Denn hinter jedem Aufklärungsversuch steckt in Wahrheit eine subjektive Gesinnung
Oh, jetzt wird es philosophisch und da steige ich meist wegen des hohen Nerv-Faktors aus. Merke ich auch bei (schriftlich) geführten) Kommunikationen mit einem sehr philosophisch aktiven Freund (eigentlich auch Naturwissenschaftler). Er hats viel mit Theorien, auch beim Thema Philosophie, ich bin aber weder theoretischer Physiker noch bin ich, was gesellschaftliche Dinge betrifft, Theoretiker. Ich sehe mich als Praktiver und sage eher einfach so raus, was ich empfinde, statt erst ne große Theorie zu machen.
Und mein Empfinden sagt mir hier: es gibt Dinge, die kann, sollte und muß man vermitteln - und die haben absolut gar nichts mit "subjektiver Gesinnung" zu tun. Würden diese Dinge vermittelt, sähe es auf der Welt schon völlig anders aus. Das fängt bei den elementaren Naturgesetzen an. Also Gesetzen, die völlig anders sind als die "Gesetze", die wir Menschen uns in parlamentarischen oder auch willkürlichen Prozessen auferlegt haben und von denen manche behaupten, sie wären "alternativlos". Sind sie nicht, wie das Beispiel DDR eindrucksvoll zeigt. Über Nacht war ein komplettes Staatssystem nebst seinen gesetzen einfach ausgetauscht. Aber die Naturgesetze, die tatsächlich alternativlos (dafür uns Menschen unverhandelbar) sind, die werden behandelt, als wären sie austauschbar, übergehbar, verhandelbar. Aus meiner Sicht ist es das absolut notwendigste überhaupt, darüber aufzuklären, wie irre dieses Verhalten ist. Und das ist keine "subjektive Gesinnung", sondern knallharte, uns von unserem Heimatplaneten - sogar von diesem Universum - aufgedrückte "Hausordnung".
Das gleiche betrifft die elementaren Gesetze der formalen Logik, die teils Kinder besser verinnerlicht haben als wir Erwachsene. Ein Kind, das aus der "magischen Phase" raus ist, weiß, daß, wenn es die 3 Schokoriegel, die es im elterlichen Süßwarenversteck gefunden hat, wegfuttert und die Eltern nichts nachfüllen, der Bestand auf 0 gesunken ist und auch 0 bleiben wird. Wir Erwachsenen haben sogar einen extra Berufsstand erfunden, der diese Gesetze der Logik tagtäglich leugnet und genau dafür immer wieder gewählt wird: Politiker. So wie wir mit unserem Heimatplaneten umgehen, verstoßen wir ständig gegen die Gesetze der Logik. Ist die Vermittelung dessen auch "subjektive Gesinnung"?
War es bis hierhin vielleicht noch verständlich, wirds nun für die meisten Menschen kaum noch handhabbar. Ich behaupte: ebenfalls betroffen sind die "universellen Gesetze der Liebe", die so natürlich auch in keinem Physikbuch stehen. Von ihrer Gültigkeit bin ich nach den Erfahrungen, die ich in den vergangenen 4 Jahren machen durfte, inzwischen aber überzeugt. Es gibt zaghafte Ansätze, einzelne Bereiche davon halbwissenschaftlich zu beleuchten, z.B. in den Theorien zur "Gütekraft". Da wir uns aber anmaßen, nur das, was in offiziellen Physikbüchern steht, als existierend anzuerkennen, kommen wir bislang nicht allzu weit bei solchen schwer quantifizierbaren Dingen.
Ist wirklich alles "subjektive Gesinnung"? Führt derjenige, der tief in der Nacht die Leute wachklingelt, deren Haus gerade am Abbrennen ist, um sie zum Verlassen des Gebäudes zu bewegen, vielleicht wirklich immer etwas im Schilde, das man "Gesinnung" nennen muß? Und muß man es stets ablehnen, weils Fremdbestimmung ist? Klar, man kann das Klingeln und das seltsame orange flackernde Licht vorm Fenster auch ignorieren und mit dem guten trotzigen Gefühl, sich von niemandem fremdbestimmen zu lassen, ein letztes mal einschlafen.
Zurück zum Radio: ich halte es dort und auch an allen anderen Plätzen der Gesellschaft für dringlichste Aufgabe, oben geschildertes tagtäglich zu vermitteln und danach so gut wie möglich zu leben. Natürlich kann man da eine "Gesinnung" draus machen, wenn man es nicht mag und dann hat man wenigstens ein handhabbares Schlagwort, das man bekämpfen kann. Ich halte es aber für reichlich bescheuert, sich z.B. gegen Naturgesetze zu wehren. Sie sind keine "subjektive Gesinnung", sondern uns schlichtweg vorgegeben. Punkt.
Natürlich (?) ist es eine mitunter sehr schwere Aufgabe, in dem, was ein Mensch gegenüber einem anderen vermittelt, zu erkennen, bis wohin es sich um solche "unverhandelbaren" Naturgesetze handelt und wo die tatsächlich subjektive Einflußnahme dieses Menschen auf den/die anderen beginnt. Also das Erkennen der Stelle, an der der andere vom "Anwalt des Universums und seiner Gesetze" zu einem nach eigenem Vorteil und Machtergreifung Suchenden wird. Bis zu dieser Stelle müssen wir folgen, ab dieser Stelle dürfen wir, wenn es sich für uns gut anfühlt, müssen es aber nicht, weils wirklich subjektiv wird. Diese Stelle zu erkennen, ist ein ständiger, dynamischer Prozeß.
Und dieser Prozeß ist der Mehrheit der "westlichen" Bevölkerung völlig unbekannt. Wesentlich weiter verbreitet ist das massive, reflexhafte Abwehren von allem, was von außen kommt. Mich wundert angesichts dieser Tatsache, daß Schulbildung noch nicht als Gewalt an Kindern aufgefasst und bekämpft wird. Auf anderen Gebieten wird gegen jede Vermittelung elementarer Tatsachen inzwischen mit einem Hass reagiert, der unbeschreiblich ist. Ein Volk, das mehrheitlich so handelt, ist zum Scheitern verurteilt und muß in den Krieg ziehen. Das deutsche Volk, vor allem das ostdeutsche, bereitet sich darauf gerade vor.
Vergleiche dazu die unreflektierte Haltung zum Thema "Willkommenskultur" / "Wir schaffen das", deren Vertreter sich selbst zur medialen Meinungsführerschaft aufschwangen, obwohl es im Volk schon längst zu gären begonnen hatte und viele ernstzunehmende Bedenken von nahezu allen führenden Journalisten pauschal als fremdenfeindlich diffamiert und infolge dessen barsch vom Tisch gewischt wurden.
