Gesundheit von Frühmoderatoren

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Ich arbeite seit knapp 30 Jahren als Sprecher und Moderator im Wechselschichtdienst, der keinen festen Rhythmus hat. Nacht, Früh, Spät, mittel...bunt gemischt. Ausnahmen waren die Pop-und-Weck-Moderationswochen, also 6x hintereinander früh. Mir hat über all die Jahre sehr geholfen, dass ich nach Frühdiensten noch gut ein paar Stunden pennen kann und/oder ab in die 95-Grad-Sauna zum Relaxen. Mittlerweile ist es bei mir sogar so, dass ich mir einen geregelten 9-to-5-Job gar nicht mehr vorstellen könnte.
Die "Fehler" der ersten Jahre waren allerdings:
Nach dem Frühdienst für den Nachmittag noch etwas vornehmen (und dann durchhängen, weil die Müdigkeit kommt)
Nach Spätdiensten (Ende 24.00 Uhr) zu hause noch einen Riesen-Topf Spaghetti kochen und a Glaserl (oder zwei) Rotwein dazu
In Nachtdiensten so viel Kaffee trinken, dass ich morgens nicht einschlafen konnte.
 
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Ich mache dasselbe, zwar erst halb so lange, aber ansonsten alles ähnlich: Früh, Tag, Abend, Nacht - alles manchmal sogar tageweise durcheinander.

Das erste was ich damals gemacht hab, war mir das Rauchen abzugewöhnen, ebenso literweise Kaffee im Nachtdienst!

Ansonsten versuche ich, wenn ich schon so unregelmäßig schlafe, zumindest auf strikt regelmäßige Mahlzeiten zu achten, nach denen man mehr oder weniger die Uhr stellen kann.

Frühstück variiert: Bei Frühdiensten gibt's um 3 eine Schale Müsli, dann nach der Moshow um 9 ein Brötchen aus der Kantine. Bei Tages- oder Spätdiensten ganz normal Frühstück zwischen 7 und 9.

Vor allem Mittags ein warmes Essen und danach ein Nickerchen (nach Frühdienst) ist absolutes Muss, ebenso abends eine Stulle zu "heute", "kulturzeit" und/oder "Tagesschau".

Dann: immer mit dem Fahrrad ins Funkhaus. Hat vor allem bei Frühschichten seinen Reiz, durch die menschenleere Großstadt zu radeln. Man kommt durch die Luft und hat sich schonmal bewegt. Und ins Sportstudio geh ich auch.

Fazit: Jahrelanger Schichtdienst kann auf die Pumpe gehen, muss aber nicht, wenn man darauf achtet, den Körper anderweitig so wenig wie möglich durch andere gesundheitsschädliche Dinge zu belasten.
 
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Ich hab noch was vergessen, das gilt aber wahrscheinlich nur für so kleine Klitschen, wie jene, in denen ich zugange war:
Wenn man am Morgen als Erster kommt, ganz alleine im "Funkhaus", das Studio einschaltet, die Knöpfchen drückt - und alles ist tot! Schon mal dieses Gefühl gehabt?
Studio kaputt?
Bei uns hat mal ein Marder in einem Stromverteilerhäuschen irgendwelche Sicherungen ausgelöst und der ganze Straßenzug inklusive Funkhaus war lahmgelegt. Und ich war der Erste - und lange der Einzige - der anwesend war (vom Praktikanten konnte ich schließlich nichts erwarten).

Ein anderer Fall: Ich (News) war zusammen mit dem Frühmoderator im Studio, drei Minuten, bevor wir vom automatisierten Nachtprogramm wieder auf Sendung umschalten wollten, da schüttet er seinen ganzen Kaffee (den er verbotenerweise mit ins Studio genommen hatte) ins Mischpult. Kleiner Gau am Morgen!

