stefan kramerowski
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In einem anderen Thread dieses Forums diskutierte ich jüngst mit einem Radiomacher über die Qualität unterhaltender Morningshows. Er zog den Vergleich zu einem Konditor, welcher sich ja ausschließlich nach dem Geschmack seiner Kunden zu richten habe und somit eben auch dann Käsekuchen backen müsse, wenn er selbst diesen verabscheute und lieber Nusskuchen machen würde. Genauso müsse auch der Radioschaffende seine persönlichen Vorlieben (und – falls vorhanden – Ideale?) zurückstellen, denn schließlich gehe es ja ums Geld verdienen. Der Vergleich zwischen Radiomacher und "Essenmacher" hat mir so gut gefallen, dass ich ihn aufgreifen möchte und weiterspinne, wie es in der Gastronomie aussähe, wenn sie die Prinzipien des dt. Kommerzfunks übernähme.
An diesem Vergleich reizt, dass man so viele Entwicklungen des Rundfunks damit sichtbar machen kann.
Wie es ist:
Zunächst schauen wir mal, wie es IST. Es gibt gute und weniger gute Köche, die meisten, so scheint mir, machen ihren Job gern und stehen hinter dem angebotenen Produkt. Was jedoch wirklich GUTE Köche auszeichnet, ist neben handwerklichem Können die Leidenschaft fürs Kochen. Ein guter Koch kocht mit Liebe!
In so einem Restaurant bestellt man gern einen Tisch, auch wenn das Essen möglicherweise viel Geld kostet. Man ist auch gern bereit, mal von der eigenen Auswahl abzuweichen, wenn der Koch seine Spezialität empfiehlt, denn die ist meist besonders gut. Ein guter Koch hat seine ganz individuelle Handschrift, seine eigenen speziellen Zutaten und ist manchmal fast schon so etwas wie ein Künstler.
Wie es wäre:
Jetzt schauen wir mal, wie es in einem x-beliebigen Restaurant aussähe, wenn man dort genau nach den Prinzipien des deutschen Kommerzfunks arbeiten würde. Ich spinne dazu einfach mal eine kleine Geschichte zusammen....
Der Koch, nennen wir in Stefano, ist im Stress. Er wäre ohnehin lieber Konditor geworden als Koch, aber was ihn besonders nervt, ist der Zeitdruck. "Qualität ist nicht so wichtig", sagt sein Geschäftsführer immer, "Hauptsache es geht schnell, die Leute haben´s eilig. In 2“30 muß das Essen spätestens serviert sein." Das Geld ist knapp, darum gibt es heute wieder Suppe. Stefano hätte gern Linsensuppe gekocht, weil er die am besten kann, aber das hat sein Chef verboten. Der hat nämlich gemerkt, dass in den umliegenden Restaurants Erbsensuppe besonders gut läuft. „Also wird bei uns auch Erbsensuppe angeboten, basta!“ sagte der Chef.
Nun, Stefano ists egal, ihm sind die Gäste ohnehin egal, was zählt ist die Order vom GF. Ein bißchen Bedenken hat er aber doch, weil´s gestern und vorgestern auch Erbsensuppe gab – um genau zu sein, den ganzen Monat schon. „Macht nix“, erwiderte der Chef barsch, „schreiben Sie einfach auf die Speisekarte ´jetzt noch mehr Abwechslung´, dann merkt das keiner“. Aber das natürlich nicht einmal, sondern mehrmals, immer wieder. Es sollte sich ja einprägen und darüber hinwegtäuschen, dass es immer dasselbe gab. Und der Chef schmunzelte über seinen Trick. Das Seminar bei der Consulting Firma hatte sich echt bezahlt gemacht, dachte er sich. Außerdem - das hatte der Chef bei dem Seminar gelernt - fördert es den Wiedererkennungswert, wenn immer dasselbe angeboten wird. Stichwort: Identifikation.
Stefano hasste Erbsen. Aber zum Glück hatte er damit nicht viel zu tun, denn sein Budget war so knapp, dass es ohnehin nur zu Konserven reichte. Als Stefano mit dem Abschmecken beschäftigt war, stürmte der Marketingleiter in die Küche: „Unsere Researchs haben ergeben, dass 10 % unserer Zielgruppe keinen Basilikum mögen. Und 5 % mögen keinen Pfeffer. Verluste in dieser Größenordnung können wir uns nicht leisten, verzichten Sie bitte auf beides!“ Stefano dachte an den Leitspruch seines Geschäftsführers: „immer an die Mehrheit denken und nie irgendwo anecken oder anstoßen“ und warf das Gewürz, das er schon in der Hand hatte, weg. Geht auch ohne!
Schwieriger war es schon, als die Verwaltung anrief und sein Budget noch einmal kürzte. Das Seminar war ja recht teuer gewesen und die Einnahmen brechen weg. Stefano hatte dafür Verständnis. Aber noch billiger als Konserven ging ja wirklich nicht, hm. Bevor man noch auf die Idee kommen könnte, sein Gehalt zu kürzen, mußte er sich etwas anderes einfallen lassen. Ach ja, man konnte einfach die Suppe noch etwas mit Wasser strecken. Und die Fleischeinlage weglassen.
Die Gäste murrten nur wenig. Die anderen Restaurants waren auch nicht viel besser und schließlich war die Suppe umsonst. Das ganze wurde dadurch finanziert, dass der Kellner dem Gast den Suppenteller alle paar Minuten wegnahm und er ein paar Werbepillen verabreicht bekam. Eine Werbepille war übrigens auch schon in der Suppe untergerührt, aber das war ein streng gehütetes Küchengeheimnis. Denn eigentlich war das nicht erlaubt. Während des Verzehrs war es Stefanos Aufgabe, neben dem Gast stehen zu bleiben und ihm die ganze Zeit ins Ohr zu schreien: „DIE BESTEN SUPPEN GIBT ES NUR BEI UNS!“. Ein Scheißjob, dachte sich Stefano insgeheim.
