Wir hatten diese Diskussion prinzipiell schon des öfteren...
Ich denke, solange man das Geld aller einsammelt, muß auch für alle etwas geboten werden.
Ich bin durchaus so dreist, hochwertige Angebote als Angebote "für alle" zu bezeichnen. Weil sie
allen guttun würden. Wer nicht will, hat genug Alternativen.
Mein überaus hinkender (und ich glaube auch von Dir einst deswegen kritisierter) Krankenkassen-Vergleich würde ansonsten doch bedeuten: es zahlen alle zwangsweise ein, es sind nur wenige (gemessen an der Gesamtbevölkerung) "bedürftig" (beziehen also Leistungen) - dann müßte die Kasse denen, die "leer ausgehen", doch eigentlich das finanzieren, was sie wünschen, und sei es Schnaps und Zigaretten. Tut sie aber nicht! Sie nutzt das Geld stattdessen z.B. für Prävention, für Raucherentwöhnungskurse und Maßnahmen in Richtung gesunde Ernährung - auch das Geld von bewußten Genußrauchern, Fleisch-Junkies und Couch Potatoes. Also keine Angebote für diese Bevölkerungsgruppen? Doch, natürlich! Nämlich guttuende, gesunde Angebote. Wenn sie nicht wollen, ist das eine ganz andere Sache.
Im öffentlich-rechtlichen Hörfunk: ich habe Null Verständnis für Programme, die inhaltsfrei und monoton die niedrigsten Gelüste befriedigen - wir haben genug private Anbieter, die das ganz automatisch tun (müssen). Nicht einmal der Vorwurf einer "Kulturdiktatur" hat also noch Bestand, seitdem Deutschland sich zum dualen Rundfunksystem bekannt hat. Frequenzen, Programme und Finanzen sind zu knapp, um belanglose Angebote zu doppeln. Also sollten die ÖR-Programme etwas anderes tun - nämlich das wertvolle. Ausschließlich. Dazu bedürfte es freilich nicht über 50 Wellen bundesweit. Das bekäme man auch mit wesentlich weniger Programmen hin - schon kommt Bestandsschutz, sowohl für die Anhänger der bestehenden Angebote als auch für die Mitarbeiter.
Abgesehen davon sieht es doch so aus: eine platte ÖR-Welle wird von zwei Seiten angegriffen: diejenigen, die gehaltvolles Programm erwarten, müssen diese Verschwendung anprangern und das Programm ablehnen. Und die jenigen, die inhaltsfreies Programm erwarten, fragen sich auch, warum sie dafür zahlen sollen, denn die Privaten können das ja auch "kostenlos" (was ohnehin nicht stimmt) und ein Bewußtsein für den Wert einer journalistischen Leistung wäre ohnehin nicht vorhanden, selbst wenn es eine solche gäbe. Ein gut gemachtes, gehaltvolles ÖR-Programm hat immerhin nicht die Freunde gehaltvoller Programme als Feind, sondern nur diejenigen, die damit nichts anfangen können - und natürlich nicht einsehen, warum sie dafür bezahlen sollen. Das ist ein Feind weniger als bei den inhaltsfreien ÖR-Programmen.