Und noch ein Erlebnis: Ich war schon da, aber der Frühmoderator kommt und kommt nicht. Ich rufe ihn an, es stellt sich heraus, er hat verpennt. Wir haben die Situation gerettet, indem ich das Studio in Betrieb genommen und ihn über Telefon live in die Sendung gelegt habe. So konnte er pünktlich die Hörer begrüßen, die Sendung anmoderieren und sich dann ins Auto setzen. Ich habe in der Zwischenzeit die Regler bedient.

Das alles trägt auch nicht gerade zu einem ausgeglichenen Wesen und zu Gesundheit und Wohlbefinden bei.
 
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Nee, nicht wirklich. Hilfe!

Aber dieses Gefühl kenn ich auch, wenn man als erster ins Studio kommt und das läuft noch auf Nachtbetrieb. Ich komme mir dann immer vor wie in "Alien". Kurz vor dieser Szene ganz am Anfang, wo die ganze Besatzung nach und nach aus dem künstlichen Gefrierschlaf geweckt wird, und dann stellen sie fest, dass das Raumschiff Lichtjahre vom Kurs entfernt ist... huaaa....

Und irgendwelche Leute aus dem Bett klingeln, das haben wir wohl alle schon mitgemacht.

Das geht immer so in drei Stufen. Nachricht Stufe 1 auf der Mailbox klingt üblicherweise so:

"Hallo XY, tut mir ja leid dass ich dich so früh aus dem Bett klingeln muss, aber du solltest schon seit einer halben Stunde hier sein, wäre wirklich zauberhaft wenn du dich allmählich mal hierher bemühen würdest..."

Stufe 2:

"Ähm... XY... ich will ja nicht drängeln, aber wenn Du nicht in den nächsten zehn Minuten hier aufschlägst, haben wir ein ernstes Problem..."

Und (Alarm-)Stufe 3:

"XY, du blöde Socke, wo steckst du denn, verdammte Sch....!!!???"
 
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Die Gefahr bei zuviel Coke und Kaffee ist die Unterzuckerung.
Man redet dummes Zeug und merkt es nicht, der Hörer merkt es wohl.
Ein stabiler Blutzuckerspiegel ist wichtig.:)
 
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Bei manchen Frühdiensten muss ich an das Hesse-Wort denken "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne...".
Da schlurft man in dunkler Nacht hundemüde ins Funkhaus, im Winter klappern noch die Zähne, die Nase läuft, die Ohren fühlen sich an wie Eiswürfel. Der Nachtdienstpförtner grüßt eher bissig und knurrt "Morsche. Aach schon uff de Baa?" Man ist zu müde, um zu antworten, weiß aber, dass man in wenigen Minuten so fit und ausgeschlafen tun muss, dass das Sendegebiet vor Freude aus dem Bett hüpft.
Irgendwo, tief im Innern des Senders, blubbert eine Kaffeemaschine. Aha, denkt man, noch einer wach...
Und dann überkommt einen manchmal das Gefühl: Mensch, ich bin hier wichtig. Ich habe mich aus dem Bett geschält zu unmenschlicher Uhrzeit. Wenn ich es nicht getan hätte, würde jetzt keiner hier senden. Der Techniker würde ein Notprogramm fahren, der Nachrichtensprecher (ist der überhaupt schon da?) würde gegebenenfalls ein paar Zeitansagen machen. Mensch, bin ich wichtig. Mit jedem Zeitgenossen mehr, der zum Frühdienst erscheint, schwindet dieses Gefühl wieder. Der frühe Held wird wieder zum Rädchen im Getriebe. Irgendwann, nach halb neun, kommen dann auch die Redaktionsleiter, die Direktoren, der Intendant. Schlaffies! Konnten ausschlafen, während mein Wecker um halb drei dröhnte. Pah! Wann kommt eigentlich das Bundesverdienstkreuz für die Überwindung, während der Tiefschlafphase aus dem warmen Bett gekrochen zu sein?
Ich liebe die Frühschicht!
 
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Ahh, da kommen also doch noch die interessanten Dinge aus dem Funkhausalltag. Sehr schön! Mehr davon!

