Der Feature-Thread

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...Mit einer Spur eine Stereoatmo aufnehmen, waehrend Du gleichzeitig mit einer nromalen Niere das Gespraech fuehrst, und das auf der zweiten Spur aufzeichnest?...
Sorry, wenn ich mich falsch ausgedrückt habe, ich verwende (meist) 4-Spur-Recorder:
1. Spur Mono ... Interviewpartner
2. Spur Mono ... Ich (bei Bedarf)
3./4. Spur Stereo ... Atmo mit Stereomic

dann hab ich in der Bearbeitung alle Freiheiten...
 
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Hallo!

Dieser Thread gefällt mir immer mehr. Der eine bevorzugt Mono (am liebsten aufgenommen in einer Sprecherkabine ohne Störgeräusche) der andere macht lieber "Kunst" und versucht den "O-Tongeber" (schönes Wort!) und gleichzeitig die am Aufnahmeort herrschende Akustik 1:1 einzufangen.

Beides geht. Keine Frage!

Relativ schwer wird das bei "Bauer Müller". Denn nur mittels des Abstands der Mikros vom O-Tongeber macht man schon die Mischung. Das ist "Können". Aber hinterher geht leider gar nix mehr.



Ich persönlich "stehe" auf Mono und am liebsten auf Sprecherkabine. Damit ist dieser Mensch wirklich ganz "trocken" auf dem "Band". Mit einer solchen Aufnahme kann man dann tontechnisch machen was man will. Das Zauberwort heißt "Faltung".

Wenn man also die Impulsantwort vom Hühnerstall von Bauer Müller hat, kann man Herrn Müller auch nachträglich in diesen Hühnerstall versetzen. Seine Stimme klingt dann so, als hätte man das Interview direkt im Hühnerstall aufgenommen. Kein menschliches Ohr hört den Unterschied!

Man kann natürlich auch die Impulsantwort "direkt vom Feld" benutzen, wenn man diese "akustische Stichprobe" zuvor genommen hat. Bauer Müller klingt dann halt, als würde er gerade auf dem Feld stehen. Das Ganze funktioniert auch in Stereo - mit zwei zuvor generierten Impulsantworten.

In einem Satz: Mit den heutigen Möglichkeiten in Bezug auf Tontechnik und DSP (Digital Signal Processing) kann man wirklich viel tricksen.


Angeregt durch diesen Thread, habe ich vor ein paar Stunden ein Unwetter versucht akustisch einzufangen. Da ich nur zwei "Nieren" zur Verfügung hatte, kommen auch nur drei Aufnahmeverfahren in Frage.

A-B (20cm Abstand)
ORTF (ganz normal 120Grad; 17cm)
XY (90 Grad)

Diese drei Aufnahmeverfahren wurden verwendet. Im Beispiel finden sich aber vier Szenen. Ein Verfahren ist also doppelt vorhanden.

Die Fragen: Welche Aufnahme klingt am besten (möglichst plastisch)? Welche Aufnahme ist besonders monokompatibel?

Bitte lasst euch nicht vom Geräusch des Regens ablenken. Ich mußte ja umbauen und das dauerte halt einige Sekunden. Der Regen war dann halt nicht mehr so stark.


Bitte bringt die vier im Beispiel benutzten Aufnahmen mit den drei genannten Aufnahmeverfahren in Verbindung. Nur eine Doppelnennung ist richtig.


Ich bin sehr gespannt.


vg zwerg#8
 
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Ähhm, ich hab mal ne doofe Frage :rolleyes:, da ich mir ja nicht gleich einen ganzen Mikrofonpark anschaffen will:
Ich kann doch auch ein Stereo-Mikro benutzen, um Mono-Aufnahmen zu machen?! Entweder auf zwei Spuren und stelle das Aufnahmegerät auf Mono, oder nur auf eine Spur, dann ist es sowieso mono.
Im Ergebnis habe ich dann die typische xy-Richtcharakteristik, was je nach Situation gut oder schlecht ist, aber auf jeden Fall keine Achterbahnfahrt durch das Stereobild oder Pingpong-effekt, oder wie auch immer ihr das nennt ;) Natürlich sollte keine Hintergrundatmo existieren, sonst hab ich ja ne mono-Atmo und das wär auf jeden Fall schlecht.
Mein Gedanke ist folgender: Ich kauf mir erst mal ein gutes Mikro und da wär mir ein Stereo, z.B. Sony ecm ms 957, lieber als ein mono-Mikro. Damit wär ich wohl doch etwas flexibler.

