Wohin geht die Reise für das Medium Radio?

Nur ausgerechnet bei der öffentlich-rechtlichen Grundversorgung soll der Begriff eine andere Bedeutung haben und alles (Rundumversorgung) meinen?

Das Bundesverfassungsgericht hat mehrere Urteile dazu gefällt. Der Wissenschaflliche Dienst des Bundestages fasste die 2016 so zusammen:

"Grundversorgung ist hierbei nicht mit Mindestversorgung gleichzusetzen, die sich auf die bloße Verbreitung von Informations- und Bildungssendungen beschränkt, sondern setzt stets eine Mehrzahl von Programmen voraus; neben der Sicherung der Meinungsvielfalt müssen für die Gesamtheit der Bevölkerung Programme angeboten werden, die vollumfänglich informieren. Zur Grundversorgung zählen demnach eine den Empfang durch alle Fernsehhaushalte gewährleistende Übertragungstechnik, eine thematische wie inhaltliche Programmvielfalt sowie eine effektive Sicherung der gleichgewichtigen Vielfalt. Hierbei hängt der Umfang und die Funktionstüchtigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks von den technischen Entwicklungen ab und ist zugleich relativ im Hinblick auf das Angebot der privaten Rundfunkunternehmen zu bestimmen. Aufgrund der Bestands- und Entwicklungsgarantie hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk indes auch jenseits des Grundversorgungsauftrages ein entsprechendes Programm anzubieten, das im publizistischen Wettbewerb mit den privaten Rundfunkveranstaltern mithalten kann."

Alle Klarheiten beseitigt? 😁
 
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Puh, Not my Circus. Not my monkeys. Und mein aufrichtiges Beileid an Alle, die sich mit den Clowns rumschlagen müssen! 🤡 möchte ich mal meinen.
Ich, für mich, habe keinerlei Bedürfnis mich von Leuten, die nicht an einer konstruktiven Diskussion über die Sache interessiert sind in eine kleinkrämerische Korintenauseinanderdividiererei hinein ziehen zu lassen!
Auch ist es mir herzlich egal ob Gnifke, Hager oder Chef xy nun für die Entwicklung verantwortlich ist, die ich an meinem Sender Hr1 wahr nehme und die offenbar alle ÖRR Sender mehr oder weniger ausgeprägt betrifft.
Ich bleibe bei dem, was ich schon gesagt habe:
Alle, die diese offenbar ÖRR weite Entwicklung im Bezug auf das Medium Radio genauso empörend und Grund verkehrt finden wie ich - egal ob Radiomacher oder Radiohörer- sollten sich zusammen tun und geschlossen darüber nachdenken, was man effektiv dagegen tun kann. Nicht den Kopf hängen lassen, sondern zusammen Tun! Egal wie aussichtslos es scheint!


Wie schon erwähnt, gab es im Internet in der Vergangenheit viele Versuche, so etwas zu starten und erfolgreich zu machen. Aber dort funktionierte es einfach nicht. Zum einen gelingt es einem kleinen Hobbyprojekt mit beschränktem Marketing-Budget nicht, auf sich aufmerksam zu machen. Zweitens scheinen die Hörer am Medium "Internetradio" nicht wirklich Interesse zu haben. Internet-Livestreams sind generell seit Jahren "töter als tot".
Das ist schade! Welche Internet Radio Initiativen gibt/ gab es denn?

Ich habe trotzdem den Eindruck, dass aktuell noch mal etwas anderes ist. Weil der ÖRR offenbar das Medium Radio grundsätzlich nicht mehr in seine Zukunftspläne eingebunden zu haben scheint. Oder wenn dann nur noch als Bullshit- Dudel-Maschine.
Es müsste also eigendlich gerade mehr unzufriedene Hörer denn je geben und die Anzahl dürfte noch steigen, wenn das so weiter geht. Wenn man es schafft die abzuholen, vielleicht ja sogar indem man abgesetzte Shows, die bereits eine fangemeinde Haben irgendwie weiter oder wieder aufleben lässt, dann könnte es vielleicht doch interessant werden? Vielleicht muss man bei Werbung und marketing ein wenig kreativ werden und um die Ecke denken.

