Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

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Das ist eigentlich nicht ungewöhnlich. Auch ich suche in meinen Manuskripten nach solchen Fallen. Beim Sprechen selber gehen mir die Fallen locker über die Lippen, während ich an vermeintlich simplen Worten scheitere - bei Vorproduktionen stellenweise bis zu drei Mal, gepaart mit entsprechender Heiterkeit.

Das Wort "Lämmerbuckeltunnel" spielt dem Gehirn einen Streich: Ein Lamm kann einen Buckel haben, aber mehrere Lämmer haben -?
Als Höhepunkt folgt dem -buckel noch der -tunnel: Schon eine einfache "-el"-Endsilbe kann Chaos in der Betonung verursachen, in der Dopplung muss man sich auch doppelt konzentrieren. Und das mitten in einer Lämmerhorde! :wow:
 
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@ "Lämmerbuckeltunnel"
Ich glaube, jedes Radio-Macher-Hirn tickt da in der Umsetzung von "Sprecher-Fallen" anders. Der "Lämmerbuckeltunnel" würde mir wahrscheinlich auch keine größeren Schwierigkeiten bereiten. Meine "Problemzonen" sind solche Ungetüme wie "Landesdelegiertenkonferenz" oder Zischlaut-Kombinationen wie "Stresstest" und "zwischen Sinzig und Niederzissen" - oder aber Unmöglichkeiten wie "Dnjepropetrowsk". Da scheue ich immer wie ein alter Gaul vor dem Hindernis - und prompt entsteht die von Mannis Fan beschriebene Pause...
 
Hoppala

Wenn man das Stolperwort kennt und genau weiß, an welcher Stelle im Text es auftaucht

Du hast drei Versuche. Nach dem dritten Versprecher die Sache vergessen und den Text ändern. Sonst gelingt der vierte Versuch ungefähr so, wie man über Glatteis hinwegschleicht :eek:

Live ist wenigstens gleich alles weg. Blöd nur, wenn das dann aus den Einweckglas nochmal gesendet werden soll.
 
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Vielleicht, weil von den Nachrichten übergeben wurde an das Duo Udo Lielischkies und Christa Kokotowski?
Sehr schön, der kommt in mein Notizheft für die kleinen Sprechübungen unterwegs. Vielen Dank dafür. :)

("Duo Udo .." ist übrigens auch sehr nett und sollte in Manuskripten von vornherein vermieden werden :D )
 
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Als alter Aussprachefanatiker fällt mir neuerdings unangenehm auf, dass in der Aussprache der Tage zunehmend gelottert wird. Die Endung -tag wird wechselnd "tahk" und "tach" gesprochen. Vom gleichen Moderator, innerhalb eines Satzes, ohne klare Linie ("Ferientach", "Urlaubstag", "Freitach").

Dabei will ich nicht einen einzelnen Moderator dissen, allerdings ist es mir heute ganz deutlich bei hr3, das ich reisebedingt hören durfte, aufgefallen. Gleich drei Moderatoren im Studio tach-en da, dass es mir die nicht mehr vorhandenen Nackenhaare sträubt.

Achtet beim hr da niemand mehr drauf, ist das überhaupt noch Lotterei oder passt man sich der Sprache des Volkes an, um Akzeptanz im Sinne von "die sind wie wir" zu erreichen?
 
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@Hefeteich

Du hast doch angefangen!

Wer statt Hefeteig Hefeteich sagt, den machen wir zu Teig und werfen ihn in den Teich!
 
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Nur kurz zum Nick: In Telgte (gesprochen: "Täächte", das "l" darf man höchstens noch ahnen können ;)) sprach ein dort ansässiger Konditormeister, derweil ich dort wohnte, gelegentlich von einem "Teichthermometer". Ich habe damals recht lange dafür gebraucht, zu erkennen, daß er damit nicht die Wohlfühltemperatur seiner Frösche bestimmen wollte... ;)

Allerdings zählt das zum Lokalkolorit dort, hat nichts mit Radio zu tun ist daher weitgehend OT - die Anekdote konnte ich mir trotzdem nicht verkneifen ;)

LG

McCavity
 
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Vermutlich ist die häufige falsche Aussprache der ag, eig, eg-Endungen (ach, eich und ech) Folge einer fälschlichen Analogieannahme zur ig-Aussprache, wo ja das "g" eben nicht hart gesprochen wird.

Der König ist tot, es lebe der Könich!
 
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Mannis Fan schrieb:
Der König ist tot, es lebe der Könich!
König aber königlich (Könich aber köniklich)... Für viele gar nicht so einfach. Und so sagt dann auch so macher "Meine Wellensittige sind wech".

"Freitach" wird oft gesagt. Den Ursprung hierfür kenne ich nicht. Gewöhnungsbedürftig finde ich aber, wenn Heike Knispel (WDR 2) ihre Hörer immer mit einem schnoddrig wirkenden "Tach" begrüßt. Sie hat aber auch schon vor 20 Jahren "Tach" gesagt.
 
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Der Könick beschenkte sie nicht wenick, bis sie ihm völlick hörick war. Ach ja: das Kilo Fleisch kostet heute nur acht Euro neunundneunzick.

