Zwerg Vol. 8, in meinen Augen das sinnvollste was ich hier seit Wochen gelesen habe. Danke für den Link.
Daraus nehme ich einige sehr interessante Erkenntnisse mit, wie der Norddeutsche so über Musik denkt.
Punkt 1:
"Die Helden der Radio Hamburg-Hörer sind immer noch DJs wie Kygo, Felix Jaehn, Calvin Harris, Alle Farben & Co., also alles mehr aus der Richtung EDM."
und
"Der Geschmack unserer Hörer verlangt weiter nach DJs, die sich unter das Produzentenvolk gemischt haben."
Also exakt die Musik (elektronische Tanzmusik="Dance"), die die selben Medienhäuser Anfang des neuen Jahrtausends völlig totgeredet haben, bis dann irgendwann "When love takes over" von David Guetta kam.
Merke: RHH macht keine Trends, richtet sich auch nicht nach Trends, sondern rennt gnadenlos hinterher.
Man muss kein Professor sein um zu erkennen, wie viel Pop und wie wenig Elektro in diesen Songs steckt.
Punkt 2:
"Rock hat es weiterhin schwer bei uns"
und
"Auch die Radio Hamburg-Hörer haben im Moment so gar kein Herz für Rock, so dass wir dieses Musikgenre auch nicht bedienen können und wollen."
Dafür gibt es ja auch die Rockantenne, die seit Jahren unglaublich expandiert (Bayern, Hessen, DAB). Wenn man sich die Verkäufe von Festivaltickets in diesem Genre anschaut, ist das Argument ebenfalls widerlegt. Klar wird jemand, der Rock mag, nicht Radio Hamburg einschalten sondern ex. Alsterradio.
Aber daraus abzuleiten, dass Rock generell schlecht verkauft, ist angesichts der Zahlen nicht korrekt.
Punkt 3:
"genauso deutschsprachige Popmusik."
Nanu, ist das wirklich so? Ich glaube kaum dass die Regiocast ihr Eins Deutsch nur so gelauncht hat, weil irgendwo noch ein alter PC herumstand. Man verspricht sich davon sicherlich eine eher weibliche, jüngere Zielgruppe, vor allem Singlefrauen und Studentinnen.
Aber wenn das wirklich zutrifft, dann bitte ab sofort kein Mark Forster, Bourani, Weiss, Revolverheld, Sportfreunde Stiller usw. mehr.
Punkt 4:
"Zumindest im Bereich des deutschsprachigen Raps gibt es so gut wie keinerlei Übereinstimmung mit dem Geschmack unserer Hörer – wofür ich unsere Hörer auch noch mal extra liebe"
Das ist eine Aussage, die von Seiten einer Musikredakteurin (also musikjournalistischer Tätigkeitsbereich) überhaupt nicht geht. Musik abzuwerten, Hörern die (allgemeingültige, nicht für sich selbst) Fähigkeit zuzusprechen, darüber zu entscheiden, was "gute" oder "schlechte Musik", "richtige", passende oder "falsche", unangebrachte Musik ist, gehört nicht zu der Aufgabe einer Musikredaktion. Man kann provozieren, Hinhörer einstreuen, aber bitte ohne Wertung. Wenn es Bands gibt, die bekanntermaßen stark polarisieren, spiele ich sie lieber gar nicht erst, bevor ich anfange mich dafür zu rechtfertigen, warum ich einige Künstler ignoriere und andere spiele. Dann aber auf der anderen Seite meine Hörer für so blöde zu halten, dass sie tatsächlich glauben, von den Simple Minds oder von Mike Oldfield gab es nur einen einzigen Hit oder Maroon 5 machten RNB. Selbstbestimmung ja, Bevormundung nein.
Wer natürlich nur mittels einer Planungssoftware eine Playlist nach Vorgaben erstellt, kann sich ruhig so äußern. Denn das spiegelt weder musikjournalistische Kompetenz, noch die Fähigkeit, eigene Denkmuster zu überarbeiten oder selbstrefkeltierend meine Ansichten mit Gegenargumenten entkräften zu lassen wider.
Ich weiß ja nicht, welche Arbeitsbeschreibung in diesem Fall zutrifft?
Aber immerhin hat man in Hamburg
"immer einen unheimlichen Spass (sic!) daran, die Musiktests für HAMBURG ZWEI auszuwerten"