AW: Die besten Kabel
Man nannte das früher (zu meiner Lehrlingszeit) bei Metallen "(Spannungs)Warmglühen", heute wohl
Rekristallisationsglühen. Dabei kommt es zur "
Rekristallisation".
Ach! Auch Metallmensch?
Wir haben ja mehr Gemeinsamkeiten, als ich erwarten konnte.
Nun, dann gehörst du immerhin zu denjenigen, die bei einem Stück Metall in der Hand nicht einfach nur an ein reines Metall als chemisches Element denken, sondern die eine sehr konkrete Vorstellung davon haben, was außerdem noch da drin ist.
Aus dem Physikunterricht kennen wohl die meisten die sogenannte Metallbindung, die die Bewegung der freien Ladungsträger überhaupt erst ermöglicht. Das Realschulwissen suggeriert jedoch, dass die Metallionen streng kubisch angeordnet in dem Material sitzen und ansonsten nur aufgrund ihrer Temperatur etwas im den Mittelpunkt ihrer Position schwanken. Da das Atom mal abgesehen vom schweren Kern zwar räumlich riesengroß, im wesentlichen aber vollkommen leer ist, wäre bei einer solchen Betrachtungsweise, mit der der Realschüler entlassen wird, nahezu jedes Metall ein fast idealer Leiter. Das bißchen thermischer Widerstand sollte dann nämlich vernachlässigbar sein.
Der mikroskopische Blick in ein Leiterband hinein sorgt jedoch schnell für traurige Ernüchterung. Es gibt unzählige Störgrößen, zu denen neben unvermeidlichen Verunreinigungen (bei Aluminium gern weit im zweistelligen Prozentbereich) auch die Eigenart der Mineralien gehört, Atome in Kristallen mit typischen Strukturen "zusammenzufassen". An diesen Übergängen entstehen durchaus Widerstände und Kapazitäten. Hier entsteht auch Rauschen, das zusätzlich zum ohnehin vorhandenen thermischen Rauschen und der unvermeidlichen Lamb-Shift allein durch den gehinderten Elektronenfluß entsteht, also Rauschen, dass ohne Signal gar nicht da wäre und zwangsläufig mit der Stromstärke zunimmt.
Es liegt also auf der Hand, sich über diese Problematik Gedanken zu machen und ein Stück Kupfer nicht einfach nur Kupfer sein zu lassen. So einfach ist es eben nicht.
Selbst "Diodeneffekte" kann man nicht ausschließen, wobei es sich bei allem Verständnis auch meiner Vorstellung entzieht, wie extrem präzise und einheitlich man mit irgendeinem Herstllungsprozess die Kristallstruktur haargenau so hinbekommen könnte, dass irgendwelche Hindernisse von den Ladungsträgern widerstandfrei in einer Richtung quasi stromlinienförmig umflossen werden können, während in der Gegenrichtung ein erhöhter "CW-Wert" auftritt.
Nun, spätestens wenn die "Laufrichtung" (wg. Kristallstruktur) als Argument ins Feld geführt wird, ist bei mir der "Verständnis-Ofen" aus.
Genau. Das kann ja auch gar nicht gewollt sein. Man überlege sich nur mal den Aufbau einer symmetrischen Leitung. Da müsste ja sogar die kalte Ader anders herum eingelegt sein, was positiven Signalen dramatische Vorteile gegenüber negativen einräumte. Das ist also Käse und Hörtests haben wohl auch oft genug gezeigt, dass die Laufrichtung nichts bewirkt.
Einzig zur Orientierung im Kabelgewirr finde ich es hilfreich, einen Pfeil auf der Strippe zu haben beziehungsweise mich an der Richtung des Aufdrucks zu orientieren, sofern ich selbst die Kabel so gezogen habe, dass diese "Anzeige" mit der Signalrichtung korreliert.
Einfach Antenne aufstellen (zur Sonne ausrichten, um Energie aufzufangen) - Kabel dran - hinten kommt neben der induzierten Wechselspannung auch gleich eine Gleichspannung raus.
Oh, das gibts sogar und das Klagelied kann dir jeder Kurzwellenamateur singen.
Allerdings hat das natürlich mit eletrostatischer Aufladung zu tun, die wiederum atmosphärischen Ursprungs ist. Die handvoll geladener Sekundärteilchen aus kosmischer Strahlung, die hier unten noch ankommen, machens echt nicht.
An den Elektronen wird Arbeit verrichtet (Verschiebung -> Spannung, Strom), es kommen aber keine neuen Elektronen dazu! Das ist der Punkt!
Das würde uns dann auch ins Reich der Supraleiter bringen, wo tätsächlich neue Elektronen sozusagen aus dem Nichts entstehen. Das ist aber ein Quanteneffekt, von dem wir in bei uns üblichen Temperaturbereichen nicht profitieren können. Dekohärenz sei Dank.
Wo sollten denn die für die stetig anfallende Gleichspannung nötigen Elektronen auch herkommen oder wieder hinfließen?
Selbst im Supraleiter entstehen sie nur durch Fluss von Ladungsträgern. Allerdings haben sie als Unschärfeeffekte nur eine kurze Lebensdauer und eher den Charakter virtueller Teilchen. Unter dem Gesichtspunkt dürfte ein Supraleiter wohl als NF-Kabel auch nicht die geniale Lösung sein. Der müsste eigentlich rauschen wie die Ostsee.
Mittlerweile gehe ich davon aus, daß du ein "vernünftiger" Mensch bist, ....
So losgelöst ringt mir der Satz abschließend ein Schmunzeln ab. Ich kann dir versichern, dass die Ansichten und Meinungen da weit auseinander gehen.
Ach ja:
Durch diesen "Kabeleffekt" entstünde am Kabelende ein messbarer "Klirr", ....
Nun, immerhin sorgte mutmaßlich das Straight-A-Wire für Klirrfaktor in der Ausgangsanordnung meines Tests, wobei es mir eben auch nicht zum ersten mal negativ auffiel. Ich bin weiß Gott nicht dreist genug zu glauben, dass dies einzig mit der Reinheit des Leitermaterials zu tun haben kann. Vielmehr tippe ich auf andere elektrische Eigenschaften, die sich u.a. ungünstig auf die Symmetrie auswirken. Das ist insofern erstaunlich, als dass diese Marke bei Musikern, vor allem Gitarristen neben Adam Hall durchaus einen Namen hat und man bedenken muss, dass bei ihnen im Studio- oder erst recht Stagebereich noch viel größere Kabellängen nötig sind. Für mich ist die Strippe nunmehr endgültig Elektronikschrott und bei Gelegenheit werde ich selbst die Kabel, die ich als Monitorleitung noch in Gebrauch habe, gegen etwas vernünftiges austauschen.