Ich kann nicht mit frühmorgen-Funkhausgeschichten dienen, aber mit um-4-Uhr-im-Labor-sei-Stories. Ich war mal 1998 sowas wie obdachlos (interessant, daß sich das gerade gewissermaßen wiederholt, dazu noch in der gleichen Stadt). Der Typ, bei dem ich meinen Schlafsack ausgerollt habe, schmiss mich um 4 früh raus, weil er irgendwie wegfahren mußte und nur einen Schlüssel hatte. Ich stand also kurz nach 4 im Labor, 3 Stunden vor den Technikern und 5 Stunden vor den Studenten.

Es war prima: keiner stört, kein Telefon, ich konnte herrlich entspannt und produktiv an meiner Diplomarbeit schreiben. Und auch ich kam mir wichtig vor, wie der Captain auf einem Raumschiff, der alleine wacht. Als die Leute dann so langsam eintrudelten und die Sonne glutrot hochkam, hatte ich soviel geschrieben wie sonst nie in so wenigen Stunden.

Und ein Frühmoderator, der noch nicht verschlafen hat, gibt es den überhaupt?


Zur Ernährung: mangels Wohnung und demzufolge auch eigener Küche und eigenem Kühlschrank ernähre ich mich seit vergangenem Sommer eher ungesund. Die letzten 2 Wochen gab es früh ein belegtes Baguette aus der Bäckerei, mittags das übliche fette und schwere Kantinenessen (der Fokus liegt dort, thüringen-typisch, eindeutig auf Fleisch) und abends einen Döner, weil ich mal wieder mein Hab und Gut im Rucksack mit mir rumschleppte und überhaupt keine Essmöglichkeit hatte. Da freue ich mich dann immer auf das Wochenende: eigene Wohnung, Kühlschrank, Küche. Ich ertappe mich dann dabei, fast nur Obst und Gemüse sowie fettarmen Yoghurt (der 0.1er Weihenstefan ist lecker und erfrischend wie Sommerregen!) zu kaufen. Aufs Brot kommt dann meist Graved Lachs (der mit der leckeren Senfsoße) - für die Omega-3-Fettsäuren. Mittag fällt am Wochenende aus, da gibt es nur nen Apfel oder einen selbstgeschnippelten Fruchtjoghurt. Getrunken wird ohnehin fast nur Leitungswasser oder Gemüsesaft. Ich fühle mich sehr wohl dabei.
 
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Die Schilderungen hier sind sehr beeindruckend. Mein Schichtdienst war dagegen vergleichsweise harmlos weil sehr geregelt, schlimm nur wenn man so gegen 2 Uhr in eine Art Trance verfällt, seine Arbeit aber weiter verrichtet und gegen 4 Uhr wieder zu Bewusstsein kommt und dann nicht weiß wo man in den letzten 2-3 Stunden gewesen ist. Da bei mir Alkohol, Kaffee und Tabak absolut nicht zur Debatte stehen half gegen übergroße Müdigkeit oft ein Becher Cola mit Zitronensaft. Je müder, desto mehr Zitronensaft, so sauer daß es einen richtig schüttelt. Das war nicht schlecht.
Ich glaube auch die Lokführer haben ganz fiese Arbeitsbedingungen mit den ständig wechselnden Diensten, vor vielen Jahren habe ich das auch mal gemacht und bin um 3 Uhr Morgens auf dem Bahnhof umhergetapert um z.B. einen Güterzug nach O. zu fahren - Man fühlt sich tatsächlich wie auf einem anderen Planeten.
 