"Das Volk" ist auch da nicht homogen. Das Umfeld in meinem Heimatort ist z.B. inzwischen offen nationalsozialistisch und rechtsextrem, während 45 km weiter westlich die Faschisten nichtmal aufmarschieren können, weil die halbe Stadt einfach auf die Straße geht und alles blockiert. Da hängt in der Glastür einer Schule von außen sichtbar ein Plakat mit dem Aufruf zur Blockade gegen die Faschisten. In meiner heimatstadt würde das vermutlich zu einer Beschwerde von Eltern beim Schulamt reichen - die Kinder würden ja von "Kommunisten" manipuliert.
Ich könnte jetzt viel schreiben zu diesem Thema - auch, weils mit dem Rundfunk meiner Meinung nach sehr viel zu tun hat, denn gerade da, wo die öffentlich-rechtlichen Programme am ehesten mit einer "Kultur" der Abgrenzung, des Ausschließens von Vielfalt, des Boulevardisierens, des Oberflächlichen ausgestattet sind, ists draußen auf der Straße am schlimmsten. Aber ich möchte das Thema Flüchtlinge hier mal raushalten, sonst werden wir nicht fertig mit der Diskussion. Nur so viel: das "wir schaffen das" ist für mich eher eine Aufforderung als eine Feststellung gewesen, mehr eine Hoffnung als eine Tatsache. Dahinter steht für mich ein christlicher (!) Grundwert, den Frau Merkel da bemerkenswert deutlich vertritt. Damit ist sie aber dummerweise in der CDU ziemlich falsch. Über das "C" in der CDU wurde so viele Jahre oder Jahrzehnte gespottet, wurde sich gefragt, wie es da überhaupt hineinkommen konnte - nun versucht es eine Frau aus der CDU zu leben - klar, daß sie damit auf Widerstand stößt. Mir wurde Frau Merkel erst dadurch regelrecht sympathisch, denn mit der CDU und ihrer Politik hatte ich als Annektierter (1990) eigentlich nie wirklich angenehme Erfahrungen gemacht.
Jeder Psychotherapeut wird euch sagen dass Verdrängtes mit aller Macht nach außen zurückdrängt und bei abermaliger Verdrängung zu Aggressionen und gefährlichen Symptomverschiebungen führt, mittels derer sich das Verdrängte Bahn bricht
Hans-Joachim Maaz,
Der Gefühlsstau. Und ich behaupte: nur weils Begrüßungsgeld, Bananen, das BILD-Girl und schrottreife Audio Quattro gab, wurde der am Ende rechtsreaktionäre Konsumputsch von 1989/90 das, was wir heute politisch korrekt "friedliche Revolution" nennen müssen. Wäre das alles nicht gekommen, hätte das Ostvolk dieses Land verbrannt und langfristig Zustände wie in Jugoslawien geschaffen. Die Gier ist grenzenlos und konnte 25 Jahre lang halbwegs mit finanziellen Dingen gestopft werden. Jetzt wo fast überall fast alles Materielle vorhanden ist und das Volk klar in den nächsten Faschismus steuert, wird vielleicht deutlicher, worin der eigentliche Mangel besteht und immer bestand: die Menschen sind materiell unfassbar reich (das waren sie, an globalen Maßstäben gemessen, auch in der DDR), aber seelisch komplett verarmt, mehr noch: regelrecht verwahrlost. Da hat die DDR mit ihrer professionell und konsequent betriebenen "Entseelung" des Volkes maßgeblichen Anteil. Ein solches Volk muß töten, es hat gar keine andere Chance, um den Schmerz wegen dieses Defizites zu unterdrücken. Und die wenigen, die anfangs mit der Forderung nach echten Werten mutig vorneweg gegangen sind, die waren im Frühjahr 1990 bereits kaltgestellt und aus dem Verkehr gezogen worden. Die letzten von denen sind Ende 1990 weitgehend in der Versenkung verschwunden und gelten heute beinahe schon wieder als "Volksschädling", weil sie zum Verzicht auf Gewalt aufrufen.
Es gab mal eine kurze Zeitspanne, in der Menschen, die nicht entseelt worden waren, sogar Politik machen durften.
Michael Succow beispielsweise, der letzte stellvertretende Umweltminister der DDR. Ihm verdanken wir die ausgedehnten Biosphärenreservate in Ostdeutschland, schnell vor der freiwilligen Annektion noch festgezurrt. Wenn ich Succow heute mal irgendwo im Fernsehen zu sehen bekomme (letzten Herbst gab es einen Bericht über ihn im NDR-Nordmagazin), muß ich oft spontan weinen. Selbst die Distanz eines Fernsehers und eines redaktionellen Beitrages kann nicht verhindern, daß Succows tiefe Liebe zum Universum bis zum Zuschauer vordringt und ihn erfasst.
Gerade wegen solcher Dinge halte ich ein Hörfunkprogramm wie Bayern 2, das für viele vielleicht wirklich aus einer Aneinanderreihung von "subjektiven Gesinnungen" besteht, für absolut wichtig. Es müßte bundesweit auf UKW ausgestrahlt werden, damit die Angebote zur "Gesundung" auch wirklich in der breiten Masse verfügbar werden - wenigstens als Angebot, denn als Pflicht funktioniert es natürlich nicht.
Und deshalb halte ich es auch für so brandgefährlich, wenn die letzten hochwertigen Angebote der ARD aus Kostengründen eingestellt werden, wie z.B. "Weitwinkel" auf Bayern 2. Ohne diesen Weitwinkel-Blick ist die Gesellschaft zum Scheitern verurteilt. Ohne "Sturm der Liebe" (der mit "liebe soviel zu tun hat wie ein Mutter-Kind-Sanatorium mit einem Schlachthof), kanns nur besser weitergehen als bisher. Man muß also endlich mal die richtigen Prioritäten setzen. Genau das ist jedoch leider nicht zu erkennen - im Gegenteil.
weil eine Aufarbeitung mit einem (schein)moralischen Tabu belegt wurde.
Geht es z.B. dem Ostvolk um "Aufarbeitung? Nein, geht es ihm nicht. Hätte es die gewollt, dann hätte es die auch geben können. Aufzuarbeiten wäre u.a. gewesen, welchen seelischen Schaden das DDR-System in den Menschen hinterlassen hat. Aufzuarbeiten wäre aber auch im Westen gewesen, welchen seelischen Schaden das dortige System in den Menschen anrichtet. Dann hätte man sich gegenseitig erkennen können (daß man aus den gleichen kranken Zuständen kommt) und gemeinsam was besseres aufbauen können. Nichts von alldem ist geschehen, stattdessen hat man einfach von einem perversen System ins andere gewechselt und will bis heute seine eigene Verantwortung weder erkennen noch wahrnehmen.
