(So, jetzt sitze ich wieder am Rechner. Nun gibt's auch wieder saubere Beiträge.)
Es gab zu alten Bundespostzeiten eine Bestimmung, nach der man eigentlich nicht einmal hätte telefonieren dürfen, denn das Telefon war jederzeit im empfangsbereiten Zustand zu halten.
Damals gab es Einrichtungen, die den Teilnehmer nach einiger Zeit automatisch abgeworfen haben, wenn der Hörer neben der Gabel lag, ohne dass ein Gespräch bestand. Dann musste man aus der nächsten Telefonzelle den Störungsdienst anrufen, der den Anschluss anschließend wieder freigeschaltet hat - gebührenpflichtig, versteht sich.
Früher, als man noch für 20 Pfennig ohne zeitliche Beschränkung ein Ortsgespräch führen konnte, gab es die Möglichkeit, durch einen nicht aufgelegten Telephonhörer einen anderen Teilnehmer zur Verzweiflung zu treiben.
Man rief aus der Telephonzelle einfach den zur Weißglut bringenden Teilnehmer an und legte, nach dem er sich meldete, einfach den Hörer daneben. Nun war der Anschluß des zu bemitleidenden Opfers blockiert. Er konnte keine Gespräche mehr führen, da die von der Telephonzelle ausgehende Initialverbindung immer noch bestand. Es lag an der Technik der alten Post, daß man in diesem ärgerlichen Falle das Gespräch als Angerufender nicht aktiv beenden konnte, so lange der Hörer in der Telephonzelle nicht wieder aufgelegt wurde.
Die alarmierte Post konnte auch nur unter größtem technischen und personellen Aufwand die Telephonzelle, von der der blockierte Anschluß ausging, ausfindig machen.
Diese Methode war damals besonders nach Beziehungstrennungen angesagt.
Daneben gab es sogar wirtschaftliche Gründe, durch eine Blockierung des Telephonanschluß einem Konkurenten Schaden zuzufügen.
1980 war dann mit Einführung des neuen Ortsgespächstarif, der nun keine unbestimmt langen Verbindungen mehr ermöglichte, diese fast schon kriminelle Art andere zu ärgern, passé.
Zu einem anderen Thema: Was ich nicht ganz nachvollziehen kann, ist die Diskussion um verschwendete Zeit durch Nutzung des Internets.
Wenn ich einmal zum Zeivertreib durch Netz surfe, dann lerne ich dabei in der Regel immer etwas Grundlegendes hinzu. So ließ ich mich z.B. gestern durchs Web treiben, als ich krank im Bett lag und mir so die Zeit vertrieb.
Gestartet bin ich bei dem Wikieintrag "Liste aller Rheinbrücken". Durch immer wieder auftauchende Links, die ein verwandtes Thema vertieften, landete ich dann schließlich beim Eintrag "Flechten". Diese in Symbiose lebenden Gewächse waren mir zwar vom Namen bekannt. Ihre bemerkenswerte biologische und floristische Struktur waren mir bis dato jedoch völlig unbekannt. Sie sind sogar für extraterrestische Experimente vorgesehen. Eine Probe von ihnen wird sogar auf der ISS seit zwei Jahren der hochenergetischen Weltraumstrahlung ausgesetzt, ohne, daß es ihnen etwas ausmacht. Man möchte sie sogar auf dem Mars kultivieren.
Und so verging der Nachmittag wie im Fluge, an dem ich etwas über Holzbrücken über den Rhein, der "Via mala", den deutsch-schweizerischen Städteverbünden am Hochrhein, der Hochrheinbahn, der durch Verkarstung zeitweise völlig von der Oberfläche verschwindende Donaustrom, bis hin zu besagten Flechten und ihre extraterrestischen Anwendungsoptionen, lernte.
Ich meine, die hierfür aufgebrachte Zeit war alles andere als sinnlose Verschwendung