Und Nummer-Eins-Sängerin Andrea Berg sang jüngst:
 

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Und die Regionalbahn einundzwanzick, planmäßige Abfahrt fünfzehn Uhr siebenundvirrzick, fährt heute ca. dreißick Minuten später.

Während es sich nie lohnte, die Fehlsprachler der Bahn zu kritisieren - dort wird Undeutsch traditionell gepflegt -, macht sich dieser Jargon auch im Radio zunehmend breit. Die Vergewaltigung des -ig scheint mittlerweile als äußerst schick und intelligent zu gelten, da erscheinen umgangssprachliche Tache oder Teiche fast noch harmlos.

Wie heißt es so schön: "Wenn du wie ein Bahnhofsansager klingst, sprichst du -ig mit großer Wahrscheinlichkeit falsch aus."
 
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Und die Regionalbahn einundzwanzick, planmäßige Abfahrt fünfzehn Uhr siebenundvirrzick, fährt heute ca. dreißick Minuten später.

Na ja. Die Bahn ist kein Radiosender. Da würde ich nicht solche Maßstäbe anlegen. Im Gegenteil: Micht freut es auch, den Bahnhof nicht nur am Ortsschild auf dem Bahnsteig, sondern auch am Akzent in der Ansage zu erkennen. Ich finde das charmant.

Und selbst beim Radio denke ich: Ein bisschen regionaler Anklang darf schon sein. Wozu sonst die vielen Landes-, Regional-, und Lokalsender? Wenn das Radio und seine Moderatoren für den Hörer gute Freunde sein sollen, warum dann nicht auch mit regional gefärbter Umgangssprache? Muss ja nicht gleich der Extrem-Dialekt sein, denn man schon 50 Kilometer weiter nicht mehr versteht (wobei vielleicht auch das Hinhhörer und Marke sein könnten?).

Mich stört es jedenfalls nicht, wenn es im NDR "moagen an der Noadsee" regnet oder im BR "gewittrick" wird.
Irritierend finde ich es aber, wenn plötzlich auch im SWR ein "Fluchzeuch" notlanden muss, und man sich den ganzen "Nachmittach" "iagendein" Lied wünschen darf....
 
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Ich unterstütze den Unterstützer in seiner Aussage! :D
Ein bisschen lokaler Akzent, grade bei Lokalstationen macht durchaus Sinn. Es sollte aber auch Moderatoren und (vor allem) News-Anchor zugegen sein, die glasklares Hochdeutsch sprechen können. Ich denke, bei Sendern wie ABY wäre es ein Frefel, wenn Moderatoren da nicht zumindest ein bisschen den Akzent durchschimmern lassen würden.

Zu Aussprache und Sprachlottereien:
Schlimm finde ich, wenn Moderatoren der englischen Aussprache nicht mächtig sind. Die spielen Täik Sätt, Bwuiän Ädämms, Wobbie Williams, Sannwueis Äwennju, etc ....
 
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Im Süden des Landes sagt man in der Tat oft -ick bei ig-Endungen. Das kann man dann "Dialekt" oder "Lokaler" Akzent" nennen. Viele im Norden sagen aber -ick, weil sie glauben, -ich als Endung sei falsch ausgesprochen. Sie bemühen sich dann extra mit einem -ick an den Endungen, weil glauben, dies sei hochdeutsch.

Eine andere Sache, die mir bei den Sprechern im Radio viel mehr auf die Nerven geht: Das falsche Aussprechen langer Vokale, besonders e und o. "Lährer" hört sich wirklich grausam an. Und auch das Wort "Forum" tut weh, wenn man das o wie beim englischen "talk" ausspricht.
 
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Ja - da wird das englische "r" aber nicht so ausgesprochen, wie es soll (das kann man schlecht in Wort fassen) sondern als "w" gesprochen. Genauso wie das "th" im Englischen, das "tieh-äitsch" einfach als "s" gesprochen wird.
 
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Ähnlich verhält es sich auch mit der Sängerin Adele. Da kommen manchmal auch die besten Sachen bei raus. Äddhiel oder auch Eddeihl wären jetzt nur zwei Beispiele.
Oder eine Moderatorin von Hit-Radio Antenne machte aus Lisa Stansfield auch schonmal Laisa Stansfield.
 
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Da kommt mir eine Lehrerin in den Sinn, die versuchte, den Unterschied von these und those zu erklären und dabei selbst der korrekten Aussprache nicht so wirklich mächtig war.

this, that - these, those im Englischen
Singular this/that
Plural these/those
etwas ist näher dran - etwas ist weiter weg (zeitlich und örtlich)

Das klang dann so: "Aus siese wird sose"! Wobei ein Fernsehkoch im WDR auch stets 'Sose' sagt, wenn er 'Soße' meint.

Sprache kann so erheiternd sein.
 
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Ja - da wird das englische "r" aber nicht so ausgesprochen, wie es soll (das kann man schlecht in Wort fassen)

Bemüh Dich nicht, es ist schon klar geworden :)
Ich meinte eher: Es paßt schon. Schlechte Aussprache zu schlechter Musik. :)
Take that sollte immer als Täik Sätt angekündigt werden. So nennt die Zielgruppe ihre Helden ja auch (geht schon wegen Zahnspange nicht anders ;)) :)
 
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