Deutschland hat auch ohne Flüchtlinge, denen es jetzt eine "Perspektive" bieten soll, schon keine Perspektive gehabt. Man könnte den Flüchtlingen beinahe dankbar dafür sein, daß sie unbewußt und ungeplant die Situation so eskalieren lassen haben, daß mans endlich mal merkt. Blöderweise ist man nicht dazu in der Lage zu erkennen, daß das Thema Zukunfts-Unfähigkeit mit den Flüchtlingen gar nichts zu tun hat. Man projezierts also auf die Flüchtlinge, ist ja auch das einfachste.
Ein Volk, das in seiner Masse keine sinnvolle Arbeit mehr verrichten kann, muß in psychische Extremzustände kommen. Die Menschen können es vielleicht nicht benennen, aber im Inneren fühlen sie doch: da stimmt was nicht. Ein Leben als Claimaufsager im Popfunk (egal ob öffentlich-rechtlich oder privat) ist doch ebenso sinnlos entwertet wie ein Leben als Vorzimmerdame in einer Anwaltskanzlei, die jeden Tag 100 Serienabmahnungen eintüten und abschicken muß oder ein Leben als Zeitdieb und Lügner im Call-Center, mit dem Auftrag, den Kunden so lange es geht sinnlos in der Leitung hängen zu lassen. Oder die Heerscharen der in Berlin herumhängenden "ich-mach-was-mit-Werbung" und "ich-mach-was-mit-Medien"-Leute. Wenn die sich dann im Berghain 2 Tage lang in Trance tanzen, kann das doch kaum etwas anderem dienen als dem Wegdrücken der im Inneren zutiefst empfundenen Sinnlosigkeit ihrer Existenz, selbst wenn sie es nicht aussprechen können.
Succow hat sowas mal "die Umsonstgeborenen" genannt, denen die Gesellschaft keine Perspektive mehr bieten kann. Das war 2000, lange vor den Flüchtlingsströmen. Succow meinte damals sogar Akademiker, er sprach explizit von Biologie-Studenten. Er fragte sie, ws es denn bringe, sich heute noch akademisch hochstylen zu lassen und riet ihnen stattdessen, eine solide (Agrar-)Ausbildung zu machen, sich auf dem Land niederzulassen, Gemeinschaften zu gründen und so zukunftsfähige Strukturen aufzubauen. Eine Freundin von mir ist Biologin und erlebt es selbst. Sie wollte am Ende nicht Karriere in einer der Saatgut/Pestizid-Mafia-Firmen machen wollen und stieg aus. Ob sie mit dem, was sie nun stattdessen versucht, wirklich klarkommen wird, ist noch unklar.
Anfangs war ich noch so naiv zu glauben, daß z.B. Ärzte dieses Sinnfragen-Problem nicht haben. Seitdem ich mehrere stockfrustrierte Ärzte jeglichen Alters kenne, seitdem mir eine junge Krankenhaus-Internistin sagte, sie fühle sich nicht als jemand, der Menschen gesund macht, sondern als Kostenfaktor in einem Konzern, von dem sie jeden Tag "gefickt" würde, seitdem ist auch diese Blase zerplatzt. Selbst die eigentlich "edelsten" Tätigkeiten, selbst die höchsten Berufungen verwandelt unser Gesellschaftssystem in einen sinnlosen Job. Und der einstige ARD-Kulturradio-Sprecher, ARD-Urgestein, jahrzehntelang leidenschaftlich dabeigewesen und irgendwann aus persönlichen Grunden aus der Kulturwelle ausgestiegen, freut sich nun auf den Vorruhestand. Das System zerstört jede Lust.
Ich hätte auch keine Lust, mit viel Liebe meine Wohnung zu renovieren und neu einzurichten, wenn ich wüßte, daß das Haus in 2 Wochen sowieso abbrennt durch Trotteligkeit eines Nachbarn. Genau so unlustig erlebe ich einen Großteil der deutschen Gesellschaft, egal auf welchem Gebiet, egal wie teuer bezahlt. Das fällt meist erst dann auf, wenn man mal auf Menschen trifft, die anders drauf sind. Ich hatte die Chance dazu 2013, als ich Tontechnik auf der Weltkonferenz der Ökodörfer gemacht habe. 300 Leute aus 50 Nationen, eine Woche mit einer Energie, die mir bis dahin unbekannt war, voller Lebensfreude - manche Flugtickets waren via Fundraising finanziert worden, manchen sind Autos und Eigentum (!) fremd. Keiner von denen war aktiv in Kriegstreiben und Hass, etliche von ihnen arbeiteten in Friedensprojekten oder wissen wie es ist, wenn einem beim Gärtnern die Granaten über den Kopf wegfliegen. Was diese Menschen hatten, haben die Deutschen meist nicht: ein klares Gefühl für eine lebenswerte Zukunft und die Freiheit, dafür arbeiten zu können.
Und dabei geht es nicht um den neuen SUV für die Einkaufstour in der Innenstadt, nicht um den neuen 60" curved UHD-TV, nicht um das neue iPhone (obwohl erschreckend viele von ihnen mit Apple-Technik ihre Vorträge hielten). Wir Deutschen sehen aber mehrheitlich (?) genau darin unsere Lebenserfüllung - und müssen zwangsläufig enttäuscht werden. Wie eine Nachbarin meiner Eltern, anfang-mitte 60, alleinstehend, Kinder ausm Haus. Sie fragte mich kürzlich, worauf sie beim Fernseher-Kauf achten müsse. Ich entgegnete, sie habe doch einen großen Fernseher, der formal eine bessere Bildqualität erlaube, als HDTV überhaupt liefern kann. Ihre antwort: "naja, aber die Fernseher sind doch jetzt so billig geworden, da kann ich mir doch mal einen neuen kaufen." Die gleiche Frau schiebt rasende Panik vor den "Asylanten". Für mich passt das alles zusammen: getrennt von der Welt, abgeschnitten von dem Bewußtsein, daß wir alle auf dem gleichen Planeten zu Gast sind, deshalb einerseits Angst vor der Welt und andererseits der verzweifelte Versuch, das seelische Loch durch Konsum zu stopfen.
