Es ist auch nicht richtig, dass alle Chart Produktionen nahezu homogen produziert sind. Ich könnte jetzt anfangen zu messen (und damit penibel zu werden). Mir fallen da nun hunderte Titel ein die: eine komplett andere Coloration im EQ/Mastering haben plus welche die wie ein Brikett geflogen kommen und welche die Dynamik haben.
Freilich gibt es da leichte Unterschiede. Und dass z.B. manche Musikrichtungen natürlich mehr Bass haben als andere, ist irgendwo klar. Das soll dann aber auch so sein. Man muss ja nicht *jeglichen* Unterschied platt machen. Trotzdem halte ich das allermeiste, das in den letzten Jahren neu rauskam, für weitgehend homogen produziert. Sonst würde es doch in einem Programm wie Dlf Nova, das klanglich an den Titeln nicht viel verändert, auch nicht funktionieren.
Und du musst doch auf einem Programm wie Absolut Top jetzt nicht einen luftig abgemischten Alan Parsons-Titel der 70er mit einem Bass-Brikett aus dem Hiphop-Bereich auf einen Nenner bringen, wo du bei gleichem Pegel gut 10dB Unterschied in der durchschnittlichen Lautheit hast. So etwas wäre natürlich deutlich schwieriger.
Also mir wäre in letzter Zeit nahezu nichts in die Hand gekommen, was wesentlich anders abgemischt gewesen wäre, das ein so massives Nachregeln erforderlich macht. Ein paar Alben von Steven Wilson fallen mir da ein, aber sowas spielt ja eh kein Radiosender.
Dass man alles nach R128 normalisiert auf Platte liegen haben sollte, um die paar dB hin oder her auszugleichen, halte ich heutzutage für selbstverständlich.
Und was das Radio bis auf wenige Ausnahmen nicht hinbekommt, ist bei Spotify schon Standard. Dort hörst du Musik nach Lautheit normalisiert und dann kann man sogar Alan Parsons zusammen mit einem Hiphop-Brikett in der Playlist hören und es funktioniert. Schalte ich dagegen auf irgendeinen Radiosender und höre das ständige Gepumpe, die ständigen Lautstärkeveränderungen (ursprünglich laute Stellen werden z.B. leiser als eigentlich leise Stellen), nervt das nur noch.
Das sind die entscheidenden Faktoren, was im "Musik Weg" passiert. Jetzt hat noch keiner einen Jingle abgefahren, moderiert oder sogar eine Verpackung mit Moderation benutzt. Und diese Elemente werden zu einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht so ausgesteuert, wie es sein sollte.
Dann sollte man daran arbeiten, es besser zu machen. Radio definiert sich zu 99% als akustisches Medium, da sollten Dinge wie richtiges Aussteuern zu den Kernkompetenzen gehören. Im übrigen gibt es keinen Grund, Musik oder Jingles aussteuern zu müssen. Wenn das vorab richtig auf der Platte liegt, muss man kein dB mehr daran ändern, wenn die Wege mal richtig eingepegelt sind. Live-Moderation und ähnliches (Telefonschalte) ist natürlich nochmal eine andere Sache, aber diesen Weg könnte man ja separat behandeln.
Und dann kommt es noch ganz drauf an, wo das Signal raus fällt. Web? DAB+? UKW?
Ganz klar, man muss natürlich z.B. die Limitierungen von UKW einhalten, inkl Premphasis usw.. Aber wenn ich mir z.B. das UKW-Programmangebot in München so anhöre, gehört das sehr wenig prozessierte Bayern 2 zu den am kraftvollsten klingenden Angeboten. Warum? Weil die Privatsender mit dem Brikett, das sie produzieren, an der MPX-Limitierung scheitern und deswegen im Vergleich niedriger pegeln müssen. Die können den erlaubten Hub deshalb so nie ausreizen. Also auch bei UKW muss man noch lange nicht zwingend Briketts erzeugen.
Da zieht ein Jünger D*AP glatt (auf R128). Generell aber ein unfairer Vergleich. Denn in diesen Funkhäusern wird sich noch mit dem Thema Aussteuerung beschäftigt!
Warum denn unfair? Leute: das ist doch keine Raketenwissenschaft, die nur hochdotierte Professoren hinbekommen. Radio ist nun mal praktisch ausschließlich Audio, da gehört eine korrekte Aussteuerung doch zu den Kernkompetenzen. Das wäre so, wie wenn man im Fernsehen an den Kameras lauter Leute hinstellen würde, die sonstwas filmen nur nicht das, worum es geht. Jedes Kind konnte in den 80ern ein Tapedeck bedienen und wusste, dass es blöd ist, wenn man bei der Aufnahme zu sehr in den roten Bereich reinkommt. Es gibt doch heutzutage tolle Anzeigen, die einem doch wunderbar verdeutlichen, was Sache ist. Und nicht nur den Pegel, sondern sogar die Lautheit! Was will man denn mehr?
(Ich möchte jetzt wirklich keine Grundsatz Diskussion anfangen : "Dann muss halt vorweg sauber gearbeitet werden" sehr romantisch - könnt ihr knicken - seitdem es Selbstfahrer-Studios gibt)
Nochmal: wenn das Zeug vernünftig vorbereitet auf Platte liegt und auch der Moderations-Zweig vernünftig verarbeitet wird, muss doch niemand mehr hinterher noch irgendwelche Pegel ständig verdrehen. Klebt die Regler zu, damit die nicht von jedermann wieder in den roten Bereich gefahren werden können.
Breiig ist freilich ein No-Go. Eine Definition sollte schon zu erkennen sein, aber eben mit der gewissen Konsistenz.
Breiig ist aber bei sehr vielen Stationen mit klassischer Optimod-Aufbereitung leider das Endergebnis.