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Gleichgültig, wie man sich im Schichtdienst fühlt, ist es erwiesen, dass es Auswirkungen auf die Gesundheit hat. In einer Studie eines Krebsforschungszentrums glaube ich kürzlich gelesen zu haben, dass bei untersuchten weiblichen Probanten der Berufsgruppen Krankenschwestern und Stewardessen ein deutlich höheres Brustkrebsrisiko festgestellt werden musste. Da es keine adäquate Untersuchung bei Männern geben kann, sollte es zumindest den weiblichen Akteuren der Radiogilde zu denken geben.
Ein weiterer Aspekt ist der genetisch bedingte Menschentyp; A) Morgenmuffel oder B) Frühaufsteher. Der Typ A wird trotz gesunder Lebensführung niemals gegen 05.00 Uhr geistig kreative Höchstleistungen vollbringen und ist für den Einsatz in dieser Zeit nur bedingt geeignet. Der Typ B ist dagegen für die Nachtarbeit ab 22.00 Uhr ungeeignet, da ihn notorische Müdigkeit befällt und er am liebsten mit den Hühnern ins Bett gegangen wäre. Wer welcher Typ ist, kann man wissenschaftlich in einem Schlaflabor ermitteln lassen oder man sollte einfach einmal in sich „hineinhören“. Leider lässt die Gesellschaft hier kaum Spielraum zu, die genetische Bestimmung den arbeitszeitlichen Erfordernissen in Einklang zu bringen, außer man wechselt den Job.
Schönen Sonntag
 
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Vielleicht äußert sich ja auch noch der ehemalige Stellwerker hier aus der Runde...

Kaffee, Alkohol und Tabak sind in meinem Leben auch Fremdworte. Alkohol dürfte aber auch kaum helfen, nachts fit zu bleiben - bestenfalls kann man damit den Kummer über die verkorkste Nacht ertränken. :D

Ich habe letzten September mal mangels verfügbarer Mitarbeiter weitgehend "durchgemacht", also 7:30 auf Arbeit, gegen 19 Uhr nach Hause, was essen und 20:30 wieder auf Arbeit. Bin dann um 2 oder so nach Hause zurück. Das hat sich am nächsten Tag bitter gerächt (ging ja um 6 schon wieder raus). Wenn schon eklige Arbeitszeiten, dann geregelte. Nur die Jungs aus der Produktion hatten was zu staunen: da kommt der neue aus der Forschungsabteilung und stellt sich nachts zu den Schichtleuten in die Halle, fährt Hubwagen und macht all den Kram, den sonst keiner der F&E-Jungs gerne macht. Das war es mir wert, solche Kapriolen liebe ich. ;)
 
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In einer Studie eines Krebsforschungszentrums glaube ich kürzlich gelesen zu haben, dass ...

Geht's etwas konkreter bitte?

Außerdem, auch wenn es Dich vielleicht überraschen mag: Männer haben ebenfalls Organe, an denen was wuchern kann. Soviel zu Deinem Satz:

Da es keine adäquate Untersuchung bei Männern geben kann, sollte es zumindest den weiblichen Akteuren der Radiogilde zu denken geben.
 
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Irgendwo, tief im Innern des Senders, blubbert eine Kaffeemaschine. Aha, denkt man,

... um die Zeit ist es noch so ruhig, daß man dieses Dauergeräusch hören kann ...


Irgendwann, nach halb neun, kommen dann auch die Redaktionsleiter, die Direktoren, der Intendant. Schlaffies!

Wessis! In Sachsen-Anhalt würden die bestimmt nach alter DDR-Sitte um 7.00 Uhr anwesend sein ...
http://www.politplatschquatsch.com/2007/06/wir-packen-frher-ein.html


Vielleicht äußert sich ja auch noch der ehemalige Stellwerker hier aus der Runde...

Kaum, nachdem schon ein ehemaliger Lokführer gesagt hat, was es für dieses Gewerk zu sagen gibt. Dem könnte man höchstens noch hinzufügen, daß man sich dort, wo es wirklich ähnliche Anfangszeiten gibt oder gab, oft schon um 23.00 Uhr auf den Posten begab, statt mitten in der Nacht draußen rumzugeistern. Da vorher ins Bett zu gehen ist nämlich völlig sinnlos.

Soll heißen, es dürfte immer noch einen Unterschied machen, ob man an den einen Tagen nachts bis 6.00 Uhr arbeitet und an anderen Tagen früh ab 6.00 Uhr, oder ob man wirklich zu Zeiten aufstehen muß, zu denen sich die drei Beiträge weiter oben unter A) angeführte Fraktion gerade erst zur Ruhe begibt. „Normaler“ Schichtdienst ist schon nicht gerade eine Maßnahme der Gesundheitsförderung, aber letzteres ...