Das Gefühl vieler, daß hier gerade etwas zuende geht, trügt nicht und es wäre eigentlich sogar ein Grund zum erleichterten Aufatmen: dieses System, das den Planeten nachhaltig zerstört, hat fertig. Ende Gelände. Nur leider sind wir mehrheitlich weder in der Lage noch gewillt, die jetzt notwendigen Dinge zu tun, um ein Überleben der Menschheit zu ermöglichen und - mehr als das - ein lebenswertes Leben. Diejenigen, die in diese Richtung aufbrechen könnten, sind zu wenige und die Mehrheit hasst sie, weil sie in ihnen nur Verzichtsprediger sehen. Also stehen die Zeichen auf Krieg. Eine andere "Lösung" hat die Menschheit gar nicht. Solange der Krieg nicht atomar oder chemisch geführt wird, wäre es dem Planeten auch nicht schädlich. Der kann auch ohne Menschen. Konnte er Milliarden von Jahren lang auch und hats bis hierher geschafft. Blöd nur, daß wir zur atomaren Komplettvernichtung heute nichtmal Atomkrieg brauchen. Es reichen ein paar Tage Chaos und Stromausfall und dann besorgen das unsere Atomkraftwerke von selbst. Anlagen, die aus der grenzenlosen Arroganz heraus gebaut wurden (und werden!), wir Menschen wären die höchste macht auf diesem Planeten und Naturgesetze wären verhandel- und ignorierbar.
Es geht also dem Volk heute meiner Ansicht nach nicht um "Aufarbeitung", es geht um das offene Verlangen nach Nationalsozialismus und Krieg. Nach Besserstellung gegenüber anderen Erdenbewohnern. Das Mantra "aber wir sind doch die Deutschen, aber wir sind doch die Deutschen, aber wir sind doch die Deutschen..." einer Nachbarin meiner Eltern kenne ich inzwischen in- und auswendig. Ist leider kein Einzelfall.
Und Gewalt, Krieg und ähnliches sind tatsächlich mit etwas belegt, das man "Tabu" nennen könnte. Und das finde ich gut so. Wenn die "Aufarbeitung" also keine sein will, sondern nur versteckter oder offener Krieg, dann ist ein klares Nein die einzig richtige Antwort. Und genau deswegen murrt das Volk. Das vermeintliche Grundrecht auf Gewalttätigkeit ist aber nirgendwo verankert.
Es ist egal, was in einer öffentlich-rechtlichen Anstalt gemacht, getan, gesendet, nicht gesendet, eingespart oder nicht eingespart wird: Es wird sich immer eine Rechtfertigung finden, für eine totale Abschaffung des Systems zu plädieren.
Natürlich wird es die immer geben,
@Keek. Nur kommt sie nicht immer von den gleichen Leuten.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat - zumindest aus meiner Sicht - die Wahl zwischen zwei möglichen Toden, die er sterben kann. Eine von beiden ist "todsicher" tödlich, die andere hat noch eine Restchance auf Überleben.
Die absolut sicher tödliche: im verzweifelten Bemühen darum, sich mehr Existenzberechtigung durch höhere Nutzungszahlen seitens der Bevölkerung zu verschaffen, passt er seine Programme immer weiter "nach unten" an. Dabei entstehen Programme wie Jump, You FM, N-Joy, es mutieren aber auch bestehende Programme in diese Richtung: MDR 1, NDR 2, hr 1, hr 3, Bayern 1, Bayern 3, SWR 3, WDR 2 - die Liste ist bekannt und ließe sich fortsetzen. Das gleiche macht man auf etwas höherem Niveau mit den sogenannten "Kulturwellen", die ja oft nur noch Resterampen sind für alles, was aus den einstigen Vollprogrammen zwecks besserer "Durchhörbarkeit" rausgeflogen ist. Im Extremfalls kommt dabei sowas raus wie NDR Kultur, also ein klanglich etwas besseres Klassikradio.
Ergebnis: vielleicht wirklich mehr Hörer - aber nicht mehr Rückhalt in der Bevölkerung. Wenn ein Jump oder ein hr 3 nicht mehr dudeln würden, gäbe es vemrutlich kaum qualifizierte (!) Proteste. Man könnte gar nicht qualifiziert protestieren, weil es nichts gäbe, gegen dessen Einstellung man glaubhaft qualifiziert protestieren könnte. Da das lustige Moderatoren-Herumtauschen zwischen Privatdudlern und Öffi-Dudlern sowieso absolut üblich ist, gibt es nichts, was wegbräche, verschwänden die Öffi-Dudler. Dann hört man halt die privaten Originale.
Mit der Anpassung an das niedrigst mögliche Niveau machen sich die Öffis zwei Sorten von nicht-Unterstützern: aktive und passive. Die passiven nutzen die Angebote, sind aber aus verständlichen Gründen (nämlich aus dem Grund, daß es keinen Grund gibt) nicht bereit, für das öffentlich-rechtliche System einzutreten. Wenns weg ist, ist es weg, so what? Außerdem: wieso kostet das eigentlich jeden Monat geld? Die Privaten können es doch auch ohne...
Die "aktiven" nicht-Unterstützer sind diejenigen, die eigentlich sehr an einem öffentlich-rechtlichen System interessiert wären, weil sie dessen unverzichtbaren Wert für eine gesunde Entwicklung de Gesesllchaft erkannt haben. Nur: wenn das öffentlich-rechtliche System nicht mehr vom Privatfunk zu unterscheiden ist, dann ist es mehr als nur überflüssig. Es ist sogar schädlich, da es etwas vortäuscht, was es nicht ist und nicht sein will: etwas wichtiges für die Gesellschaft. So ein (!) öffentlich-rechtliches System kann gerne weg, muß sogar weg. Es blockiert Frequenzen und Aufmerksamkeit, die andere wesentlich mehr verdient hätten.
Zu diesen "aktiven" nicht-Unterstützern zähle z.B. ich, wenns um den MDR-Hörfunk geht. Bis auf wenige Elemente von MDR Figaro kann das alles ersatzlos weg. Die Privaten unterhalten nicht schlechter und inhaltlich sind die einen und die anderen Nullnummern.
Etwas anders sieht es bei der vielleicht nicht sicher tödlichen Variante aus: der öffentlich-rechtliche Rundfunk besinnt sich auf seine herausgehobene und mit in der Bevölkerung eingetriebenen Geldern abgesicherten Funktion und macht nur noch Programm, das wahr, gut, schön und im Sinne der ganz weit oben von mir dargestellten Naturgesetze (im erweiterten Begriff) notwendig ist. Das schließt nicht einmal Unterhaltung aus.
Ergebnis: es gäbe fast nur noch so "Langweiler-Programme mit viel Gelaber und Musik, die man nicht kennt" wie Bayern 2 oder WDR 5, dazu noch solche komischen "Klassikprogramme" wie WDR 3 - die, die damit nichts anfangen können, erreicht man genausowenig wie zuvor. Und die würden auch weiterhin nicht einsehen, warum sie dafür bezahlen müssen. Man würde sich unter diesen bislang "passiven nicht-Untertützern" sogar neue "aktive nicht-Unterstützer" generieren - wenn der Lieblingsdudler (der zufällig ein Öffi war) künftig wegfiele.