Gleichzeitig dürfte es gerade sehr viele sehr unzufriedene Radiomacher geben, oder?
Wenn man es dann noch schaffen würde bekannte Moderatoren für sich zu gewinnen, dann wäre es vielleicht durchaus möglich da was zu machen? Eigentlich braucht es doch nur ein paar Idealisten, die sich nicht zu schade sind sehr klein anzufangen und keine Angst davor haben, dass das Projekt scheitern könnte. Mit der Einstellung kann man dann doch nur gewinnen, oder?
Na kommt schon, ihr Radiomacher: wer von euch hat noch nie davon geträumt einfach mal freie Hand zu haben und Radio ganz neu zu denken ohne an die Regularien von Oben gebunden zu sein?

Ich wünsche allen einen entspannten Abend und lasst euch nicht provozieren. Das ist es nicht
wert. 🖖🏻🎶
 
Welche Internet Radio Initiativen gibt/ gab es denn?
Aus dem Stehgreiff fallen mir schon mal drei Projekte ein:
Das war noch das erfolgreichste, war immerhin zehn Jahre auf Sendung und fand eine Art Fortsetzung in einem neuen Projekt:
Dann gab es noch das hier:
Der Macher versuchte später sein Glück mit "Antenne Luxemburg", das aber bereits nach relativ kurzer Zeit wieder eingestellt wurde.
Und dann war dann auch noch das hier:
Dieses Projekt nahm wohl die mit Abstand schlimmste Entwicklung::
 
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@TORZ.

Vielen Dank für die Recherche! Mir fällt sowas immer schwer mir solche Infos zusammen zu klauben. Du kannst das, wie ich schon mehrfach hier gesehen habe sehr gut.

Das ist natürlich tatsächlich etwas ernüchternd, wenn diese Projekte alle gescheitert sind.
Aber dennoch frage ich mich: was wäre, wenn sich all die tollen einzelnen Initiativen zusammen getan hätten und Sich gegenseitig unterstützt hätten?
Man könnte eine Radio-Guilde bilden mit einem ethisch-Journalistischen Berufskodex. Und alle Initiativen, die sich diesem Kodex verpflichten sind gemeinschaftlich organisiert. 🤔
Merkt man an meiner Wortwahl und den Bildern, die ich hier einstreue, dass ich gerade viele Superhelden Filme und Serien konsumiere....?
Mmmh nöööö, glaube das fällt überhaupt nicht auf.....😆🙃
 
Puh, Not my Circus. Not my monkeys. Und mein aufrichtiges Beileid an Alle, die sich mit den Clowns rumschlagen müssen! 🤡 möchte ich mal meinen.
Oh man... Stuss.
Möchte ich mal meinen. Wie nahezu alles was Frau So und so schreibt.
was wäre, wenn sich all die tollen einzelnen Initiativen zusammen getan hätten und Sich gegenseitig unterstützt hätten?
Wie war das mit "hätte" und "Fahrradkette"?
 
keine Schreibschwäche hätte.
Eigentlich ein No-Go, andere auf Rechtschreibfehler oder Stilfehler oder dergleichen hinzuweisen. Ich meine, der Inhalt alleine sollte zählen, auch wenn dem einen oder anderen es schwer fällt, obgenannte Fehler zu ertragen;)

weil genau diese Sendung ihn interessiert, holt sie sich aus der Audiothek, von Spotify oder YouTube.

Umso unverständlicher ist es, dass derzeit innerhalb der ARD (Radio und TV) fast 100 Apps am Start sind, die teilweise alle ihr eigenes Süppchen kochen.

Bei einer mehr als fairen Übergangsfrist von z.B. mehreren (aber nicht zu vielen) Jahren wäre es ein leichtes, von der ARD eine Einsparung von 50 % der Apps UND z.B. dann gleich auch von z.B. 9 Sendern (soll heißen, vorerst ein Sender pro Senderanstalt, weitere können folgen) einzufordern.
 
