Der Amoklauf und die Medien

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Bei den vielen Gremien innerhalb des Senderverbundes - wie kann trotz dessen sowas passieren?

Vielleicht gerade DESHALB? Und ich bin sicher, dass da jemand böse Feuer unterm Allerwertesten bekommen hat.

Und trotzdem finde ich gerade DIESEN Fauxpas den harmlosesten.
Denn für einen zehn Minuten verspäteten Ü-Wagen kann es tausend Gründe geben. Aber er hat im Zweifelsfall weniger Schaden angerichtet, als die Dutzend anderen, die "pünktlich" waren.
 
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Eigentlich ist es doch egal ob "Chaos vom Feinsten", oder was auch immer für ein Blödsinn da berichtet wird. Eigentlich ist es auch egal, ob die Kameras nun eine Stunde, zwei Stunden oder fünf Stunden später vor Ort ist. Winnenden hat mal wieder gezeigt, dass man sich oft für seinen Beruf schämen muss.

Wie groß ist denn defacto das öffentlich Interesse an solchen Ereignissen? Egal, ob seriös recherchiert oder nicht, hier wird ein Ereignis populär gemacht. "School Shooting" klingt ja auch irgendwie en vogue.

Meine Meinung ist - bei aller Tragik - es muss nicht sein, dass tagelang in allen Medien berichtet wird. Es ist so typisch "Journalisten": Oh Amoklauf, ach wie wichtig! Betroffen gucken unter dem Deckmantel der Berichterstattung!

Was wir Journalisten geschafft haben: Wir haben den Täter weltberühmt gemacht, den Hinterbliebenen die Zeit der Trauer genommen, ein Verbrechen zu einer Modeerscheinung hochstilisiert und das ohne jeden Mehrwert für die Öffentlichkeit. Würde nicht immer so aufgesetzt übertrieben berichtet, wäre so eine Tat auch kein Forum für möglicherweise vernachlässigte junge Menschen, eine gewisse "Anerkennung" zu bekommen.

Also ich finde es mal wieder lächerlich! Und NEIN - auch ein solches Ereignis erzwingt keine Programmunterbrechungen!

Aber weil man ja zurecht immer sehr vorsichtig bei solchen Themen sein muss, möchte ich hier nochmal betonen, dass ich dem Ganzen um Gottes Willen nicht die Tragik absprechen will. Die öffentliche Wichtigkeit allerdings wird doch gar nicht mehr hinterfragt. Kurze Schlagzeilen wie "16 Tote nach Schießerei an Realschule - Ehemaliger Schüler erschießt 15 Menschen und dann sich selbst" mit einem berichtenden Text hätten auch informiert.

Was macht also Amok so "populär", das auch hier wieder fast ausnahmslos drauf angesprungen wird? Mich nervt sowas maßlos!
 
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Wer sagt das nicht du versuchst uns *deine* Weltsicht einzutrichtern?

Was kann man glauben und weshalb nur das?

Die Frage stell ich mir in letzter Zeit öfters, Paranoia hat eben auch Nachteile.
 
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Vielleicht hörst Du Dir das Feature ja erst mal an; vielleicht weißt Du dann, was ich meine. :rolleyes:
 
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Nicht nötig. Der Begleittext reicht aus um zu wissen, auf was es vermutlich hinausläuft. Wenn man dieser Logik folgt, müßten wir uns eigentlich schon längst gegenseitig ausgelöscht haben, denn schon im alten Rom hat man Gladiatoren in den Ring geschickt und sich daran ergötzt, wie die sich gegenseitig abschlachten. Wie weiter oben schon einmal erwähnt, es ist einfacher sich an Ballerspielen und Waffengesetzen hochzuziehen, als sich einmal mit sozialen Gegebenheiten in diesem Lande zu beschäftigen. Diese zu analysieren und gegebenenfalls zu verändern würde nämlich Geld kosten, richtig viel Geld. Und welcher Politiker gesteht sich schon gern ein, dass er versagt hat oder zumindest eine moralische Mitschuld an Ereignissen wie diesem Amoklauf tragen könnte.
Schlußendlich ist es in diesem Lande aber auch nicht so neu, dass man lieber am Ergebnis herumdoktert, anstatt sich mal mit den Ursachen auseinander zu setzen, siehe dazu auch die künstlich aufgebauschte Diskussion um die Sperrung vermeintlicher Kinderporno-Seiten im Netz. Ein nicht unerheblicher Teil dieser Schmuddel-Server sollen in West-Europa stehen. Wo wäre also das Problem auf EU-Ebene was zu unternehmen? Das wäre diesbezüglich höchstwahrscheinlich sehr viel effektiver, weil man nicht nur die Seiten sperren, sondern die Server kurzerhand ausschalten könnte. Aber da hierzulande ja so langsam aber sicher der Wahlkampf anrollt, streitet man sich lieber stundenlang darüber, ob man die Zugangsanbieter, die bei der eher fragwürdigen Sperraktion nicht mitmachen wollen, öffentlich nennen darf oder nicht.
Gleiches passiert im Nachgang des Amoklaufes. Psycho-Fritzen aller Colour machen bitterböse Ballerspiele und ach so böse Sportschützen zum Grund der Gründe für die Bluttat. Das es Millionen Spieler solcher Spiele gibt, die noch nie eine Waffe in der Hand hatten und hunderttausende Sportschützen, die nie auffällig waren, fällt dabei mal kurz hinten runter.
 