Aber: diejenigen, die heute bereits solche Programme nutzen, würde man damit nicht verlieren, im Gegenteil. Nutze man konsequent die zur Verfügung stehenden Mittel, die Programme auszubauen und mit hochwertigem Inhalt zu füllen, bekäme man nun von den "aktiven nicht-Unterstützern" (nicht-Unterstützern des Kahlschlages) auf einmal Unterstützung. Und das ist eine ganz andere Energie. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hätte plötzlich Befürworter, die sich nicht lächerlich machen, wenn sie die Programme loben und für sie werben. Wer z.B. Bayern 2 kennt, weiß vielleicht, was ich meine: ich mache wo immer es geht Werbung für Bayern 2, auch hier in Berlin. Wenn ich jemanden kennenlerne und merke, da besteht geringe Hoffnung auf Empfänglichkeit auf diesem Gebiet, erwähne ich dieses Programm und werbe dafür. Das geht sicher auch mit WDR 5, das geht auch ganz pauschal mit "gezieltem Hörern ausgewählter Sendungen auf manchen Kulturwellen".
Ich behaupte: Variante 2 ist die einzige Überlebenschance des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Nur bei dieser Variante hat man neben Ablehnenden auch aktive Unterstützer. Die Anpassung an die Privaten bringt hingegen eine passive Hörerschaft (da sie private Ausweichmöglichkeiten hat) und aktive Ablehnung seitens derer, die eigentlich die Befürworter des öffentlich-rechtlichen Systems sind.
Nun liebe ARD, du hast die Wahl...
Da können die faulen, verwöhnten Wasserköpfe mal gucken.
Ok, jetzt sage ichs. Ich saß vor paar Monaten im ICE und mir schräg gegenüber saß eine Gruppe gemeinsam Reisender, sie sahen schon kleidungsmäßig wie Geschäftsreisende aus. Es kam zufällig eine weitere Frau dazu, die sie kannten und man kam ins Gespräch. Großraum... ich konnte freilich alles mithören. Es waren Mitarbeiter einer ARD-Anstalt, die von einer Konferenz (ARD-Anstalten, irgendwas gemeinsames) kamen. Es waren Journalisten, Programmleute und wohl auch Verwaltungs-Leute, keine Techniker. Einen glaubte ich optisch zu erkennen - er war es dann auch, ich sprach ihn beim Aussteigen an.
Die Themen waren nicht anders als bei Geschäftsreisenden jeglicher Branche - was allerdings auch solche Themen beinhaltete, wie ich sie teils von börsennotierten Unternehmen und ihrem Buhlen um das beste Image, um die "dickste Hose" kenne und wie ich es nie ertragen konnte: Anstalt xy hat die Teilnehmer der Konferenz in einem Hotel einquartiert und einen Busshuttle eingerichtet zwischen Hotel und Tagungsort/Funkhaus. Wir müssen das auch machen, wenn wir diese Konferenz ausrichten. Und wir können nicht das Hotel ... nehmen, das ist nicht angemessen, wir müssen dann schon wenigstens das Hotel ... anbieten.
Ein anderes Thema betraf den jüngsten in der Runde, offenbar erst frisch dazugekommen, noch etwas unsicher wirkend und versuchend, dies durch optimierte "Stromlinienförmigkeit" (diesen Eindruck hinterließ er optisch und energetisch bei mir) zu kompensieren. Ihm hatte die IT zu Dienstantritt ein Laptop hingestellt, das offensichtlich deutliche Gebrauchsspuren aufwies. Das mißfiel ihm (er hätte wohl nicht gewagt, etwas zu sagen), aber es mißfiel auch den Kollegen und soweit ich mich erinnere auch der Büroleiterin. Die hat dann der IT wohl dermaßen deutlich was gegeigt, daß am Tag darauf ein neues oder neu aussehendes Laptop bereitstand. Die Empörung war noch im ICE zu spüren, als das Thema darauf kam. Wie konnte die IT wagen, ...
Da kommt bei mir der Zorn. Immerhin wird diese gesamte Einrichtung aus Rundfunkgebühren bezahlt. Wenn ich alleine auf Dienstreise ging in der Industrie (z.B. mal eine Woche in eine andere Business Unit unseres Konzerns), übernachtete ich so günstig wie möglich, saß abends dort mit den Azubis zusammen in der Pizzaria oder beim Döner und habe mich früh von ihnen mit dem Auto mitnehmen lassen ins Werk, statt ein Taxi zu rufen. Da bin ich mir auch als Promovierter nicht zu "fein" für gewesen. Und mit meinem privaten Laptop (gebraucht gekauft, als es 3 Jahre alt war, nun ist es 12 Jahre alt) tippe ich gerade diesen Text und habe ich noch weitaus produktivere Dinge gemacht, z.B. Audioschnitt für die Ökodorf-Konferenz oder für Friedens-Konferenzen. Manche Tasten haben schon keine Beschriftung mehr, aber hey, es läuft und ich kann Gutes damit machen.
Wenn es bei der ARD schon so weit ist, daß der optische Zustand eines technisch intakten und von der IT bereitgestellten Laptops zum Aufreger fürs ganze Büro wird, dann läuft da irgendwas deutlisch schief. Dann ist der eigentliche Sinn einer Arbei in einer öffentlich-rechtlichen Anstalt offenbar längst nicht mehr vorhanden oder wenigstens in den Hintergrund getreten zugunsten von oberflächlicher Wichtigkeits-Hascherei. Ich halte das für ein bedenkliches Zeichen, sollte so etwas Normalität sein.
Und erstmal davon ausgehen, dass jeder, der jemals in der ARD gearbeitet hat, MILLIONEN bekommt. Vermutlich MONATLICH.
Ist das im Volk wirklich so drin? Kann ich mir kaum vorstellen, auch wenn die Berichterstattung darüber natürlich gerne etwas in diese Richtung arbeitet. Jeder, der freie Mitarbeiter kennt, sollte doch wissen, daß es da ganz anders aussieht.
Es ändert aber meiner Meinung nach nichts daran, daß manches schon obskur ist:
Kriegt der Buhrow ja auch und die Piel
Intendantengehälter sind schon auffällig hoch. Klar, sind viele Mitarbeiter untendrunter, aber die Summen sind für mich abstrus, genau wie die Gehälter von Berufspolitikern, die sich noch alles rundherum "entschädigen" lassen können. Die Frage, die ich dann ganz einfach stelle, lautet: kann ein Mensch soviel Geld eigentlich ausgeben, ohne sich dabei selbst zu schädigen?
