AW: Bayern3 wieder auf absteigendem Ast
heute ist KARFREITAG. Nach Ostern bekommste wieder den gewohnten Mist.
Da bin ich aber gespannt. Denn ich finde, ABY tut alles, um sich mit niveaulosem Krimskrams überwasser zu halten.
Ich vergleiche den Dudelfunk gerne mit Aldi, Lidl oder einem anderen Discounter: Er ist billig, bietet das an, was die Leute "gern" hören, und rauscht ein Gewinnspiel nach dem andern, nur um den Leuten glaubend zu machen: Ja, wir sind für euch da.
Da gibt es aber den anderen, den "edlen" Funk a la Wertheim, KaDeWe oder Alsterhaus: Der ist unangenehm, weil manchmal ein bisschen gegen den Strich und leicht exklusiv. Also kein Massenprodukt. Und diese Sender sind es, die wie der Goldklumpen im Bach gefunden werden muss.
Leider gibt es in der heutigen Zeit kaum noch richtige Pioniere. Pioniere, die dem Radio wieder die Seele zurückgeben, die man ihm im Zuge der Formatierung aus dem Leib gerissen hat. Ich denke da an den Beginn der 50er-, 60er-Jahre. Ganz Deutschland hat Radio gehört, naja, fast ganz Deutschland. Da gab es super Moderatoren wie ein H.J. Kulenkampff oder auch die Radio Bremen Stars. Bei uns im Süden war es Emil Vierlinger und andere Größen, vor denen auch Politiker Respekt hatten, wenn sie gefragt worden sind. Durch die Kombination des Werbefunks, der Privatwirtschaft und des hinzukommenden Fernsehens musste sich auch der Rundfunk umstellen. Radio hören war nicht mehr primär Entertainment wie noch zur Zeit der Aufbaujahre, Radio hören wurde zum Massenprodukt, zum Schlagerprodukt.
Man muss betonen, dass es in den 70er-Jahren einigermaßen noch ging, weil es in Westdeutschland noch keinen Privatfunk gab.
Dieser kam dann mit Macht in den 80er-Jahren. Zunächst liefen diese Stationen, die von einer neuen Sorte von Pionieren gemacht worden waren, exzellent. Die Pioniere wie Frank Elstner, oder Thomas Gottschalk, die im öffentlichen Rundfunk ihr Handwerk gelehrt bekommen haben, sind nur zwei Beispiele. Nach der deutschen Wiedervereinigung wuchsen auch die Märkte nach Osten. Private Stationen wie Antenne Sachsen, Landeswelle Thüringen und andere wurden kurz nach der Wende von westdeutschen Firmen aufgebaut und auch finanziell unterstützt. Damit fing schon der ganze Mist an: Die Angleichung der Radiosender auf ein Standard.
Gerade der war es auch, der die oben genannten Goldklumpen im Keim ersticken liess, weil es schlicht kein Gold mehr gab, das es zu verteilen galt.
Die letzten Frequenzen auf dem Gebiet der ehem. DDR waren verteilt, die westdeutschen Eigentümer nun zufrieden. Dachte man. Bis dann die 2000er kamen mit "New Economy" und hunderten von medialen Schwachsinnsideen. Nicht nur im Osten, auch im Westen. Da wurden Sender aufgekauft, sie mit anderen verbrüdert, große Sendefamilien entstanden und das unter dem Deckmantel des Marktes. Dass aber das Angebot schon zuviel war und gelegentlich zum Ausufern drohte, das checkte damals niemand.
Seit 20 Jahren verfolge ich nun die Radiolandschaft weltweit. Zuerst habe ich gedacht, dass das Radio und seine Mechanismen gut für Unterhaltung seien.
Jetzt langsam begreife ich, dass das Schatzsuchen nach guten Sendern in Deutschland hoffnungslos ist. Über 90% der Privatrechtlichen Frequenzen werden von Regiocast und der Digital 5 Group (FFH, Antenne Bayern, ffn, Hitradio Antenne Group Hannover/Leipzig/Halle und Radio HH) gehalten. Mit kartellrechtlichen Konsequenzen droht da niemand, weil jeder, der sich mit Medien anlegen will, eins aufs Auge bekommt.
Was ich nicht verstehe, ist, warum die Landesmedienzentralen nicht öfters bunter die Programme, die Frequenzen und ihre Mechanismen verteilen. Wäre doch schön, in Bayern mal Ethno-Pop aus Westafrika zu hören als zum 300. Mal Kate Perry und andere Computermusik.
Aber offenbar schaffen es nicht mal mehr diese LMZ, sich gegen diese Übermacht dieser Sender zu beugen.
Aus diesem Grunde sehe ich für die Zukunft des Privatfunks schwarz. Auch Antenne BY wird wahnsinnig an Hörern verlieren, wenn die Hörer an Mechanismen hinter den Kulissen kämen. Aber: Sie kommen nicht dahinter, weil die Sender durch Aktionen ihre eigenen Fehler innerhalb ihres Konsortiums wegwischen, sich durch "Antenne Bayern Beach Party" rein waschen wollen.
Und was ist mit den Öffentlichen Sendern?
Auch sie mischen kräftig mit in diesem Strudel. Bayern 3, und das ist das Thema dieses Fadens, war Ende 2007 bis Anfang 2008 daran, sich aus dem Strudel des Einheitsgedudels zu befreien. Mit Neuzugängen konnte etwas mehr Wortanteil geschaffen werden. Leider knickte der Bayerische Rundfunk zu früh ein, um das ganze konzeptionell zu vollenden.
Ähnlich Bayern 1.
Einzig Bayern 2 und Bayern 4 Klassik und auch B5 Aktuell bestechen durch eine klare Linienführung, durch kritische Wortbeiträge, durch angenehme Musik und gut ausgebildete Moderatorenteams.
Leider konnte man feststellen, dass sich der Bayerische Rundfunk mit Programmumstellungen oder Neukonzeptionierungen von Programmen sehr schwer tut. Dies zeigen auch schon die Reaktionen des Intendanten und der übrigen Programmverantwortlichen bei der letzten Sendung von BR unterwegs aus Hersbruck im Landkreis Nürnberger Land.
Diese Arroganz dieser Herrn und Damen erinnert mich etwa an Manager, die von der Materie, die sie zu vertreten haben, überhaupt keine Ahnung haben, sondern lediglich rumwursteln. Was herauskommt, wenn man nur herumwurstelt, das beweisen die Beispiele der HRE und Lehman Brothers.
Aus dem oben gesagten kann ich deutlich sagen: Ja, Bayern 3 befindet sich inhaltlich, technisch, personell, leider wieder auf einem absteigenden Ast. Nicht aber zulasten der konkurrierenden Antenne, sondern eher zugunsten von anderen Massenmedien wie den Musikplattformen youtube.de oder den mp3-tools. Wenn sich nicht schleunigst etwas dreht, verpassen die Herrn und Damen bei Bayern 3 den Anschluss und man wird lange brauchen, ihn wieder einzuholen.
In diesem Sinne frohe Ostern aus dem Bayerischen Wald.