NDR1 Niedersachen bietet tatsächlich einen höchst langweiligen Musikmix. Ohne jetzt jeweils auf die Güte der genannten Musiktitel oder das Ansehen der gespielten Interpreten einzugehen, ist festzustellen, dass die MÜNCHENER FREIHEIT mit zwei Titeln ("Ohne dich" und "Tausendmal du") neun Mal pro Woche laufen; Besttester wie "I Will Survive" (GLORIA GAYNOR), "Sempre Sempre" (AL BANO & ROMINA POWER), "Down Under" (MEN AT WORK), "Rivers Of Babylon" (BONEY M.), "Rose Garden" (Lynn Anderson) und dergleichen mehr sind fast jeden zweiten Tag zu hören. Aktuelles deutschsprachiges Repertoire findet nur punktuell statt, derzeit ein wenig ROLAND KAISER und ANDREAS BOURANI. Aktuelles, melodisches internationales Produkt: Fehlanzeige.
Da sieht im Vergleich WDR4 schon besser aus. Hier haben tatsächlich und richtigerweise die aktuellen Neuerscheinungen die höchsten Rotationen: "Plötzlich hält die Welt an" (JUPITER JONES), "Verbotene Liebe" (LINDA HESSE), "Wenn du sie siehst" (HEINZ RUDOLF KUNZE) oder "Rettungsboot" (ACHIM und WOLLE PETRY) bei den deutschsprachigen Titeln und "Sorry" (ROBIN GIBB), "They Call Me The Breeze" (ERIC CLAPTON) oder "The Tears Of A Clown" (SMOKEY ROBINSON & SHERYL CROW) und noch ein paar mehr bei internationalem Produkt. Die etwas geringer rotierenden Oldies sind nach meinem Eindruck nicht ganz so ausgebrannt, mehr ausgesucht und weitaus abwechslungsreicher als bei NDR1 Niedersachsen. Aber da ist noch viel Platz für weitere.
Beiden Wellen kann man nur empfehlen, sich an Antenne Brandenburg ein Beispiel zu nehmen, Marktführer in Berlin/Brandenburg. Das hat Gründe. Der Musikmix ist einer, auf den ich eingehen möchte. Hier ist der Neuheitenanteil deutlich höher als bei NDR1NDS oder WDR4, auch das Spektrum der Klangfarben. Es reicht bei den deutschsprachigen Neuerscheinungen von "Nach einen wahren Geschichte" (LUXUSLÄRM) über "In den Morgen" (ALEXANDER KNAPPE) und "1000 Mal" (MATTHIAS REIM) bis "Verbotene Liebe" (LINDA HESSE) oder "Ich lieb' dich so" (INES ADLER). Bei den internationalen Neuen geht es von "Everyone's The Same" (MRS. GREENBIRD) über "You Can Never Be Ready" (SUNRISE AVENUE) bis hin zu "The Chamber" (LENNY KRAVITZ) oder "Shake It Off" (TAYLOR SWIFT) und bis zu "Anything Goes" (TONY BENNETT & LADY GAGA).
Die gegenüber WDR4 und NDR1 viel größere Anzahl der Oldies international rotieren sparsamer, ganz selten drei Mal pro Woche. Dazu kommt noch die Tatsache, dass solche Oldie-Besttester gelegentlich über Monate "geparkt" werden und gegen andere Titel des Interpreten getauscht werden. Diese Variante von flexibler Rotation habe ich m.E. in diesem Forum noch nie gelesen. Die Oldies deutschsprachig sind stark ausgesucht, werden aber in großen Abständen gut ins Programm eingefügt. Das alles zusammen mit dem sehr kompetenten Wort macht diese Welle egal wann hörbar. Inhalt, Ansprache und Klang zusammen machen den Erfolg aus, da sollte WDR4 oder NDR1 mal ein Ohr hineinhängen. Dass ein solches Programm machbar ist, sowohl von der Redaktionseite Wort und Musik, als auch von der Moderatorenseite her gesehen, ist nicht abzustreiten. Programme, die das nicht in der Lage sind, herzustellen, machen halt nur einen suboptimalen Job.