In der Summe aller Ausgaben gehen die Intendantengehälter natürlich unter, aber welche wöchentliche, liebevoll gemachte und authentische Sendung könnte es noch geben, wenns für die obersten 3 in der Anstalt jeweils 50 kEUR jährlich weniger gewesen wären? Da werden solche Dinge dann wieder messbar.
Das gleiche betrifft freilich auch Neubauten aus Umstrukturierungs-Wahn. Der MDR muß neue Hörfunkstudios in Leipzig bauen (MDR Info) und im gegenzug Fernsehstudios in Halle, wo die Kulturredaktionen zusammengezogen werden. Am Ende kostet das ne riesige menge Geld und auch im MDR fragen sich soweit mir bekannt viele Mitarbeiter, was damit bezweckt wird, da hinterher nicht mehr und nicht besseres Programm entstehen wird als derzeit.
also wie viel zum Beispiel für jemanden, der 70.000 oder 80.000 Euro im Jahr verdient, an Rückstellung in der Rente steht
Selbst wenns Brutto wäre und nicht netto: unsere Physiklaboranten, die den Laden am Laufen gehalten haben, sind mit ca. 1300 EUR netto im Monat nach Hause geschickt worden. Und dabeigebleiben. Die promovierten Physiker, Abteilungsleiter etc. sind mit ca. 45-50 kEUR Jahres-Brutto nach Hause geschickt worden. Vielleicht bin ich weltfremd, aber da wirken auf mich Zahlen wie 70 oder 80 kEUR einfach abstrus hoch. Was kann man damit mehr machen als die, die mit der Hälfte auskommen müssen und es auch tun? Deren Tag ist doch auch voll...
Mir war das schonmal vor Jahren aufgefallen, als ich die Gehaltszahlen eines jahrzehntelangen ARD-Berufssprechers erfuhr. Der konnte monatlich auf etwa das 3-fache eines täglich in Öl, Dreck und Lärm stehenden und Knochenarbeit ausübenden Fabrikarbeiters zurückgreifen. Abgesehen von der Gefahr einer Verfettung bei unausgewogener Freizeitgestaltung sehe ich nicht annähernd so große Gesundheitsrisiken beim Berufssprecher. Ist das normal? Wenns früher problemlos war und heute vielleicht nicht mehr, warum läuft das heute dann noch so? Oder kann man innerlich gekündigte (womit wir wieder beim Inhalt der Arbeit wären) Menschen nur so bei der Stange halten? Ist ein ARD-Gehalt inzwischen wie vielerorts anderswo auch nur noch Schmerzensgeld?
In der Printpresse wird seit Jahren fernab jeglicher Neutralität über die Öffis geschrieben. Weil die Zeitungen und die dahinter stehenden Verlage wirtschaftlich interessierte Parteien in einem medialen Verteilungskampf um Milliarden der Zukunft sind. Nur leider vergessen sie permanent zu erwähnen, dass sie nicht unbefangen sind und geben ihrer Berichterstattung den Anschein von Objektivität. Die schreiben aber nicht ÜBER, sondern GEGEN. Das ist ja auch okay, man sollte das nur nicht verschweigen und so tun, als sei man neutraler Beobachter einer Sache.
Zustimmung meinerseits.
So schrieb die FAZ erst letzte Woche, in diesem Fall nicht mal durch ihre anti-öffentlichrechtliche Kavallerie Haneke, ganz ungeniert davon, durch die Umstellung auf die Haushaltsabgabe sei die Rundfunkgebühr zur Zwangsgebühr geworden. Als wäre die an Geräte gebundene GEZ vorher freiwillig gewesen.
Ist doch auch so. Schlimmer noch: das System - von der Politik so gewollt - degradiert viele Menschen zu Schizophrenen, die an mehreren Orten gleichzeitig sind, also auch an mehreren Orten gleichzeitg die Angebote der Lffis nutzen - und entsprechend mehrfach dafür zahlen müssen.
Ich hatte jahrelang berufsbedingt 2 Unterkünfte: eine Wohnung am Wohnort und ein möbliertes Zimmer am Arbeitsort. Eine richtige Wohnung fand ich dort auch in einem Jahr Suche nicht, anderen ging es genauso. Also die Lösung mit dem Zweitwohnsitz: Tisch, Stuhl, Schrank, Bett, Kühlschrank, Dusche, Waschbecken, Toilette. Funkloch. Kein Internet, kein Radio und kein TV. War nur zum Schlafen dort. Habe nicht bezahlt, mangels "Empfangsgeräte". In meiner richtigen Wohnung gibt es Internet und Radio, aber keinen TV. 5,95 EUR warens glaube ich monatlich. Hätte ich dieses Zimmer nicht abgegeben, weil der Job weg ist, müßte ich nun 2 mal 18 EUR monatlich bezahlen - für etwas, das ich wenn überhaupt immer nur an einem Ort nutzen kann.
Darüber, daß ich nichtmal einen TV besitze, will ich mich jetzt gar nicht auslassen, dann leiste ich halt solidarisch meinen Beitrag auch für die TV-Nutzer mit. Aber wenn ich dann bei meiner Mutter sehe, was ich damit bezahle ("Sturm der Liebe", "In aller Freundschaft", "Brisant", ...), frage ich mich schon, was hier gerade hochgradig schief läuft. Und für die dank nur noch einer Wohnung nur verdreifachte Gebühr bekomme ich nun weniger im Radio als zuvor, weil wichtige Sendungen aus "Kostengründen" eingestellt wurden und weil inzwischen die Programme der Anstalt, für die ich zahlen muß (RBB) klanglich dermaßen entstellt sind, daß sie unbenutzbar sind.
Ich bin kein visueller Mensch, vor Bildschirmen mit Filmen halte ichs normalerweise nicht lange aus. Aber die bewegendsten und wichtigsten Filme, die ich in den vergangenen Jahren zu sehen bekam, waren allesamt nicht im Fernsehen gelaufen. Sie fanden sich viral verbreitet auf den Festplatten von Ökodorf-Bewohnern und anderem "seltsamen Volk" oder im Programmkino: "In Transition 1.0", "In Transition 2.0", "More than Honey", "Das Salz der Erde". gehe ich eine Treppe runter zu meinen Nachbarn, laufen jeden Abend Krimis, meist zwei hintereinander. Meist öffentlich-rechtlich. Ständig Tote, ständig eine gewalttätige Atmosphäre. Manchmal gehe ich gleich wieder raus, weil ichs nicht ertragen kann.
Mittlerweile fällt den deutschen Medien der ganze Mist vor die eigenen Füße, weil man bei Pegida, AfD und Co die einst gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gesäte Saat von der Lügenpresse und System-/Staatsmedien inzwischen gar nicht mehr differenziert. Presse ist auf einmal pauschal Lügenpresse.
