Wird WDR 3 ein Kultur-Leichtgewicht?

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AW: Wird WDR 3 ein Kultur-Leichtgewicht?

Hallo zusammen!
Es ist wirklich empörend. Da machen sich die Programmverantwortlichen tatsächlich daran, zwei Wellen zu reformieren, die seit Jahren schwindende Einschaltquoten produzieren. Zwei Wellen, die täglich gerade einmal von knapp 4 % (oder 600.000 Menschen) eingeschaltet werden, aber die Hälfte des WDR-Hörfunketats verschlingen.

Gerade bei WDR3 hat sich seit Jahren eine besondere Form des "Privatradios" entwickelt. Die Redakteure machen ihr ganz privates Radioprogramm, das vor allem ihnen gut gefällt, und mit dem sie auf dem 20-jährigen Abitreffen ihre arbeitslosen Mitschüler beeindrucken möchten. Der Hörer goutiert das Programm jedenfalls nicht.

Das schwindende Hörerinteresse hat jetzt Veränderungen hervorgerufen. Ein ganz normaler Vorgang. Ende der 90er Jahre war WDR1 am Ende. Die Erfindung von EinsLive war die zwangsläufige Folge, entwickelte sich aber zum erfolgreichsten Jugendradio Deutschlands.

Liebe Dauergäste des Kultursalons, liebe arte-Gucker, liebe Zeit-Abonennten, liebe Studiosus-Reisende und Adorno-Schüler: Demokratie bedeutet nicht nur Vielfalt bewahren, sondern auch Gerechtigkeit herstellen.

Diese Programmreform ist notwendig und sicher nicht der Untergang des humanistischen Abendlandes....

Liebe Grüße
AlfredZ.
 
AW: Wird WDR 3 ein Kultur-Leichtgewicht?

Lesetipp (leider kann ich den Artikel nicht verlinken):

F.A.Z von heute, 21.8.08:

"Ein netter Begleitsender soll es sein -
Die umstrittene Reform von WDR 3 nimmt Gestalt an"
 
AW: Wird WDR 3 ein Kultur-Leichtgewicht?

Das neue "Politikum" auf WDR 5 erinnert doch stark an das "kritische Tagebuch", das vor vier Jahren bei der letzten WDR-3-Reform unter den Tisch gefallen ist, oder?

Lesetipp (leider kann ich den Artikel nicht verlinken):

F.A.Z von heute, 21.8.08:

"Ein netter Begleitsender soll es sein -
Die umstrittene Reform von WDR 3 nimmt Gestalt an"
Danke für den Tipp! :)

Ende der 90er Jahre war WDR1 am Ende.
1995 waren die 90er schon zu Ende? :eek:
 
AW: Wird WDR 3 ein Kultur-Leichtgewicht?

Das humanistische Abendland mag zwar nicht untergehen aber recht gelangweilt abschalten. Das Sonntagsprogramm ist der Inbegriff der Einfallslosigkeit. Musiksendung, Musikfeature und zum Ende des Nachmittags noch die Verwurstung von ARD-Poolmaterial mit kultureller Färbung. Und am Abend schreit erst drei Stunden die Oper und danach nervt das kaputte Zeug, auch neue Musik genannt.

Hat denn niemand beim WDR den Mut, sich das Sonntagsprogramm von SWR2 oder hr2 durchzulesen und dem Hörer zwischen Rhein und Weser wenigstens etwas Rundfunkgenuß angedeien zu lassen? Sogar MDR Figaro hat mehr zu bieten als WDR 3.

Es ist zum Haareraufen!
 
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Spannend finde ich übrigens 1 Live Kultur - leider nur im Netz und nur 4 Std. am Tag, die sich wiederholen. Aber die Musikauswahl ist gut und die Beiträge aus dem Haus WDR , insbesondere WDR 3 und WDR 5, dazwischen schön ausgewählt. Kulturelle Beiträge und Popmusik müssen sich doch nicht explizit ausschließen.

http://www.einslive.de/multimedia/kunst/playlist.jsp

Das können die doch neben 1 Live diggi gleich mit auf DAB hochziehen - gibt zwar nicht unbedingt mehr Hörer aber bringt wieder etwas sehr Attraktives ins Bouqet.

