Und: Da es so schön in diesen Thread passt räume ich auch nochmal gleich mit den sechs Lügen über DAB+, die immer noch im Umlauf sind, auf:
1. Kein Mensch braucht DAB+, der Deutsche ist mit UKW hochzufrieden
Wie kann man mit etwas unzufrieden sein und beurteilen dass man es nicht braucht, wenn man es noch nicht kennengelernt und noch nie ausprobiert hat? Und wie erklärt es sich vor diesem Hintergrund, dass die meisten, die mit DAB+ in Kontakt gekommen sind, es nicht mehr missen wollen und damit in der Regel sehr zufrieden sind (ich muss nur meinereins nehmen, schaut in die Historie dieses Forums, und ihr werdet sehen wie auch ich noch vor drei Jahren gegen den Verbreitungsweg gewettert habe)?
2. Die Zukunft des digitalen Radios liegt alleine im Internet
Und wer soll das bezahlen, wenn es der einzige Verbreitungsweg wird? Kein Sender kann sich diese Streamingkosten leisten. Außerdem stehen erhebliche technische Bedenken beim Mobilempfang, woran auch Techniken wie LTE nichts ändern. Mobilfunknetze sind nach wie vor eigentlich nicht zur Verbreitung von Rundfunkprogrammen vorgesehen, es ist ein Zusatzangebot. Das Internet spielt in Zukunft für das Radio eine immer wichtigere Rolle, aber als Ergänzung und nicht als ausschließlicher Verbreitungsweg. Von Kosten will ich hier erst gar nicht reden.
3. DAB+ läuft unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Sicher, es ist noch kein Massenmarkt, aber laut den größten Marktinstituten werden Ende 2013 1,2 Millionen Geräte in deutschen Haushalten stehen. Die Zahl dürfte noch höher sein, denn die Marktforscher berücksichtigen keine Online-Verkäufe von ausländischen Shops wie es sie tausendfach bei ebay oder Amazon gibt. Das hier schon oft zitierte GMYLE Pocket Radio wird aus Großbritannien verschickt und fließt in die Statistik nicht ein, als Beispiel.
4. DAB+ Geräte sind zu teuer
Nimmt man das 3 Euro-Scanradio von Tchibo als Maßstab mag es zutreffen. Aber vergleicht man die Preise namhafter Hersteller ist ein kompaktes Gerät mit DAB+ häufig nur noch ca. 10 Euro teurer als eines ohne. Man hat außerdem bewusst auf die Markteinführung billigster DAB Radios verzichtet, die bereits massig in Asien produziert werden. Etwas dieses Pocket-Modell, für das der Hersteller im EK nur 8 Euro verlangt, das also für 15 Euro im VK in den Handel kommen könnte. Ein Modell nur mit Frequenzanzeige, bei dem man beim Bundesmuxx 14 mal raten kann welchen Sender man überhaupt hört. Will man so einen Schrott, den es bereits massig bei UKW gibt, wirklich? Ich denke wenn es ein Massenmarkt ist kommen auch diese Undinger in den Handel. Im Moment wären sie eher kontraproduktiv.
5. DAB+ hat keinen Overspill, UKW reicht viel weiter
Auch diese Aussage ist falsch. So kann ich an meinem Wohnort erstmals Programme aus Bayern (Entfernung zum nächsten Sendestandort 75 km) und Baden-Württemberg (Entfernung 70 km) rauschfrei und ohne Verzerrungen hören, was auf UKW nicht möglich ist. Alles ist topographie-abhängig. Außerdem hinkt der Vergleich, wenn UKW mit wesentlich höherer Sendeleistung läuft. Beim hier häufig angebrachten Beispiel Linz/Rhein sendet DAB+ in Richtung NRW mit gerade einmal 2 kW, UKW läuft mit 50 kW. Mit 2 kW würde auch UKW schon in Köln schlappmachen.
6. DAB+ klingt schlechter als UKW
Auch dieses Argument kann man nicht stehen lassen, alles ist abhängig von der Stärke des UKW-Signals sowie der ausgestrahlten Datenrate bei DAB+ und nicht zuletzt vom studioseitigen Soundprocessing. Bei 72 kbit/s DAB+ klingt es ungefähr gleich gut wie UKW, bei 88 kbit besser, bei 64 kbit schlechter. Immerhin ist es rauschfrei, was als Argument nun mal mehr zählt.