Übrigens, wer es womöglich noch nie erlebt hat: Im Juni und Juli dämmert es um 3.00 Uhr schon sehr spürbar und die Vögel beginnen sich zu melden. Ein halbes Jahr später kommt dann natürlich der Bumerang; da hat man dann längst schon sein Mittagessen bestellt, wenn irgendwann auch mal die Sonne aufgeht.
 
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Wer welcher Typ ist, kann man wissenschaftlich in einem Schlaflabor ermitteln lassen oder man sollte einfach einmal in sich „hineinhören“.
Hier empfiehlt der Autor vom Typ "Wenn ich heute noch mal neu anfangen könnte, würde ich Neurologe werden" doch eher die wissenschaftliche Variante im Schlaflabor.

Allerdings nicht "einfach so" mal eine Nacht im Schlaflabor verbringen (ihr werdet Euch wundern, wie herrlich dunkel, leise und wirklichkeitsfremd Schlaflabore sein können), sondern bitte verbunden mit einem so genannten Schlaflatenz-Test, Kontroll-EEGs und Leistungskontrollen zu verschiedenen Zeiten.

Ein Aufenthalt in einer entsprechenden Klinik nicht unter drei Tagen sei angeraten.
Das Ergebnis der Untersuchungen ist aber heutzutage weder als Krankheitsbild im Sinne des ICD-10 abgebildet noch kann man darauf aufbauend eine Änderung des Dienstplans einfordern (noch nicht mal über die Schwerbehindertenvertretung, so man überhaupt schwerbehindert wäre).

Die wahrlich nicht neue Erkenntnis, dass a) Wechselschicht und b) unregelmäßiger sowie zu kurzer Schlaf auf Dauer Krankheiten, zumeist über die psychosomatische Schiene, auslösen kann - nicht: muss -, wird nahezu jeder Arzt bestätigen.
Gute Ernährung mag den Körper unterstützen, aber Allgemeinrezepte kann es gar nicht geben. Den allgemeingültigen Kreislauf und Stoffwechsel gibt es gar nicht - höchstens gewisse gemeinsame Grundlagen.
Verhaltenstherapien und eine entsprechende Disziplinierung können gleichfalls unterstützend wirken, dennoch wird sich der Körper auf Dauer nicht in ein Schema pressen lassen, in dem er sich nicht wohl fühlt. Das kann sich - durchaus nach längerer Zeit - z.B. mit einer leichteren Anfälligkeit für Krankheiten oder vermeintlich grundlosen resp. nicht richtig fassbaren Krankheitsbildern bemerkbar machen.

Der (gesunde) Schlaf und seine wichtige Wirkung ist ein in unserer Gesellschaft leider gern unterschätztes oder gar abschlägig behandeltes Thema.

Gruß, Uli
 
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Vielleicht äußert sich ja auch noch der ehemalige Stellwerker hier aus der Runde...

Werde ich zwar nicht mit gemeint sein, aber ein ehemaliger Stellwerker bin ich auch und das hatte schon nach kürzester Zeit physische Konsequenzen.
Nicht nur der innerhalb einer Woche wechselnde Schichtdienst (immerhin musste ich zur Frühschicht erst um 4 Uhr raus, dafür aber zur Nachtschicht schon um 17.45 Uhr) sondern auch die hohe Anspannung und dauerhafte Konzentration haben meinem Magen binnen kürzester Zeit so zugesetzt, dass er sich auch lange danach noch nicht wieder erholt hat.
Dank des Dauerbetriebes bei den Nachbarn in Köln-Eifeltor und Gremberg war an Augen mal zu machen nicht zu denken und aufs WC ging auch nicht dann, wenn man wollte sondern wenns die Zugfolge erlaubte. Wenn man dann noch alleine da sitzt und auch nicht mal zwischendurch raus kann, wirds schnell kritisch. Da hat dann auch eine Ernährungs"anpassung" nicht viel geholfen. (Immerhin hab ich die Nachtschichten in den letzten Monaten gänzlich ohen Koffein ausgehalten).