Über den Tag gesehen würde ich dann eher 1 Live Kultur als WDR 3 hören.
 
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Lesetipp (leider kann ich den Artikel nicht verlinken):

F.A.Z von heute, 21.8.08:

"Ein netter Begleitsender soll es sein -
Die umstrittene Reform von WDR 3 nimmt Gestalt an"
Da isser
Mich wundert, dass der WDR sich fast gar nicht zu den Veränderungen bei WDR 5 äußert, die sich als Rattenschwanz mit ergeben.
Hatte ich hier nicht reingepackt, weils in diesem Thread vornehmlich um WDR 3 geht. Über die Neuerungen bei WDR 5 informiert die vom beobachter verlinkte PM ja auch und ich denke, dass insbesondere das "Politikum" die Wortwelle weiter aufwerten dürfte.
 
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Meine Meinung zur Programmreform von WDR 3 steht bereits im Eintrag #2 und folgende von mir verfassten in diesem Thread. Die Einträge haben (leider) immer noch Gültigkeit, da die Programmreform wohl in großen Zügen doch so durchgeführt wird wie am Anfang dieses Themas beschrieben.
 
AW: Wird WDR 3 ein Kultur-Leichtgewicht?

Das neue "Politikum" auf WDR 5 erinnert doch stark an das "kritische Tagebuch", das vor vier Jahren bei der letzten WDR-3-Reform unter den Tisch gefallen ist, oder?

Das Kritische Tagebuch gibt es nachwievor in Form des "TagesZeichen" (19.45-20 Uhr). Der Namen wurde bei der letzten Reform geändert, damit er in die Reihe von "ZeitZeichen" (11.45 Uhr) und "HörZeichen" (14.45 Uhr) passt. Und jetzt wandert es eben als "Politikum" ins Fünfte.
 
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Bei allem Kulturpessimismus, den ich bei Radio-Reformen an den Tag lege - auf diese Reform warte ich freudig gespannt. Ich erwarte, dass sie beiden Programmen gut tut.
 
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Mit der neuen Sendung "Politikum" kehrt Stephan Karkowsky zum WDR zurück.
Er wird in der neuen Radiobroschüre (zurzeit ist die aktuelle Ausgabe leider noch nicht online verfügbar) als einer von fünf Moderatoren dieser Sendung ausgewiesen.
 
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Tja, viele journalistisch kompetente WDR 2-Moderatoren zieht es eben früher oder später zu WDR 5 ;)
In der neuen Radiobroschüre (freilich nur in der gedruckten) gibts auch Hörproben ausgewählter neuer Sendungen von WDR 3 und 5 auf einer CD.
 
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So beginnt in 6 Minuten zum letzten Mal meine Lieblingssendung: die WDR 3 Musikpassagen. Das sollte nicht unerwähnt bleiben.
 
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Erwähnenswert allerdings ist der Unfug in den mittäglichen Passagen heute:

Die Moderatorin arbeitete wohl erstmals in ihrem Leben live. Aufgesetzte und künstliche Leichtfüßigkeit die sich eher nach verschleppter Ungewißheit anhörte.

Redaktion und Sprecher der Kulturnachrichten um 13:30 verstiegen sich zum Höhepunkt, daß Shakespeare in Stratford-upon-"Iven" (eigentlich: Avon) geboren wurde.

Eine Stunde später der nächste Tiefschlag: Wer in aller Welt hat die Sprecherin der Buchrezension mit ihrem Ruhrgebiets "eeea" wie in "Weeeark" auf die Antenne gelassen?

Die Moderatorin legte dann auch noch schnell nach und es gilt zu korrigieren: Giuseppe Verdi heißt mit Vornamen Giuseppe und nicht Dscheseppe.

Inwieweit in einer Mittagssendung vokale Klassik eingesetzt werden muß, ist vielleicht eher eine Geschmacksfrage mit Tendenz zur Verneinung.

Wenn das alles "unterhaltend und intelligent" sein soll, dann kratzt WDR 3 nun hart am Bodensatz des intellektuellen Lebens.