Richtig gedacht??? :confused:

Gruß von Frau Klotz

@ Zwerg: danke für die Blumen, ich lass das mal so stehn :)
Ich finde übrigens die erste Aufnahme am besten, mehr kann ich dazu nicht sagen. Ist auch ein bissl schwierig, weil die Lautstärke so unterschiedlich ist.
 
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Ähhm, ich hab mal ne doofe Frage :rolleyes:, da ich mir ja nicht gleich einen ganzen Mikrofonpark anschaffen will.

Es gibt keine doofen Fragen. Du mußt dir dann nur doofe Rückfragen gefallen lassen. ;)

Natürlich kannst du mit einem "Stereo-Mikrofon" Mono-Aufnahmen machen. Mal abgesehen von "Stereo", kannst du mit diesem Stereo-Mic zwei getrennte Monospuren aufnehmen: Links "normal" ausgesteuert, Rechts meinetwegen -20dB. Ja, dieses "Feature" kennt man auch von einigen Geräten. Ich kenne diese Geräte nicht, hoffe aber, daß diese Pegelabsenkung "vor" dem AD-Wandler geschieht. Alles andere wäre Unfug. Und ja, manche Mics haben extra einen Schalter zur Pegelabsenkung. Mußt du gucken...


Mein Rat, falls du Mikofone kaufen willst: Kauf gleich ein "Stereo-Set" (in der Fachsprache: "matched pair"). Die Anschaffung ist zwar etwas teurer, dein Frust "hinterher" ist aber viel geringer, da beide Mics fast "gleich" klingen! Und du willst doch "Features" eigentlich in Stereo produzieren... ;)



Ich finde übrigens die erste Aufnahme am besten, mehr kann ich dazu nicht sagen.

Autsch.

Wenn dir #1 "gefällt", dann liegt #3 sicher auf Platz 2... Wetten daß?



Ist auch ein bissl schwierig, weil die Lautstärke so unterschiedlich ist.

Jein. Pass einfach die Wiedergabe-Lautstärke richtig an! Oder anders - mach folgenden Versuch mit deinen "matched pair" Mics. Dieser Versuch wir dir die Augen (und Ohren) öffnen!

Egal wer das hier liest - wir sitzen gerade im Büro oder Zuhause vor dem Monitor. Bei mir befindet sich genau links vorn vom Monitor (300°) ein Fenster. Bei euch mag das anders sein - kein Problem.

Nun stellt doch mal das Stativ mit den zwei Mics genau hinter euren Sessel und macht eine längere Aufnahme - möglichst bei Gewitter oder anderen Ereignissen, die durchs Fenster kommen. Als Mic-Anordnung würde ich zunächst ORTF empfehlen.

Gut. Habt ihr die Aufnahme?

Nun setzt die Kopfhörer auf und passt die Lautstärke der Wiedergabe an. Schließt die Augen. Wenn alles stimmt, wette ich, daß ihr irgendwann die Kopfhörer absetzt, um festzustellen, ob ein Geräusch (meinetwegen Donner) "wirklich" zu hören ist, oder "nur" von der Aufnahme stammt.

An dieser Stelle entzündet sich sicherlich gleich eine Diskussion, denn - ich habe es indirekt ja schon gesagt - das XY-Verfahren ist nicht so "plastisch" und nur ein Kompromiss, da es sich um reine "Intensitäts-Stereophonie" handelt. Für den Rundfunk und die "Monokompatibilität" - die Übertragung über einen Kanal - wichtig.

Wir haben aber zwei Ohren - und einen Kopf dazwischen. Neben "Intensitäts-Stereophonie" haben wir es auch immer mit "Laufzeit"-Stereophonie" zu tun. ORTF oder AB "klingen" unter Kopfhörern daher einfach "besser", sind aber leider nicht ganz "monokompatibel".

