Kai Gniffke und die Reformen im öffentlich-rechtlichen Hörfunk

Wenn man die Botschaft nicht gerne hört, prügelt man den Überbringer der Botschaft. Ich bin bei @wolfgangF, der in #1.284 daran erinnert, dass ein guter und konstruktiver Diskurs nicht damit beginnen kann, den Absender eines unwillkommenen Debattenbeitrages verächtlich zu machen. Ich bin durchaus nicht mit jeder Feststellung des "Manifests" einverstanden, aber die Punkte, die dort (auch überspitzt) aufgegriffen werden, sind ja nicht aus der Luft gegriffen. Sich damit inhaltlich auseinanderzusetzen, wäre ein Anfang. Die Verfasser wegzubashen, in der Hoffnung, damit auch die inhaltlichen Punkte loszuwerden, ist eine ärmliche, leider aber auch eine beliebte und oft auch erfolgreiche Methode.
 
Ich bin bei @wolfgangF, der in #1.284 daran erinnert, dass ein guter und konstruktiver Diskurs nicht damit beginnen kann, den Absender eines unwillkommenen Debattenbeitrages verächtlich zu machen.
Den Vorzeigetoleranten fällt halt immer wieder ihre eigene Intoleranz auf die Füße. War jemand in der Vergangenheit bereits als "umstritten" gebrandmarkt, so braucht man seine Beteiligung an dem Manifest entweder nicht zu beachten oder nimmt sie als Beweis dafür her, das ganze Manifest sei Quatsch. War jemand unter den Mitwirkenden bislang noch nicht "umstritten", dann ist er es eben spätestens jetzt, und damit gilt genau das gleiche wie für die bereits etablierten Umstrittenen. Also vergessen wir das Manifest mal lieber ganz schnell wieder und bestärken die ARD-Anstalten darin, unbedingt genau so weiterzumachen, wie sie es seit Jahren tun.
 
weil jeder Beitragszahler eh ein Beitragskonto hat, könnte man auch all jene dann regelmäßig befragen (z. B. online), was sie sich vorstellen und das dann umsetzen. Würde auch zur Akzeptanz beitragen.
Die Idee finde ich sogar ganz gut. Allerdings birgt sie auch viele gefahren und bürokratische Hürden. So könnten zum Beispiel durch gezielten Populismus kritische Berichterstattung der ÖRR verhindert werden.

Den Vorschlag mit "auf Null setzen" sehe ich eher kritisch. Primär aus zwei Gründen:

1. Muss dann jede Sendung, jedes Format, jeder Journalist auf die Goldwaage gelegt werden. Das würde unglaublichen Druck auf die Journalisten erzeugen. Eventuell berichtet man dann wirklich nur noch, was in der Gesellschaft Konsens ist. Kritische Berichterstattung und "den Finger in die Wunde legen" wäre in meinen Augen dann nur noch sehr schwer möglich.
2. Braucht es ja auch eine gewisse Planbarkeit. Man Stelle sich vor alle 6 Monate würde darüber abgestimmt werden, welche Hörfunk- und Fernsehsender noch bestehen bleiben oder ihr Format ändern sollen. Auf so einer Grundlage kann man kein vernünftiges Programm machen.

Da würde ich lieber eine längst überfällige Reform des Rundfunkrates vorziehen, bei der Menschen z.B. durch Zufall ausgewählt würden, um Entscheidungen zu treffen. Das Lobbyverbände den Rundfunk kontrollieren betrachte ich nämlich ziemlich kritisch. Zumal das keinen Querschnitt der Gesellschaft darstellen kann, wenn dort nur alte weiße Menschen hingeschickt werden.
 
Ich bemängele auch schon lange, dass es gerade bei schwierigen Themen keinen vernünftigen Diskurs mehr gibt.

In einer Demokratie sind eben alle Meinungen, auch „falsche“ erlaubt und zu akzeptieren. Die Grenze setzt hier allein das Strafrecht. Allein, viele Politiker und Journalisten sehen das mittlerweile anders.
Wie soll man sich denn einen solchen "Diskurs" vorstellen?

Mal ein Beispiel: Denis Scheck "verreißt" in Druckfrisch das neue Fliege-Buch, das auf der Bestseller-Liste steht, und wirft es in die Tonne. Dann soll da ein Cut kommen und ein Fliege-Fan holt das Buch aus der Tonne und lobpreist es?

Genau derselbe Unsinn waren doch Forderungen, Drosten hätte zur besten Corona-Sendezeit ein Streitgespräch mit Bhakdi führen sollen müssen. Da das nicht stattfand wäre das ein Beweis für Zensur und Staatshörigkeit.