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Steht da was von Streaming, Social Media, Digitalkanälen, on Demand Angeboten?
Über die Social-Media-Aktivitäten und die On-Demand-Angebote der ÖR läßt sich ohne weiteres streiten.
Über das Streaming-Angebot nicht. Das Urteil ist 8 Jahre alt und die Welt hat sich seit dem weiter gedreht. Der Medienkonsum hat sich insbesondere in den letzten paar Jahren grundlegend verändert. Daher bin ich mir ziemlich sicher, dass der Begriff Streaming in einem heutigen Urteil mit großer Wahrscheinlichkeit vorkommen würde. Man konsumiert, wenn man die Zeit dafür hat und nicht wenn es ein starrer linearer Zeitplan vorgibt. Linear ist nur noch bei der Übertragung irgendwelcher Großereignisse relevant, ansonsten nicht. Insbesondere das lineare Fernsehen wird es in geschätzten 20 Jahren in seiner heutigen Form vermutlich sowieso nicht mehr geben.
In Sachen Digitalkanäle bin ich ehrlich gesagt ein wenig ratlos. Im TV-Bereich gibt es schon seit Mitte 2009 kein analoges Fernsehen mehr. Dort ist ausschließlich alles digital. Und im Radiobereich ist das "analoge" UKW eigentlich auch nur die Übertragungsform, welche analog ist. Der Rest ist längst digital. UKW ist wenn man so will ein reanalogisiertes Digitalradio. Falls du mit Digitalkanäle allerdings die zusätzlichen Festplattendudel-Kanäle verschiedener ÖR-Radiosender meinst, zumeist nach musikalischen Dekaden oder Musik-Genres sortiert, so gehören die aus meiner Sicht tatsächlich nicht zum "Auftrag" und gehören kurz und schmerzlos abgeschaltet. Damit meine ich auch diverse Zusatzangebote per DAB+, siehe beispielsweise diverse ÖR-Schlagersender.
 
Aber dennoch frage ich mich: was wäre, wenn sich all die tollen einzelnen Initiativen zusammen getan hätten und Sich gegenseitig unterstützt hätten?
Das können sie doch gern immer noch tun, die Leute dahinter sind ja noch da. Da müssen nur entsprechende Kontakte hergestellt und Verbindungen geschafft werden. Dann noch ne ordentliche Verwaltung samt Buchhaltung, Menschen, die bereit sind die Technik zu stellen und ebenso Leute, die ganz viel Erspartes bei sich auf den Konten und Sparbüchern liegen haben, um Server- und Sendekosten bezahlen zu können, sowie ne gute Organisationskompetenz mitbringen und fertig wär ne tolle Radioinitiative, die mit den richtigen Stellschrauben weiter wachsen kann. Nur zu, es ist so viel möglich.
 
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Puh, Not my Circus. Not my monkeys. Und mein aufrichtiges Beileid an Alle, die sich mit den Clowns rumschlagen müssen! 🤡 möchte ich mal meinen.
Ich, für mich, habe keinerlei Bedürfnis mich von Leuten, die nicht an einer konstruktiven Diskussion über die Sache interessiert sind in eine kleinkrämerische Korintenauseinanderdividiererei hinein ziehen zu lassen!

Da hast Du völlig recht. Gerade in diesem Thread gibt es (recht neue) User, die ständig nur ihre "ich-Perspektive" und persönliche Wunschliste verbreiten, lange, emotionale und zum Teil polemische Texte schreiben und sich nicht wirklich die Mühe geben, auf Fragen, Argumente und Gedankengänge von Usern mit einer anderen Perspektive oder einem anderen Erfahrungshintergrund einzugehen.
Schade eigentlich.

Umso unverständlicher ist es, dass derzeit innerhalb der ARD (Radio und TV) fast 100 Apps am Start sind, die teilweise alle ihr eigenes Süppchen kochen.

Ich schätze mal, deswegen war es dieser Zukunftskommission auch so wichtig zu fordern, dass ARD, ZDF und DLR eine gemeinsame Plattform / Applikation entwickeln sollen.
Es ist doch eigentlich unverständlich, dass nicht der gesamte Öffi-Output an einer Stelle im Netz gebündelt zugänglich ist?! Was nicht heißt, dass es nicht einzelne Portale je nach persönlicher Interessenlage geben könnte, aber das wäre ja nur das "Eingangstor". Dahinter könnten die Öffis ihr Programm anbieten und vielleicht sogar Museen, Theater, Unis...?
Und es könnte Links zu den Bezahlangeboten der privaten Anbieter geben, wenn diese ein passendes, weiterführendes Angebot hätten (z.B. Serien nach der maximalen Online-Nutzung durch die Öffis oder Sport hinter der Bezahlschranke).
 