Oben ist das Hörbeispiel. XY-klingt gut hörbar "dünner"... ;)


vg Zwerg#8
 
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...Relativ schwer wird das bei "Bauer Müller". Denn nur mittels des Abstands der Mikros vom O-Tongeber macht man schon die Mischung. Das ist "Können"...
"Können" vor allem aber auch von "Bauer Müller", und da hab ich so meine Bedenken mit Stereo-Interviews - gelernte Schauspieler/Sprecher oder an Laternenmasten festgebundene Passanten sind vielleicht unproblematischer :)

Danke für den Gewittertest!
Mein Favorit (in Stereo) wär Nr 3, dann Nr 1 - wenn ich aber den Regenpegel als "Referenz" bei Nr 2 gleich mache wie bei 1, dann gefällt mir 2 eigentlich besser als 1
In Aufnahme 4 ist der Regen fast nicht hörbar
Einen Vergleich find ich aber schwierig - mit geringfügig unterschiedlichen Pegeln hat man ja Jahrzehnte lang sogar Klangtassen für Stromkabel in Hörtests verkauft ;)
(Übrigens: bei 1'27" scheint dir die Aufnahme eines Aliens in deinem Garten geglückt zu sein)
 
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Ja, meine Güte, Ihr müsst Euch aber auch mal überlegen, ob Euch Bauer Müller besser im Sender von seiner Lieblingskuh Else erzählen sollte, am heimischen Schreibtisch voller Steuerunterlagen, oder eben doch vor Else, während er das Futter verteilt, irgendwas von den Hörnern erzählt, während sie auch anfasst, über ihre wunderbare Milchproduktion und die Qualität der Zusammensetzung, während er die Melkmaschine ansetzt. Dann am besten alles in Stereo, Berta muht von rechts, Else von links, der Bauer in der Mitte. Wenn er dann mal den Kopf wegdreht und nicht so ganz präsent klingt, gehört das zur Situation dazu, kein Problem, so lange er verständlich bleibt. Die immer wiederkehrenden Bedenken zur unbrauchbar werdenden Stereoaufnahme verstehe ich nicht. Der Umgang mit Mikrofonen ist nun mal wichtig im Radio, wer damit Probleme hat, kann es lernen. Im Grunde reicht es, um die Gefahren zu wissen. Es fahren nun mal seit mindestens 10 Jahren keine Tonings. mehr mit.

Einen Fischer nehme ich (am liebsten im Sturm) auf seinem Boot während der Arbeit ab, oder danach, auf der Fahrt zurück, niemand würde das in einer trockenen Umgebung machen. Gesprächspartner trocken abnehmen geht, wenn es sich um wichtige Fakten liefernde Experten handelt, Politiker. Natürlich gehört alles in ein Feature. Aber es muss auch ein bisschen Leben in die Bude. Es ist sicher auch eine Stilfrage, ich mag Reportagesituationen im Feature sehr. Wenn alle nur im Sessel hocken, wird's langweilig.

Ich habe jetzt erst mal volles Programm, heute abend höre ich mir Zwergs Beispiele mal an. Aber im Tatort hört man doch auch, ob die Darsteller nachsynchronisiert worden sind oder der Tone während aus der Szene heraus abgenommen wurde. Manchmal mischt sich dort ja sogar beides, bei einem kommt der Ton ganz klar aus der Szene heraus, bei einem anderen wurde nachsynchronisiert.

Bots, wenn Du gleichzeitig eine Atmo Stereo abnimmst und den Gesprächspartner in mono, wie verhinderst Du, dass sein Gebrabbel auch auf die Atmo kommt? Macht das die Atmo zum Drunterlegen nicht unbrauchbar?

Schöner Faden, macht richtig Lust auf Arbeit. Motivierend!
 
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Irgendwie sollten wir uns doch hier mal im Klaren darüber werden, ob ein Hörspiel oder ein O-Ton-Feature produziert werden soll. Beim Hörspiel können die Sprecher natürlich in einem sterilen Raum agieren, bis hin zum reflexionsarmen Studio. Aber bei einem Feature ist es doch logisch, dass man direkt zum Bauern in den Stall geht. Dann nimmt man ihn in Mono auf und anschließend macht man noch eine Minute Stall-Atmo in Stereo. Dann kann man daraus eine schöne Mischung machen.

