AW: Fragen zu Zenon Media
Na dann lass uns mal bissl blöd rumspinnen. Könnte ein witziger Thread werden, der mit dem Titel nichts mehr zu tun hat.
Also, das sind rein hypothetische Geschichten, die ich jetzt hier aufschreibe. Ich habe niemals diese Geräte in der Hand gehabt geschweige denn besessen. Sie können durchaus miteinander Probleme bereiten oder bereits für sich alleine nicht "das Gelbe vom Ei" in der jeweiligen Preisklasse sein. Alles, was mir zur Verfügung steht, ist mein Bio-Speicher, in dem abgelegt ist, was andere Leute so sagen oder schreiben und eine gewisse Erwartungshaltung in bestimmten Preisklassen oder beim Anblick von Verarbeitung eines Produktes etc. Sowas kann derbe ins Auge gehen. Ein Beispiel: 1991 brachte Sony 2 DAT-Recorder mit "optimiertem Laufwerk" auf den Markt:
DTC-57ES und
DTC-670. Beide Geräte beeindruckten durch hochwertige Analogabteilungen, machten perfekte Aufnahmen und waren auf den ersten Blick robust verarbeitet. Sie räumten so ziemlich alle Preise in den einschlägigen Freakmagazinen ab. Dumm bloß: die Laufwerke hatten Konstruktionsfehler, die sich im Betrieb durch häufige Defekte, teils mit Verlust des Bandes, äußerten. So etwas fand sich in keinem Test - die Geräte fanden sich aber immer häufiger im Service. Als "Theoretiker", der ohne Praxiserfahrung auf dem Reißbrett ein Studio zusammenstellt, läuft man Gefahr, genau solche Dinge einfach nicht zu wissen und somit nicht berücksichtigen zu können.
Trotzdem stelle ich mir jetzt einmal die Aufgabe, aus einem vorhandenen Budget ein Hobby-Radiostudio zu basteln. Mal sehen, was da am Ende für eine Summe herauskommt...
Ziel ist, eine bei noch erträglichem Preis möglichst hochwertige Audioqualität, verbunden mit Freude bei der Bedienung und halbwegs professionellen Features zu erhalten.
Mikrofon: ich sehe nicht ein, warum ich 160 Euro in ein t.bone
SC1100 oder 300 Euro in ein
SCT2000 investieren soll, wenn es "nur" um ein Moderationsmikrofon geht. Beide Mikrofone sind in ihrer Richtcharakteristik umschaltbar und werden vermutlich sowieso stets als Niere betrieben. Dann reicht auch ein Nieren-Mikrofon, und da greife ich mir eins, das laut Datenblatt recht rauscharm sein soll: das
Studio Projects B1. Kostet bei Thomann 111 Euro inkl. nicht so doll aussehender Halterung und Windschutz. Dazu noch einen
Mikrofonarm (ob der dieses Mikrofon trägt, entzieht sich freilich meiner Kenntnis) - fertig. 49 Euro, die man durch Eigenbau (wenn es nicht wie in modernen Radiostudios aussehen muß) sicher verringern könnte.
CD-Player: das wird schwierig. Es gibt kaum noch professionelle Modelle, die halbwegs bezahlbar sind. Der schöne Marantz
PMD340 wird leider nicht mehr hergestellt. Er wäre der ideale Partner gewesen. Bleibt der Denon
DN-C 635, mit 570 Euro aufwärts nicht unbedingt preiswert für ein Gerät mit zwar professionellen Features, aber z.B. Gummitasten. Das geht auch billiger, vor allem, wenn man die CD-Player nur sporadisch benutzt. Falls man sowieso fast alles aus dem Rechner fährt, sind CD-Player zum Backup degradiert. Warum dann viel Geld ausgeben? Ich greife mir, ohne ihn zu kennen, mal den Numark
MP102. Der hat sogar symmetrische Ausgänge, falls man ihn an ein Profi-Pult anschließen will. Und MP3-CDs spielt er auch. Was er nicht hat, ist ein Fernstartanschluß. Da ist Basteln angesagt, das sollte jemandem, der des Lötens mächtig ist, vermutlich aber keine Probleme bereiten, auch dann nicht, wenn Play und Pause auf einer Taste liegen. 2 von den Dingern - sind nochmal 500 Euro.
Alternativ ein Numark
CD-N22 mit nachgerüstetem Faderstart. 2 Player zum Preis von 222 Euro. Weniger geht wohl kaum.