Gerade in diesem Thread gibt es (recht neue) User, die ständig nur ihre "ich-Perspektive" und persönliche Wunschliste verbreiten, lange, emotionale und zum Teil polemische Texte schreiben und sich nicht wirklich die Mühe geben, auf Fragen, Argumente und Gedankengänge von Usern mit einer anderen Perspektive oder einem anderen Erfahrungshintergrund einzugehen.
Schade eigentlich.
Du meinst jetzt wohl Frau so und so und ihre hr1-SC-Schwester Zweinutzungshuhn oder?
Und wohl auch noch den Langtexter Torz.
 
Aus dem Stehgreiff fallen mir schon mal drei Projekte ein:
Es gab noch eine ganze Reihe mehr. Als das Medium Internetradio Anfang der 2000er neu war, scheute es Radioforen.de nicht, sogar eine eigene Rubrik für Internetradio-Neuvorstellungen einzurichten. Das Problem ist letztlich immer dasselbe: Selbst diejenigen hier im Forum, die die typischen UKW-AC-Dudler verteufeln wie die Pest, regen sich allerdings noch mehr auf, sobald es ein Sender tatsächlich mal wagt, sich etwas mehr vom Mainstream weg zu bewegen. Die verbalen Entgleisungen in dieser Rubrik gingen so weit, dass die Admins die Rubrik wieder gelöscht haben. Selbst die größten AC-Kritiker kehrten dann wieder zum Mainstream-Radio zurück.

In Bezug aufs Fernsehen - wo im Wesentlichen dasselbe Problem zu beobachten ist - hatte ich hier im Forum schon mehrmals dieses inzwischen legendäre Interview verlinkt:

Thomas Gottschalk erklärt die Problematik m.E. sehr anschaulich; natürlich muss man dabei berücksichtigen, dass er ja insofern nicht unparteiisch ist, da er ja vornehmlich Mainstream-Unterhaltungssendungen moderiert und damit ja seinen Lebensunterhalt verdient. Er könnte es sich vielleicht sogar leisten, bewusst eine Sendung abseits des Mainstreams (ergo einen Flop) zu produzieren - denn er hat ja ausgesorgt. Das Problem: Alle anderen an so einer Sendung Beteiligten haben das nicht. Die würden einfach arbeitslos - wie bei dem Beispiel von dem Metzger, den man versuchen würde, zu der "vernünftigen" vegetarischen Ernährung zu überreden.

Das Grundübel ist also letztlich beim Publikum selbst zu suchen. Da ist einfach der "Mainstream" das einzige, was alle verbindet. Man kann das Ganze auch schön beobachten, wenn man etwa auf einer Geburtstags-, Hochzeits- oder Firmenfeier ist, auf der Musik, evtl. von einem DJ, gespielt wird: Die üblichen Mainstream-Geschichten (Summer Of 69, Mr. Vain, Atemlos...) werden einfach immer wieder gewünscht. Was auch noch gut funktioniert, sind Titel, die der breiten Masse zwar bekannt sind, aber dennoch fast nirgendwo laufen (z. B. Tiffany Alvord "It's A Small World" oder Carsten Bohn "Die Arnolskinder reißen aus"). Hier wäre auch im AC-Radio tatsächlich noch etwas Luft nach oben - aber eben nicht so sehr viel: Künstler wie Slayer, Manowar, Miles Davis, Juan Atkins, Martin Verdonk, Inga Eichler oder Lorenz Büffel füllen zwar teils große Konzertsäle, aber eben jeweils nur mit dem Klientel ihres Genres. Ein Free-Jazz-Fan wird eher nicht bei Juan Atkins sein, der Ballerman-Fan auch nicht, und der Techno-Fan eher nicht bei Inga Eichler und auch nicht bei Lorenz Büffel. Es dürfte kaum jemanden geben, der mit allen jeweils extremen Musikrichtungen etwas anfangen kann. Ein Radiosender muss jedoch alle diese Leute gleichzeitig abholen. Die Zeiten, wo noch gezielt bestimmte Sendungen eingeschaltet wurden, sind ja vorbei. Bryan Adams, Rihanna oder Beyoncé können halt noch die weitaus meisten Menschen halbwegs ertragen, ohne schreiend wegzulaufen. Also konzentrieren sich die Mainstream-Sender darauf.
 
Die Zeiten, wo noch gezielt bestimmte Sendungen eingeschaltet wurden, sind ja vorbei.

Ich stimme Dir weitestgehend zu, nur diesen einen Satz möchte ich einschränkend ändern: "Die Zeiten, wo noch gezielt bestimmte lineare Sendungen im Radio zu einem vom Sender vorgegebenen Zeitpunkt eingeschaltet wurden, sind vorbei."