Matthias
 
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... "Faltung" ... Impulsantwort ... Kein menschliches Ohr hört den Unterschied! ... Mit den heutigen Möglichkeiten in Bezug auf Tontechnik und DSP (Digital Signal Processing) kann man wirklich viel tricksen.
Da gebe ich dir (leider) Recht - Photoshop und Audiotools sind eigentlich der Tod von authentischem Journalismus, die Frage ist halt wie man's anwendet und in welchem Maß man es ok findet, den Hörer/Leser zu betrügen mit gefakten Abbildern der Wirklichkeit. Ich bin da mit mir selber noch nicht im Klaren ;)

Bots, wenn Du gleichzeitig eine Atmo Stereo abnimmst und den Gesprächspartner in mono, wie verhinderst Du, dass sein Gebrabbel auch auf die Atmo kommt? Macht das die Atmo zum Drunterlegen nicht unbrauchbar?
Kommt natürlich auf die Atmo an - in der Regel stört das ja nicht, wird ja dann zusammengemischt nach Wunsch (mehr Pegel vom Mono-Interview über etwas weniger Pegel von der Atmo) - dann sitzt der Gesprächspartner einfach wie angenagelt plastisch in seiner Stereoatmo, das ist der einzige Grund. Manchmal nehm ich auch 2 Mono-Mics - eins direkt an die Lippen, eines mit etwas Abstand - einfach, um danach die Auswahl zu haben oder den richtigen Anteil an Atmo dazuzumischen. Dann kann ich auch im Archiv besser auswählen - meist ist ja in einem Interview mehr drin als das Hauptthema.

Schöner Faden, macht richtig Lust auf Arbeit. Motivierend!
Ja, seh ich auch so - soll ja alles keine Kritik an der Arbeit der anderen sein, find den Austausch über die verschiedenen Arbeitsmethoden jedenfalls sehr spannend...

...dass man direkt zum Bauern in den Stall geht. Dann nimmt man ihn in Mono auf und anschließend macht man noch eine Minute Stall-Atmo in Stereo. Dann kann man daraus eine schöne Mischung machen.
Grundsätzlich sowieso die einfachste Methode, wenns geht - Solange die Atmo in erträglichem Geräuscherahmen bleibt. Maschinenhalle, Rennstrecke, Flughafen, da wirds dann aber schwieriger.
 
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Grundsätzlich sowieso die einfachste Methode, wenns geht - Solange die Atmo in erträglichem Geräuscherahmen bleibt. Maschinenhalle, Rennstrecke, Flughafen, da wirds dann aber schwieriger.
Ihr Hörfunkleute seid doch in der glücklichen Lage, mit Euren Mikrofonen so dicht wie nötig an den Sprechenden herangehen zu können. Ich armer Filmmensch muss auch noch aufpassen, dass mein Richtrohr nicht ins Bild kommt, also sind laute Umgebungsgeräusche viel eher ein Problem. Hat bisher aber immer irgendwie funktioniert, sogar auf dem Flughafen.

Matthias
 
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Ja, da seid ihr durchaus nicht zu beneiden ;) Aber natürlich geht immer alles mit dem nötigen Aufwand. Ich find solche Threads immer interessant, um vllt Anregungen zu finden, wie mit noch weniger Equipment noch einfacher noch bessere Ergebnisse erzielt werden können :)
 
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Also, jetzt juckt es doch noch mal in den Fingern. Es ist nicht richtig, dass man in lauter Umgebung keine Aufnahmen machen könnte. Da kann man unter Umständen sogar Kugeln einsetzen. Denn die Sprecher passen sich der Umgebung an, werden selbst lauter, schreien. Ich kann keinen Handling-Mitarbeiter in einem ruhigen Zimmer aufnehmen, dann die Atmo vom Vorfeld des Frankfurter Flughafens drunter legen und erwarten, dass mir der Hörer das als Gespräch vor dem Jet abkauft. Wenn ich die Leute in einer solchen Situation nicht abnehmen kann, weil es wirklich viel zu laut wird, muss ich das dramaturgisch anders gestalten. Guter Hinweis, Pianist, wir machen keine Hörspiele.
 
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Nun setzt die Kopfhörer auf ...

Genau DAS ist eben nicht das Ding. Die Aufnahmen müssen nicht mit Kopfhörern das richtige Bild liefern, sondern mit Lautsprechern. Auf meinem Hörplatz, der leider zuviel "Rückendeckung" bietet (ich muss über die kurze Seite des Raumes hören), stellen sich die Aufnahmen 2 und 4 als wenig verträglich heraus. Wenn ich den Kopf bewege, dann zeigen sich deutliche Phasenprobleme, infolge derer das Stereo alles mögliche macht. Die Aufnahmen 1 und 3 sind dagegen angenehm und überraschend stabil.

