AW: DAB vor dem Aus
...
oder auch nicht.
Die Zitate aus dem Bericht vom Medientreffpunkt Mitteldeutschland könnten durchaus komödiantisch sein, wenn es nicht so todtraurig wäre.
Zugleich sprachen sie sich für staatliche Eingriffe zur Unterstützung der Versorgung der Bevölkerung mit digitalen Endgeräten aus.
Heißt "staatliche Eingriffe" vielleicht, UKW-Zwangsabschaltung zwecks Durchsetzung von DAB? Oder Zwangsausstattung aller Haushalte mit
kaugummifarbenen Seifendosen? Klar, solche Geräte sind eine gefährliche Konkurrenz zu den klanglich grausamen und haptisch minderwertigen
UKW-Empfängern aus der Steinkohlezeit.
Dass der Weg zum Veranstaltungsort durch die Studios einer Krankenhaus-Fernsehserie führte, war recht bezeichnend: DAB in Deutschland ist seit mehr als zehn Jahren ein Dauerpatient.
...und ich dachte, dafür wäre die Pathologie zuständig. ITS kümmert sich um sowas eigentlich nicht mehr. Und je länger das Drama noch geht, umso mehr könnte es ein Fall für die rechtsmedizinische Abteilung werden.
Für Erwin Linnenbach, Sprecher der REGIOCAST GmbH Co. KG, ist das Monopol der Media Broadcast wesentliches Hindernis für die Durchsetzung eines bundesweiten digitalen Radios. Was Media Broadcast verlange, ermögliche kein vernünftiges Geschäftsmodell.
Nun, das ist doch aber nichts, was nur für DAB gelten würde. Für die nicht ganz legale UKW-Versorgung eines halben Landkreises nebst Kreisstadt mit einem via Satellit zugeführtem Rundfunkprogramm inklusive aller RDS-Features und in einer Qualität, die hörbar sauberer war als manche Ausdünstung der Media-Dingsda, mußte ein guter Bekannter ("die geile Sau vom Senderbau") weniger als 100 Euro (so gut wie ausschließlich Stromkosten) im Monat berappen. Ein Äquivalent bei der Media Broadcast kostet ein vielfaches.
Tatsächlich bemängelte Montague mit Blick auf Lobby-Arbeit, dass es vielen um Bestandsschutz gehe, was die Entwicklung behindere. Auch Linnenbach machte "zu viele Bewahrer" aus, im privaten wie im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Vor allem letzterer habe Angst vor Wettbewerb.
Das glaubt Linnenbach doch wohl hoffentlich selber nicht! Wenn die Privaten jammern und am liebsten DAB aus GEZ finanzieren lassen wollen, dann haben sie aufs falsche Geschäftsfeld gesetzt. Vielleicht wäre Autoverwertung oder Waffenschmuggel lukrativer als Hörfunk?
Montague schlug vor, die digitalen Kapazitäten in Deutschland neu zu verteilen, wobei der öffentlich-rechtliche Rundfunk Plätze abgeben solle. Eine Neuordnung der Radiolandschaft könne in fünf bis sechs Jahren für DAB zum Erfolg führen.
Das ist doch gar nicht so übel. Die Privaten auf DAB, empfangbar mit kaugummifarbenen Seifendosen. Die öffentlich-rechtlichen auf UKW... bitte dann auch die Kette von Antenne Thüringen wieder rückführen zu ihrer ursprünglichen Bestimmung und Sputnik drauf. Da hätte vermutlich nichtmal Markuse was dagegen.
Im ernst: die ham doch ne Meise. DAB wird gerade mal wieder mißbraucht, um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk aus dem Äther zu drängen. Wo soll er denn hin? Im Netz hat man ihm ja Privatfunk-lobbymäßig auch die Türen zugemacht.
Linnenbach sagte: "Wir sehen keine andere Möglichkeit als einen Markteingriff" - ausnahmsweise, weil die Struktur nicht stimme. Auch Montague sagte: Die Einführung von DAB könne in Deutschland der Markt allein nicht richten.
Also doch: Zwangsregulierung. Weil etwas nicht so läuft, wie es die, die mit Rundfunk gerne Gewinn machen möchten, am liebsten hätten. Ich schrieb schon vor Jahren: was sich nicht durchsetzt, wird durchgesetzt.
Und für Sommer schafft ein Datum, das immer wieder verschoben werde, kein Vertrauen. Wenn, dann müsse es verbunden sein mit einer klaren und gemeinsamen Strategie. Vor allem aber müsse das Interesse an der Digitalisierung geweckt werden, um für das Radio die Übertragungswege zu sichern. Die Bevölkerung wie die Politik würden die Notwendigkeit für DAB nicht sehen, sagte Sommer: "Radio ist wie warmes Wasser, es fällt erst auf, wenn es weg ist".
Tja... wie könnte man es schaffen, eine zur Nebensache verkommene Belanglosigkeit, die immer weiter ausdünnt (Herr Sommer, bei Ihnen ists auch extrem dünn ohne das alte hr1, die Spezialsendungen auf hr3 und hr XXL) schmackhaft zu machen? Geld bei den Leuten locker zu machen für etwas, das auf UKW schon wesentlich bessere Zeiten erlebt hat und sich selbst zunehmend abwickelt?
Nee Herr Sommer, die, die das Fehlen des Radios gemerkt hätten, haben Sie schon vertrieben. Denen fehlt das Radio bereits seit 2004. Auf allen Wegen.
Ach so, das war ja auch noch:
In Sachsen wurde die landesweite Ausschreibung einer DAB Mux am 12. März beendet. In Thüringen lief die Bewerbungsfrist am 12. April aus. Für Sachsen-Anhalt reicht die Frist bis 5. Mai. Allerdings sind für Sachsen und Thüringen keine Bewerbungen von Hörfunkveranstaltern eingegangen. In beiden Ländern gab es nur einen Bewerber. Media Broadcast hat sich um den Betrieb einer Datendienstplattform beworben.
Lieber Zahlenkolonnen als Privater Rundfunk aus Mitteldeutschland. Sehe ich ganz genauso.