Ein komplett quoten-angstfreies Radioprogramm wurde in den letzten 20 Jahren auf tausenden Internet-Streamingkanälen angeboten. Das Problem: Außer den Verwandten und Freunden des Betreibers hat i.d.R. niemand eingeschaltet. Selbst hier in einem Forum, wo sich explizit Radiofreaks rumtreiben, hat man es kurze Zeit mit Online-Radio-Vorstellungen probiert, aber sie wurden selbst von den hiesigen Usern schlicht nicht akzeptiert.Wie wäre es, Quoten-Angstfrei zu senden?! Einfach mal ausprobieren. Könnte ja gut werden. Braucht noch jemand Gedanken?! Ich habe mir zu viele gemacht.
In anderen Bereichen ist es 1:1 genauso: Als Anfang der 2000er das Internet zum Massenmedium wurde, sahen gerade viele Musik-Freaks das Ende der großen Major-Musiklabels kommen. Es entstanden haufenweise Plattformen wie MP3.de, Vitaminic, Track4, MySpace oder Jamendo, aus denen jedoch am Ende nicht ein einziger wirklicher Chart-Hit hervor gegangen ist. Die erfolgreichsten Sachen stammen weiterhin von Rammstein, den Toten Hosen, Adele oder Taylor Swift - also ausnahmslos Künstler, die bei den Großkonzernen unter Vertrag sind.
Als mit der weitflächigen Verbreitung der E-Book-Reader die Selbstverlags-Plattformen aus dem Boden schossen, stießen die selbst bei Leuten, die viel lesen, fast durchweg auf Ablehnung. Zu Bestsellern entwickelt sich nur, was durch altbekannte Verlage wie Rohwolt, DTV, Weltbild oder Bastei-Lübbe veröffentlicht wird.
Bei YouTube, wo bekanntlich jeder vom heimischen PC aus Videos hochladen kann, erreichen - abgesehen von einigen kurzen Kuriositäten - auch nur Produzenten gesellschaftlich relevante Klickzahlen, die auch ohne YouTube, also z. B. im Fernsehen, erfolgreich geworden wären.
Es ist offenbar nicht möglich, einem etwas breiteren Publikum neue Inhalte "abseits des Mainstreams" nahe zu bringen. Das letzte Glied in der Kette, der Konsument, zieht anscheinend einfach nicht mit.