Ich traue mir keinen Versuch zu, die Zuordnungen der Aufnahmeanordnung jeweils zu treffen wollen. Physikalisch sehe ich in jeder für sich Vor- und Nachteile. Insofern sich die Aufnahmen 1 und 3 zumindest bei mir als recht basisstabil erwiesen, wäre es schon interessant zu wissen, wie sie entstanden sind.
Abhörkette ist übrigens Phase 26 -> Sony TA-F505ES -> B&W CDM1

Vielen Dank für die Mühe, Zwerg!
 
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Ich hoffe, mit der Frage nicht die Intention dieses threads zu sprengen - aber mich würde interessieren, welches Equipment (Rec / Mic) ihr für Feature-Produktionen (Aufnahme vor Ort) verwendet bzw im Reisekoffer für den Fall der Fälle dabei habt.
 
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Hallo!

@divy: Bitte dieses Posting überspringen. Erst hören!










Ich bin etwas überrascht. Gerade von dea hätte ich erwartet, daß er ganz tief in die Wellenform "reinzoomt" und daraus seine Schlüsse zieht:

#1 zeigt nämlich eindeutig "Laufzeit-Stereo" Verhalten. Man sieht die Phasenverschiebungen zwischen Rechts und Links über die Dauer der Aufnahme. Die Aufnahme wirkt sehr plastisch. Man hört den Donner von links nach rechts und dann in Richtung Mitte "wandern". Der Regen ist ja im Prinzip eine Art "Rauschen". Beide Mics schauen jeweils in eine andere Richtung und nehmen daher zwei - praktisch voneinander unabhängige - Spuren auf. Das Rauschen ist wegen der Mikrofonbasis (17cm) nicht korreliert - es klingt "breit". Und man kann den Kopf vor den Lautsprechern drehen OHNE Phasing-Effekte wahrzunehmen!

#1 ist ORTF.


#2 ist XY. Die beiden Mics befinden sich praktisch an einer Stelle im Raum. Das "Rauschen" des Regens kommt daher "phasenrein" ("korreliert") über beide Lautsprecher. Wenn du nun den Kopf drehst, verschieben sich logischerweise die Phasen leicht. Das passiert natürlich auch bei ORTF, der Unterschied zu XY ist aber genau die "Unabhängigkeit" beider Kanäle. Es kommt daher nicht zu bewußt wahrnehmbaren Auslöschungen!


#3 ist AB mit 20cm Basisbreite. Im Prinzip gilt das, was ich zu ORTF geschrieben habe. Im Beispiel kam der Donner aber fast von vorn - es gibt also kaum Laufzeitunterschiede zu entdecken.

#4 ist wieder XY, wobei das Gewitter schon vorbeigezogen war und der Regen nachgelassen hat.

@bots: Das Geräusch bei 1:27 war kein Alien. Während der Aufnahme kam eine Familie nach Hause. Irgendein Trottel hat im dritten Stock dann die Wohnungstür zugeschmissen. Wumms. *Raumklang; Echo; Hall*

Von allen Beispielen habe ich natürlich noch längere Mitschnitte, denn ich mußte ja immer auf einen Donner als Referenzpunkt warten. Wer sich die "Outtakes" im Waveformat anhören will, sage mir über PN Bescheid. Alles da - kein Problem.

Und vielleicht schafft es ja jemand, beim nächsten Gewitter gleichzeitig mit allen drei (oder noch mehr?) Mikrofoneinstellungen ein einziges Schallereignis (am liebsten Blitzeinschlag in der Nähe) aufzuzeichnen. Das wäre ideal.


Wie hier im Thread gut zu sehen ist, führen "viele Wege nach Rom". Und niemand behauptet, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Lasst uns auf dieser Ebene weitermachen. Und vor allem - lasst uns mit unserem Equipment "spielen"!

vg Zwerg#8
 
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Danke für die Ausführungen - hochinteressant (für mich jedenfalls).

@ Zwerg: nimmst du Atmos mit unterschiedlichen Verfahren auf (je nachdem, was es ist) oder in der Praxis doch eher immer nach derselben Methode?
 
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Ich bin etwas überrascht. Gerade von dea hätte ich erwartet, daß er ganz tief in die Wellenform "reinzoomt" und daraus seine Schlüsse zieht.

Messtechnik ist das eine, aber wenn es um Stereo geht, dass misst das Ohr am besten. Das setzt natürlich vorraus, dass die Abhöre nicht selbst gravierende Phasenfehler macht. Insofern ich weiß, inwieweit ich mich auf meine Abhöre verlassen kann und welche Fehler sie macht bzw. eben gerade nicht macht, merke ich also gleich, wenn das Programmmaterial fehlerhaft ist.

