Erfüllung seines Wunsches überhaupt etwas mitbekommt, da man nur noch in seltenen Fällen davon informiert wird, wann er gesendet wird. Aber wer will schon ununterbrochen die Radiokiste laufenlassen, nur um irgendwann, wenn er gerade mal .... ist, dann sein Lied doch zu verpassen...?
Ich hör jetzt lieber wieder auf...
Gute Nacht, ihr Lieben!
guri311