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Nicht nötig. Der Begleittext reicht aus um zu wissen, auf was es vermutlich hinausläuft.
Das ist nicht der Punkt; man kann diese Ansicht ja durchaus vertreten, auch wenn ich sie für falsch halte.

Was mich aufregt, ist die oberlehrerhafte Attitüde, mit der dieses Feature, schon im Titel, daherkommt. Ein Beispiel: Ein Interviewpartner sagt
Die Diskussion in Deutschland wird bestimmt von zwei zentralen und einander sich gegenüberstehenden Lagern. Ein Lager behauptet, die Welt ist dem Untergang praktisch geweiht durch die Entwicklung von digitalen Spielen, ohne dass sie dafür ausreichend Argumente, geschweige denn empirisches Material vorlegen würde.
Und das andere sind die Verleugner, die sozusagen egal, welche Erkenntnisse zutage gefördert werden, behaupten: Es gibt immer Ausnahmen. Das ist für mich so auf dem Niveau von demjenigen, der sagt: Rauchen schadet nicht, weil meine Oma ist auch 70 geworden oder 80 und hat geraucht in ihrem Leben.
Dem Zuhörer wird also durch die Formulierung des Interviewpartners endeutig klar, daß er beide Standpunkte ablehnt.

Oder?

Anscheinend nicht, jedenfalls nicht nach Ansicht des Autors, der die Hörer von SWR2 offenbar für blöd hält. Und da sie das sind und demzufolge vom ach-so-klugen Journalisten an die Hand genommen werden müssen, fügt er zwischen Absatz 1 (O-Ton 1) und Absatz 2 (O-Ton 2) noch folgenden eigenen Kommentar ein:
Für die extreme Gegenposition hat der aus Mannheim stammende Medienwissenschaftler aber genauso wenig Verständnis
Dieser so öffentlich-rechtlich-typische dauererigierte Zeigefinger ist es, der mich rasend macht. Wenn Redakteure selbst die Hörer eines Qualitäts- und Kulturradios wie SWR2 für dämlich halten, was muß man im Hause SWR dann erst von den Hörern des 3. Programms halten...? :wall:
 
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Die ARD zieht Lehren aus der Berichterstattung über den Amoklauf:

Auf ihrer zweitägigen Sitzung berieten die Intendanten unter anderem auch über die finanzielle Situation der ARD, sie legten genaue Zuständigkeiten bei sportlichen Großereignissen fest und zogen Lehren aus der Berichterstattung über den Amoklauf von Winnenden und Wendlingen.

»Lange und intensiv" sprachen die Intendanten auf ihrer Sitzung auch über die Berichterstattung über den Amoklauf von Winnenden, wie Boudgoust hervorhob. Dabei sei eine intensivere Vorbereitung auf derartige Ausnahmesituationen vereinbart worden. Dies sehe zum einen die Schulung von Reportern, aber auch Maßnahmen im technischen Bereich vor, sagte der SWR-Intendant.

Klingt für mich nach: Künftig sind wir noch schneller mit dem Ü-Wagen da, bringen noch viel eher eine tagesschau-extra und werden noch mehr PK in voller Länge zur besten Sendezeit im Hauptprogramm übertragen?
Würde zu gern wissen, was genau sie da besprachen...
 
Der nächste bitte

Im Landshuter Landgericht hat es eine Schießerei gegeben. Nach ersten Polizeiangaben wurde in mehreren Sitzungssälen gefeuert - mindestens zwei Menschen kamen ums Leben, darunter womöglich der Schütze selbst. Das Gebäude ist weiträumig abgeriegelt.

n-tv berichtet in Dauerschleife, dass es wenig zu berichten gibt, da man noch nix näheres weiß.