Also setze ich mich auf meinen Platz, höre und lasse das auf mich wirken, was da kommt. Und wenn ich mich auf dem Hörplatz etwas bewege und dabei das Gefühl habe, einen Kamm vorm Gesicht zu haben, dann habe ich es nicht mit besonders tollem Stereo zu tun, so einfach ist das.
 
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Gute Frage, bots!

Ich bin ja selbst "blutiger Anfänger", was die richtige Mikofonierung betrifft... (Was ist eigentlich "richtig"?)

Im Prinzip - und so kann man das hier im Forum auch nachlesen - geht es mir primär um einen "besseren" Ton bei Videoaufnahmen. Ich will endlich keine "Griffgeräusche" mehr hören. Also muß der Ton von der Kamera weg. Möglichst weit weg.

Und darum habe ich mir den DR-100 von Tascam und ein NT-5 "matched pair" zugelegt. Für den Anfang reicht diese Ausrüstung, wobei ich mir aber sicher bin, daß ich auch weiterhin Geld für gute Mics ausgebe. Für die NT5 gibt es beispielsweise auch eine "Kugel-Kapsel" - Stückpreis 75 Euro...


Zu deiner Frage: Ich persönlich brauche keine 100%ige "Monokompatibilität". Ich kann daher ORTF oder AB verwenden. Eventuell spiele ich demnächst auch mit der Jeklin-Scheibe. Was ich will ist "ordentliches" Stereo. Im Moment - und wie der Test gerade gezeigt hat, sind ORTF und AB gut im Rennen.

Erste Aufnahmen mit meinem "neuen Spielzeug" habe ich definitiv in AB-Technik gemacht. Warum? Keine Ahnung - ich dachte mir einfach, daß AB in dieser bestimmten Aufnahmesituation "passt". Und diese Wahl war beispielsweise am Breisacher Münster nicht schlecht:

Die Glocken kommen "von weit oben", und bilden nach gut 30 Meter eine (fast) einheitliche "Wellenfront". Bei einer Ausrichtung der Mics "frontal" zur Schallquelle ist kaum Stereoeffekt vorhanden, da die Laufzeitunterschiede gegen Null gehen. Es gibt nach 30 Meter auch keinen nennenswerten Pegelunterschied zwischen beiden Mikrofonen. Die Glocken klingen also immer irgendwie nach "mono". Trotzdem ist eine gewisse Räumlichkeit vorhanden.

Hier das Posting:
http://www.radioforen.de/showthread...fnahmeger%E4te&p=516253&viewfull=1#post516253


Hier das Audiofile:
 
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Ja, die Glocken klingen recht fein - und die Stöckelschuhdamen auch ;)
...wobei ich mir aber sicher bin, daß ich auch weiterhin Geld für gute Mics ausgebe. Für die NT5 gibt es beispielsweise auch eine "Kugel-Kapsel"...
Wer mal damit anfängt, kommt da nicht mehr billig raus :)
...Ich persönlich brauche keine 100%ige "Monokompatibilität"...
Es ist ja (für Radio) sowieso so eine Sache mit der Mono-Komp. Alte Schallplattenaufnahmen (bzw deren Neuauflagen auf CD) sind ja durchaus auch nicht immer mono-komp. Bei Atmo im "Hintergrund" - dh während Interview - ist die sowieso ziemlich weggemischt, da wird's also auch nicht stören (hab da allerdings null Erfahrung damit, weil bisher immer XY).

Ich verwende zZ einen Edirol R4 (4Kanal), 2x M3 (stereo bzw Interview), geplant ein NT4 Stereomike (weil einfacher und schneller mal um einen Laternenmast gewickelt als die beiden M3s - hab zwischendurch ein paar andere getestet u alle wieder zurückgeschickt bzw vertickert), dazu noch ein SM57 und ein Procaster - ich liebe diese Dinger, weil sie bei Interviews so herrlich viel rundherum weglassen...
 
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...Die Glocken kommen "von weit oben", und bilden nach gut 30 Meter eine (fast) einheitliche "Wellenfront". Bei einer Ausrichtung der Mics "frontal" zur Schallquelle ist kaum Stereoeffekt vorhanden, da die Laufzeitunterschiede gegen Null gehen. Es gibt nach 30 Meter auch keinen nennenswerten Pegelunterschied zwischen beiden Mikrofonen. Die Glocken klingen also immer irgendwie nach "mono". Trotzdem ist eine gewisse Räumlichkeit vorhanden....