Und alles, was privat und teils aus eigener Blödheit schief läuft ist "dieser scheiß Staat!" ist doch auch viel einfacher so, wenn man einen Schuldigen hat.
Das Problem ist, auch hier, das jeder sich immer nur für das stark macht, was ihn persönlich interessiert. Ich mag nur Klassik hören oder Info oder Indienmusik. Deshalb hat alles andere immer keine Berechtigung. Popwellen, die viel Quote haben? Nein, das ist nicht öffentlich-rechtlich. Öffentlich-rechtlich sind nur die "hochwertigen" Programme.
Och mensch, supergerne eine Popwelle mit viel Quote und dennoch Niveau. Es soll Leute geben, die SDR 3 nachtrauern. Die hatten einst den ganzen Süden wild gemacht auf Radio. Dann kam dieser SWR 3 und damit das infantile Dauergeclaime.
Wenns doch nur eine Popwelle schaffen würde erfolgreich zu sein, ohne in Peinlichkeit, Nuttigkeit und schleimiger Anbiederung zu versinken, das wäre doch mal was! Radio Eins schaffts halbwegs, wobei ich da das Tagesprogramm unfassbar arrogant finde und das geclaime nicht weniger penetrant ist als bei denen, die weniger rockig dudeln. Ich muß es mir doch nicht anhören, ich schätze die Abendsendungen, kann sie aber aus Ton-qualitativen Gründen nicht mehr hören.
Ja, öffentlich-rechtlich sollte schon "hochwertig" sein. Für "billig" inhaltlich gesehen haben wir die, die aufgrund ihres Existenzauftrages gar nicht anders können: die Privaten. Also öffentlich-rechtlich bitte hochwertig (auch die Popwellen) oder konsequent bleiben lassen. Alles andere führt in die Selbstzerstörung der ARD.
Die sollen sparen, ja, ja, sparen müssen die. Oh, jetzt sparen die aber an MEINEM Lieblingsprogramm. Nein, nein, die sollen nicht sparen. Also woanders sollen die sparen, aber nie, nie, nie da, wo es mich stört.
Ich kann nicht behaupten, militanter Klassik-Fan zu sein. Aber es macht mich wütend, wenn eine Sendung wie "taktlos" bei BR Klassik eingestellt wird. Selbst dann, wenn ich sie nur einige male gehört und meist verpasst habe. Ich weiß um den generellen Wert dieser Sendung, warum sollte mir sie dann egal sein?
Ich habe leider keine Familie und keine Kinder, aber wenn Kinderprogramm auch nur noch weitgehend aus Pop-Abdudeln besteht, bin ich ebenfalls verschnupft. Weil Radio für Kinder viel mehr könnte, weils die Phantasie anregt, weil es Bilder im Kopf entstehen lassen kann.
Aber ich kann nicht den ganzen Tag für alles in diesem Land kämpfen, was mir etwas bedeutet oder wenigstens prinzipiell wichtig ist, auch wenn ichs nicht primäre nutze. Auch mein Tag hat nur 24 Stunden. Und ich kann Dir versichern, daß hinter den kulissen auch manches läuft, was ich hier nicht in die Radioforen schreibe.
Wo sind die alle bei medienpolitischen Entscheidungen der Politik, der KEF?
Die KEF legt doch großen Wert darauf, über die Verwendung der Gelder im Programm nicht zu befinden. Meine Frage heißt eher: was sitzen denn für unfähige Leute in den sogenannten Rundfunkräten, wenn sie oftmals selbst offenbar gar nicht wissen, wozu öffentlich-rechtlicher Rundfunk sein soll? Wie dieser Linke aus Sachsen-Anhalt, der ein Audi-verlosendes Gewinnspiel auf Jump rechtfertigte, weil diese Aktionswochen (mit täglicher Dauerfeuer-Bewerbung) die Wettbewerbsposition von Jump festige. Unfassbar sowas. Raus mit solchen Leuten aus Gremien, die einen wichtigen Auftrag haben!
Der WDR baut über 500 Stellen ab, also mehr als 10 Prozent der Belegschaft, dazu jährlich Programmmittel in zweistelliger Millionenhöhe. Aber ich rufe noch lauter: Wann sparen die endlich mal??? Überall werden Programme eingestellt. Lokalzeiten zusammengelegt, diverse Sendungen im WDR-Fernsehen, Wissenschaftssendungen etc. etc. ALLE Programmbereiche müssen massive Einsparungen verarbeiten.
In meiner Wahrnehmung sind es nicht "alle", sondern nur die, die Relevanz haben. Ist ja auch klar: die bereits irrelevanten sind ja kaum noch einsparungsfähig. Diesen toten Dunkelstern namens "kaputtgesparte ARD" brauchen wir aber nicht wirklich.
Ist das das, was man angeblich gut finden muß, wenn man jung, cool und intelligent ist? Das, wovon andere sagen, was soll das auf dem Programm "nur für Erwachsene"? Ich schätzte Olli Schulz als Musiker (mit teils sehr guten Texten) und als schelmischen Entertainer auf der Bühne bei seinen Konzerten. Seitdem er unbedingt Radio machen mußte, ist mein Interesse erloschen. "Fremdschämen" war mein Gefühl, als ich die ersten Sendungen von ihm hörte. Nun gut, seis drum, ich muß es mir ja nicht anhören.
Ich möchte hochwertige Informationsprogramme im ÖR ebenso wie Populärwellen.
Ist doch ok. Aber dann mögen die Populärwellen bitte angenehm unterscheidbar sein von den Privaten. Sind sie aber nicht. Ich habe im Dezember eine Kabelkopfstelle erneuert, das UKW-Angebot komplett renoviert (hatte alles gerauscht wegen falsch geplanter Frequenzen und Mischprodukten) und dabei u.a. WDR 2 und NDR 2 (in Ostthüringen!) rausgenommen. Dafür kamen WDR 3 und Funkhaus Europa, SWR 2 und Radio Eins, NDR Info und BR Heimat. Es gab Protest: wo ist unser WDR 2? Zum Thema liegt mir ein mit Mühe noch höflich formuliertes Schreiben eines Kunden vor, der sogar ein Ultimatum beim Kabelnetzbetreiber (!) stellte (die Kabel Deutschland würde nichtmal drüber lachen können, weils bei denen gleich im Mülleimer landen würde). Ein Freund aus NRW (etwa 30, Physiker, Philosoph, hört alles zwischen sperrigen Klängen und Klassik, zwischen Reportagen und alternativer Kunst, "Klassik-Forum" und 100,7 Letzebürg) meinte, witzig, die Beschreibung von WDR 2, die der Kunde von euch da gab, die paßt perfekt - aber zum WDR 2 von vor 25 Jahren. Da hat wohl jemand die Entwicklung nicht mitbekommen, scheint ja recht oft so zu sein, daß man schleichende Veränderungen nicht bemerkt.
