AW: Quo vadis, Internetradio?
@McCavity, Du hast meine Intention gut erfasst und ausgebaut.
Allerdings, um beim Beispiel W3C zu bleiben - wenn man sich genau umsieht, dann erkennt man allerdings, daß die dort definierten Standards teilweise umgesetzt werden, sich aber doch eine Menge auch großer, beliebter und häufig aufgesuchter Seiten finden, die nicht W3C konform sind. Teilweise sogar in regelrechter Absicht, weil sie die eng gesteckten Möglichkeiten sprengen müssen oder wollen. Von den abertausenden selbstgestrickter Homepages von Leuten, die W3C für eine japanische Toilettenmarke halten, will ich gar nicht mal reden, aber man sieht es doch alleine schon in der Vorstellungssektion hier, was da so angeboten wird.
Das ist genau der Punkt, an dem ich ansetze - ein Gremium setzt mir einen Standard vor die Nase, mit dem ich nichts anfangen kann, was also soll ich diesen befolgen? Meine Seite wird in den meisten Browsern mehr oder minder gut auch so angezeigt..... vielleicht nicht in jedem und vielleicht nicht perfekt wie es sein sollte, aber auch hier ist bei vielen Leuten noch viel Überzeugungsarbeit (um nicht das belastete Wort Missionieren zu verwenden) notwendig.
Die Zeitdauer von 1-2 Jahren für die Umsetzung mag schon gut bemessen sein, ich schätze aber für die gesamte Umsetzung bis hin zu einer angemessenen Akzeptanz (also dem Moment, an dem das dann quasi ein Selbstläufer wird) auf mindestens (!) 5 Jahre.
Diese Zeitspanne wird mit intensiver Arbeit gefüllt sein, mit Klinkenputzerei und mit Misserfolg am laufenden Band.
Gar nichts halte ich von Dingen wie "so schnell wie möglich beginnen". Daraus entstehen Strohfeuer, deren Lebensdauer nicht einmal die erste Planungsphase überstehen wird. Und in solche "Schnellschüsse" sind meistens genau die Leute involviert, die eigentlich aus solchen Projekten herausgenommen werden sollten, weil sie entweder ein übermäßiges Eigeninteresse verfolgen, oder die erwähnten Profilneurotiker sind.
Es wird auch nicht genügen, eine Handvoll Webradios irgendwo in Deutschland zusammenzubringen - es müssen in vielen verschiedenen solchen Treffen und Meetings viele Dinge erarbeitet, auf den Punkt gebracht, konzentriert und dann zu einem Standard zusammengefasst werden.
Daß dabei Profilneurotiker außen vor bleiben sollen, versteht sich von selbst, allerdings gibt es diese nicht nur unter den erwähnten "Kleinsendern" sondern in weitaus größerem Masse auch bei großen Sendern.
Und wir sollten eines nicht vergessen - große und erfolgreiche Stationen erfüllen ja schon jetzt zumeist einen großen Teil der Anforderungen - diese sind es nicht, die von solchen Änderungen betroffen sind und diese annehmen müssen. Insofern halte ich die Idee eines Gremiums aus diesem Kreis für äußerst hinderlich, wenn es denn an die Akzeptanzfrage geht. Und mit der Akzeptanz steht und fällt das ganze Vorhaben. Und wenn das Gremium rein nur aus Platzhirschen besteht, dann wird keine Akzeptanz zu erzielen sein. Auch diesbezüglich sollte man sich keine Illusionen machen.
Pegasus schrieb:
Kurz gesagt, es ist völlig egal, ob hinterher die Hobbyradios sagen, "wir machen da nicht mit", da es letztendlich die Entscheidung des Hörers ist. Allerdings haben sich bisher alle Hörer auf Dauer gesehen immer für die Qualität entschieden.
Würde man dieser These folgen, dann machte die Diskussion hier gar keinen Sinn, dann kann man gleich wie gehabt weitermachen, denn die einen arbeiten qualitativ genug und die anderen würden dann über kurz oder lang eh vor die Hunde gehen. Dem ist aber nicht so, wie man ja deutlich sieht, und auch diese Sender werden gehört und geliebt.
