Auf DAB geht das doch aber auch nicht, und selbst über UKW scheint das ja mitunter sehr schwierig zu sein. In Berlin kann man jetzt knapp 60 Sender terrestrisch über UKW und DAB empfangen. Wie viele Hörer bleiben da durchschnittlich pro Sender, und wie viele der kommerziellen könnten auf dieser Grundlage genug Geld einnehmen, um ein "richtiges" Programm zu finanzieren - selbst wenn jeder hier einen DAB-Empfänger hätte?
Berlin ist ein schönes Beispiel dafür, wie DAB+ nicht funktionieren kann. In Berlin liegt der Mehrwert bei DAB+ gerade mal in einer handvoll zusätzlicher, nicht auf UKW verfügbarer Programme, bemerkenswert darunter lediglich ein paar ö.-re. Programme aus anderen Bundesländern, der Rest sind Sparten-Abspielkanäle (wenn man mal die Stimme Putins ignoriert). Über DAB+ fehlen aber ettliche, vor allem über UKW z.T. nur gestört empfangbare Programme. Die Verfügbarkeit letzterer würde einen Schub bringen wegen Crossmedia-PR bei den Hörern. Der Rest der Abspielkanäle zieht nur wenige an.
Aber gerade für die auf DAB+ fehlenden und nur über UKW vorhandenen Spartensender die Geld in besandere Programminhalte stecken und die von den Methoden der Mediaanalysen benachteiligt sind, schlägt der Kostenfaktor stärker zu Buche. Da wäre eine längerfristige Subventionierung notwendig, aber nicht mit den Scheuklappen aus DABalt-Zeiten, wo man meinte, nur mit Zusatzprogrammen (die keine waren) voran zu kommen und keinen Simulcast zu fördern...
Ob fast 40 (derzeitiger Stand in Berlin auf UKW) oder 60 Programme parallel konkurrien können, macht unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten wenig Unterschied, wenn man sich nicht anschaut, vieviele unterschiedliche Inhaltsprofile/Zielgruppen damit bedient werden. Wenn ein Anbieter mehrere unterschiedliche Spartenkanäle verbreitet, der einzelne Informationsinhalte wiederverwendet werden, kann das funktionieren, ähnlich wie Netzwerke mit Lokalstationen überregionale Inhalte gemeinsam verwenden (wird bei Nachrichten-Dienstleistern teilweise schon gemacht). Netzwerke der Ö.-Re. Sender sind da natürlich auch im Vorteil. Andere Anbieter können dadurch gewinnen, dass spezielle Inhalte mehrfach zu anderen Tageszeiten wiederholt werden, es kann ja niemand 24 Stunden am Stück das selbe Programm hören...
Wenn man den Durchschnitt der Hörerzahl pro Sender runter rechnet, werden das zwangsläufig viel weniger Hörer sein, als derzeit der Werbeindustrie mit Fantasiewerten der MA die Taschen vollgelogen werden. Die überschaubaren Hörerzahlen erreicht man dafür zielgerichteter und effektiver. Schlecht für Markenwerbung nach dem Giesklannenprinzip, gut für regionale, zielgruppenspezifische Werbung. Sprich: da müssen sich die Sender drauf einstellen und der Realität in die Augen schauen. Das bisherige Modell des Platzhirschen funktioniert nicht mehr, auch immer weniger auf UKW. Das Internet verstärkt das alles nur noch...
Jedenfalls kann man die derzeitige Vielfaltssituation auf UKW in Berlin mit einem wünschenswerten und möglichen Vielfalt via DAB+ anderswo im Bundesgebiet vergleichen.
Der BR pusht DAB+ ziemlich ordentlich. Ich glaube, dass sich die Leute in München nun mehr und mehr auf digital einstellen.
Die Übersichtsseite ist jedenfalls richtig groß und aktuell (letzter Stand 23.06.2014):
http://www.br.de/unternehmen/inhalt/technik/digitalradio-dab-dab-plus100.html
Ich weiß nicht, wie die anderen ARD-Anstalten DAB+ wuppen...
Na, in Bayern wird das ja schon seit langem politisch gefördert und gepuscht. Da wundert es mich, dass da die Autofirmen der Region nicht mit ziehen.
Im Norden und Osten sind die ARD-Anstalten deutlich zurückhaltender, negativ fällt da der rbb auf, der keinen einzigen DAB+-Sender in Brandenburg betreibt und wo mir bislang kein Pläne zum Netzausbau bekannt sind. Grad in einigen Teilen Brandenburgs, wo das Inforadio nicht auf UKW verfügbar ist, geht auch kein DAB+ vom rbb...