Ansonsten sei allen Diskursvermissern erinnert: Es gab noch nie im ÖRR ein Plenum für ALLE Meinungen. Tatsächlich bestehen heute auf YT & Co. viel größere Möglichkeiten, sich eine große Öffentlichkeit außerhalb des ÖRR zu verschaffen, was Guérot, Baab, van Rossum usw. auch nutzen, als ihr gutes Recht.
 
Die Idee finde ich sogar ganz gut. Allerdings birgt sie auch viele gefahren und bürokratische Hürden. So könnten zum Beispiel durch gezielten Populismus kritische Berichterstattung der ÖRR verhindert werden.

Den Vorschlag mit "auf Null setzen" sehe ich eher kritisch. Primär aus zwei Gründen:

1. Muss dann jede Sendung, jedes Format, jeder Journalist auf die Goldwaage gelegt werden. Das würde unglaublichen Druck auf die Journalisten erzeugen. Eventuell berichtet man dann wirklich nur noch, was in der Gesellschaft Konsens ist. Kritische Berichterstattung und "den Finger in die Wunde legen" wäre in meinen Augen dann nur noch sehr schwer möglich.
2. Braucht es ja auch eine gewisse Planbarkeit. Man Stelle sich vor alle 6 Monate würde darüber abgestimmt werden, welche Hörfunk- und Fernsehsender noch bestehen bleiben oder ihr Format ändern sollen. Auf so einer Grundlage kann man kein vernünftiges Programm machen.

Da würde ich lieber eine längst überfällige Reform des Rundfunkrates vorziehen, bei der Menschen z.B. durch Zufall ausgewählt würden, um Entscheidungen zu treffen. Das Lobbyverbände den Rundfunk kontrollieren betrachte ich nämlich ziemlich kritisch. Zumal das keinen Querschnitt der Gesellschaft darstellen kann, wenn dort nur alte weiße Menschen hingeschickt werden.

zu 1.) Das mit dem auf Null setzen meine ich nicht in Bezug auf die Journalisten, denn die sollten ja auch schon jetzt ohne Quote ihren Job gut machen. Das bliebe gleich. Außerdem wäre das nicht verknüpft. Wer journalistisch arbeitet, sollte per se nicht damit rechnen, Begeisterungsstürme auszulösen, schließlich legt der Journalismus den Finger in die Wunde - im besten Falle. Das ist dessen Aufgabe. Aber eine Gesellschaft hat ja einen Vorteil dadurch, Missstände zu erkennen und aufzulösen.

zu 2.) Natürlich Planbarkeit. So über 4 Jahre oder so. Aber wenn sich das Abbild der Gesellschaft nicht in dem Maße zeigt, wie es die Zeit nunmal vorgibt, dann nützt langes so bleiben wie es ist auch nichts.

Was die Räte anbelangt, bin ich bei dir. Ich habe oft den Eindruck, das ist ne geschlossene Gesellschaft. Klar kann man das im Stream anschauen und im Medienmagazin @radioeins wird das gut wiedergegeben, aber es ist innerhalb der Sender bzw. im Programm gar keine Plattform da, das auch mit der Öffentlichkeit zu besprechen: Die Gremien bleiben lieber unter sich und ich habe als Nutzer den Eindruck, die sind sich auch nicht einig, haben keine Ahnung und bla bla bla. Und die beschäftigen sich gerne mit sich selbst. Vor allem störe ich mich daran, dass junge Menschen 16 aufwärts darin gar nicht vorkommen. Das sind für mich alles eher ältere Semester und die sind ja anders geprägt und haben daher auch oft eine bestimmte Ansicht. Die Sichtweise jüngerer Menschen kommt da, denke ich kaum vor. Und das sieht man auch im Programm. Ich kenne auch recht viele Leute, die gar nicht fernsehen oder Radio hören. Aber nicht in böser Absicht oder aus Boykott, sondern sie machen es nicht, weil es nicht deren Alltag ist. Ebend. Die haben Spotify und so und das reicht denen. Das hat halt bei deinen keinen hohen Stellenwert. Aber den Beitrag müssen Sie im Zweifel trotzdem entrichten. Und das ist schade.

Die Anstalten wollen immer modern, schlank und effizient aussehen. Und das glauben die auch selber. Aber das ist nicht so. Beispiel. Herr Gniffke kündigt an, einen Sender (One oder ARD alpha oder tagesschau24) einstellen zu wollen. Und da brauchen die ewig für. Das meine ich. Wieso dauert so eine Entscheidung so lange? Antwort, weil keiner der Betreibersender etwas aufgeben möchte. Und das ist eine Art Denke, die grundlegend falsch ist. Es ist keine Hoheitssache, sondern man sollte den Endverbrauchern gerecht werden. Im Umkehrschluss würde das nämlich bedeuten, dass alles, was man je auf die Beine gestellt hat, eine Ewigkeitsgarantie verdient und niemals mehr was eingestellt wird. Also wenn schon Zeitgeist, dann auch immer. Nichts ist für die Ewigkeit und das sollten die Macher immer beherzigen.

