Ich versuche nochmal, sowas wie eine Diskussion anzuschieben. Anlaß dafür gab mir eine Wortmeldung von Stefan Moll, der Leiter des Programmbereichs Internet des WDR ist, aber offenbar als Privatmann die Website
www.radiorentner.de eingerichtet hat, in der er ein „offenes Wort“ an die Initiative der Radioretter richtet.
Die darin vorgebrachten Vorwürfe können natürlich nicht überraschen; daß die Kritiker der Umgestaltung als ewiggestrige geriatrische Entwicklungsverweigerer dargestellt werden, gehört zum üblichen Arsenal der Totschlagargumente und hat man so schon tausendmal lesen müssen. Was auch nicht fehlen darf: die behauptete Herbeiredung des Untergangs des Abendlandes.
Was die Radioretter wollen, ist aber gerade nicht die Verhinderung irgendwelcher Reformen per se, sondern die offene (!) Diskussion über die Ziele des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und die Schlußfolgerungen, die man daraus für die einzelnen Programme zieht. Was verhindert werden soll, ist eine Reform, die ausschließlich im stillen Kämmerlein ausgebrütet wurde und aus Unachtsamkeit, Borniertheit, Dummheit oder, weil sie die falschen Zielvorgaben verfolgt, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk Schaden zufügt.
Stefan Moll schrieb:
Ihre Initiative für Vorgestern führt dazu, dass die notwendige Modernisierung von WDR 3 mindestens verlangsamt wird. Die Welle sollte aber eigentlich mehr Hörer erreichen, denn die Kultur ist das wert. Und WDR 3 sollte mehr Inhalte im Internet zugänglich machen. Nur das sichert die Zukunft dieser Kulturwelle und ist die Alternative zu Ihrer geriatrischen Entwicklungsverweigerung.
Hier sind drei Thesen drin:
- Die Modernisierung von WDR 3 ist notwendig.
- Die Welle sollte „eigentlich“ mehr Hörer erreichen.
- „Nur das“ sichert die Zukunft dieser Kulturwelle.
Darüber kann man diskutieren. Genau darüber
muß man diskutieren. Aber bitte mit den richtigen Sachargumenten und Fakten. Und wenn man bei WDR 3 der Meinung ist, eine Reform ist
alternativlos – und sie kann auch
nur so aussehen, wie von den WDR-Hierarchen in ihrer grenzenlosen Weisheit vorgesehen, warum geht man dann nicht in die Offensive und legt den ganz sicher nicht dummen WDR-3-Hörern die Pläne vor und
überzeugt sie, daß die Änderungen eine Verbesserung darstellen?
Tut mir leid; der Versuch, die Reform irgendwie unbemerkt durchzusetzen (unter ständiger Behauptung, eigentlich ändere sich doch gar nichts Wesentliches, und es geht nur um eine „Magazin-Marginalie“), macht mir den Eindruck, daß man der Meinung ist, die Öffentlichkeit hat das gar nicht zu interessieren. Deutlicher kann man aber nicht ausdrücken, was man von denen hält, für die man sendet (und von denen das Geld kommt).