Über den wirtschaftlichen Betrieb eines Radiosenders wird leider in diesem Forum viel zu wenig gesprochen. Nur darüber, daß man gerne etwas anderes möchte und viel mehr Auswahl sowieso. Wie das allerdings finanziell zu stemmen ist, darüber wird selten bis nie gesprochen.
Nach meiner Erinnerung wird das durchaus regelmäßig erwähnt. Aber drehen wir den Spieß doch mal um: Ab welcher Attraktivitätsschwelle wird DAB ein Erfolg? Ab wann ist es für den Konsumenten wirtschaftlich gerechtfertigt in neue Hardware zu investieren? Meine These, der deutsche Michel kommt dann hinter dem Ofen hervor, wenn Digitalradio folgendes bietet:
1. Es braucht eine attraktive Programmauswahl: 50 Programme in den Ballungszentren, 30 flächendeckend. (Was frequenztechnisch
kein Problem ist.)
2. Es muss überall stotterfrei funktionieren. Die jetzige Planung für den DAB+ Endausbau 2016 mit 23% unversorgten Wohnungen* sind ein schlechter Witz. Mindestens die mobile Flächendeckung inklusive "Verstehbarkeit" von UKW sollte erreicht werden.
3. Der Klang darf nicht hinter die Konkurrenz von MP3s, Personal Radio oder dem herkömmlichen UKW Radio zurückfallen.
(Und das jetzige DAB hat ein Klangproblem. Stichworte: Datenrate, Klang"optimierer", Enkodierung, schlechte D/A Wandler in den Empfängern, SBR Probleme, etc.
Man bedenke: Mag der Hörer den schlechten Klang auch nicht bewusst wahrnehmen, unbewusst geht sowas trotzdem auf den Kecks - und schwupps ist das nervige Radio ausgemacht, und noch schlimmer: mittel- und langfristig verpönt.)
Wenn man diese drei Punkte 5 Jahre durchzieht und einige Werbekampagnen und Werbepartner (z. B. Autoindustrie) gewinnt, dann interessiert sich der Konsument dafür. Warum? Weil er einen Vorteil wahrnimmt.
Bleibt das Ganze aber unter dieser Wahrnehmungs/Attraktions-Schwelle, dann bleibt DAB so wie es seit 19 Jahren ist: erfolglos.
Imho, alle Überlegungen für einen wirtschaftlichen Sendebetrieb sind unterhalb dieser Schwelle obsolet, da sonst Digitalradio mangels ausreichender Hörer für Werbekunden völlig unwirtschaftlich bleibt.
*eine offizielle Angabe des Sendernetzbetreibes Media Broadcast für den Bundesmux