PC-Ausspieler: Da gehört eine
Terratec Phase28 in den PC. Die bringt 4 Stereo-Ausspieler für alle Lebenslagen mit - symmetrisch ist Ehrensache und Brummschleifen treten gar nicht erst auf. Kosten: 119 Euro. Die Software (MAirlist) gibt es gratis. Zusätzlich muß noch eine Faderstartanbindung gebastelt werden und eine schöne Kassentastatur von eBay komplettiert den Ausspieler. Sind geschätzt noch einmal 100 Euro.
MD und DAT sind vorhanden, das lassen wir auch gleich so. Was für Geräte sind es denn?
Plattenspieler: wenn es denn sein muß, könnte man ja auch Plattenspieler ins Studio stellen. Ich würde mir, wenn ich etwas für mich bauen könnte, derzeit den
Reloop RP-4000 ansehen. Der hat sogar 78 UpM, Rückwärtslauf und den Fernstartanschluß gleich eingebaut. Kostet 229 Euro.
Mischpult: es gab letztens mal das Revox
MB16 für 1500 Euro bei eBay. Das ist in meinen Augen ein guter Preis, wenn es sich dabei um ein gepflegtes Pult aus dem Reservestudio handelt. Ich lege mal noch 500 Euro drauf und bin bei 2000 Euro für ein gutes gebrauchtes Pult dieser Liga. Mit etwas Geduld kann man so etwas bei eBay bekommen. Das einzige, was mir als Neuware in dieser Preisklasse einfällt, wäre das Airmate, und das ist dann schon wieder recht fummelig.
Wo sind wir bis jetzt: 2000 (Pult) + 229 (Plattenspieler) + 119 (PC-Karte) + 100 (PC-Tastatur) + 500 (2 CD-Player) + 50 (Mikrofonstativ) + 111 (Mikrofon). Sind 3109 Euro.
Schnell mal bei K+M einen
PC zusammengeklickt, der fürs Studio sicher geeignet wäre:
Miditower Silentmaxx ST-11
Netzteil 330W Seasonic S12-330
Board ASRock AM2NF3-VSTA nForce3 250
CPU AMD Athlon64 X2 3800+ EE Windsor 2x2.0GHz
Lüfter Thermaltake TMG A3
RAM 512MB G.SKILL PC2-800 CL5 2 Stück
Grafikkarte Connect3D (Retail) Radeon 9250SE 128MB DVI/TV-Out
HDD Samsung 200GB SP2004C 7200U/m 8MB SATA
DVD NEC (Bulk) Optiarc AD-7173A hellgrau
Floppy NEC 3.5"
Tastatur Trust Keyboard KB-1120 DE schwarz
Maus Logitech OEM S96 Optical Mouse PS/2
OS MS Windows XP Professional Deutsch OEM
Monitor 17" BenQ FP73G 1280x1024 ana/dig
Sind 932 Euro - ein guter Arbeitsplatz-PC kostet immer etwa 2000 Mark. Das war schon 1994 so.
Dieser hier bietet darüber hinaus anerkannt gutes (wenngleich optisch nicht besonders ansprechendes) gedämmtes Gehäuse, ein sehr effizientes und leises Netzteil, das himmelweit von den 20-Euro-Knallerballer-Modellen entfernt ist, einen den vollen Speichertakt von 800 MHz nutzenden energiesparenden Prozessor (65 Watt, die 35er findet man leider kaum im Handel), ein passiv gekühltes Mainboard mit zwar hoffnungslos veraltetem Chipsatz, dafür aber mit vielen PCI-Slots (mit PCI-Express weiß ich nach wie vor nichts anzufangen), eine passiv gekühlte, energiesparende Grafikkarte und einen 17"-TFT mit digitaler Anbindung. Das ist schon was - und das legale Betriebssystem ist im Preis inbegriffen.
Also nochmal 1000 Euro drauf - wir sind bei 4100 Euro.
Falls im Mischpult keine brauchbare
Pegelanzeige drin sein sollte, wird noch einmal Geld fällig.
Hier wären gleich 2 sehr gute NTPs für 400 Euro. Entweder beide einbauen, einen vor, einen nach den Sendebegrenzer schalten, oder einen wieder verkaufen. Die Teile wollen aber mit Gleichspannung versorgt werden, da wird also ein Netzteil fällig, wenn man im Pult nicht die benötigte Spannung abgreifen kann. Ich nehme mal einen für 200 Euro und gebe 100 Euro für eine Netzversorgung dazu. Sind 300 Euro und insgesamt 4400 Euro.
Nun brauchen wir noch Kopfhörer und "Studiomonitore".
Kopfhörer sind Geschmackssache. Ich stehe auf den alten AKG
K280, andere bevorzugen Sennheiser oder Beyer. Mehr als 140 Euro muß man nicht ausgeben, um einen
unverwüstlichen Studiokopfhörer mit sehr guter Ersatzteil-Politik zu erhalten. Wir sind bei 4540 Euro.
