Wenn DAB+ UKW ersetzen würde (höchst theoretisch). Wo wäre der Unterschied zwischen dem Sendeplatz auf DAB+ oder UKW?
U.a: Dass es wesentlich mehr DAB+-Plätze gibt als UKW-Plätze. Dass man Versorgungslücken leichter schließen kann, da keine Funzelfrequenzen nachkoordiniert werden müssen. Dass Bitraten flexibel vergeben werden können. DAB+ kann, wenn es etabliert ist, alles, was UKW kann, aber noch vieles mehr.
Erforderlich ist in jedem Fall ein Platz in einem eng lizenzierten Umfeld, das nur eine begrenzte Zahl von Sendern zulässt. Ein Webradio, das nur 10 Mann nutzen, kostet in der Verbreitung fast nix, für die reichweitenstarken Sender wird's teurer (da ändert sich nix zur analogen Welt).
Indirekt bestätigst Du meinen Ausgangspost, da Du die von mir beschriebene Zweiteilung schon verinnerlicht hast. Da die großen UKW-Tanker in ihrem vor Wettbewerb geschützten Monopol, dort die hobbymäßig betrieben Webradios. Wenn wir wollen, dass wir einen lebendige Radiovielfalt bekommen, wie es ihn in den USA, Italien, Frankreich, Spanien, Tschechien, eben in den meisten Ländern mit einen funktionierenden Radiomarkt gibt, muss es einen Verbreitungsweg geben, auf dem dieser Wettbewerb stattfinden kann. UKW ist es nicht, da zu wenig Frequenzen und restriktive Verteilung, Internetradio ist es nicht wegen der Verbreitungskosten
und bekannten Gründen, weswegen sich Rundfunk nicht vom Internet abhängig machen sollte. Entweder, wir schaffen es endlich, über DAB+ diesen Entwicklungsrückstand aufzuholen, oder wir diskutieren in diesem Forum noch in 20 Jahren darüber, warum Radio in Deutschland so schlecht ist und es jenseits von UKW-Dudelfunkern und automatisierten Internetstreams keine redaktionell-substantiellen Angebote gibt.
DAB+ kombiniert das schlechte aus beiden Welten: Aus der analogen Welt die ineffektive 24/7 Gießkannenverbreitung, Lizenzen, Auswahlverfahren und knappe Frequenzressourcen plus die Kompression aus der digitalen Welt,
Es macht m.E. durchaus einen Unterschied, ob ich mit einem Standardradio die Auswahl zwischen 10-15 Programmen mit 4-5 Programmfarben habe, oder zwischen 100 Programmen mit 50 verschiedenen Programmfarben. Was die Kompression betrifft, in digitalen Standard sind zahlreiche Faktoren flexibel, die im analogen Standard fix sind. Ob Digitalradio besser oder schlechter klingt als über analog, hängt davon ab, wie diese Faktoren gewählt werden. Ja, ich finde den Klang vieler 72kbps-Programme auch ziemlich bescheiden, aber etwa den der 120kbps-Programme vom SWR super.
Wegfall des seit 50 Jahren gewohnten Overspills und der Bouquetzwang.
30+ Sender hat man in Ballungsräumen auch über UKW - in ganz Europa. Dass Bayern und NRW das über UKW nicht hinkriegen wollten und dort daher DAB+ als "vielfältig" erscheint, ist für Bewohner von Ballungsräumen wie Rhein-Main, Randstad, Berlin, Paris, Rom... nicht relevant.
Schön für die Frankfurter, dass ihr Ballungsraum an den Grenzen von SWR, BR, und wenn man sich ein bisschen anstrengt, noch MDR und WDR liegt. Overspil ist eine nette Sache, ich habe selbst bis 2004 viel hr gehört, da mir der SWR zu beiden Ohren heraushing. Nur kann Overspil keine Ausrede sein für zuwenig Wettbewerb. Dafür ist er zu zufällig, und zu ungerichtet. Wenn ich in Frankfurt hr3, SWR3, Bayern 3, FFH, RPR1, Antenne Bayern und vielleicht noch Regenbogen empfangen kann, ist das eine schöne Zahl von Programmen, ändert aber nichts daran, dass diese Programme jeweils auf ihr Zielgebiet zugeschnitten sind, und nicht darauf, zueinander im Wettbewerb zu stehen. (Würden diese Programme alle für das selbe Gebiet senden, und nicht für ihre eigenen, teilweise überlappenden, wäre sie gezwungen, sich auszudifferenzieren.) Den Unterschied zwischen beiden merkt man vielleicht, wenn man die Frankfurter UKW-Skala mit der von Berlin vergleicht. Quantitativ mag Frankfurt mithalten können, aber doch nicht qualitativ!
Wie kann man bei einem derart bescheidenen Angebot, noch dazu verbunden mit einem schlechten Klang, erwarten, dass ein deartiges System jemals UKW ablösen wird?
Ich kenne niemanden, der davon ausgeht, dass der Status Quo im Digitalradio die Zukunft sein wird. Entweder das Angebot wird verbreitert, über einen zweiten Bundesmux, Landesmuxe usw., oder DAB+ wird eingehen. Aber der Status Quo wird nur ein Übergangsangebot sein - so oder so.