Die wenn auch geringe Räumlichkeit dürfte wohl davon kommen, dass immer (mehr oder weniger) auch noch Reflexionen die Stereanordnung aus anderen Richtungen, als die Hauptwellenfront treffen. Zusätzlich ergeben sich dabei auch noch Phasenüberlagerungen, die richtungsabhängige Klangfärbungen zumischen.

Weiter oben war von der (immer) hörbaren Nachsynchronisation die Rede. Das Problem könnte man IMHO nur dadurch reduzieren, dass von jedem Aufnahmeort (inkl. Mikroposition) eine Impulsantwort für die Nachbearbeitung zur Verfügung steht. Die situationsbezogene Sprechlautstärke der Schauspieler bei Original und Synchronisation tut ein Überiges. Zwischen "Liese", "Normal" und "Schreien" gibt es viele noch zu differenzierende Zwischentöne. Nur, wer will den Aufwand treiben und ... bezahlen?

Bzgl. der Feature-Produktion neige ich zu genereller Stereoaufnahme. Interviews und/oder Monologe würde ich in X/Y aufnehmen, damit man sie zur Not noch als Mono verwenden kann. Atmo sollte eigentlich auch immer mit X/Y möglich sein. Ist der Stereoeffekt (ich bevorzuge den Begriff Räumlichkeit) mal zu gering, kann man immer noch über eine M/S-Zwischenmatrizierung eine Verbesserung erreichen. Mit sparsamen Manipulationen am S-Signal ist so Manches möglich. Eine geringe Verzögerung (ca. 20ms) des S-Signals erlaubt es, einer Monoaufnahme eine synthetische Räumlichkeit hinzuzufügen. Dabei bleibt sogar das spätere Stereosignal monotauglich. Das wurde kürzlich nochmal bei tonthemen.de diskutiert.

Es grüßt RainerK.
 
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Hallo

Also setze ich mich auf meinen Platz, höre und lasse das auf mich wirken, was da kommt. Und wenn ich mich auf dem Hörplatz etwas bewege und dabei das Gefühl habe, einen Kamm vorm Gesicht zu haben, dann habe ich es nicht mit besonders tollem Stereo zu tun, so einfach ist das.

Okay - kein Problem. Ich dachte bloß, daß gerade du die Audiodatei (ich habe extra OGG mit mindestens 256 kbit genommen) sezierst, wie einen Frosch im Biologieunterricht! ;)

Und ja, ich war auch sehr überrascht, nachdem ich feststellte, daß XY im Hörtest nicht besonders gut abschneidet. Da du mich kennst, weißt du, daß ich in solchen Fällen normalerweise das Wort "Scheiße" verwende. Heute nicht - ich habe wohl meinen guten Tag. ;)


BTW: Möglicherweise war der Regen (als gut hörbare "Rauschquelle") das Problem! Denn wenn man sich den Regen "wegdenkt", klingen die XY-Beispiele (der Donner) gar nicht mal so schlecht. Nur leider hat es zufällig geregnet...


vg zwerg#8
 
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Erst mal zwei Gedanken zum Donner und den Glocken: Beides sind ja Dinge, die man üblicherweise aus einer gewissen Entfernung hört. Deshalb ist es keine Schande, wenn sowas auch eher aus der Mitte kommt, weil einfach keine Breite vorhanden ist. Ginge man nun direkt in den Kirchturm und würde die Glocken aus nächster Nähe aufnehmen, käme man schnell zu dem Ergebnis, dass das auch nicht schön klingt, weil Glocken nun mal dafür bestimmt sind, aus der Ferne gehört zu werden und nicht aus der Nähe. Eine breite Stereobasis kommt dann wirklich eher durch Dinge wie Regen, Vogelgezwitscher und laufende Leute zustande.