Wenngleich das WDR Journal durchaus versucht, kritischen Journalismus zu betreiben, wird aber der verbale Sprint durch 8 Minuten dem Qualitätspotential der Sendung nicht gerecht.

Warum die Nörgelei am ersten Tag? Weil wieder viel Wind (aus Köln) um sehr wenig Inhalt gemacht wurde. Um's mit Shakespeare aus Stratford-upon-Iven zu sagen: Much ado about nothing.
 
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Nunja, wie immer wieder betont wurde, wurden ja einige neue Stimmen gecastet, einige waren vorher wohl noch nicht (live) auf Sendung. Trifft aber auch nicht auf alle zu, Lutz Göhnermeier (in den Passagen) und Katja Ruppenthal (in der TonArt) etwa sind langjährige Mitarbeiter des WDR-Sprecherensembles und waren bis Ende 2006 auch im Tagesprogramm von WDR 4 zu hören.
 
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Nunja, wie immer wieder betont wurde, wurden ja einige neue Stimmen gecastet, einige waren vorher wohl noch nicht (live) auf Sendung.

Aber muß denn eine WDR Moderatorin live on air ausgebildet werden? Eine Sendung wie die besagte kann auch per voice-tracking produziert werden, da muß sich doch niemand live verhaspeln und letztlich beruflich entehren lassen.

Ein Jammer, zumal die hier im besonderen angesprochene Frau in ihrer Profession als Musikerin einen höchst angenehmen Eindruck hinterläßt.
 
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Ein Jammer, zumal die hier im besonderen angesprochene Frau in ihrer Profession als Musikerin einen höchst angenehmen Eindruck hinterläßt.

Gestatte eine böse Polemik, Znorko: Mein Bäcker hinterlässt bei mir auch immer einen höchst angenehmen Eindruck - ich würde ihn trotzdem nicht im Radio Kuchenrezepte vorlesen lassen...;)
 
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Gestatte eine böse Polemik, Znorko: Mein Bäcker hinterlässt bei mir auch immer einen höchst angenehmen Eindruck - ich würde ihn trotzdem nicht im Radio Kuchenrezepte vorlesen lassen...;)

Die Polemik gilt es dann, an die hochgeborenen Wellengewaltigen des WDR weiterzureichen. Wenngleich ich ja gewisse Ahnungen habe, warum dort wer an welchem Mikrophon Platz nehmen darf. Aber das wäre keine Polemik sondern üble Nachrede.
 
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Nicht nur der WDR hat sein Kulturprogramm modifiziert, sondern auch der (englischsprechende Teil des) Öffi von Kanada. Dort fielen die Änderungen allerdings um einiges radikaler aus. Begeisterte Hörer über das neue CBC Radio 2:

http://www.insidethecbc.com/r2sched


Nun gab es ein Kulturprogramm mit nur geringem Klassikanteil auch schon hierzulande. Allerdings konnte die entsprechende Klientel da stattdessen einfach SFB 3 bzw. MDR Kultur (je nach Wohnort) hören, insofern dürfte das nicht unbedingt zu vergleichen sein.
 
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SFB 3 bzw. MDR Kultur (je nach Wohnort) hören...

Habe ich da zwei wesentliche Programmreformen beim RBB Kulturradio und MDR Figaro versäumt? ;)

Noch bedenklicher empfand ich die WDR 3 Hörerdiskussion am zurückliegenden Sonntag. Radio- und Wellenchef mit der üblichen Arroganz und Anrufer, die zur gewohnten Nörgelklientel einer solchen Call-In-Veranstaltung gehören. Höhepunkt der ältere Herr, der wohl NDR Kultur bemängelte, sich freilich in der Telephonnummer verirrte - Publikumsdemenz live.

Unbeschadet dessen kann WDR 3 am Sonntagnachmittag zu Folterzwecken eingesetzt werden. Grausige Klassik und noch üblere Moderatoren, die nach Krankenschwester in einer Psycho-Klinik klingen. Wo nur findet man so untalentierte Menschen? Ein Anrufer fragte zurecht - ohne das Übel beim Namen zu nennen - durch welche Eigenschaft sich gewisse weibliche Sprecher für ihre Aufgabe qualifizieren.