Das einzige (um das auch nochmal von zuvor genannten Postings aufzugreifen), was wirklich geholfen hat, war, dass man abends dann auch sofort ins Bett ging, wenn die Müdigkeit zunahm...und sei es, dass es "erst" 20 Uhr war. Einen stringenten Ablauf mit festgelegten Schlafzeiten wäre nach meiner Ansicht kontraproduktiv...zumal ich auch einer der seltenen Spezies bin, der tagsüber nicht schlafen kann (außer nach der Nachtschicht natürlich).
 
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Geht's etwas konkreter bitte?
Da offensichtlich hier auch Meinungsäußerungen branchenfremder Berufsgruppen erwartet werden,..
Vielleicht äußert sich ja auch noch der ehemalige Stellwerker
…deren Verständnis für die Originalquelle mir zweifelhaft erscheint, gibt es nachfolgend unter Berücksichtigung der Qualifikation, den Text eines adäquaten deutschsprachigen Artikels.

http://www.forum-gesundheitspolitik.de/artikel/artikel.pl?artikel=1045
 
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Allerdings nicht "einfach so" mal eine Nacht im Schlaflabor verbringen (ihr werdet Euch wundern, wie herrlich dunkel, leise und wirklichkeitsfremd Schlaflabore sein können)
Schlaflabor der Uniklinik Jena: überheiztes Zimmer, trotz Gardinen hell, da nur wenige 10 m gegenüber das nächste Kliniksgebäude steht. Oberstes Stockwerk, ständig Rettungshubschrauber-Anflüge. Bett viel zu weich, nach wenigen Minuten Rückenschmerzen. Wollte mich auf die Seite legen - ging nicht, da komplett verkabelt und mit umgeschnallten Kästen. Irgendwas machte laute sirrende Geräusche und gleich nebenan (Leichtbauwand) war das Schwesternzimmer. Alle Schwestern tragen offenbar Holzschuhe... klap-klapp-klapp... und klirren ständig mit Kaffeetassen.

Früh dann "sie haben letzte Nacht überhaupt nicht geschlafen." Ich hätte den Überbringer dieser Nachricht am liebsten erwürgt. Zu dieser Erkenntnis wäre kein Schlaflabor nötig gewesen. Den Versuch, mich noch zu einer Lumbalpunktion zu überreden, habe ich erfolgreich abgewehrt. Macht die Studien bitte an anderen Leuten und bleibt mir vom Rückenmark fern...

Und das alles, weil ich nach 2 Jahren Berlin nicht mehr schlafen konnte und aufm Zahnfleisch ging. Inzwischen hause ich ja wieder in Jena und schlafe trotz fehlender Wohnung und "mal hier, mal da" wieder recht gut.

Das Ergebnis der Untersuchungen ist aber heutzutage weder als Krankheitsbild im Sinne des ICD-10 abgebildet noch kann man darauf aufbauend eine Änderung des Dienstplans einfordern
Oder des Arbeitsklimas. Selbiges war in Berlin so, daß einige ex-Kollegen inzwischen stolze Träger von Knirscherschienen sind - auch ganz ohne Nachtdienst. Ich schiebe einiges Streßpotential auch auf den massiven E-Smog in Berlin. Auch wenn es offiziell noch geleugnet wird - so etwas muß Einfluß auf das Biosystem Mensch haben, da es auf Evolutions-Zeitskala erst gerade eben eingeschaltet wurde. Ich kenne genug Leute, die am besten in freier Wildbahn schlafen, auch wenns da unbequem ist. In Nord-Norwegen, 5 Tage Fußmarsch von der nächsten Siedlung entfernt, schlafen sie, in einer deutschen Stadt wälzen sie sich unruhig im Bett. Und wenn sie mit dem Handy telefonieren oder WLAN nutzen, bekommen sie Kopfschmerzen.

unregelmäßiger sowie zu kurzer Schlaf auf Dauer Krankheiten, zumeist über die psychosomatische Schiene, auslösen kann - nicht: muss -, wird nahezu jeder Arzt bestätigen.
Genau das hatte ich die vergangenen 3 Jahre zu Genüge. Nach dem Rückzug nach Jena bin ich immunsystem-technisch erstmal komplett zusammengebrochen, inzwischen geht es wieder so einigermaßen.