Nun wurde noch nach der Ausrüstung gefragt. Jetzt muss ich erst noch mal erwähnen, dass ich ja kein Radiomacher bin, sondern Informationsfilme produziere, vom technischen Aufwand her etwa mit einer gehobenen Fernsehreportage vergleichbar. Da ist es üblich, ein kleines Mischpult als Tonzentrale einzusetzen, die Geräte von SQN sind sehr üblich. Ich habe ein SQN-2S (das heißt heute SQN-4 mini), es verfügt sogar über eine MS-Stereomatrix. Zum Angeln für O-Töne habe ich einen Korbwindschutz mit Fell, darin befindet sich ein Sennheiser MKH 418 S. Also ein Richtrohr wie das 416, aber zusätzlich mit einer Acht für MS-Stereo. Das nutze ich allerdings kaum bis gar nicht, weil mir die Acht zu stark rauscht. Stereo-Atmos nehme ich gelegentlich mal auf, wenn ich in geeigneten Situationen bin, dazu habe ich einen Stereokorb von Rycote, in welchem sich meine beiden Neumann KM 83 (Kugeln) befinden, und zwar ganz simpel leicht versetzt parallel zu einander, aber in verschiedenen Richtungen, so dass sich ein Kapselabstand von etwa 20 cm ergibt. Das ist kein offizielles Stereo-Aufnahmeverfahren, meiner Meinung nach für Atmos aber gut geeignet. Die nehme ich dann meist ohne die große Technik auf, gehe dazu direkt in meinen Tascam HD-P2.

An der Kamera ist ein Sennheiser MKH 60 als Edel-Kameramikrofon, so dass ich auf jeden Fall auch immer einen automatisch ausgesteuerten Kanal mit dem bildbezogenen Ton aufnehme. Studioseitig hängt in meinem Sprecherraum ein Neumann TLM 103, welches über einige Komponenten aus dem ToolMod-System von ADT Audio direkt in den Avid geht. Abgehört wird an zwei verschiedenen Plätzen mit K&H O 96 und Geithain MO-2 in akustisch behandelten Räumen. Ich überlege allerdings, im nächsten Jahr die O 96 gegen Geithain RL-940 zu ersetzen, bin mir allerdings noch nicht ganz sicher.

Matthias
 
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Jawohl, danke! Genau den hatte hatte ich am Engang dieses Threads damals gesucht,
Ansonsten habe ich gerade doch noch mal die Suche bemüht, auch wenn mich das immer stark frustriert. Ich habe nicht gefunden, wonach ich eigentlich suchte, weil mir das richtige Schlüsselwort (ein Eigenname) nicht einfallen will.

weil er hier in den Foren schon mehrmals Thema war. Die SuFu findet trotzdem den Beitrag nicht.


Schmunzeln musste ich auch noch beim erneuten Lesen der ersten Beiträge dieses Threads:
Lieber dea,

... wer macht schon AB-Aufnahmen bei Interviews?

Ganz ehrlich? Ich hätte mich nie gescheut, eine getrennte Aufstellung von 2 Mikrofonen (Nieren) mit entsprechendem Abstand und Ausstellwinkel zu wagen, weil ich ich diese physikalisch für duchaus vertretbar halte. Unsere Trommelfelle hat der Schöpfer schließlich auch nicht einfach übereinander geklebt. Nach Zwergs aufopferungsvollem Experiment sehe ich mich in meinen Annahmen auch durchaus bestätigt und hätte entsprechend heute noch weniger Skrupel, es genau so zu machen. Es ist mechanisch und elektronisch vergleichsweise einfach zu realisieren und offenkundig erfolgreich.
 
AW: Der Feature-Thread

Hallo!
Ursprünglich waren wir bei der Diskussion MONO oder STEREO bei Interviews. Ich möchte noch mal darauf zurückkommen.
Bisher ging es, wenn ich richtig verstanden habe, um ein Interview mit einem Interviewten (Bauer auf der Alm z. B.).
Ich habe demnächst die Situation, dass ich für ein Fremdsprachenprogramm eine Gruppe von Studenten aus einer Wohngemeinschaft interviewen werde. Wir sitzen wahrscheinlich am Küchentisch der WG.
Frage: Wie sieht es da mit Stereo oder Mono aus? Ich tendiere zu Stereo, damit man die Posititon der Gesprächsteilnehmer im Stereobild wahrnehmen kann. Atmo spielt keine Rolle, vielmehr soll die Sprache so klar wie möglich rauskommen.
Wenn aber Stereo, welche Ausrichtung wäre wohl die beste? XY, A-B oder gar noch eine andere? Oder doch Mono?
Ich habe nur 2 Kanäle zur Verfügung.
Ach ja ... das ganze wird auch noch später für den Download in eine MP3-Datei, möglichst hochwertig, umgewandelt.

Hat jemand Erfahrung mit solchen Gruppeninterviews? Ich bin für Ratschläge offen.

Tschüs
Hanami
 
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