Ich kannn z. B. an der DM hängen, aber inzwischen gibts Euro. Da nützt mir Nostalgie nichts, wenn es nicht mehr ist. Ist eben so.
 
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Was die Räte anbelangt, bin ich bei dir. Ich habe oft den Eindruck, das ist ne geschlossene Gesellschaft.
Kennst du irgendein Land auf der Welt, in der ein wie von dir skizziertes ÖRR-System betrieben wird? Würde mich wirklich interessieren, weil man davon dann gut lernen könnte und wir nicht immer nur im nationalen Saft schmoren würden.

PS: Hast du neulich Franziska Brandmann bei Illner gesehen? An sie musste ich denken, als du von den jungen Leuten sprachst, die in die Gremien gehören. Genau dieser Typus, sicher super-sympathisch, würde da dann einrücken und ändern würde sich: nicht sehr viel oder weniger.

Seien wir froh, dass jemand wie Alexander Prinz bei funk angedockt wurde, nach Jahren der Maloche auf YT. Solche "Typen" gebärt der ÖRR schon lange nicht mehr selber, da zählt eher das "von" im Namen oder Auslandssemester an Eliteunis.
 
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Die Sichtweise jüngerer Menschen kommt da, denke ich kaum vor. Und das sieht man auch im Programm. Ich kenne auch recht viele Leute, die gar nicht fernsehen oder Radio hören. Aber nicht in böser Absicht oder aus Boykott, sondern sie machen es nicht, weil es nicht deren Alltag ist. Ebend. Die haben Spotify und so und das reicht denen.
Dieses "und so" beinhaltet dann vermutlich auch einen der Funk-Kanäle, denn deren Zugriffszahlen kommen ja auch nicht aus dem Nichts. Hier karrikieren wir uns dann nämlich ein wenig selbst, weil die Denke genauso ist, wie sie den Gremien (nicht ganz zu Unrecht) vorgeworfen wird. Funk findet zu übergroßen Teilen ausschließlich in den sozialen Netzwerken bzw. online in den Mediatheken statt, eben weil Jugend dort zugange ist und weil Jugend nicht mehr zu festen Zeiten lineare Medien konsumiert. Dieser Konsum linearer Angebote ist insgesamt ruckläufig, nicht nur bei den ÖR.

Herr Gniffke kündigt an, einen Sender (One oder ARD alpha oder tagesschau24) einstellen zu wollen. Und da brauchen die ewig für.
Es wurde angekündigt, das ein Kanal ins Digitale überführt wird. Das heißt nicht, das er eingestellt wird. Es wird lefdiglich die lineare Verbreitung, sprich das Versenden der Inhalte nach einem starren Zeitplan, verschwinden. Dass das etwas dauert, dürfte etwas mit Lizenzen etc. zu tun haben, denn beispielsweise bei One sind mitnichten alle Inhalte des Programms auch in der Mediathek abrufbar, weil insbesondere bei einigen US-Serien schlicht die Lizenzen für eine Verbreitung im Netz fehlen. Sowas muss man vor einer Transformation ins ausschließlich digitale natürlich vorher abklären. Und das geht nunmal nicht von heute auf Morgen. Insgesamt bin ich inzwischen ohnehin der Ansicht, dass diese linearen Programme in geschätzen 15 bis max. 20 Jahren sowieso obsolet sind. Linear ist dann höchstens noch für Live-Events wie beispielsweise Sport oder von mir aus auch Bundestagsdebatten relevant. Alles andere wird in linearer Form keine große Rolle mehr spielen.
Radio wird es ähnlich ergehen, wenn sich das durchsetzt was Gniffke da jetzt vor hat. Das Überallmedium Rundfunk hat keine Relevanz mehr, wenn es nur noch als Hintergrundbeschallung dient. Das kann ein Streamingdienst auch. Dafür brauchts keinen ÖR.
 
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Wie soll man sich denn einen solchen "Diskurs" vorstellen?

Mal ein Beispiel: Denis Scheck "verreißt" in Druckfrisch das neue Fliege-Buch, das auf der Bestseller-Liste steht, und wirft es in die Tonne. Dann soll da ein Cut kommen und ein Fliege-Fan holt das Buch aus der Tonne und lobpreist es?