Der (gesunde) Schlaf und seine wichtige Wirkung ist ein in unserer Gesellschaft leider gern unterschätztes oder gar abschlägig behandeltes Thema.
Leider wahr. Mein ex-Chef brauchte 5 Stunden Schlaf pro Nacht und konnte nie verstehen, wie jemand mehr benötigen kann. Sein Enkel (Kleinkindalter) brauchte nur 6 Stunden, was den Mann auch in stolzes Entzücken versetzte. Der Institutsleiter war mit 4 Stunden pro Nacht zufrieden. Ich brauche 8. Punkt.

[Stellwerker] …deren Verständnis für die Originalquelle mir zweifelhaft erscheint, gibt es nachfolgend unter Berücksichtigung der Qualifikation, den Text eines adäquaten deutschsprachigen Artikels
Vorsicht! Es gibt eine Spezies Mensch, die aus unerklärlichen Gründen von der sogenannten "höheren Schulbildung" und somit allem, was danach folgen könnte, fern blieb / bleiben mußte. Was nicht bedeutet, daß es da nicht höchstintelligente gibt, die sich womöglich mit 5 Jahren selbst das Lesen beigebracht haben und auf der Stellerei nur verschwendet waren. Unter Umständen mit der Konsequenz, langsam aber sicher dort durchzudrehen, gerade noch den Absprung zu schaffen und nun in Berufen tätig sind, die eigentlich Ingenieuren vorbehalten sind. Dadurch nicht ausgelastet, soll es sogar schon vorgekommen sein, daß sie "nebenbei" noch als freier Autor für den Hörfunk arbeiten und den Zugang zum Videotext-Editiersystem haben.

Aber schon erstaunlich: 1 Lokführer und 2 Stellwerker haben sich hier schon gemeldet. Wer weiß, was da noch alles zum Vorschein kommt.
 
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...soll es sogar schon vorgekommen sein, daß sie "nebenbei" noch als freier Autor für den Hörfunk arbeiten...
damit die berufsbedingten gesundheitlichen Probleme von wechselnden Beschäftigungszeiten zwar kennen, aber sich glücklicherweise ihnen nicht oder nur sehr eingeschränkt unterwerfen müssen.
 
AW: Gesundheit von Frühmoderatoren

Wirst dich kaum wundern, es gibt auch Ingenieure die in Berufen arbeiten in denen sie eigentlich weit unterfordert sind. Leider konnte man es sich in den vergangenen 10 Jahren nicht gerade aussuchen, da war man oft froh überhaupt einen halbwegs sicheren Job zu haben. Und beim Radio gibt es meines Wissens nach auch einen ganzen Haufen Leute die zumindest das Studieren angefangen haben?
 
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Au weia! :D Einfach mal einen Blick auf die sog. Zugangsvoraussetzungen für Volontariate bei der ARD werfen.


und aufs WC ging auch nicht dann, wenn man wollte sondern wenns die Zugfolge erlaubte

In der Sendeabwicklung wird man aber üblicherweise nicht von Zugfolge sprechen :D
 
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Und beim Radio gibt es meines Wissens nach auch einen ganzen Haufen Leute die zumindest das Studieren angefangen haben?
...und es mit etwas Glück auch irgendwann beendet haben, um in der Zeit, in der sie als Morgen-Schreihals ausgelutscht sind, noch was anderes machen zu dürfen, als Autohaus-Eröffnungen zu moderieren. In manchen Abteilungen bei den öffentlich-rechtlichen legt man durchaus Wert auf ein abgeschlossenes Studium.
 