Immerhin ist WDR 3 unter der Woche durchaus ein angenehmer Begleiter. Aber am Wochenende empfehlen sich weiterhin Ausflüge zu SWR 2 und hr2.
 
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Nun haben wohl auch die Neuen in der Moderationsriege etwas dazu gelernt und das Programm läuft seit ein paar Wochen, ohne dass man einen Aufstand wahrnimmt. Die Stammhörer gewöhnen sich eben etwas um, manche haben sogar fast gar nichts gemerkt. Jedenfalls ist es - gemessen an der heftig wogenden Diskussion im Vorfeld - geradezu unfassbar ruhig um WDR 3 geworden.

Bricht nun die große Zufriedenheit aus oder haben die Kritiker einfach frustriert abgeschaltet?
 
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Bricht nun die große Zufriedenheit aus oder haben die Kritiker einfach frustriert abgeschaltet?

Mit Ausnahme des Sonntagnachmittags- und abends ist WDR 3 doch mittlerweile eingespielt und durchweg hörenswert. Das Ziel eines anspruchsvollen Begleitmediums ist ansich erreicht.

Erbärmlich allerdings, was dort am Sonntag läuft. Eine Art Abschiebehaft für Unerhörtes. Offensichtlich hat niemand beim WDR verstanden, gerade an diesem Tag den Hörer, wie man so sagt, "abzuholen".

Nur ein Beispiel: Sonntag ab 21:30 Uhr, der werktätige Mensch beendet in nicht gerade frohlockender Stimmung das Wochenende, Dinge vorbereiten, eMails schreiben, den Hausrat in Ordnung bringen und sich wünschen, der Montag falle aus.

Die Suche nach geistiger Labsal ist nicht einfach. Im Fernsehen läuft ohnehin nur Schund, dann also das Radio*) einschalten. hr2 bringt Hörspiel und elektronische Musik, MDR Figaro bietet Orgel, Hörspiel und Jazz, NDR Kultur dudelt indifferent vor sich hin und WDR 3? Äh ja, also Oper oder episches Wort und danach vollkommen kaputte Neue Musik.

Wenn der WDR zu mehr nicht fähig ist...?!

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*) Radio meint hier aus der Not heraus Online-Streams per Audiokabel vom Laptop mit einem Blaupunkt Genua aus den späten 60er wiedergegeben.
 
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Erbärmlich allerdings, was dort am Sonntag läuft. Eine Art Abschiebehaft für Unerhörtes.

Vollste Zustimmung: Das sind echt verschenkte Sendeplätze für durchaus hörwillige Menschen. Warum wiederholt der WDR hier nicht zumindest ein Kulturfeature? Zum Beispiel das wunderbare, aufwendig kunstvoll (und sicher teuer) produzierte "Lost in Music" von Samstag, 18.10.08 um 12:05 Uhr - gesendet zu einer unmöglichen Tageszeit, wo der normale, in Familienleben eingebundene Hörer höchstens Bruchstücke mitbekommt. Zu allem Unglück gibt es für die geweckte große Neugier weder Wiederholungstermin noch Podcast.
 
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Zu allem Unglück gibt es für die geweckte große Neugier weder Wiederholungstermin noch Podcast.
Das mit dem Podcast wird aus urheberrechtlichen Gründen nicht gehen, aus den gleichen Gründen gibts schließlich auch keine Kabarettprogramme oder Hörspiele zum "Podcasten".
Und eine Wiederholung, etwa im Nachtprogramm, wäre nur bei WDR 5 denkbar :rolleyes:
 
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Ähm, ich habe jetzt nicht verstanden, was Du gerne hören würdest, Dr. Znorko, zum "Dinge vorbereiten, eMails schreiben, den Hausrat in Ordnung bringen und sich wünschen, der Montag falle aus."
Also - es scheidet aus:
Hörspiel
elektronische Musik
Orgel
Jazz
Gedudel
Oper
episches Wort
Neue Musik.
Was darf es denn dann sein? :confused:
 
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