AW: Der ARD-Nachtexpress von Bayern 1 – eine komische Sache
Danke an Counti für den Hinweis auf dieses Thema. Ich erlaube mir mal, die Sache mit dem nächtlichen Hinztriller zu erklären und hoffe, daß es einigermaßen verständlich ist.
Also.
Tagsüber sendet jedes Programm für sich und versorgt seine eigenen Sender (mit Sender meine ich im folgenden nicht die Sendeanstalten, sondern die physikalischen Sender auf den Sendetürmen, die das Programm ausstrahlen). Solange ein Programm (z.B. Bayern 1) tagsüber nur seine eigenen Sender füttert, funktioniert die Steuerung der Verkehrskennung über RDS, also quasi digital. Der Sender bekommt die volle Ladung RDS-Informationen und unter anderem auch die TA-Kennung. Der Piepser ist dafür also gar nicht nötig. Der Piepser war nötig, als es noch kein RDS gab und funktionierte in etwa so:
Moderator drückt im Studio den Piepser rein. Der Pieps wird zusammen mit dem restlichen Programmaterial (Musik, Sprache, Jingles...) an den Sender weitergegeben. Der Sender "hört" den Pieps und schaltet daraufhin eine unhörbare Oberwelle auf. Diese Oberwelle ist nichts anderes als eine Frequenz, nämlich 57 kHz und damit weit außerhalb des menschlichen Hörvermögens (zum Vergleich: die meisten Audiogeräte schaffen bis etwa 20 kHz, mit zunehmendem Alter sinkt die Hörgrenze beim Menschen auf bis zu 14 kHz ab). Das Autoradio wiederum "hört" diese 57 kHz und schaltet den Verkehrsfunk ein. Drückt der Moderator den Piepser wieder weg, "hört" der Sender diesen Schlußpieps und nimmt die Oberwelle weg; das Auroradio schaltet zurück. Seit es RDS gibt, ist das Verfahren mit dem Piepser nicht merh nötig, weil hier einfach ein Datum gesendet wird. Dem Sender ist es reichlich egal, ob er eine aufmodulierte Buchstabenfolge (z.B. Sendername) erhält und weitergibt oder ob es ein einfaches Ein-/Aus-Signal ist. Genau das ist hier der Fall: bei RDS wird einfach ein digitales Datum auf das Programmaterial aufmoduliert, was den Hinztriller überflüssig macht, weil der ja nur ein ganz primitives Steuersignal ist.
Jetzt ändert sich das aber nachts, wenn ein gebendes Programm zusätzlich zu seinen eigenen Sendern auch noch Sender versorgt, die anderen Anstalten gehören. Wenn Bayern 1 den Nachtexpreß gibt und z.B. WDR4 diesen übernimmt, so muß natürlich auch bei dem LKW-Fahrer, der gerade zwischen Essen und Duisburg unterwegs ist, das Autoradio hochschalten, wenn der Modertor in München aufs Knöpfchen drückt. Nun sind aber die WDR-Sender logischerweise nicht am BR angeschlossen, sodaß sämtliche RDS-Informationen nur innerhalb Bayerns funktionieren und der WDR auf diese Informationen verzichten muß. Wenn beispielsweise Bremen 4 oder hr3 die Popnacht geben, so sind innerhalb Bremens bzw. Hessens im RDS die Titelnamen des laufenden Liedes zu sehen. Bei allen anderen Programmen, die Bremen 4 oder hr3 übernehmen, aber nicht. Warum nicht? Weil sowohl Radio Bremen als auch der Hessische Rundfunk nur ihre eigenen Sender mit RDS versorgen. Das heißt natürlich auch, daß alle anderen Anstalten, die diese Programme übernehmen, nur das reine Audiosignal empfangen, aber keine aufmodulierten digitalen Informationen. Das gilt natürlich auch für Bayern 1. Wenn da der Verkehrsfunk aktiviert wird, funktioniert die TA-Kennung über RDS innerhalb Bayerns, aber eben nicht, wie in meinem Beispiel, beim WDR. Was also tun? Schließlich sollen dort die Verkehrsmeldungen ja auch funktionieren. Also bedient man sich wieder der guten alten Analogtechnik und sendet, wie füher, nachts den Hinztriller mit. Die WDR-Sender kennen diesen Ton nämlich auch, "hören" ihn und schalten die Oberwelle auf. Wird wieder abgepiepst, schalten die WDR-Sender wieder zurück. Innerhalb Bayerns ist den BR-Sendern das reichlich egal, ob da gepiepst wird oder nicht, sie haben ja sowieso die Zuleitung per RDS. Alle Nicht-BR-Sender bekommen diese Daten logischerweise aber nicht und müssen deshalb anders an dieses Datum kommen, und das geht eben am einfachsten ganz altmodisch analog.
Einigermaßen verständlich? Wenn nicht, frag nach.