Nun noch
Abhörboxen. Klein+Hummel oder Geithain fallen aus - zu teuer. Ich würde zu einem Paar brauchbarer Kompaktboxen greifen, wissend, daß das keine Nahfeldmonitore sind. Aber wir sprechen hier ja von einem Spielplatz für zu Hause. Die Heco Vitas 300 waren für 160 Euro/Paar bereits
exzellent, inzwischen sind sie für
100 Euro pro Paar zu haben. Die beschallen mein Schlafzimmer.
Wir sind bei 4640 Euro.
Ein
Verstärker für die Boxen muß her. Dieser
Pioneer sollte für maximal 100 Euro weggehen, bietet Leistung satt, nervt nicht mit Fernbedienung und Standby und klingt gut. Schwachstellen: Wackelkontakte im Eingangs- und Aufnahmewahlschalter sowie kratzendes Lautstärkepoti. Man muß halt vorher fragen.
Wir sind bei 4740 Euro.
Falls das Pult keinen eingebauten
Telefonhybrid hat, muß was externes her. Da fällt mir spontan der kleine
D&R ein, mit etwas Geduld und Glück findet man auch bei eBay fürs gleiche Geld etwas besseres.
Wir sind bei 5020 Euro.
Das Mikrofon sollte eine
Dynamikbearbeitung bekommen, schon um Anfängerfehler (nicht böse gemeint!) abzufangen. Das geht irgendwo in
dieser Preisklasse los und ist nach oben quasi unlimitiert. Wichtig ist, daß das Mischpult das Einschleifen des Kompressors unterstützt.
Wir sind bei 5120 Euro.
Gastmikrofon? Gerne, der Kompressor erlaubt, eine zweite Signalquelle zu barbeiten. Dazu noch ein einfaches
Kleinmembranmikrofon und ein Stativ.
Wir sind bei 5220 Euro.
Was fehlt noch? Mischpult ist da, Mikrofone, Dynamikbearbeitung für selbige, Zuspieler, sogar ein moderner, vollwertiger PC mit Betriebssystem und studiofähiger Soundkarte. Damit kann man schon Radio machen. Wir haben zusätzlich noch 2 einzelne CD-Player und einen Plattenspieler.
Da fehlt noch was! Der Plattenspieler braucht einen
Entzerrer-Verstärker, falls das Mischpult keinen hat. Zur Not reicht
der hier sicherlich erstmal.
Wir sind bei 5260 Euro.
So, was noch? Klar,
on-air-Lampe und so! Da bastelt man etwas oder nimmt eine Signalsäule. Conrad bietet eine komplette
dreifarbige Säule an - das reicht für Mikrofon auf (rot), Telefon klingelt (grün) und wasweißich (Wohnungstür-Klingel, ...). Der Spaß kostet aber 112 Euro. Dazu kommt die Anschaltung des ganzen, für die ich nochmal 100 Euro für Fummelkram und Adapter kalkuliere. Wir sind bei 5470 Euro.
Die 6000 Euro sind fast aufgebraucht. Wenn der PC nicht in der Kalkulation wäre, hätten wir noch gut Geld übrig (1500 Euro). Die sind gut angelegt in Studiotisch, Geräte-Möbel, dicken Stoff und Teppich zur einigermaßen akustischen Herrichtung des Raumes. Nicht ins Budget passt eine "Soundaufbereitung", die einigermaßen den Wummersound heutiger Popwellen zustandebringt. Da ist mindestens ein Behringer
Combinator fällig, den gibt es ab und an für etwa 800 Euro.
Das Pult ist mit 2000 Euro kalkuliert. Viel mehr ist nicht drin. Neu gibt es dafür ein D&R Airmate, mehr nicht. Gebraucht mit Geduld, Sachverstand und Glück vielleicht ein wirkliches Schätzchen. Nicht eingerechnet sind die unzähligen Wochenenden, die man in und unter dem Studio verbringen wird, bis es halbwegs läuft. Modelleisenbahnen dürften ähnlich Zeit- und kostenintensiv sein. Und man sollte sich nicht mehr wundern, warum ein halbwegs brauchbares Studio so teuer ist.
Und den Abend habe ich mir rein zeitlich zwar ruiniert, aber es war auch für mich mal interessant, so eine Kalkulation zu machen. Sonst hätte ich es wohl auch nicht getan.
Hier noch einige
Anregungen, gerade gefunden. Ich hoffe nur, er wirft den
Sender nicht an.