Genau derselbe Unsinn waren doch Forderungen, Drosten hätte zur besten Corona-Sendezeit ein Streitgespräch mit Bhakdi führen sollen müssen. Da das nicht stattfand wäre das ein Beweis für Zensur und Staatshörigkeit.

Ansonsten sei allen Diskursvermissern erinnert: Es gab noch nie im ÖRR ein Plenum für ALLE Meinungen. Tatsächlich bestehen heute auf YT & Co. viel größere Möglichkeiten, sich eine große Öffentlichkeit außerhalb des ÖRR zu verschaffen, was Guérot, Baab, van Rossum usw. auch nutzen, als ihr gutes Recht.
Das ist richtig. Aber dann sollte zumindest im ÖRR darauf geachtet werden, dass wirklich verschiedene Meinungen vorkommen.

Wenn aber (als Beispiel) nur noch Drosten oder Kiesewetter… in fast jeder Talkshow präsent sind, dann wird der ÖRR seiner journalistischen Verantwortung nicht mehr gerecht. Und das ist leider schon lange zu beobachten.

Es geht aus meiner Sicht aber besonders auch um die mittlerweile ständig zu beobachtende subtile Stimmungsmache in den ganz normalen Nachrichten, hier nur mal zwei Beispiele:
- die „umstrittene“ Ulrike Guerot
- wahlweise „Autokrat“, „Kremlherrscher“ oder „Diktator“ Putin

In ÖRR-Nachrichten (nicht in Kommentaren) erwarte ich eine sachliche und neutrale Berichterstattung.

Warum ist Guerot „umstritten“? Warum wird Habeck nicht so bezeichnet? Mindestens 50% der Menschen sind mit seiner Politik auch nicht einverstanden, also ist er doch auch „umstritten“.

Warum wird Biden nicht als „Weißer Haus Herrscher“ bezeichnet?

Aber diese Begriffe werden zunehmend gezielt eingesetzt, um Stimmung zu machen und das ist aus meiner Sicht verwerflich.

Ich entscheide selbst, ob ich jemanden als „umstritten“ einschätze oder ob ich Putin als „Präsident“ oder als „Diktator“ sehe. Das muss mir der ÖRR nicht vorkauen.

Und nochmals: die einzige Grenze der Meinungsfreiheit setzt das Strafrecht.
 
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Dieses "und so" beinhaltet dann vermutlich auch einen der Funk-Kanäle, denn deren Zugriffszahlen kommen ja auch nicht aus dem Nichts. Hier karrikieren wir uns dann nämlich ein wenig selbst, weil die Denke genauso ist, wie sie den Gremien (nicht ganz zu Unrecht) vorgeworfen wird. Funk findet zu übergroßen Teilen ausschließlich in den sozialen Netzwerken bzw. online in den Mediatheken statt, eben weil Jugend dort zugange ist und weil Jugend nicht mehr zu festen Zeiten lineare Medien konsumiert. Dieser Konsum linearer Angebote ist insgesamt ruckläufig, nicht nur bei den ÖR.


Es wurde angekündigt, das ein Kanal ins Digitale überführt wird. Das heißt nicht, das er eingestellt wird. Es wird lefdiglich die lineare Verbreitung, sprich das Versenden der Inhalte nach einem starren Zeitplan, verschwinden. Dass das etwas dauert, dürfte etwas mit Lizenzen etc. zu tun haben, denn beispielsweise bei One sind mitnichten alle Inhalte des Programms auch in der Mediathek abrufbar, weil insbesondere bei einigen US-Serien schlicht die Lizenzen für eine Verbreitung im Netz fehlen. Sowas muss man vor einer Transformation ins ausschließlich digitale natürlich vorher abklären. Und das geht nunmal nicht von heute auf Morgen. Insgesamt bin ich inzwischen ohnehin der Ansicht, dass diese linearen Programme in geschätzen 15 bis max. 20 Jahren sowieso obsolet sind. Linear ist dann höchstens noch für Live-Events wie beispielsweise Sport oder von mir aus auch Bundestagsdebatten relevant. Alles andere wird in linearer Form keine große Rolle mehr spielen.
Radio wird es ähnlich ergehen, wenn sich das durchsetzt was Gniffke da jetzt vor hat. Das Überallmedium Rundfunk hat keine Relevanz mehr, wenn es nur noch als Hintergrundbeschallung dient. Das kann ein Streamingdienst auch. Dafür brauchts keinen ÖR.

Dass solche Vorgänge nicht per Fingerschnips vonstatten gehen, ist klar. Es ging mir darum, dass er es gesagt hat. Er selbst hat in den Raum gestellt, es machen zu wollen und wie es im vergangenen Jahr hieß "noch in diesem Jahr". Darauf habe ich rekuriert. Ich persönlich habe es nicht eilig, nur gefällt mir diese Art nicht, etwas vorzugaukeln (nämlich effizient, schnell, zügig zu sein, um genau das zu beweisen) und dann wirds doch nichts. Ist dasselbe wie in der Politik. Und hier könnte man einfach ehrlicher sein. Mehr nicht.
 
