Stellt euch mal vor ihr hättet ein Einrichtungshaus oder eine Gärtnerei - in welchem Radioprogramm wolltet ihr werben? Als Zielgruppe schweben euch alle Bürger zwischen 20 und 70 Jahren vor, über den Dudelfunk erreicht ihr aber nur noch jüngere Semester, die allenfalls noch morgens zwischen Tür und Angel mit halbem Ohr dabei sind, im Auto quasi nur noch auf Kurzstreckenfahrten ein Viertelstündchen reinhören, ansonsten aber fast ausschließlich den Verkehrsfunk in Anspruch nehmen, während das unerträgliche Radioprogramm stumm geschaltet bleibt. Die Chance, dass euer Spot von der angestrebten Zielgruppe gehört wird ist also sehr gering. Außerdem weiß jeder Werbetreibende genau wie unbeliebt dieses auf Einheitslook getrimmte Hitgedröhne in der Bevölkerung tatsächlich ist - man muss ja nur die Kinder, die Nachbarn die Kollegen, die Putzfrau oder die Kundschaft fragen - und schon weiß man, dass die aberwitzigen MA-Zahlendrehereien in Wahrheit reine PR-Tricks sind, die von den Media-Agenturen nur durchgewunken werden, weil das Printanzeigengeschäft den größten Batzen ihres Gesamtauftragsvolumens ausmacht.
Der Mittelstand pfeift doch aufs Dudelradio und nimmt es nur noch mit, wenn Gesamtpakete billigst verhökert werden. Eine Kombilösung aus SWR1, SWR3 und SWR4 (!) wäre aus Sicht des Mittelstands die beste Werbeplattform, um ein möglichst breites Kundenspektrum anzusprechen, von dem ein Teil noch länger, ein anderer Teil nur wenig und ein dritter kaum noch Radio hört. Aber das Werbekontingent der SWR-Wellen ist nun mal begrenzt, da hilft nicht mal dass die MA-Clique künstlich altgerechneten Sendern wie SWR1 und SWR4 systematisch die Tarife verdirbt. Die ganz jungen Wellen, lange Zeit das Lieblingsprojekt unserer Verleger, verlieren von Jahr zu Jahr mehr Hörer, müssen zusehen wie ihre Marktanteile zerbröseln und werden werbetechnisch zwischen den Mühlsteinen der digitalen Welt zerrieben - ein Schicksal, das auch immer mehr AC-Einheitsdudler ereilt, die nach wie vor meinen, es könne einen "gesamtgesellschaftlichen Musikkompromiss" für die Masse der 14-49-Jährigen geben, der noch dazu jeglicher Repräsentativität entbehrt.
Dass dieser hochgradig uninterressante, unattraktive und absolut substanzlose Dudelfunk nicht schon viel früher vor die Hunde ging liegt nur an den fehlenden Alternativangeboten und der in den meisten Regionen Deutschlands lange Zeit durchaus brauchbaren öffentlich-rechtlichen Kontrastformatierung für Hörer über 25. Jetzt, wo auch der ARD-Hörfunk zwangsprivatisiert wird und bis auf AC-Hitpromotion und Berater-Oldieplaylist nix mehr läuft, verliert das Musikradio zunehmend seine Existenzgrundlage. Die Leute lassen sich doch nicht verarschen und sind erst mal die Hörer weg, sind auch die Werbetreibenden über alle Berge.
Tja und die großen Marken, die haben heute ganz andere Werbemöglichkeiten. Die richten sich nach der Trefferquote ("Target Auditions") und spielen die klassischen Medien gegeneinander aus. Im Internet kann ich die Zielgruppe recht genau umreißen und Werbespots am Textrand oder in der Randleiste kann der potentielle Kunde nicht mal wegklicken.