Denn Podcasts, Twitch-Streams, Spotify und Angebote in der Audiothek werden gezielt eingeschaltet. Sogar zu bestimmten Zeitpunkten, z.b. wenn Donnerstag nachts die Playlisten auf Spotify aktualisiert werden.
 
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Gestattet mir, aus der Innensicht eines Radiomenschen, noch eine kleine Anmerkung zu dieser (endlich mal wieder!!) hoch interessanten Diskussion zu machen:

Ich bin seit knapp sieben Jahren weg vom Sender, vom Mikrofon. Und, ja, ich bin froh darüber, nicht mehr im aktiven Diensts zu sein. Zur Wahrheit gehört: Ich lebe - nicht schlecht - u.a. von einer guten Betriebsrente nach 43 Jahren Festanstellung. Aber das zu Sagende gilt für alle ÖRs. Und es gilt heute, 2024, genauso, oder noch mehr.
Das Radio lebte schon immer mit einem kollektiven Minderwertigkeitskomplex. Da war das Fernsehen im selben Hause, das dem Radio bereits früh den Rang ablief. Das Radio wurde in den bi- später trimedialen Anstalten sehr oft mit der DDR verglichen. Die armen Brüder in ihren Hörfunkstudios. Und wir, die wir "nüscht hatten", sendeten trotzig dagegen an, versuchten, Qualitätsfunk zu produzieren, Perlen, Edelsteine, ja, auch mal Mist.
Und wir mussten damit leben, dass jedes "Spulwurm, Dackel und Co" um ein Vielfaches mehr Einschalter hatte als das noch so aufwändig produzierte Radiofeature oder das grandiose Hörspiel.
Wir lebten damit und schluckten die Tatsache, dass das "andere" Medium uns bei weitem überholt hatte. Aber da war der Kampfgeist, der uns nicht resignieren ließ. Den holten wir aus uns selbst, aus gegenseitiger Versicherung, dass wir Gutes auf die Beine gestellt hatten - in den journalistisch herausragenden Politiksendungen, in den soweit wie möglich objektiven und aktuellen Hörfunknachrichten, in den Spezialsendungen zu Neuer Musik oder in der tiefschürfenden Reportage aus Darfur. Nun gerade!
Aber: Wir waren nur das Radio und wurden in der internen Werte-Hierarchie auch so gesehen. Ein Intendant, der den Hörfunk aufgesogen hatte und als kollegialer Radiomann in diese Spitzenposition gelangte - der ist mir nur von einer kleinen Anstalt im Norden bekannt. Die anderen Führungspersönlichkeiten, Männlein wie Weiblein, seufzten in ihren Intendanzen "Ach Gott, Euch Hörfunker gibt es ja auch noch".
Und dann kam das Netz. Jene Verbreitungsform zog wie eine Marsrakete an uns in unseren Radiokatakomben vorbei. Und schon wieder waren wir die Letzten.
Wir gingen in innere Emigration und zernagten uns selbst. Woher sollte da noch die Energie kommen, aus uns heraus den Antrieb zu finden, Illuminatis zu werden, Frau SoundSo? Wir schrieben uns ab und wurden - auch von jungen Leuten, die nach trimedialem Studium Podcasts in den Sand setzten, mit unserer Erfahrung und unseren Empfehlungen gar nicht mehr wahrgenommen.
Und das färbte natürlich auch auf das Produkt ab.
Sicher: Alles schlechtreden, was heutzutage noch im Radio gesendet wird, will ich nicht.
Aber als Hobby-Pathetiker will ich diese Situation mal "Götterdämmerung" nennen. Wir japsen noch, senden noch, produzieren auch noch immer mal wieder besagte "Edelsteine". Ansonsten füllen wir lustlos Kästchen, die uns die Sende-Matrix vorgibt. Das Feuer, das uns - trotz allem - zu individuellen oder kollektiven Höchstleistungen trieb, ist längst aus. Wir verdümpeln. Ein von mir wirklich hochgeschätzter Kultur-Radiomann sagte auf die Frage, ob er glaube, dass das Radio weiterleben wird "Es wird nicht sterben, es häutet sich nur immer wieder". Diesem Optimismus kann ich mich nicht anschließen. Irgendwann nämlich steht das geliebte Medium nackt.
Und das Neue hält sicher keinen wärmenden Mantel bereit.
Es liegt mir wirklich fern, die Worte von OnkelOtto in Zweifel zu ziehen. Aufgrund seiner leicht negativen Beschreibung könnte man aber den Eindruck gewinnen, daß das "Radio" irgendwie das fünfte Rad am öffentlich-rechtlichen Streitwagen ist.