Die Sichtweise jüngerer Menschen kommt da, denke ich kaum vor. Und das sieht man auch im Programm. Ich kenne auch recht viele Leute, die gar nicht fernsehen oder Radio hören. Aber nicht in böser Absicht oder aus Boykott, sondern sie machen es nicht, weil es nicht deren Alltag ist. Ebend. Die haben Spotify und so und das reicht denen. Das hat halt bei deinen keinen hohen Stellenwert. Aber den Beitrag müssen Sie im Zweifel trotzdem entrichten. Und das ist schade.
Zu 100 % bei dir. Zwischen den Zeilen wollte ich auch genau darauf hinaus. Wir brauchen da nicht irgendwelche Politiker oder Vereine, die dort Lobby machen, sondern Menschen, die wirklich Repräsentativ für die Gesellschaft stehen.
Kennst du irgendein Land auf der Welt, in der ein wie von dir skizziertes ÖRR-System betrieben wird?
Würde mich auch brennend interessieren! Ganz ohne Ironie.


Funk findet zu übergroßen Teilen ausschließlich in den sozialen Netzwerken bzw. online in den Mediatheken statt, eben weil Jugend dort zugange ist und weil Jugend nicht mehr zu festen Zeiten lineare Medien konsumiert. Dieser Konsum linearer Angebote ist insgesamt ruckläufig, nicht nur bei den ÖR.
Ich bin positiv überrascht, das in diesem recht konservativen Forum zu lesen. Genau das ist es nämlich. Funk ist die Versicherung des ÖRR. Das traurige ist nur, dass viele gar nicht wissen, dass sie einen Kanal schauen, der zum ÖRR gehört. Naja - anderes Thema.
Und das geht nunmal nicht von heute auf Morgen. Insgesamt bin ich inzwischen ohnehin der Ansicht, dass diese linearen Programme in geschätzen 15 bis max. 20 Jahren sowieso obsolet sind.
Und wieder eine positive Überraschung. Ich muss aufpassen, dass ich nicht laut Beifall klatsche. Viele sagen ja, dass Radio IMMER bestehen bleiben wird. Es gibt da das "Riepelsche Gesetz", welches das versucht zu belegen. Die Realität ist aber, dass immer mehr Angebote nicht verschwinden, sondern ins digitale umziehen. Man sehe sich die Zeitungen an. Ich glaube, dass es dem Fernsehen und Hörfunk auch so ergehen wird. Besonders mit den neuen KI Entwicklungen. Menschen möchten halt ein Programm, welches möglichst individuell auf sie zugeschnitten ist. Ein punkt dieser "Individualisierung" ist in meinen Augen, dass man alle Inhalte 24/7 "on Demand" nutzen kann.
Das nächste Level wird dann natürlich erreicht, wenn der Moderator einem zum Beispiel persönlich die E-Mails vorliest. Die Zukunft wird spannend, aber auch ein wenig unheimlich für Journalisten.
 
Warum ist Guerot „umstritten“? Warum wird Habeck nicht so bezeichnet? Mindestens 50% der Menschen sind mit seiner Politik auch nicht einverstanden, also ist er doch auch „umstritten“.
Das ist ein valider Punkt, den sich der ÖRR und die sogenannten "Leitmedien" sicher anziehen müssen. Siehe bspw. die Behandlung von Prof. Meyen. Das vorschnelle Framing als "Schwurbler", "Verschwörungstheoretiker" usw., die damit einhergehende Kontaktschuld oder gar Versuche der Denunziation kann man gar nicht oft und laut genug anprangern.

Was aber nicht heißt, dass ich einen Dr. Brandenburg auf Phoenix brauche, der damit provoziert, dass Herr Lauterbach ein "Massenmörder" sei. Wobei die traurige Ironie darin besteht, dass er wohl gleiches behaupten würde, hätte die Regierung alle Corona-Impfstoffe wegen unzureichender Tests abgelehnt.

