Statt diesen Humbug zu verlangen, sollten die Privatsender aufpassen, dass dieses Zielgruppenmärchen nicht irgendwann aufgedeckt und abgeschafft wird!
Seit Jahren liegen die Gesamtquoten bei den ÖR grundsätzlich über den der Privatsender. Außer, wenn RTL die EM/WM Fußball-Vorrundenspiele und diverse Testspiele sendet. Ab Achtefinale sind dann wieder die ÖR dran. Bei deutscher Beteiligung und Weiterkommen gehen die Quoten erst dann richtig steil, bis an die 20 Millionen-Marke. RTL-Boxen wird ohne Klitschko auch kein Renner und die Formel 1 verliert permament Zuschauer. Kaum eine Show- oder Filmidee zieht bei den Privaten, selbst identische Formate gehen prinzipiell bei den ÖR besser. Eigenartig, schimpfen doch 80 Millionen Deutsche via "Bild" und Co. regelmäßig über die Gebühren, aber oh weh, es gäbe die ÖR-Sender nicht mehr: diese TV-Landschaft will ich nicht erleben!
RTL, Sat1 und ihre Anhängselsender haben jahrelang kontinuirlich mit Schrott- und Unterschichten-TV erstaunlich gute Quoten gemacht, dann hat man sich aber zu sehr darauf fixiert bis der Zuschauer übersättigt war von diesem Thrash. Beim ersten Mal sind Nackte am Strand oder senile Single-Bauern noch interessant, aber nach 100 Folgen fehlt dem verzogenen Privat-TV-Zuschauer dann der Kick.
Auch kauften die Privaten etliche, teure US-Krimiserien, die aber quotentechnisch nicht ins Gewicht fallen. Selbst Kultserien aus den USA liegen eher unter dem Quotenschnitt. Oder wie war das mit der VOX-Serie "Club der roten Bänder"? Wochenlang berichtete der Boulevard über den Serienstart, alle waren euphorisch, es hagelte Fernsehpreise. Aber die Quoten (im Gegensatz zum katalanischen Original) waren dann doch eher ernüchternd und selbst der VOX-Programmchef konnte sich das nicht erklären.
Blöderweise sind diese belächelten Formate mit Volksmusik oder der sonntägliche Tatort richtige Quotenkracher, wo selbst die ehemaligen Show-Schlachtrösser wie DSDS, WWM oder die Raab-Shows dagegen sehr alt aussehen. Jahrelang haben die Privaten Zuschauer über 50 Jahren mit ihrem Programm offensichtlich vergrault und jetzt lachen sich die ÖR ins Fäustchen, denn diese Zuschauer sind stetig und treu, stabilisieren die Quoten.
Aber klar, diese lustige Zielgruppe regelt das, wenn auch eher selten zum Vorteil der Privatsender. Ob uns Helmut Thoma irgendwann mal erklärt, warum weder 12/13-jährige noch 50 bis 70-jährige für die Werbewirtschaft unrelevant sein sollen? Er wird es nicht können, diese Zielgruppe ist ein reines Schönrechnen der sonst schlechten Gesamtwerte.