die damals noch mit dem tagesaktuellen Programm der Privatfunker aufwartende Hörzu
Lässt mich vielmehr schmerzlich erkennen, was man seinerzeit auf Programmen wie NDR 4 oder Bremen 2 versäumt hat. Damals als 16jähriger hätte ich sowas nie eingeschaltet, heute würde ich wer weiß was dafür geben, sowas noch einmal hören zu dürfen.
1991 war das Jahr, in dem ich auch noch Radio ffn gehört habe. Das war schon zu der Zeit, als man sich in Isernhagen für den Kampf rüsten musste, gegen private Konkurrenz aus der Goseriede, aber auch zunehmend gegen NDR2, welches langsam begann, sein Programm zu „entstauben“ (weniger Wort, weniger Schlager) und allmählich wieder Hörer von den privaten zurückgewann. Wobei jedes Programm seine eigene „Prägung“ hatte: NDR 2 als Pop-und Servicewelle mit öffentlich-rechtlichen Anspruch (z.B. keine Musik unter Nachrichten und Serviceelementen, Musiktitel meist ausgespielt und einzeln angesagt, kaum Claims und Jingles), und Antenne Niedersachen als melodische Softpop-Welle mit vielen Oldies und Schlagern, wohl eher in den Wäldern von NDR 1 NDS jagend. Ich oute mich jetzt einmal als jemand, der mit dem „Frystyxradio“ überhaupt nichts anfangen konnte, weil es nicht mein Humor war. Ich fand das immer albern und primitiv und kann nicht verstehen, warum ausgerechnet diese Sendung immer als Dreh- und Angelpunkt der ruhmreichen ffn-Vergangenheit angesehen wird. Und in Sachen Hitparade war, aller Sympathie für den großen JCP zum Trotze, für mich die ersten Jahre immer noch Wolf-Dieter Stubel auf NDR 2 das Maß aller Dinge, ebenso wie Samtags die Bundesliga und Sonntagabends das Club-Wunschkonzert, da stand bei mir das Radio immer noch auf 98,1 MHz. Bei ffn war es eher das normale Tagesprogramm, was mich am meisten angesprochen hat. Da waren noch regionale, journalistische Qualität und Handwerk in den Beiträgen und vor allem Relevanz zu hören, nicht so wie der Einheitsbrei von BLR, dpa usw. wie er heute vom Watzmann bis nach Flensburg zu hören ist. Und die Musik: einerseits kommerziell an den Charts ausgerichtet, wie es die Werbewirtschaft wohl zunehmend verlangte, andererseits handverlesen und immer wieder mit einem Stempel von Individualität versehen. Die Moderatoren durften sich in gewisser Weise persönlich und musikalisch mehr oder weniger „ausleben“ und waren nicht so sehr an ein durch das Format vorgegebene Korsett gebunden, was in Summe der „Durchhörbarkeit“ aber keinerlei Abbruch tat, im Gegenteil. Bei anderen Sendern konnte man immer ahnen, was als nächstes kommt. Bei ffn nicht, da gab es immer Überraschungen, meist positive. Vielleicht ist ffn dann Mitte der 90er nur dem zum Opfer gefallen, was man Mitte der 80er erfunden hatte: Dem kommerziellen Formatradio.