Die Realität ist aber, dass immer mehr Angebote nicht verschwinden, sondern ins digitale umziehen. Man sehe sich die Zeitungen an.
Ich glaube nicht, dass jemand, der regelmäßig eine echte Tageszeitung gelesen hat, behaupten würde, das Verfolgen von Facebook-Timelines oder Startseiten von Nachrichtenportalen damit vergleichbar wäre. Das bleibt eine Kulturtechnik, die ich digital nicht wiederfinde. Man schaue sich nur die Auftritte von Digital Natives in einschlägigen Quizsendungen an. Von dem, was man beim Lesen der Zeitung "nebenbei" mitbekommen hat, haben die meist keine Ahnung. Grund: bei den Newsportalen geht es um Klicks, Likes und Reactions. Allgemeinwissen lässt sich damit eher schlecht aufbauen, stattdessen hat man sein Gehirn mit zig boulevardesken Unwichtigkeiten und Aufregern für einen Tag vernebelt.
 
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Kennst du irgendein Land auf der Welt, in der ein wie von dir skizziertes ÖRR-System betrieben wird? Würde mich wirklich interessieren, weil man davon dann gut lernen könnte und wir nicht immer nur im nationalen Saft schmoren würden.

PS: Hast du neulich Franziska Brandmann bei Illner gesehen? An sie musste ich denken, als du von den jungen Leuten sprachst, die in die Gremien gehören. Genau dieser Typus, sicher super-sympathisch, würde da dann einrücken und ändern würde sich: nicht sehr viel oder weniger.

Leider nein. Und Franziska Brandmann hab ich auch nicht gesehen. ich schaus mir aber nachher mal in der Mediathek an.

Ich hab mir nur Gedanken gemacht und stelle das mit den jungen Menschen eben selber fest. Und ich wünsche mir auch in Sendungen und in Gremien und überhaupt immer ein Miteinander. Das beugt auch so Grüppchenbildung vor. Da muss niemand außen stehen. Und man hat dann Folgeerscheinungen nicht oder Mobbing oder Ungerechtigkeitsdebatten.

Junge Menschen gehören auch zur Gesellschaft und vor allen führen die jungen Generationen dieses Land und damit auch die Medien in die Zukunft. Ich halte es für essentiell, dass diese partizipieren müssen. Ansonsten reißt die Akzeptanz da ab, wo sich junge Menschen nicht mehr abgeholt und einbezogen fühlen und nicht so ein Anhängsel sind. Wenn überhaupt.
 
Junge Menschen gehören auch zur Gesellschaft und vor allen führen die jungen Generationen dieses Land und damit auch die Medien in die Zukunft. Ich halte es für essentiell, dass diese partizipieren müssen.
Da bin ich komplett bei dir. Dennoch gibt es ein Aber: Insbesondere Medien hypen ja gern und oft Jugend, nur ist der Anteil der jungen Menschen in diesem Land inzwischen bei genauer Betrachtung dramatisch gesunken. Menschen im Alter von 15 bis 24 stellen laut Statistischem Bundesamt nur noch rund 10% der Bevölkerung dar, womit wir beim allgemein bekannten Demografie-Problem sind. Die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands ist älter als 45 Jahre. Das ist halt die Realität. Auch dem muss der ÖR, ob er nun will oder nicht, irgendwie Rechnung tragen, wenn er es ernst meint mit der Darstellung möglichst aller Bevölkerungsschichten im Programm.

Die aktuell eher als schlecht zu bewertenden allgemeinen Umstände in Bezug auf Wirtschaft, Stichwort Fachkräftemangel etc., werden die negativen Prognosen eher noch verstärken als verbessern, denn heute überlegt man sich, salopp formuliert, dreimal ob man ein Kind in die Welt setzen will oder nicht. Das war vor 10 oder 20 Jahren noch anders.
 
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Redakteursausschüsse widersprechen Manifest für neuen Rundfunk:
Die AGRA widerspricht dem „Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland“ in wesentlichen Punkten. Der Eindruck, dass in den Sendern nur vorgegebene Meinungen diskutiert und verbreitet würden und nur „Mainstream“-Themen und -Berichterstattung stattfinden könnten, ist falsch. Eine Gruppe von Kritikern hatte am 4. April 2024 ein „Manifest“ veröffentlicht, in dem den Sendern unter anderem eine fehlende Meinungsvielfalt vorgeworfen wurde.

Die AGRA stellt hingegen klar: Wir haben überall eine lebhafte Streitkultur, bei der alle Meinungen geäußert werden. Berichterstattung findet grundsätzlich nach journalistischen Prinzipien statt. (…)


 
Dann können wir ja aufatmen! :rolleyes:
Ein Manifest kann man ablehnen, kritisieren oder kommentieren, aber nicht widersprechen. Bestenfalls könnte man konkreten Aussagen oder Forderungen in einem Manifest widersprechen.

