Dazu braucht man aber einen Empfänger, der sich nicht "vollstopfen" lässt und der nicht auf jeder beliebigen Frequenz eine Kakophonie aus mehreren anderen Programmen absondert. Sprich: einen Empfänger mit mehreren mitlaufenden HF-Vorselektionen, die dazu noch so schmalbandig wie möglich sein sollten. Natürlich muss auch eine sinnvolle Verstärkungsregelung in den Vorkreisen eingebaut sein. Nebenan im UKWTV-Forum hat Jürgen Martens letztens Messwerte vom Durchwobbeln eines hochwertigen Onkyo T-4970 veröffentlicht: -6-dB-Bandbreite der Vorselektion von 1,8 MHz am unteren Bandende und 2 MHz am oberen Bandende. Mit einem Empfänger dieser Güte bestimmt letztlich nur noch die HF-Last im Bereich von vielleicht +/- 2 MHz das Verhalten des Gerätes. Als nächsten Schritt braucht man nun noch schmale ZF-Filter.
Wieviele UKW-Empfänger können mit diesen Punkten aufwarten? Von unserem Kabelnetz in Thüringen weiß ich, wie radikal unterschiedlich UKW-Tuner auf 44 UKW-Programme reagieren. Ein überraschend hochwertiges Frontend aus ner 43-cm-Onkyo Kompaktanlage
CR-L5 will schon auf etwa 55-57 dBµV gedimmt werden, spielt dann aber "rauschfrei" und sehr sauber. Ein
Sony ST-S361, einst von der STEREO für seine saubere Empfangsleistung am Kabel gelobt, zickt auch bei optimiertem Antennenpegel. Ein
Studer A 764 tut einfach, was er soll. Diesem Schlachtschiff ist es einfach egal, was da in den Tuner reinballert. Und am Kabel haben alle Programme den gleichen Signalpegel. Real-Empfang aus der Luft ist nochmal was deutlich anderes.
1 km vom Alexanderplatz weg kann man in der 7. Etage kaum die RBB-Wellen vom Scholzplatz hören - die haben dort formal "Fernsendercharakter", wenn man den Tunereingang so weit dimmt, daß der Alex nicht übersteuert. Da sind durchaus 20 dB Unterschied (1/100 der Eingangsleistung am Tuner) angesagt. Wenn man blöd wohnt, kann man den Alex nichtmal mit einer Richtantenne ausblenden, wenn man den Scholzplatz will, weil beides nahezu auf einer Linie liegt. Dazu kommen wilde Reflexionen, die mit jedem Baukran und jedem neu gebauten Haus im Umfeld neue und andere Empfangsbedingungen zaubern.
Südlich von Berlin z.B. in Luckenalde dürfte es deutlich besser aussehen. Da hat man bei reflexionsfreiem Gelände an einer Rundantenne Scholzplatz, Alexanderplatz und Wittenberg nahezu mit gleichem Pegel und nicht solche Extremwerte.
Btw., der RBB sollte mal darüber nachdenken, Cosmo gegen Inforadio zu tauschen. Jetzt, wo COsmo wirklich fast nur noch eine weitere Popwelle einer anderen ARD-Anstalt ist, könnte man mal dem hauseigenen Infoprogramm die stärkere Frequenz spendieren. Zumindest sollten sie mal Messfahrten machen, ob es den von mir erhofften Effekt im Stadtgebiet und darüber hinaus auch brächte.