AW: Gesundheit von Frühmoderatoren

um in der Zeit, in der sie als Morgen-Schreihals ausgelutscht sind, noch was anderes machen zu dürfen, als Autohaus-Eröffnungen zu moderieren
Also, ich persönlich würde gern ein paar Autohauseröffnungen moderieren. Das ist äußerst leicht verdientes und zudem nicht eben knappes Geld! :)
 
AW: Gesundheit von Frühmoderatoren

Meine Frühschichterfahrung:
Rhythmus, Rhythmus, Rhythmus. Kombiniert mit "Morgenritualen" und der Erfahrung, "wie du den Tag beendest, so beginnst du den neuen". Deshalb abends unbedingt runterkommen und nicht in Hektik noch tausend Dinge erledigen, um ja nicht zu spät ins Bett zu kommen. Der Morgen beginnt dann in eben dieser inneren Unruhe.

Pausen machen, wo der Körper sie verlangt. Bei mir hat sich mit der Zeit die halbe Stunde Schlaf am Nachmittag durchgesetzt. Seitdem reichen nachts fünf Stunden Schlaf. Ob man sich durch familienbedingte nächtliche Schreiattacken zusätzliche Herausforderungen suchen will, möge jeder selbst entscheiden...

In der Redaktion und im Studio gilt ebenfalls: Klare Abläufe und klare Zuständigkeiten, um dem Geist die Chance zu geben, langsam und zugleich sicher ins Arbeiten zu kommen.

Auf dem Weg zur Frühschicht höre ich zudem weder Radio noch CD, weil das meine zu diesem Zeitpunkt noch fragile Konzentration empfindlich stört.
 
AW: Gesundheit von Frühmoderatoren

Frühschicht ist die geeignete Strecke, um Studium und Job unter einen Hut zu bringen.
Ich habe zwei Jahre lang von 5 Uhr bis 9.30 Uhr Morgens die Frühnachrichten gemacht und bin dann an die Uni. So habe ich meine Promotion finanziert.
 
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Ja, das bringt mich an dieser Stelle auch mal auf die (zugegebenermaßen wenigen) Vorteile des Schichtdienstes:

- die immer verfügbare Socke im Winterschlussverkauf
- null Wartezeit beim TÜV
- freundliche Beamte bei allen Behördengängen, die morgens um elf soeben frisch und ausgeschlafen zum Dienst angetreten sind :)
- eine Friseuse, die nach der Frage "Na, heute mal nen Gleittag genommen?" und der darauf folgenden Antwort "Nee, hab schon Feierabend" erschrocken die Haarschneidemaschine fallen lässt
- UND nicht zu vergessen das wichtigste: im Sommer bei 30 Grad Hitze, wenn alle in ihren Büros schwitzen (ja, auch die Damen und Herren in der Intendanz), liege ich ganz entspannt im Hier und Jetzt am Wannsee...
 
AW: Gesundheit von Frühmoderatoren

Ach ja, wie schön, gleichdenkende gefunden zu haben ;)
Ich mache zwei mal die Woche die Frühsendung im Campusradio. Das heißt "nur" um 5:00 Uhr aufstehen. Dann mit dem Fahrrad zur FH (15 min.), bei Wind und Wetter. Ganz alleine in dem Riesengebäude, Studio von Nacht- auf Tagbetrieb stellen, nochmal von Herzen Gähnen können - einfacht toll :)
Anschließend Schule. Der gewöhnliche Alltag. Das geht eigentlich auch ganz gut. Wie gesagt: 5 Uhr ist nicht 3 Uhr. Trotzdem versuche ich, am Vortag gegen 22:00 Uhr, spätestens 22:30 Uhr im Bett zu liegen. Das macht rund 6,5 Stunden Schlaf. Das ist mehr als sonst und somit in Ordnung. Daher mache ich auch (fast) nie Mittagschlaf, das bringt bei mir nur alles durcheinander.
Körperliche Auswirkungen habe ich bis jetzt nicht festgestellt. Ich bin aber eh sehr flexibel, was Schlaf- oder Essenszeiten angeht.

Gruß Tim
 
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