Dieser Eindruck täuscht. Der ARD-Vorsitzende hat gerade erst das "Radio" als den wichtigsten Auspielweg der ARD genannt. Diese Aussage sollte allen öffentlich-rechtlichen Radiomachern Mut machen.

Das komplette Video:
 

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  • noz-expertenrunde-ard-radio.mp4
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Beim Radio ist es wie bei den Zeitungen oder dem linearen Fernsehprogramm. Die Leute wandern immer mehr ins Netz ab. Sie können dort alles rund um die Uhr bekommen - maßgeschneidert auf ihre Bedürfnisse. Beim Radio ist leider zu beobachten, dass immer mehr eingespart wird. Feste Stellen werden nicht neu besetzt, freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden oft schlecht bezahlt. Es gibt kaum noch guten Nachwuchs. Früher haben sich dutzende junge Leute auf Volontärsstellen beworben, heute gibt es kaum noch Bewerbungen. Die Qualität lässt immer mehr nach. Für die Gesellschafter geht es nur noch darum, dass sie viel Profit mit wenig Personal machen. Meine Prognose für die nächsten 5 Jahre: Die ersten kleinen Stationen werden dichtmachen, weil sie einfach kein Gewinn mehr machen. Die Volontäre von heute werden bestimmt nicht mehr bis zu ihrer Rente beim Radio arbeiten. Oder was meint ihr?
 
Hallo,

diese Kolumne von Oliver Kalkofe erreichte mich soeben via Facebook. Die Wortwahl ist m. E. ziemlich unterirdisch, aber es geht um den Inhalt des Textes. Der bezieht sich zwar aufs Fernsehen, lässt sich im Prinzip aufs Radio übertragen.

Bei beiden Medien ist die Frage ungeklärt, was zuerst da war: ein so schlechtes Programm, das in der Folge die Hörer vergraulte - oder ob zuerst die Hörer abwanderten, die wegen ihrer Empfindlichkeit für seichtes Programm sorgten.


Was war also zuerst da - die Henne oder das Ei? Bei den Gackerfritzen ist die Frage ja mittlerweile geklärt....
 
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Das Paradoxon ist eher, wie er es geschafft hat, seine ursprüngliche TV Spielfilm-Kolumne erst der TV Today und und nun zum Dritten noch radioeins zu verkaufen.
 
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Die TV Today wurde 2005 von TV Spielfilm übernommen und seitdem mit deren Inhalten befüllt .

(Und seit 2019 hat auch die TV Spielfilm keine eigene Redaktion mehr und wird von der Redaktion der TV Digital mitbetreut).
 
"Redaktion" bei TV-Zeitschriften ist wohl ein Begriff, unter dem man sich nicht mehr das reale Arbeiten vorstellt. Die letzte TV Today, die ich in der Hand hielt, hatte immer noch ein anderes Bewertungssystem als die TVS. o_O Aber das macht vermutlich mittlerweile KI?
 
Die Wortwahl ist m. E. ziemlich unterirdisch
Das verstehst du nicht, das ist Kultur. Wenn der große Schlefatz-Meister das sagt, dann wird das schon stimmen :) :) Man muss sich ja irgendwie wieder ins Gespräch bringen und immer "talk of the town" bleiben...




@ Adolar: Sind beides Burda-Blätter! ---> https://tvtoday-abo.de/impressum/
 
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Er hat es auch geschafft, sich in immer kleinere TV-Sender mit seiner Show herunter zu arbeiten.
Wäre der nur beim Radio geblieben, statt jetzt in Fernsehklitschen den Witzigen zu machen.

Ich bin froh, dass er zum Fernsehen ging, denn sonst wäre ich wohl erst viel später auf Herrn Kalkofe aufmerksam geworden. Ich habe die Mattscheibe schon zu Premiere-Zeiten geschaut und hoffe, dass auch diese irgendwann ein Neues Zuhause findet. Bei SchleFaZ ist es ja geglückt.
 
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