Seht es einfach ein, es geht nicht, diesen Teil der Szene herauszu"operieren", man wird mit ihm leben müssen und das wäre ein Teil des Szenarios gegenseitiger Akzeptanz und Unterstützung. Als Gegenleistung verbessert sich die Qualität insgesamt in einem Masse, daß Webradio tatsächlich ein ernstzunehmendes "Geschäft" werden kann.
Was sich mir bisher entzieht ist, wie will man die vielen Internetradios erreichen um das Konzept, sofern eins erstellt wird, vorzustellen und abzufragen ob das Internetradio sich zu einer Zusammenarbeit bereit erklärt. Der erste Gedanke wird natürlich sein "Was kostet das?". Um ein immer wieder gebrachtes Argument in die Runde zu werfen: "Wir machen ja nur aus Spaß Internetradio, uns reicht das". So argumentieren viele. Wie kann man also so einem Internetradio erklären wo die Vorteile liegen, auf welche Ressourcen man zurückgreifen könnte.
Fang bei Dir selber an - wo siehst DU die Vorteile und wie würdest DU die Vorteile einem Deiner Moderatoren erklären wollen?
Nimm Dir nur einen Punkt heraus, der für Dich besonders relevant und wichtig ist.
Im laufe dieses Threads kam die Sprache auf den DIRV e.V. wo ich beim schreiben dieses Beitrags vorbeigeschaut habe. Wirkliche Informationen konnte ich auf Anhieb nicht finden. Ich vermute mal stark das fast alle Internetradios noch nicht einmal wissen das es diesen Verein überhaupt gibt - bis zu diesem Zeitpunkt mich eingeschlossen. Um ehrlich zu sein hat mir radioforen.de mehr an Informationen bieten können.
Das Problem ist, daß diese Informationen ja mal irgendwie eingebracht werden müssten in einen Verein - und da immer noch jeder mehr oder minder erst mal für sich denkt, entsteht genau dieses.
Es gibt ja noch einige Projekte mehr dieser Art, die fast unbekannt sind, z.B. das Webradio-Wiki, um nur mal eines zu nennen.
Was aber hindert die Leute daran, ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihre Tipps z.B. einem Verein zur Verfügung zu stellen? Sie fühlen sich dann wieder zu sehr gebunden. Und ehrlich gesagt, ich habe keine besondere Lust, die ganze Arbeit alleine machen zu müssen... das ist auch nicht Sinn eines Vereins.
Leider ist es aber auch hier so, daß man mehr oder minder als "Service-Dienstleistung" verstanden wird - und so lange der Radioring/DIRV diese Funktion z.B. beim Streamsharing innehatte war die Welt auch in Ordnung...
Als das dann nicht mehr ging, hat komischerweise keiner begriffen, daß andere Inhalte und andere Projekte entsprechend durch Mitglieder unterstützt und aktiv durchgeführt werden müssen.
@Pegasus, um nochmal darauf zurückzukommen
Pegasus schrieb:
Wenn man damit erst anfängt, wenn die "Zeit reif ist", hängt das komplette Projekt diese Zeit bis zur Fertigstellung hinterher.
Wenn ich anfange, ohne die Grundlagen hinsichtlich der Einstellung der Beteiligten als auch der Betroffenen gelegt zu haben, dann baue ich das Haus auf Sand und brauche mich über ein Scheitern des Vorhabens dann nicht zu wundern. Derartige "Schnellschüsse" hatten wir insbesondere in den letzten 2-3 Jahren zu Hauf... geblieben ist nur ein weiterer Schaden für die Gesamtheit, als man sagen konnte "war ja zu erwarten..." - wenn ich sehe, wie uneinig sich schon die Gemeinschaft hier im Forum zeigt, wie viele Abweichungen und Unverständnis hier herrscht, dann weiß ich, daß wenn sich jetzt aus diesen Reihen ein "Konsortium" bilden würde, daß die ganze Idee nach einem halben Jahr Laufzeit vom Tisch und erledigt wäre, ohne nachhaltig greifen zu können.
Schnellschüsse haben auch die Podcaster an den Punkt gebracht, wo sie jetzt stehen.
Es mag eine schnellebige Zeit sein, allerdings ist sie es nur, wenn man Profit schlagen möchte - diese Angelegenheit ist profitabel, aber nur dann, wenn sie auf der ganzen Linie erfolgreich verläuft. Und dann nicht für einzelne oder wenige, sondern für alle.
Gruß,
Croydon