Ich fürchte, mit Behauptungen wie

"Die AGRA stellt hingegen klar: Wir haben überall eine lebhafte Streitkultur, bei der alle Meinungen geäußert werden. Berichterstattung findet grundsätzlich nach journalistischen Prinzipien statt."

macht man es nicht besser. Woher will man wissen, dass alles "überall" so ist und "alle" Meinungen nicht nur geäußert werden können, sondern auch tatsächlich werden? Schön wäre auch gewesen, die erwähnten "journalistischen Prinzipien" zu definieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Manifest kann man ablehnen, kritisieren oder kommentieren, aber nicht widersprechen. Bestenfalls könnte man konkreten Aussagen oder Forderungen in einem Manifest widersprechen.

Ich fürchte, mit Behauptungen wie

"Die AGRA stellt hingegen klar: Wir haben überall eine lebhafte Streitkultur, bei der alle Meinungen geäußert werden. Berichterstattung findet grundsätzlich nach journalistischen Prinzipien statt."

macht man es nicht besser. Woher will man wissen, dass alles "überall" so ist und "alle" Meinungen nicht nur geäußert werden können, sondern auch tatsächlich werden? Schön wäre auch gewesen, die erwähnten "journalistischen Prinzipien" zu definieren.
Sie können und dürfen es ja anders sehen, aber sie müssen akzeptieren, dass es eine doch große Anzahl an Personen gibt, die ein Problem wahrnehmen.

Genau jetzt müsste ein konstruktiver Diskurs mit dem Austausch von Argumenten beginnen. Miteinander reden (gerne auch streiten), anstatt übereinander. ;)
 
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Es geht aus meiner Sicht aber besonders auch um die mittlerweile ständig zu beobachtende subtile Stimmungsmache in den ganz normalen Nachrichten, hier nur mal zwei Beispiele:
- die „umstrittene“ Ulrike Guerot
- wahlweise „Autokrat“, „Kremlherrscher“ oder „Diktator“ Putin

In ÖRR-Nachrichten (nicht in Kommentaren) erwarte ich eine sachliche und neutrale Berichterstattung.

Warum ist Guerot „umstritten“? Warum wird Habeck nicht so bezeichnet? Mindestens 50% der Menschen sind mit seiner Politik auch nicht einverstanden, also ist er doch auch „umstritten“.
Sind ranghohe Politiker nicht per se umstritten und werden kritisch beäugt? Das belegt monatlich jeder neue ARD-DeutschlandTrend.

Und dass im Kreml im Vergleich zum Weißen Haus wesentlich mehr geherrscht als bloß regiert wird, wurde angesichts der Umstände der jüngsten russischen Präsidentschaftswahl abermals eindrucksvoll belegt. "Diktator" mag nachrichtensprachlich zu viel sein. Aber Unterschiede zu benennen, wo Unterschiede vorliegen, muss das Gebot neutraler Information noch lange nicht außer Kraft setzen.
 
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Also sorry, aber diesen Text kann ich jetzt nicht so wirklich ernst nehmen. Ich sage dir auch genau warum:

Von Journalisten der ARD-Anstalten, des ZDF und des Deutschlandradios ist zu hören, dass die jeweiligen Chefetagen – sagen wir einmal: sich enorm darüber freuen würden, die Namen dieser anonymen Unterstützer des Manifests in die Finger zu bekommen.
Darf man fragen, woher diese Information stammt? Einerseits wirft man dem ÖRR vor intransparent zu sein, andererseits nennt man dann nicht einmal woher diese Information stammen soll. Das sind schon ziemlich heikle Vorwürfe, die ich bewiesen haben möchte. Woher diese Informationen stammen bzw. aus welchen Anstalten genau, das lässt sich auch mit dem Quellenschutz vereinbaren. Auch eine Gegendarstellung wäre ein journalistisches Minimum, was man von solchen Vorwürfen erwarten könnte.

Zum Thema DJV verweise ich einfach mal an den Kommentar des selbigen:

Beziehungsweise auf die Pressemitteilung:

Unappetitlich wird es, wenn Pressesprecher Hendrik Zörner belegfrei eine Nähe der Manifest-Autoren zu einer AfD-Politikerin herbei fabuliert.
Hat da irgend jemand eine Quelle zu? Ich konnte keine Pressemitteilung des DJV finden, die so eine Aussage enthält.

