@ Internetradiofan:
Auch wenn Deine Frage bzgl. der vollen Entfaltung seines Talents wohl eher einen rhetorischen Charakter hat, möchte ich darauf eine Antwort geben - zumal Stephan Kaiser und ich uns kennen und jahrelang miteinander in jenem von Dir erwähnten "Laden" gearbeitet haben.
Und diese Antwort lautet: "NEIN! Selbstverständlich nicht!"
Ich möchte für ein paar Minuten "aus dem Nähkästchen" plaudern, dann werdet Ihr verstehen a) was ich meine und b) warum RADIO NRW so klingt, wie es klingt bzw. warum RADIO NRW "so" ist, wie es ist.
Manche Menschen, die bei RADIO NRW ebenfalls (noch) arbeiten oder gearbeitet haben, betrachteten die ihnen gezahlten Honorare für ihre ON AIR-"Performance" sogar teilweise schon als eine Art "Schmerzensgeld" und mach(t)en den (bei DIESEM "Sender" unliebsamen) Job nur deshalb, weil sie ihre Miete und ihre Brötchen irgendwie bezahlen müssen. Volle Resignation und null Freiheit sozusagen!
Mich persönlich betraf das glücklicherweise nur bedingt, da ich als festangestellter Musikredakteur durchaus Freiheiten bzgl. der Gestaltung des Musikprogramms und der Moderation meiner eigenen Sendungen ("Soundcheck" & "Pop Hits") hatte. Diese musste ich mir gegenüber dem Programmdirektor Dr. Klenke und dem Musikchef "JvG" allerdings zunächst auch hart erkämpfen, denn URSPRÜNGLICH bedeutete "Musikredakteur bei RADIO NRW" - aus Sicht der Unternehmensleitung - lediglich "Computer-Fütterer und Musiklaufplan-Klopfer", also quasi eine Person mit musikalischer Vorbildung, die basierend auf den vom PD vorgegebenen Parametern NACH ROTATIONSKRETERIEN - also nach mathematischen Erkenntnissen (!!!) und NICHT nach musikalischer Durchhörbarkeit, also nach Musikfluß (gemeint ist damit das Zusammenpassen der einzelnen Musiktitel pro Musikblock) - das Musikprogramm computerunterstützt "gestalten" sollte.
Da mir musikalische Ästhetik immer wichtig war und auch heute noch ist, brach ich dieses starre "Mathematik-Gerüst" auf (bekam zunächst regelmäßig Ärger dafür), "zauberte" im Gegenzug dafür aber mit den selben Schrott-Titeln plötzlich ein Musikprogramm, dass eine Dramaturgie hatte und plötzlich sogar "hörbar" war. Da bei RADIO NRW niemals ON AIR verraten wurde, wer der vier Musikredakteure das Musikprogramm gestaltet hat ("...die Musik wurde von XY zusammengestellt..." - das gab es bei RADIO NRW nie! DAS fand nur in den Magazinsendungen des WDR statt) und auch auf den Musiklaufplänen kein Name des betreffenden Musikredakteurs stand, war es nie ganz sicher, WER der vier Kapellmeister "die Grütze" heute "verbrochen" hatte. Es gab eine Kladde, in die wir die von uns bearbeitete Sendezeit in Kombination mit unseren Initialen eintrugen, also die Aufschluß darüber gab, WER "die Lala" tatsächlich gemacht hat, aber diese Kladde lag in der Musikredaktion und der Inhalt wurde dem RADIO NRW-System externen Personen gegenüber niemals veröffentlicht.
Oftmals tauchte bei den Moderatoren und bei den Technikern, sowie bei den Lokalstationen die Frage auf, WER denn heute bitteschön das Musikprogramm gemacht hat? Gegenfrage: "Warum?", Antwort: "Weil es heute irgendwie viiiiiiel besser als sonst ist!" - ein Blick in die Kladde...und dort stand für die betreffende Zeit immer wieder das Kürzel "DV". Als Klenke DAS erkannte, ließ er mich machen und somit hatte ich eine gewisse - für RADIO NRW-Verhältnisse völlig unübliche - "Narrenfreiheit", aber DAS war dort die absolute Ausnahme. Und da ich fest angestellt war und mir aus tiefster Überzeugung "den Allerwertesten" für RADIO NRW aufriss (weil ich glaubte, durch gewissenhafte Arbeit und entsprechendes Engagement "das System" von innen heraus zum Positiven verändern zu können), "gehörte" ich ja quasi dem Unternehmen und war somit "Inventar", auf das sie Einfluß hatten und auf welches sie notfalls Druck ausüben konnten - was sie ja auch oft genug taten!