Wir haben WDR 2 also nachträglich wieder mit reingenommen. Ich mußte beim Einstellen natürlich mal ins Programm reinhören. Die gleiche schleimig-anbiedernde Moderation, Auslassungen über den Schneemangel im Dezember, im RDS scrollte dann zu den Heulbojengesängen, die da nacheinander folgten, als wäre es ein Naturgesetz sowas wie "immer Ihre Musik: ....". Meine? Nö. Also, was soll dieses Suggerieren von etwas, das sowieso nicht stimmt und auch sofort als solches zu erkennen ist?
Kann man öffentlich-rechtliches Popradio nicht auch ohne solche ekligen Zutaten machen? Einfach nur natürlich-gesunde Vollwertkost? Ohne es ständig sagen zu müssen?
Die große Masse der Menschen hört nun mal tagesbegleitende Programme. Das kann man noch so ignorant wegdiskutieren wollen, es ist aber ein Fakt. Niemand gibt irgendwem das Recht, dass er, nur weil er privatwirtschaftlich arbeiten muss, das alleinige Recht auf quotenstarke Zielgruppen hat.
Stop. "Quote" und "Qualität" haben nicht zwingend etwas miteinander zu tun. Alleine deshalb, weil dies bei denen, die sich mit solchen Planungen und Entscheidungen befassen, nicht angekommen ist, ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk so, wie er heute meist ist.
Sollen doch die Privaten Quote machen und die Öffis dafür geachtetes Programm. Auf jeden Fall ehrlicher und besser als eine Kopie abzuliefern und die gegner damit erst richtig auf den Plan zu rufen.
Aber meistens fühle ich mich nicht verarscht, wenn zwischen den Titel ein Moderator eines ÖR-Programms seinen Mund aufmacht. Und das setzt bei mir schon ein, bevor bei Privatsender XY die Wetterfee über den Witz vom Gagfax lachen muss.
Komisch. Auf Jump, Bayern 3 und den anderen Popwellen, die ich kenne, gehts mir völlig anders. Im Falle mancher Programme ists nichtmal "verarscht", sondern schlichtweg "angewidert". Vor allem wenn die heute so angesagten jungen weiblichen Quäkestimmen loslegen und einem dann was erzählen, das über "Schnaps und Zigaretten" niveaumäßig nicht hinausgeht.
Ich halte ja nichtmal das Gerede bei D-Wissen aus. Weils gescriptet wirkt: hey, wir sind cool und super intelligent, wir sind voll 2.0, ach, eher schon 3.0, wir sind so super digital lifestyle und checken voll das System. Dazu dann der Lauftext "Es ist kompliziert - dazu guter Pop."
Man müsste vielleicht eines mal begreifen: Das eine legitimiert das andere, wenn man ein öffentlich-rechtliches System haben will. Die wenig gehörten, sehr teuren Info- und Kulturprogramme lassen sich gesellschaftlich nur rechtfertigen, wenn man auf der anderen Seite auch eine relevante MASSE an Menschen erreicht. Und andersherum.
Das sehe ich völlig anders. Das mag so gewesen sein, als es nur den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gab. Es gibt aber seit 30 Jahren die Privaten. Da besteht nun wirklich keinerlei Grund, mit Gebührengeldern das, was die privaten machen, gleichwertig ode rnoch midnerwertiger zu kopieren. Wozu? Nur, weil man glaubt, man habe das Grundrecht dazu?
Sehr gerne eine hochwertige Alternative, auch im Bereich Tagesbegleitprogramm. Aber bitte nicht das, was uns heute als die einzigen Öffi-Wellen verbleibt, bei denen nicht erkennbar gespart wird.
Die Masse der Menschen hat natürlich eine wichtige Macht - letztlich die wichtigste überhaupt in einer Gesellschaft. Alleine daraus erwächst aber nicht der Automatismus, daß die Masse auch wirklich recht hat in dem, was sie fordert und tut. Das hat man gerade in Deutschland in den 1930er Jahren eindrucksvoll sehen können und heute siehts genauso aus, denn wir stehen wieder kurz vor 1936. Man darf nicht Mehrheit und Wahrheit verwechseln (nicht von mir, ist ja klar).
Also bitte bei den Öffis: das Wahre, Gute und Schöne - und wenn das Wahre mal unschön ist fürs Volk, dann trotzdem das Wahre. Wen man damit nicht anfüttern kann, den erreicht man halt nicht.
Mittlerweile hat eine Partei, die allen Ernstes sagt, dass man die öffentlich-rechtlichen Medien, weil sie zu starkem politischen Einfluss unterstehen würden, unter PARLAMENTARISCHE Kontrolle stellen müsse (muss man sich auf der Zunge zergehen lassen) 12 Prozent. Und bei solchen Sätzen wird gejubelt.
Ach habt ihrs gut im Westen. Ich schätze, daß diese Partei in Sachsen und Thüringen zwischen 50 und 75% stille und auch aktive Zustimmung hat. Die Massenflucht derjenigen, die sich dem dort kommenden System nicht unterordnen wollen, wird bald einsetzen.
Um Sinn und Logik gehts doch gar nicht, es geht ums Draufhauen. Jjeder, der mit seiner elenden, beschissenen, völlig unwerten Existenz in diesem tatsächlich perspektivlosen Land nicht klarkommt, jeder, der auch nach Ausschöpfung aller konsumtechnischen Mittel immer noch ein Defizit verspürt, klammert sich gerne an jemanden, der ihm sagt, daß andere schuld sind. Ausländer, Künstler (in Dresden bespucken sie inzwischen Mitglieder des Ensembles der Semperoper, meldete DKultur), demnächst vermutlich auch wieder Pfarrer, wahlweise auch Ökos, Vegetarier, Radfahrer, Schwule, wer auch immer. Wo das hinführt, sollten wir in Deutschland besonders gut wissen.
Und hätte die CDU nicht um 1991-93 herum aktiv und die SPD passiv DT64 zerstört, sähe heute vielleicht manches im Osten etwas weniger beängstigend aus. Vielleicht überschätze ich aber auch die Wirkung des Programms. An die Demütigungen von uns Hörern seitens der Politik und später auch seitens des MDR erinnere ich mich aber zu gut. Die prägten fürs ganze Leben.
So, ich schick das jetzt ohne Korrekturlesen ab. Sitze seit 10 Uhr hier dran. Sorry, bin platt.