Lachhaft ist das Vorgehen des DJV vor allem wegen des intellektuellen Niveaus, auf dem sich der Verband bewegt. Zörner zweifelt in einem Kommentar recht offensichtlich an, dass es die anonymen Unterstützer des Manifests überhaupt gibt.
Das steht so überhaupt nicht im Kommentar. Hier der originale Auszug:
Was einem dagegen kaum begegnet, sind Namen redaktionell arbeitender Kolleginnen und Kollegen. Auch die 33 weiteren Unterzeichner, die laut „Manifest“ im öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeiten und deren Adressen bei einem Rechtsanwalt hinterlegt sind, machen den Kohl nicht wirklich fett. Kein Wunder bei einem solchen „Manifest“!
Es wird nicht angezweifelt, dass es sie gibt, sondern, dass sie beim ÖRR arbeiten. Das halte ich in diesem Kontext sehr wichtig. Sehr schön ist auch der letzte Satz:

Vielleicht sind sie beim DJV mittlerweile wertfrei. Vielleicht biedern sie sich aber auch deshalb so sehr ARD, ZDF und Deutschlandradio an, weil ihnen schwant, dass sie sich tatsächlich in einer Schicksalsgemeinschaft mit dem öffentlichen-rechtlichen System befinden: Geht der ÖRR unter, verschwindet auch der DJV.
Ha.. Ha... Lange nicht mehr so gelacht.

Ganz ehrlich. Ich habe selten so einen unreflektierten Text gelesen, welcher einfach Behauptungen aufstellt ohne diese genauer zu belegen. Unterstellungen, drastische Überspitzungen von Aussagen und teilweise Behauptungen, die jeder Grundlage entbehren. DAS nenne ich Meinungsmache. Das der DJV auf Punkte des Manifests eingeht und diese sogar gut heißt, dass wird gekonnt weg ignoriert.

Übrigens (an das Magazin): Wer journalistische Meinungsmache und das verschwimmen von Kommentar und Meinung kritisiert, der sollte darauf achten, dass er diese Grenzen auch selber einhält.
 
Ich werde das Gefühl nicht los, daß ich meine Liste der "Wandzeitungsredakteure" demnächst mal wieder abgleichen und evt. updaten sollte. Es gibt durchaus Anwärter, die regelrecht um eine Aufnahme in diese Liste betteln. Früher im "Osten" hätte man gesagt, daß jemand, der besonders "linientreu" argumentiert, zu viel "Rotlichtbestrahlung" (durch die "Aktuelle Kamera" oder das "Neue Deutschland") abbekommen hat. Heute lebt derjenige halt in seiner links-grünen Bubble, glaubt im Besitz der Wahrheit zu sein und missioniert. Soetwas kommt ganz besonders im Osten ganz schlecht an. Aber das nur nebenbei.

Also vergessen wir das Manifest mal lieber ganz schnell wieder und bestärken die ARD-Anstalten darin, unbedingt genau so weiterzumachen, wie sie es seit Jahren tun.
Bissniss äs juschual? Ich denke, das wäre der größte Fehler, den man als ÖRR machen kann. Spätestens mit dem "NDR-Klimabericht" dürfte eigentlich auch der letzte am öffentlich-rechtlichen Rundfunk interessierte Leser dieses Forums wissen, wie das in den Anstalten so läuft. Ach so - "Haltung" ist auch wichtig:


Ich sehe hier durchaus ein Klima der Angst - letztendlich die Angst vor Nachteilen oder gar Jobverlust. Wie damals im pösen Osten.

Ich sehe aber duchaus positive Veränderungen - sagen wir seit gut einem dreiviertel Jahr - speziell beim Thema "Flüchtlingskrise" und beim MDR. Natürlich hätte man auch weiterhin die "Wir schaffen das"-Nummer duchziehen können, nur zwangen äußere Umstände, die man nun wirklich nicht mehr leugnen konnte (Städte wissen nicht mehr ein noch aus, AfD legt zu, auch "normale Bürger" (die man nicht auch noch in die rechte Ecke schieben kann) greifen sich an den Kopf etc.) zu einer eher ausgewogeneren Berichterstattung. Was will man auch sonst machen, wenn man nicht den letzten Rest Glaubwürdigkeit - und damit die Existenz - verlieren will? Einfacher wäre es gewesen, gleich von Anfang an die Realität zu zeigen, anstatt nur "Kulleraugen"(*). Es kommt halt darauf an, wie man angeliefertes Agenturmaterial schneidet - schneiden will. Letztendlich ein Problem des falschen Personals? Oder haben die auf Anweisung so geschnitten - immer und immer wieder besonders auf "Kulleraugen" Wert gelegt?


*) https://de.wikipedia.org/wiki/ARD#Rezeption,_Medienkritik_und_Kontroversen
Im Oktober 2015 räumte „ARD aktuell“-Chefredakteur Kai Gniffke eine verzerrende visuelle Darstellung der Flüchtlingsströme nach Europa durch die Tagesschau und die Tagesthemen ein: „Wenn Kameraleute Flüchtlinge filmen, suchen sie sich Familien mit kleinen Kindern und großen Kulleraugen aus“, obgleich „80 Prozent der Flüchtlinge junge, kräftig gebaute alleinstehende Männer sind“.
 
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