Nun, wer möchte für heute Abend einen Tisch bestellen im „Restaurant Commerzialefunk“?
(c) kramerowski
An diesem Vergleich reizt, dass man so viele Entwicklungen des Rundfunks damit sichtbar machen kann.
Wie es ist:
Zunächst schauen wir mal, wie es IST. Es gibt gute und weniger gute Köche, die meisten, so scheint mir, machen ihren Job gern und stehen hinter dem angebotenen Produkt. Was jedoch wirklich GUTE Köche auszeichnet, ist neben handwerklichem Können die Leidenschaft fürs Kochen. Ein guter Koch kocht mit Liebe!
In so einem Restaurant bestellt man gern einen Tisch, auch wenn das Essen möglicherweise viel Geld kostet. Man ist auch gern bereit, mal von der eigenen Auswahl abzuweichen, wenn der Koch seine Spezialität empfiehlt, denn die ist meist besonders gut. Ein guter Koch hat seine ganz individuelle Handschrift, seine eigenen speziellen Zutaten und ist manchmal fast schon so etwas wie ein Künstler.
Wie es wäre:
Jetzt schauen wir mal, wie es in einem x-beliebigen Restaurant aussähe, wenn man dort genau nach den Prinzipien des deutschen Kommerzfunks arbeiten würde. Ich spinne dazu einfach mal eine kleine Geschichte zusammen....
Der Koch, nennen wir in Stefano, ist im Stress. Er wäre ohnehin lieber Konditor geworden als Koch, aber was ihn besonders nervt, ist der Zeitdruck. "Qualität ist nicht so wichtig", sagt sein Geschäftsführer immer, "Hauptsache es geht schnell, die Leute haben´s eilig. In 2“30 muß das Essen spätestens serviert sein." Das Geld ist knapp, darum gibt es heute wieder Suppe. Stefano hätte gern Linsensuppe gekocht, weil er die am besten kann, aber das hat sein Chef verboten. Der hat nämlich gemerkt, dass in den umliegenden Restaurants Erbsensuppe besonders gut läuft. „Also wird bei uns auch Erbsensuppe angeboten, basta!“ sagte der Chef.
Nun, Stefano ists egal, ihm sind die Gäste ohnehin egal, was zählt ist die Order vom GF. Ein bißchen Bedenken hat er aber doch, weil´s gestern und vorgestern auch Erbsensuppe gab – um genau zu sein, den ganzen Monat schon. „Macht nix“, erwiderte der Chef barsch, „schreiben Sie einfach auf die Speisekarte ´jetzt noch mehr Abwechslung´, dann merkt das keiner“. Aber das natürlich nicht einmal, sondern mehrmals, immer wieder. Es sollte sich ja einprägen und darüber hinwegtäuschen, dass es immer dasselbe gab. Und der Chef schmunzelte über seinen Trick. Das Seminar bei der Consulting Firma hatte sich echt bezahlt gemacht, dachte er sich. Außerdem - das hatte der Chef bei dem Seminar gelernt - fördert es den Wiedererkennungswert, wenn immer dasselbe angeboten wird. Stichwort: Identifikation.
Stefano hasste Erbsen. Aber zum Glück hatte er damit nicht viel zu tun, denn sein Budget war so knapp, dass es ohnehin nur zu Konserven reichte. Als Stefano mit dem Abschmecken beschäftigt war, stürmte der Marketingleiter in die Küche: „Unsere Researchs haben ergeben, dass 10 % unserer Zielgruppe keinen Basilikum mögen. Und 5 % mögen keinen Pfeffer. Verluste in dieser Größenordnung können wir uns nicht leisten, verzichten Sie bitte auf beides!“ Stefano dachte an den Leitspruch seines Geschäftsführers: „immer an die Mehrheit denken und nie irgendwo anecken oder anstoßen“ und warf das Gewürz, das er schon in der Hand hatte, weg. Geht auch ohne!
Schwieriger war es schon, als die Verwaltung anrief und sein Budget noch einmal kürzte. Das Seminar war ja recht teuer gewesen und die Einnahmen brechen weg. Stefano hatte dafür Verständnis. Aber noch billiger als Konserven ging ja wirklich nicht, hm. Bevor man noch auf die Idee kommen könnte, sein Gehalt zu kürzen, mußte er sich etwas anderes einfallen lassen. Ach ja, man konnte einfach die Suppe noch etwas mit Wasser strecken. Und die Fleischeinlage weglassen.
Die Gäste murrten nur wenig. Die anderen Restaurants waren auch nicht viel besser und schließlich war die Suppe umsonst. Das ganze wurde dadurch finanziert, dass der Kellner dem Gast den Suppenteller alle paar Minuten wegnahm und er ein paar Werbepillen verabreicht bekam. Eine Werbepille war übrigens auch schon in der Suppe untergerührt, aber das war ein streng gehütetes Küchengeheimnis. Denn eigentlich war das nicht erlaubt. Während des Verzehrs war es Stefanos Aufgabe, neben dem Gast stehen zu bleiben und ihm die ganze Zeit ins Ohr zu schreien: „DIE BESTEN SUPPEN GIBT ES NUR BEI UNS!“. Ein Scheißjob, dachte sich Stefano insgeheim.
Nun, wer möchte für heute Abend einen Tisch bestellen im „Restaurant Commerzialefunk“?
(c) kramerowski