Mal sehen, ob es heute oder morgen wieder eine Spontan-PK abends um 7 live im Ersten zu sehen gibt.
 
AW: Der nächste bitte

Der BR hat eine "Nachrichtenminute" abgesetzt, in der auch nur das vertont wird, was in den ersten Eilmeldungen steht, nämlich: nichts Genaues weiss man nicht. Dauer: 42 Sekunden, davon 15 Sekunden für folgende Absagen zur Auswahl: "XY, Landshut. XY, Bayern 1, Landshut. XY, Bayern 3, Landshut. XY, Regensburg. XY, Bayern 1, Regensburg. XY, Bayern 3, Regensburg."

Saubere Arbeit, Jungs.

:wall::wall:
 
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n-tv bemüht nun eine Mitarbeiterin des Regionalfernsehens per Telefon, die Polizei beruft wieder mal eilig eine PK ein. Die können sich sicher noch Zeit lassen. Die ersten Ü-Wagen werden wohl erst in einer halben Stunde eintreffen. Wer wird der Erste sein???
Und: Kommt auch CNN und Al Jazeera?
 
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N24 ist schon da gewesen...

Und das in Niederbayern. Bin in Trauer u. möcht mich nicht weiter äußern.
 
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Presserat beschäftigt sich mit Beschwerden zu Amoklauf von Winnenden

Dabei gehe es um die "komplette Breite" des Themas, von der unmittelbaren Berichterstattung zu dem Amoklauf über die Fotos vom Täter und dessen Darstellung in der Presse bis zum Umgang mit den Opfern und Familienangehörigen, sagte Geschäftsführer Lutz Tillmanns.

Bonn (ddp-bwb). Der Deutsche Presserat hat nach dem Amoklauf von Winnenden bereits über 60 Beschwerden erhalten. Dabei gehe es um die "komplette Breite" des Themas, von der unmittelbaren Berichterstattung zu dem Amoklauf über die Fotos vom Täter und dessen Darstellung in der Presse bis zum Umgang mit den Opfern und Familienangehörigen, sagte Geschäftsführer Lutz Tillmanns der Nachrichtenagentur ddp in Bonn.

Entschieden sei über die Beschwerden noch nicht. Der Presserat werde sich wahrscheinlich in einer Sitzung Mitte Mai damit beschäftigen. Der eine oder andere Beitrag zum Amoklauf erscheine ihm sehr grenzwertig, sagt Tilmanns. Die Fälle müssten nun im Einzelnen geprüft werden, der Presserat werde sie "sorgfältig aufarbeiten".

Den Pressekodex hält Tillmanns in diesem Zusammenhang für ausreichend. Dieser sei bei dieser Thematik sehr präzise. Es werde dort klar und deutlich gesagt, dass es etwa keine Gewalt verherrlichende Darstellung geben dürfe und die Persönlichkeitsrechte geschützt werden müssen.

Die SPD-Medienexpertin Monika Griefahn hatte vor dem Hintergrund der Berichterstattung über den Amoklauf angeregt, die im Pressekodex enthaltene Selbstverpflichtung der Presse zu überarbeiten und endlich verbindlich zu machen. Herausgeber und Verlage sollten sich "an einen Tisch setzen" und die ethischen Grundsätze des Pressekodex weiterentwickeln.

Der Presserat, die freiwillige Selbstkontrolle der Printmedien, wurde 1956 gegründet. Seine Hauptaufgaben sind "die Lobbyarbeit für die Pressefreiheit in Deutschland" und das Bearbeiten von Beschwerden aus der Leserschaft.
 
AW: Der nächste bitte

Wenigstens auch komplett gesendet, die Sache?

Nee, ich war so konfusiert darüber wie der Kollege es schafft, gleichzeitig aus Landshut und Regensburg zu berichten, dass ich aus Versehen nicht nur die Absage abgeschnitten hab, sondern auch den Rest dieses Takes...

:wall::rolleyes::wall::rolleyes::wall::rolleyes:
 
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Und wie läuft es gerade?
Ist die Katastrophen- und BetroffenheitsVoyeurismus-Maschinerie wieder angelaufen? Aller 15 Minuten die neusten Spekulationen auf Ihrer Antenne?
 
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Und ich in Kiel aus Protest nur Radio 7. Oder Ö3.

Warum nicht? Internet macht's möglich... oder DVB-S (gut, Radio 7 nicht).