Aber als FREIER Mitarbeiter von RADIO NRW durftest Du damals wirklich nur selbst entscheiden, welche Worte Du in Deinen Moderationen verwendest. Und sonst GAR NICHTS! Alles andere war strikt vorgegeben. Da einige freie NRW-Moderatoren (z.B. Don Schubert, Manu Lohmann, Frank Oesterling und auch Stephan Kaiser) manchmal "andere" Worte wählten (also für RADIO NRW-Verhältnisse zeitweise "unübliche" Moderationen in ihren Sendungen machten), wurde der Hörer plötzlich aufmerksam, was jenen freien Moderatoren langfristig einen gewissen "Kultstatus" verschaffte. Und das war und ist gut und völlig legitim! Beweist es doch meine Theorie, dass man in einem sog. "Begleitprogramm" durchaus auch einzelne "Einschaltsendungen" positionieren kann/soll/muss, die dann widerum das GESAMTE "Begleitprogramm" im Unterbewusstsein des Hörers aufwerten - und dort vor allen Dingen "zementieren". Vor allen Dingen dann, wenn das betroffende "Begleitprogramm", also die gesamte Hörfunkwelle, sonst keine Ecken und Kanten hat und somit vom Hörer lediglich als "ganz nett" (und leider nicht als "das Nonplusultra"!) empfunden wird. "Ganz nett" ist ja bekanntlich die kleine Schwester von "scheisse"...!
Als Elke Schneiderbanger dann Dr. Klenke als PD Ende 1996 ablöste, schaffte sie sämtliche Freiheiten aber ab und "glättete" - angeblich - AUCH die Moderationsinhalte entsprechend, dass ein paar meiner ehemaligen Kollegen über kurz oder lang das Handtuch warfen - oder von "Elke" geworfen wurden. Ich habe "Elke" als PD zum Glück nicht mehr miterlebt, da ich meine Festanstellung bereits zum 31. Dezember 1994 gekündigt hatte, ab 1. Januar 1995 als "fester freier" Moderator und Musikprogrammgestalter zu WDR 2 wechselte und bis Oktober 1995, parallel zu meiner Arbeit im WDR bei RADIO NRW - dort nun allerdings auch mit dem Status des sog. "festen Freien" - meinen alten Job als Musikredakteur auch weiterhin erledigte, da Klenke keinen Nachfolger für mich fand oder finden wollte.
Im Oktober 1995 teilte man mir dann allerdings lapidar mit, dass man meine Mitarbeit nicht mehr benötigen würde (klar, ich war denen wahrscheinlich zu teuer, denn RADIO NRW musste mir pro Tag eine Honorarpauschale von 500 DM zahlen und ich wurde nach wie vor tagtäglich - quasi wie ein Festangestellter - von denen gebucht) und somit war ich - gottseidank - "das System aus Oberhausen" los und "Oberhausen" hatte mich im Gegenzug nun völlig an den WDR verloren. Aber das nur am Rande, damit Ihr die Umstände besser nachvollziehen könnt.
Nein Internetradiofan, bei RADIO NRW hast Du unter "normalen" Bedingungen GAR KEINE Freiheiten. Das war früher so, das ist jetzt so und das wird DORT anscheinend immer so sein. Sie HATTEN früher wirklich kompetente Rundfunkleute - Feste wie Freie - haben deren Potential(e) aber niemals voll genutzt. Und DAS finde nicht nur ich sehr traurig, sondern vor allen Dingen beschämend, denn RADIO NRW hätte dadurch NOCH ERFOLGREICHER sein können, als es aufgrund der "Naturschutzpolitik" in Nordrhein-Westfalen sowieso schon war bzw. im Moment NOCH ist! RADIO NRW hätte vor Erfolg "durch die Decke" gehen können, wenn sie ALLE Komponenten miteinander verknüpft hätten. Was wäre DAS unter DIESEN Voraussetzungen wirklich für ein geiler Sender gewesen!? Inklusive dem angeschlossenen Lokalfunk! Wollten sie bei RADIO NRW aber gar nicht, statt dessen waren sie DAMALS lieber "nur ein bischen schwanger" - bis "Elke" kam und eine gewisse Art der "Fehlgeburt" stattfand.
Mal gucken, wie lange DIESER "Zustand" dort noch anhält...! Oder anders ausgedrückt: ES WIRD ALLERHÖCHSTE ZEIT, DASS IN NRW NEUE (UND SOMIT HOFFENTLICH "BESSERE") SENDER ZUGELASSEN WERDEN! Sowohl auf UKW, als auch auf DAB+.
Da "Düsseldorf" jedoch bewusst "schläft", sehe ich eine sehr große Notwendigkeit, dass der sog. "Konjunktiv-Club" jetzt RICHTIG aktiv wird und - hoffentlich - eine Entwicklung zum Positiven zumindest "anschiebt", welche hoffentlich eine Eigendynamik entwickelt und sich dadurch ab einem gewissen Punkt nicht mehr aufhalten lassen wird.
Amen!