Aber: Habe mal heute news.google.de geschaut bzgl. Ansbach:
Um 10:30 hatten die noch 74 Einträge, eine Stunde später ca. 218 und jetzt, 15:15 Uhr haben wir 1.008 Einträge. Was mich wundert, ist, dass die mediale Wirkung im Hirn mancher Jugendlicher hängenbleiben und viele Trittbrettfahrer so was ähnliches planen.

Beides ist gleich brutal, ob jemand einen Geschäftsmann mit 50 Jahren in einer Münchner S-Bahn-Station zusammenschlägt, dass er von diesen Schlägen gekennzeichnet stirbt oder dass einer brutal Mitschüler absticht, dass diese sich so verletzen, dass die vielleicht sterben.

In diesem Zusammenhang müssen wir mal fragen, was denn die Eltern dieser jungen Personen sagen, z.B., wenn diese den Opfern unter die Augen treten.
Und zudem müsste die Frage gestellt werden, inwieweit die globalisierten Medien dazu beitragen könnten, dass so etwas verhindert werden könnte.
Darüber hinaus sollte man einen Ethikkodex im Bereich des Fernsehens und des Radios entwickeln, bzw. diesen dann auch bei Videoportalen anwenden.
Youtube darf sich meines Erachtens nicht zum Komplizen einer immer brutaler werdenden Handy-Filmszenerie machen lassen. Wenn jemand brutal zusammengeschlagen wird, dieses Video gefilmt und bei Youtube reingestellt wird, sollte dies sofort entfernt werden. Dies kann man mit dem Gesetz des Gewissens begründen, was über der Presse- oder Meinungsfreiheit ist. Ich persönlich halte solche Videos für abscheulich und sollten nicht gespeichert werden dürfen.
Ähnliches gilt auch für Kinderpornographie: Es ist für die Kinder erniedrigend, wenn sie beim Sex mit Älteren gefilmt werden, und eine Demütigung. Daher sollte man diese Sachen aus dem Netz nehmen dürfen oder mit Sperren belegen, weil dies gelinde gesprochen, schweinisch und den Opfern herabwürdigend ist. Und das ist auch der Grund, weswegen die Bundesregierung gehandelt hat und solche Internetportale mit einem STOPP versehen will. Hier handelt es sich nicht um Einschränkung der Meinungsfreiheit, sondern vielmehr um einen Opferschutz und um die Bewahrung sozialethischer Werte.
Zum Thema Kinderschänder im Netz sage ich: STOPP oder das hier: :wall::wall::wall::wall::wall::wall:
 
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Die Sache mit den Äpfeln und den Birnen...

Es ist für die Kinder erniedrigend, wenn sie beim Sex mit Älteren gefilmt werden, und eine Demütigung.
Sehr, sehr richtig und keinerlei Einwände! Aber:
Daher sollte man diese Sachen aus dem Netz nehmen dürfen oder mit Sperren belegen, weil dies gelinde gesprochen, schweinisch und den Opfern herabwürdigend ist. Und das ist auch der Grund, weswegen die Bundesregierung gehandelt hat und solche Internetportale mit einem STOPP versehen will.
Hier irrt der Moralapostel. Mit dem Stopp-Schild sind die Sachen eben nicht aus dem Netz genommen! Es wird lediglich von deutschen Internetzugängen aus der Zugriff auf die besagten Seiten versperrt. Weiter nichts. Von überall sonst in der Welt hast du weiter Zugriff darauf. Damit ist keinem einzigen dieser Kinder irgendwie geholfen! Hinzu kommt, dass diese Stoppschilder mit drei Handgriffen selbst von Internet-Dummies umgangen werden können. Alles was diese Stopp-Schilder tun ist, sie fördern die in diesem Lande so weit verbreitete Mentalität des Wegsehens! Sie sind nichts weiter als Vergeudung von Steuergeldern und davon unabhängig der Beginn der totalen Kontrolle eines jeden Internet-Nutzers durch die Hintertür.
Erkläre mir doch mal jemand, warum die Bundesrepublik nicht dafür sorgen will das die Server, auf denen sich dieser wiederliche Kram befindet, abgeschaltet werden? Ein Großteil dieser Server steht in Westeuropa. Wo wäre also innerhalb der EU das Problem? Und davon mal ganz abgesehen: Wird man neuredings pädophil, wenn man durch Popup, Zufall oder was auch immer auf solche fragwürdigen Seiten stößt? Wohl eher nicht. Die Stoppschilder fördern einmal mehr, dass der ohnehin sehr geschlossene Kreis der Pädo-Mafia noch ungestörter unter sich ist.

Das hier könnte bei der unaufgeregten Meinungsbildung eventuell hilfreich sein.


wahlplakat.jpg




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